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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1883
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- 1883-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1883
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welche in der Bibliothek des Lritisd Nussuw Hr». Goebel Vor gelegen hat, fand dieser besser gedruckt, als die meisten ihrer Vorgängerinnen des Jahres 1814. Es war sehr natürlich, daß diese Erfolge großen Neid er wecken und mancherlei Nachahmungen Hervorrufen mußten. Da wurde nun ein früherer „Erfinder" William Nicholson, an den seit langen Jahren Niemand gedacht hatte, wieder aus der Vergessenheit hervorgesucht. Nicholson war ein sehr unter richteter, vielseitig gebildeter, zugleich ehrlicher Mann, der jedoch nicht die Kunst verstand, seine Kräfte zu eoneentriren. Er hat ein gut renommirtes Werk über Schiffahrtskundc geschrieben, und ein Wörterbuch der Chemie herausgegcben. Er verlegte und redigirte das tüchtige „ckcmrnal ok soisnos", leitete eine große Schule in Soho-Sguare und machte zugleich Geschäfte als Agent. Daß ein befähigter und beweglicher Kopf unter diesen mancherlei Beschäftigungen mit der Presse auch seine Gedanken auf eine billigere und raschere Art des Drückens richtete, kann nicht be fremden. Im Jahre 1790 erwarb er ein Patent, das sich fast auf alles Mögliche, was Schriftgießerei und Druckerkunst be trifft, ausdehnte. Es waren Zukunftsphantasien eines aufgeweckten Kopfes, aber keine Erfindungen mit Fleisch und Blut und Nicholson hat auch nicht eine seiner vielen Erfindungen auf dem Papier in der Praxis durchgeführt oder nur durchzuführen ver sucht. Er selbst war Bcnsley und König bei ihren Patent- gesucheu behilflich und hatte sich gegen Ersteren bei dieser Gelegenheit dahin geäußert, er selbst habe Aehnliches im Sinne gehabt, es sei jedoch nicht gegangen. Nicholson lebte noch 1815 oder 1816; er war Zeuge von dem Erfolge der Erfindung König's, es war ihm aber nie eingefallen, in derselben irgend einen Eingriff in seine Rechte zu erblicken. Nicholson's Patent war eines der sogenannten „Chikanir- patente", in denen alles Mögliche und Unmögliche enthalten ist und durch welche bei einigem Geschick und bösem Willen praktische Erfindungen Anderer leicht zu hemmen sind. Seine unfertigen Umrisse waren „Zeichnungen in der Luft". Wie unpraktisch seine Ideen waren, wird jedem Fachmanne einleuchten, wenn er erfährt, daß Nicholson durch Schaben der Schäfte den Typen konische Gestalt geben und sie durch Leim oder Cement auf einem Cylinder festhalten wollte. „Nicholson's Patent", so sagt der bereits erwähnte berühmte Fachmann William Savage, „bedeutet nichts als eine der Vorstufen in der Geschichte der Erfindung der Druckmaschine, wie es solche in der Geschichte fast aller Er findungen gibt." Wie gesagt, wäre es nicht, um König zu ver kleinern, so wäre Nicholson ruhig bei den todtgeborenen Erfindern liegen geblieben. Der Versuch, ihn als Erfinder der Schnellpresse König gegenüber zu stellen, ist zunächst ein Werk von dessen Associfi Bensley, dessen Beweggründe wir kennen lernen werden. Inzwischen regte sich die Coneurrenz, die bald große Dimensi onen annehmen sollte. Die erste entstand durch einen Buch druckereibesitzer in Norwich, Bacon, im Verein mit dem sehr tüchtigen Mechaniker Bryan-Donkin in Bermondsey, berühmt ge worden durch die Ausführung der Papiermaschine für endloses Papier. Da ihr Patent jedoch erst vom 23. November 1813 stammt, also aus einer Zeit, wo bereits König's dritte Maschine im Bau war, so muß es sonderbar erscheinen, daß überhaupt von einer Priorität der Erfindung seitens der Genannten die Rede sein konnte. Es blieb übrigens bei dem Bau eines einzigen Exemplars, das sich gar nicht bewährte. Für König lag jedoch in der beginnenden und noch zu er wartenden Coneurrenz die Aufforderung, alle Kräfte anzuspanne», um den Vorsprung zu behaupten, was er auch redlich that. Bereits 1811 hatte er eine große „Kc>uncka.dc>ut,"-Maschiue erdacht mit acht Druckcylindern, die jedoch nie zur Ausführung kam. 1814 wurde seine Complet- oder Schön- und Wiederdruckmaschine patentirt, in welcher der, erst dem einen, dann durch eine cvfförmige Bewegung dem zweiten Druckcylinder zugeführte Bogen auf beiden Seiten bedruckt wurde, auch benutzte König nunmehr die Massenwalzen. Das erste Exemplar der Com- pletmaschine, welche stündlich 900 —1000 zweiseitiggedruckte Bogen lieferte, erhielt Bensley. Die erste Probe damit wurde in Gegenwart der oesterreichischen Erzherzöge Johann und Ludwig gemacht; das erste darauf gedruckte Buch, I. F. Blumenbach's Institutions ok pd^sioloS/, war zugleich das erste ans einer Schnellpresse vollständig hergestellte Buch. Von 1818 lieferte sie auch die „Internr^ OgLotts", welche ihren Lesern erzählt, daß das Blatt auf Hrn. Bensley's Maschine, die eine hochbedeutende Verbesserung der Buchdruckerkunst repräsentirt, gedruckt werde; von Hrn. König ist, charakteristisch für den Compagnon Bensley, mit keinem Worte die Rede. Die erste verbesserte „einfache" Maschine kam in die Osficin des Hrn. Taylor, der stets ein treuer Freund sowohl König's als Bauer's blieb. Sie hatte ein größeres Format als die erste Maschine Bensley's, und druckte „Mm pdilosopbioul ckournal" in 900—1000 Exemplaren stündlich und wurde später von Oberzell aus in eine doppelte umge wandelt*). Mit dem Fertigstellen der Completmaschine kann die Er findung der Schnellpresse für vollendet angesehen werden. Ueber die Kosten des Unternehmens fehlen bestimmte Angaben; in einem Briefe au Eggert im November 1816 sagt König, „das Unternehmen habe bis jetzt circa 16,000 Pf. St. (320,000 M.) gekostet", wahrscheinlich incl. der Maschinen für Bensley, Walter und Taylor; dagegen verschwinden allerdings die 3000 Thlr. von Riedel, mit denen die Erfindung in Scene gesetzt wurde. Der Wunsch nach klingendem Lohn seitens König's war gewiß ein berechtigter. Dieser konnte nur durch möglichste Ver breitung der Maschine erzielt werden. Jedoch zu den Schwierig keiten, die in den hohen Preisen und den damaligen gedrückten geschäftlichen Verhältnissen lagen, gesellte sich noch, mirabits ckietu, ein heftiger passiver Widerstand seitens Bensley's, der mehr sein Interesse darin suchte, im Alleinbesitz der Maschine diese als Buchdrucker auszunutzen, denn als Maschinenfabrikant auf die weiteste Verbreitung derselben hinzuwirken. Es gelang ihm so gar noch im April 1817, die Versendung eines gedruckten Preis verzeichnisses zu Hintertreiben. Im Uebrigen hatte König selbst keine übertrieben große Ansicht von der Zahl der unterzubringen- den Maschinen; er schätzte diese für England auf 25—30, für Amerika auf noch weniger; für letzteres Land war er bereit das Patent, incl. einer vollständigen Doppelmaschine, für 7000 Pf. St. abzugeben; zu einer wirklichen geschäftlichen Anknüpfung mit Amerika kam es jedoch überhaupt nicht. Auch mit Deutschland wurde noch kein Geschäft abgeschlossen, wenn auch eine Annäherung stattfand. Im Dccember 1814 wendete sich I. C. Spener, der in seiner Zeitung zuerst in Deutschland auf die Erfindung aufmerksam gemacht hatte, an König mit Anfragen, die dieser jedoch abrathend beantwortete. Die Maschine würde für deutsche Verhältnisse zu theuer kommen, man spare dort, wo die Löhne billig seien, nicht genug, um, wie in England, Maschinenhilfc lohnend zu machen; Spener möge sich gedulden, bis König nach Deutschland übersiedeln würde, dort könne man Maschinen billiger Herstellen. *) Die verschiedenen in England gebauten Maschinen sind S. 74 bis 78 de- Goebel'schen Werkes ausführlich beschrieben und abgebildet.
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