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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1883
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- Erscheinungsdatum
- 08.08.1883
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- Deutsch
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182, 8. August. Nichtamtlicher Theil. 3379 haben, „dann soll uns nichts mehr trennen in diesem Leben"! Auch die Concurrenz nahm König sehr leicht; erst glaubte er nicht an die Fähigkeit der Betreffenden, doch hierin irrte er, wie auch in der An nahme, daß er viel billiger würde liefern können, denn die Con currenz machte auch in England die Maschinen wohlfeil, so daß Bauer schrieb: „Die Buchdrucker dachten, sie werden zuletzt die Maschinen umsonst bekommen." Unter diesen Verhältnissen war es auch das Klügste für Bauer, England möglichst bald zu verlassen. Am 12. Mai segelte er nach Ostende mit seiner Frau, zwei Kindern und einigen eng lischen Arbeitern im Gefolge. Am 28. Mai 1818 traf er in Ober zell ein, sah es also doch zuerst als eine „doautitul lack^ ok si^btssn". Freudig, zugleich schmerzlich, war das Wiedersehen, denn die Enttäuschungen waren groß gewesen und die Sorgen blieben es noch. Da kamen wenigstens die 200 Pf. St. Anzahlung von Walter sehr erwünscht. Ehe Bauer in Oberzell zu wirken anfing, ging er nach Stutt gart; dort gepflogene Unterhandlungen mit Cotta zerschlugen sich, da eine auftauchende Concurrenz, d. h. ein von Anton Strauß ge nommenes Patent, bei dem es allerdings verblieb, Cotta kopfscheu gemacht hatte. Die Arbeiten für Walter konnten erst am 11. Novbr. 1819 von Oberzell abgehen und blieben auch, durch Ungeschick der Spediteure, für den Winter in Antwerpen eingefroren liegen, so daß sie erst am Ende Februar 1820 in London eintrafen. Walter war sehr zornig; als er aber die Arbeit und was die Maschinen leisteten gesehen hatte, wurde er wieder freundlich gestimmt und zahlte nicht allein 63 Pf. St., die er für Zoll und Fracht abgezogen hatte, sondern auch 50 Pf. St. über den eigentlichen Preis. Die freundliche Korrespondenz kam bald wieder in Gang und als König auch ferneren Verkleinerungen in der Presse ausgesetzt blieb, erhob Walter seine mächtige Stimme zu der kräftigsten und wür digsten Vcrtheidigung König's. Ein Gegenstand ihrer Korrespondenz war auch die Stereo typie, die Walter gern einführen wollte, was aber König auf das allerbestimmteste ihm widerrieth. Er würde leicht Platten erzielen können, es würde ihm aber niemals gelingen, sie auf einer Cylinder- maschine zu drucken. Daß König hierin allerdings sehr irrte, hat die Zeit bewiesen. Ueber seine eigenen Stereotypie-Erfindungen aus dein Jahre 1804 schreibt er scherzend: „Ich hatte zu jener Zeit einige Gelegenheitsverse gemacht, die ich heute noch für unzweifel haft besser, als meine Stereotypie oder doch wenigstens als deren Druck zu halten geneigt bin." Bei dieser Gelegenheit erwähnte er auch seine Beschäftigung mit der Setzmaschine. Als er und Bauer zuerst in England davon gehört hatten, hätten sie darüber gelacht, später jedoch die Sache ausführbar gefunden, so daß man den Satz wohl in einem Drittel der für Handsatz nöthigen Zeit würde liefern können, aber nichts an Geld sparen würde. Wünsche Walter seine Pläne zu haben, so würde er sie ihm gern zur Disposition stellen; ausführen könne er sie jedoch nicht, denn das sei zierliche Arbeit für Verfertiger mathematischer Instrumente und dafür hätten sie keine geschulten Leute. Das letzte Concept eines Briefes an Walter ist vom 5. November 1824. Wie mit Walter trübte sich auch zeitweilig das Verhältniß zu Taylor, da dieser nicht ganz mit seinen zwei Maschinen zufrieden war. Zu dem von König vorgeschlagenen Umbau konnte er sich jedoch erst acht Jahre später entschließen. Obwohl sich Taylor etwas nach lässig und unentschieden zeigte, übertrug ihm König doch seine Maschinen-Agentur; er erzielte aber keine Resultate. Nach Erledigung des Walter'schen Auftrags lagen nur die Decker-Spener'schen Bestellungen vor. Von Brockhaus waren zwar Hoffnungen erregt, jedoch kam es zu keinem Resultat. Merkwürdig genug ist es, daß ein Mann, begabt mit einem so weiten Blick und gewöhnt, pecuniäre Schwierigkeiten zu überwinden, sich die Ehre nehmen ließ, als Erster die Schnellpresse in Deutschland zur An wendung zu bringen; dies um so mehr, als er die Sache scharf ins Auge gefaßt und die Wichtigkeit der Schnellpresse vollständig ein gesehen hatte, wie aus seiner Correspondenz mit König L Bauer, die auch ein höchst interessantes Streiflicht auf König's weiten Ge schäftsblick wirft, hervorgeht. Bereits am 7. Novbr. 1818 wendet Brockhaus sich an König, um Näheres über die Leistungsfähigkeit der Schnellpresse zu erfahren, indem er betonte, daß 25 Hand pressen nicht im Staude gewesen, die Hälfte des Lexikons, fünf Bände in 12,000 Auflage, innerhalb fast eines Jahres zu liefern, und daß die Arbeiter bei der Einförmigkeit der Arbeit ermüdeten und zuletzthin nur schlechte Arbeit lieferten. König L Bauer be leuchten in ihrer Antwort, daß zwei bis drei Schnellpressen ge nügen würden, um 25 Handpressen zu ersetzen, und daß trotz des Anlagecapitals von 15,000 Gulden für jede Schnellpresse große Ersparnisse cintreten müßten. Sie machten dabei Brockhaus den eigentümlichen Vorschlag, daß er seine Druckerei nach Oberzell verlegen sollte. Sie hätten noch Raum genug für eine Druckerei von 70—80 Setzern nebst den nöthigen Maschinen, welche durch Wasser betrieben werden könnten, auch enorme Trockenböden stän den zur Disposition. Da das Papier aus Bayern und Franken bezogen werden würde, könnten die Transportkosten demnach zum großen Theil gespart werden, ja, König L Bauer gingen selbst mit der Idee um, eine englische Papiermaschine zu bauen, um gutes Papier zu liefern. „Das deutsche Papier", heißt es, „ist doch ein Schandartikel, womit kein englischer Buchhändler vor das Publi cum zu kommen sich unterstehen dürfte." Der Brief schließt: „Was sagen Sie zu dieser seltenen Vereinigung von Mitteln für große literarische Unternehmungen, in einen kleinen Raum zusammen gedrängt? Vielleicht ließe sich zwischen unser» und Ihren Plänen, unfern und Ihren Mitteln eine Verbindung ausmitteln, die beiden Parteien vorteilhaft wäre." Hätte ein solcher Vorschlag einige Jahre früher gemacht werden können, während Brockhaus in Betreff seiner Pläne schwan kend war, wer weiß, wozu das geführt haben würde, jedoch möchten wir bezweifeln, daß die zwei harten Steine in einer Mühle gut gearbeitet haben würden. Jetzt antwortete Brockhaus,und zwar erst nach einem halben Jahre, ablehnend, er wolle die Ausführung des Gedankens, die Schnellpresse einzuführen, seinem Sohne überlassen. König ließ trotzdem die Sache nicht fallen und machte im Juni 1819 den Vorschlag, „zu dessen Annahme offenbar viel weniger Muth gehört, als Sie, Ihren Unternehmungen nach zu urtheilen, besitzen", nämlich auf eigene Kosten zwei Schnellpressen in Leipzig zu Brockhaus' ausschließlichem Gebrauch aufzustellen, in Betrieb zu halten und nach zehn Jahren an Brockhaus unentgeltlich zu überlassen, wenn er auf diese Zeit hinlängliche Beschäftigung garantiren wollte. Die Preise würden außerdem um 25 yh wohl feiler sein, als wie sie ihm jetzt in seiner eigenen Druckerei zu stehen kämen. Aber auch diesen Antrag lehnte Brockhaus ab, obwohl er nach seiner Angabe über fünfzig eigene und fremde Pressen be schäftigte. So kam es denn, daß Brockhaus' Officin erst 1826 in den Besitz einer Schnellpresse gelangte. Am 18. Juni schreibt Friedr. Brockhaus an König: „Aufsehen hat eine Maschine wohl noch nirgends weniger gemacht, als die Druckmaschine hier. Nur ein Mensch hat sich die Mühe genommen, sie zu sehen, und das war ein Eisenhändler(I), aber von 26 Buchdruckerherren und einigen 50 Buchhändlern hat sich noch keiner blicken lassen." Indessen war der Jndifferentismus wohl nicht so groß, als die Mißstimmung. Eine „gräßliche Verschwörung" unter den Druckern verlief durch Brockhaus' Festigkeit ohne Folgen (S. 238). Schluß folgt. 479*
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