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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1915
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- 1915-08-25
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1915
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Redaktioneller Teil. PH 186, 25, August 1915. der Kriegsberichterstatter und auf die Mitkämpfer als Zeugen angewiesen sind. Was ihnen an historischen und kriegswissenschastlichen Mängeln anhaftet, wird reich- lich durch den bunten Wechsel tatsächlicher. Ereignisse und durch das Bildmaterial ersetzt, das, soweit es der photo graphischen Kamera entstammt, eines dokumentarischen Wertes nicht entbehrt. Wenn nur dieses Interesse für das Kriegs bild jetzt von einer bedeutenden Münchener Verlagsanstalt durch Schaffung eines Bilderatlasses großen Stils ausgenutzt wird, so wird man dem Unternehmen einen guten Erfolg Voraussagen können. Wir haben hier wieder ein Lieferungs werk, das uns für die nächste Zeit mancherlei gute Aussichten bietet. Man versuche es einmal, wenn man es noch nicht tut, mit Reisenden und lasse Straße um Straße, Haus um Haus bearbeiten. Vielleicht kann man damit sogar einem armen Kriegsinvaliden lohnenden Verdienst schaffen. Ich unterhielt mich einmal mit einem sehr erfahrenen Kolportage buchhändler über die Reisendenfrage und bemerkte, daß zum Reisen doch Wohl eine besondere Gabe gehören müsse. Er erwiderte mir, daß es ganz schön wäre, wenn jemand Talent dazu habe, ihm wären aber Ehrlichkeit, Fleiß und Gewandt- heit im Umgänge mit den Mitmenschen lieber. Sollte es nicht auch dem Sortimenter gelingen, zu diesem Zwecke einige ordentliche und fleißige Leute zu gewinnen? Ein großer Abonnentenstamm auf ein Lieferungswerk ist als eine gewisse Sicherheit sür die Zukunft nicht zu verachten und hat trotz aller mit ihm verbundenen kleinen Schwierigkeiten und Um ständlichkeiten doch immer den Vorteil des Kassegeschäfts. Bedenklich wird allmählich das Eindringen des Krieges in die schöne Literatur. Es soll nicht bezweiselt werden, daß auch ein Romanschriftsteller, ohne selbst dabei gewesen zu sein, einen vollendeten Kriegsroman schreiben oder den Krieg mit großer dichterischer Kraft schildern kann, wie es z. B. Frenssen in seinem Jörn Uhl getan hat. Daß aber nun heute jeder Roman ein Kriegsroman und jede Novelle eine Kriegsnovelle sein mutz, noch dazu von Autoren, die am Schreibtische »zur Seite des wärmenden Ofens« Krieg »machen«, das ist eine Erscheinung, deren wir uns eigentlich schämen müßten und von der wir nur hoffen können, daß sie bald verschwindet. Meines Erachtens beruht diese Mode — anders kann man den Zustand nicht bezeichnen — auf einer vollständigen Ver kennung der Psyche des Lesers. Ich kann mir nicht helfen, und von allen Seiten finde ich es bestätigt, daß man in einer Zeit, in der einem das Wort Krieg aus Extrablättern, Zei tungen, Zeitschriften und aus dem Munde aller Freunde und Bekannten mit tausendfältigem Echo entgegenhallt, immer mehr das Bedürfnis fühlt, sich mit Hilfe einer guten unter haltenden Buches in das selige, nicht mehr gekannte Reich des Friedens und der Ruhe zurückzuverfetzen. Und in noch stärkerem Maße als bet uns Daheimgebliebenen macht sich dieses Bedürfnis bei unseren Feldgrauen geltend. Man tut ihnen gewiß keinen Gefallen, wenn man den größten Teil der Kriegsliteratur womöglich Wider besseres Wissen als ge eignete Lektüre fürs Feld empfiehlt. So willkommen Zei tungen und illustrierte Zeitschriften draußen sein mögen, so ungern wird die übrige Literatur über den Krieg an seinem eigentlichen Schauplatze gelesen. Darauf sollte man auch bei der beabsichtigten Veranstaltung von Krtegsbüchertagen und Kriegsbuchwochen Rücksicht nehmen. Man verlasse sich aber nicht etwa auf solche Veranstaltungen. Je länger der Krieg andauert, desto größer dürfte das Bedürfnis an geistiger Kost im Felde werden. Ständiger Aushang von Plakaten mit Aufforderung zur Stiftung von Büchern als Liebesgaben und ständige Auslage fertiger Feldpostpackungen müßten m. E. sehr zur Belebung des Geschäftes beitragen. Hoffentlich werden die Erörterungen über die Kriegsbuch- woche dazu führen, daß man rechtzeitig sich mit den in Frage kommenden Stellen in Verbindung setzt. Ist eine solche Veranstaltung aber gesichert, so soll man es nicht mit der einmaligen Versendung ins Feld bewenden lassen, sondern versuchen, eine dauernde Verbindung mit den Empfängern der Bücher anzuknüpfen dadurch, daß man jedem Buche, jeder 1188 Packung eine Geschäftsempfehlung mit Angabe geeigneter Lektüre, der besten Zahlungsweise usw. beilegt. Man achte auch auf die übrige Kriegswohltätigkeit und sorge dafür, daß das Buch bei Sammlungen von Liebesgaben nicht ver gessen werde. Unter der Spitzmarke «Gefährliche und törichte Titel« find in diesem Blatte wiederholt bemerkenswerte Äußerungen er- schienen. Ich möchte die dort wiedergegebene Blütenlese noch um einige Stücke vermehren, die ich nicht alz gefährlich, auch nicht gerade als töricht bezeichnen möchte, die aber einem un befangenen Beurteiler wehtun können. »Jüngserchen Feld grau« heißt eine neue Mädchenschrift, eine andere »Barbaren töchter». Eine gewisse Sucht nach dem »Zeitgemäßen« ist hier unverkennbar. Geradezu wohltuend in dem Gewirr der Kriegs- und Zeitliteratur wirkt dagegen die Auferweckung des Shakespeare- Bacon-Problems durch Bruno Eelbo oder die Ankündigung einer neuen Weltsprache »Wede«. Während es sür viele Leute ein Vergnügen sein muß, das so oft enthüllte Shakespeare- Geheimnis von neuem enthüllt zu sehen, werden sich andere mit löblichem Eifer auf das Studium der neuen Weltsprache Wersen, die sicher gerade jetzt, nachdem die Esperanto- Bestrebungen angesichts des Krieges so stark zurückgetreten sind, einem tiefgefühlten Bedürfnis der Zeit entspricht. Jedenfalls muß der Mut bewundert werden, mit dem schon jetzt derartige Erscheinungen ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Das Ziel unserer Arbeit für die kommende Zeit mutz sein: das Buch, das allen oder vielen etwas zu sagen hat, sei es alt oder neu, das Buch der Erholung und des Trostes in nervenaufreibender Zeit, der von den Daheimgebliebenen und Draußenstehenden in gleicher Weise gesucht wird, in stärkerem Matze und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln von neuem und in eindringlichster Weise daheim und draußen zur Geltung zu bringen! Daneben fehlt es für die nächste Zeit nicht an kleineren Geschäftsmöglichketten. Pilzbücher, Bücher über Verwendung und Konservierung von Obst und Gemüse werden jetzt mehr als sonst verlangt werden und gehören ins Schaufenster. Der Kalendermarkt erfordert ständig unsere Aufmerksamkeit, und in einzelnen Bundesstaaten ist die Schulbücherzett vorzubereiten. Unangebracht ist jetzt auch die Scheu, sich vom Verkauf gangbarer Artikel fernzuhalten, auf deren Vertrieb reine Sor timente sonst verzichtet haben, z. B. Ansichtspostkarten, Bilder von Heerführern, Material zur Markierung von Landkarten usw., alles Dinge, für die das Interesse des kaufenden Publikums ständig rege ist. Daß das Schaufenster in ganz erheblichem Maße zum Gelingen aller unserer Absichten für die nächste Zeit beizu tragen vermag, unterliegt keinem Zweifel. Möchten also auch ihm die doppelten und dreifachen Anstrengungen gelten, die wir machen müssen, um über die Schwierigkeiten der kommen den Herbst- und Wintermonate hinwegzukommen! Kurt Loele. Schriftsteller und Verleger. Zum 8V. Geburtstage Paul Baehrs <26. September 1915j. Nachdem ich als Offizier im Dienste verunglückt und dauernd au den Rollstuhl gefesselt war, nahm ich in Bad Oeynhausen meinen Wohnsitz. Hier habe ich nach zwei Richtungen hin bis auf den heutige» Tag gewirkt: einerseits betätigte ich mich als Dichter und Schrist- steller, andererseits stellte ich mich in den Dienst der Allgemeinheit. Was ich sür bas Gemeinwohl tat, trug mir die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Bad Oeynhausen ein. Als Schriftsteller hatte ich mit drei Verlagsbuchhandlungen zu tun: mit dem Verlag von G. Jbershofs in Bad Oeynhausen, mit dem Verlag von Ferdinand Schöningh in Paderborn und mit dem Verlag von Otto Hendel tn Halle a. d. Saale. Ich bin meinem Geschick dankbar, daß es mich diesen drei Firmen zuführte, denn aus den geschäftlichen Beziehungen zu diesen drei Verlagshandlnngen wurden im Laufe der Jahre freundschaftliche Verbindungen. Herr G. Jbershoff, der leider lm vorigen Jahre verstorben ist, wurde mir ein lieber Freund, der meinem Herzen sehr nahe stand.
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