Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1883
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- 1883-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1883
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wir heute unter einer Schnellpresse verstehen, sie lieferte jedoch bereits mehr als 400 Exemplare stündlich, was daraus hervor geht, daß König's 1060 Ps. St. bald nach der Aufstellung der Maschine als eingeschossenes Capital anerkannt wurden. Sie war, wie der Suhler Versuch, eine, wenn auch in der Construc- tion verbesserte Tiegeldruckpresse. Vor allem waren die plumpen Holztheile durch eiserne ersetzt; das Farbcwerk war vollkommener, die Anbringung des Deckels und des Rähmchens praktischer. Auch der Antriebsmechanismus war vereinfacht, jedoch noch immer sehr complicirt. Vieles war somit erreicht; aber das Ganze genügte am wenigsten dem vorwärtsstrebendcn Erfinder, namentlich nicht das Prinzip des Tiegeldrucks. Zwar ist dies noch heute nicht ganz verlassen und blieb namentlich in Amerika lange beliebt, jedoch König wurde sich bald darüber klar, daß das wahre Wesen der Schnellpresse die Chlinderbewegung bedingte. Daß er erst an der Hand der Erfahrung zu diesem Ergebniß kam, kann seinem Er finderruhm keinen Eintrag thun. Sobald er das Bessere eingesehen, fehlte ihm auch nicht der Muth, um von neuem zu beginnen. Am 30. Oetober 1811 ward das Patent für eine Cylinder- maschine, in welchem auch bereits die Doppelmaschine vorgesehen war, genommen und im December 1812 stand in der von Bauer geleiteten mechanischen Werkstätte in White - Croß Street die Cylinderpresse fertig da, die in Bensley's Osficin den Bogen 6 des ersten Theils von Clarkson's lüts ot' Uenn als erstes Er zeugnis druckte. Eine ausführliche Beschreibung ohne Abbildungen zu geben, würde nicht viel nützen und hier auch nicht am Platze sein; wir beschränken uns deshalb auf die kurze Erwähnung der wesent lichsten Fortschritte. Der große Aufbau der Tiegeldruckpresse war wcggefallen. Das Farbewerk, eine Walze über der andern, erhob sich über der Mitte der Maschine und war durch Einfügung metallener Verreibungswalzen, die mehr oder weniger scharf gestellt werden konnten, verbessert. Die Oberfläche des Chlinders wurde durch drei Längeneinschnitte in drei gleich große Segmente getheilt. Jeder der Einschnitte verursachte, wenn die Maschine arbeitete, einen kurzen Stillstand des Chlinders, welcher der Form Zeit und Raum zu ihrem Zurückgehen, ohne in Berührung mit dem Chlinder zu kommen, gewährte und den nöthigen Aufenthalt gab, damit das Rähmchen seine Bewegung vollziehen und der Bogen aufgelegt werden konnte. Die drei Felder des Chlinders waren mit Luch überzogen und mit Pnnkturen behufs des An legens des Bogens versehen. Das Rähmchen bestand ans bieg samem Mctallblech, damit es sich an den Chlinder anschmiegen konnte, über dasselbe waren die den Bogen festhaltenden Bänder gezogen, die in der Spannung durch Uhrfedern erhalten wurden. Für Schnelldruck ohne Zurichtung war die Maschine somit gut eingerichtet und lieferte 800 Exemplare in der Stunde; weniger zweckmäßig war sie für feineren Druck, da ein drei maliges Unterlegen erforderlich gewesen wäre. Die Bewegung des Karrens geschah durch einen mit demselben verbundenen Doppelrechen, in dessen Gitter die Zähne eines auf einer Welle des Antriebsmechanismus sitzenden Zahnrades eingrisfen. Der An trieb war immer noch sehr complicirt und wurden von König selbst als „Mühlwerk" bezeichnet. Jetzt war man soweit, daß man einige Spitzen der Zei tungspresse zur Besichtigung der neuen Maschine einladen konnte. Der Besitzer des „Noruing ORroniols", Hr. Perry, wollte nichts von derselben wissen, als aber Mr. Walter kam, war Sehen und Siegen eins. Sein früherer Widerstand war gebrochen, und ehe er die Werkstätte verließ, hatte er zwei Doppelmaschinen bestellt. Das war ein wirklicher, großer Sieg der deutschen Erfin dung über die weit fortgeschrittene Mechanik Englands. Kaum hätte irgend ein anderer Auftrag König in ähnlichem Grade erwünscht kommen können, als der von dem einflußreichen, tüchtigen, weitblickenden und zugleich reichen Besitzer des Weltblattes ihm ertheilte, welcher selbst längst das Bedürfniß eines verbesserten Druck apparates gefühlt und diesem, theils durch den bekannten Ingenieur Jsambert Brunel, den Erbauer des Londoner Tunnels, theils durch reiche Unterstützung eines unbekannten Mechanikers, Thomas Marth», abzuhelfen vergeblich versucht hatte Auf der Doppelmaschine für Walter, die äußerlich sich der jetzigen Form der Schnellpresse näherte, wurden noch ver schiedene Verbesserungen angebracht, welche namentlich das Farbe- Werk und die einzelnen Bewegungsmechnnismen betrafen und das Rähmchen überflüssig machten, welches jetzt durch ein Bänder- shstem ersetzt wurde. Die Schnelligkeit war auf 1100 Exem plare in der Stunde gebracht. Der Bau mußte unter Beobachtung der strengsten Ver schwiegenheit vor sich gehen. Einestheils war der Spott zu fürchten, anderseits die Rohheit der Arbeiter, welche erklärt hatten, sie würden „den Erfinder mit all seinem Teufelswerk todt- und zerschlagen". Auch der Concurrenz wegen war die größte Vorsicht nothwendig. Die 22 Arbeiter König's, selbst Bauer, mußten einen Contraet ans Stempelpapier zu 1 Pf. St. unterschreiben, nach welchem auf Bruch des Verschwiegenheits- Versprechens eine Conventionalstrafe von 100 Pf. St. gelegt war. Auch Walter beobachtete die größte Vorsicht. Die Maschinen- theile wurden einzeln von White-Croß-Street nach einem Neben gebäude der gebracht, wo auch die für den Betrieb be stimmte Dampfmaschine ausgestellt wurde. Alles mußte vorher genau erprobt werden, denn ein Mißerfolg, selbst eine Ver zögerung der Herausgabe der Zeitung um einige Stunden, würde den Hohn der Buchdruckcrwelt herausgesordcrt und die Arbeiter zum Strike veranlaßt haben. Doch es mußte gewagt werden! Am Abend des 28. No vember 1814, einem Montag, wurde den Druckern die Ordre gegeben, bis auf Weiteres mit dem Einheben zu warten, es stände noch das Eintreffen wichtiger Nachrichten vom Continent in Aus sicht. Inzwischen ließ man den Dampf an, die Räder der Maschine fingen an, sich zu bewegen, die Würfel waren gefallen! Wer will die Aufregung der Betheiligten, namentlich König's, beschreiben, in welcher jede Bewegung, jede kleine Stockung be obachtet wurde, wer dann des Erfinders Freude und beglückende Genugthunng ; mit welchem Gefühl mag Walter dem versammelten Personal die Mittheilung gemacht haben, die Zeitung sei ohne sic gedruckt, welchen Eindruck muß diese Nachricht ans die Arbeiter hervorgebracht haben, die nun befürchten mußten, ihren Abschied zu erhalten, was indeß nur in geringem Maß der Fall war! Im Ganzen wurde nur acht Arbeitern gekündigt und Walter er klärte, für sie sorgen zu wollen, bis sie ein angemessenes Unter kommen hätten. Der Leitartikel John Walter's, in welchem er den Lesern der „Mlues" die vollbrachte That mittheilt (S. 69), ist schon öfters gedruckt; wir erwähnen deshalb hier nur, daß er der Erfindung und des Erfinders in ehrendster Weise gedenkt, ein erfreulicher Gegensatz zu den vielen Kränkungen, die von anderer Seite König durch die Presse zugefügt werden sollten. Eine weitere rühmliche Ausnahme machte der bekannte englische Buchdrucker und typographische Schriftsteller William Savage. Die Nummer der „Mmes" vom 29. November 1814, 474*
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