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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1928
- Strukturtyp
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- 1928-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1928
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- Deutsch
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X- 150, 30. Juni 1928. Redaktioneller Teil. Jahre sind verflossen, als so der Nürnberger Buchführer Hans Herrgott an einem schönen Maienmorgen auf dem Marktplatz zu Leipzig enthauptet wurde wegen Vertriebes seiner Schrift »Von der newen Wandlung». Später wurde man milder und man ließ die widerspenstigen Autoren und Buchhändler nur jahrelang einstecken. Die Vorzensur, 1819 durch die Ver träge zwischen Preußen und Österreich aufs neue eingeführt, durch die übrigen deutschen Länder gleichfalls ausgeübt, ver breitete ihre schützenden Segnungen über die Bücher und Zeit schriften bis zu 20 Bogen. Die hier gezeigten mannigfaltigen Dokumente, Manuskripte, Drucke, Erlasse, Zensurblätter, Perio diken, Plakate usw. sind ein wahrer Bilderatlas zur Geschichte der Zensur und ihres Kampfes mit dem gedruckten Wort. Erst das Fallen der Zensur im Revolutionsjahr 18 4 8 ließ für das gesamte Schrifttum und besonders für die Presse eine neue Zeit der Entwicklung anbrechen. In der Aus stellung beschäftigen sich mit dieser Zeit mehrere Stationen. Die Wiener Stadtbibliothek bringt in der Hauptsache bildliche Revolutionserinnerungen, Porträts der Führer, Holz schnitte von Kampfesszenen, Barrikadenmotive usw. Die Dar stellung der Exekution Robert Blums auf der Brigittenau fehlt ebensowenig wie der letzte Brief des unglücklichen Mannes an seine Familie. Die Frankfurter Stadtbiblio thek hat sich zum engeren Thema das Schrifttum um die Deutsche Nationalversammlung gewählt, und hier in Bild, Vers und Prosa manches schätzenswerte, historische Stück gebracht. Endlich sind zwei Räume der »Berliner Presse des Revolutionsjahres 1848» gewidmet. Wieder hat hier die »Preußische Staatsbibliothek» die schier unerschöpflichen Bestände durch ihren Sachbearbeiter E. D r a h n in den Dienst der Ausstellungsidee stellen lassen. Die Einleitung zeigt historische Artikel über die Presse der Zeit, die Porträts des unglücklichen Königs Friedrich Wilhelm IV., des General Wrangel, des Polizeipräsidenten und Karikaturen über die Presse und ihre Redakteure sowohl solche der Demokratie als auch der Rechten. Unter ihnen fällt die erste Karikatur Bismarcks im Kreise der Kreuzzeitungs-Manuen ins Auge. Uber der Pult vitrine, die alles das enthält, ist eine Wand mit Maueranschlägen bedeckt, die die Erlasse über Preßfreiheit und Amnestie einerseits wiedergeben, andererseits die neuen Verbote im Herbst des Jahres unter dem von Wränget verhängten Belagerungszustand vorführen. Die weiteren Schaupulte enthalten eine reiche Aus wahl satirischer, illustrierter Zeitschriften mit ausgefallenen Namen wie »Buddelmeyer-Zeitung», »Ewige Lampe«, »Tante Voß mit dem Besen-, »Satan», »Charrivari» und wie sie alle heißen. Die Maueranschläge gleichen Charakters bilden an den Wandvitrinen die entsprechenden Gegenstücke dazu, die sogar serienweise auftreten. Besonders hebt sich aus der Masse des Vorhandenen die Produktion des Hofmannschen Verlages her vor. Der von dem Buchhändler Hofmann und den Schrift stellern Kalisch und Dohm mit zeichnerischer Unterstützung von Wilhelm Scholz gegründete Kladderadatsch nebst seinen Silvester- und Fastnachtszeitungen, Flugschristen und Einblät tern ist ein Kapitel sür sich im Werden der Presse der Preußischen Hauptstadt. Ihm ist ein ganzes Schaupult mit dazugehöriger Wand gewidmet, das auch das bekannte Geschichtswerk »Der Kladderadatsch und seine Leute» birgt. Daneben enthält es Illustrationen, die uns einem typischen Gewerbe, dem Klein buchhandel Berlins näher bringen, der 1848 entstand, dem so genannten »Fliegenden Buchhandel». Es sind moderne Biblio- Polae deportantes, die in der Gestalt von Berliner Rangen und auch Stationarii, vulgo alte Weiblein, die Zeitschriften, Flug blätter, Extrablätter — vielfach illustriert — ohne Gewerbeschein und Zunftbries vertrieben. An 4000 Exemplare der ersten Num mer des »Kladderadatsch» setzte diese leichte Truppe an einem Tage um, sodaß von dieser Zeitschrift Auslagen bis 50 000 er zielt wurden. Der Umsatz der Extrablätter ging gleichfalls in die Zehntausende wie der der aktuellen Broschüren. Auch die Tageszeitungen und die Zeitschriften finden in besonderer Abteilung ihren Platz. Die demokratische und sozialrevolutionäre Partei: »Der Freischärler» der Frauen rechtlerin Louise Aston, »Das Volk- des Buchdruckers und späte- 736 ren Schweizer Professors Stephan Born, Aron Bernsteins »Ur wähler-Zeitung», die »Zeitungshalle», die alten liberalen Blät ter die »Bossische» und die »Spenerische-Zeitung- des königlichen Bibliothekars »Lord» Spicker nebst dem -Extrablatt der Freude«, der »Voß», das offizielle demokratische Blatt »Die Reform», redigiert von dem früheren Herausgeber der bekannten vor märzlichen Literatur-Zeitung, die »Hallischen Jahrbücher», -Natioual-Zeitung» und »Kceuzzeitung»; die konstitutionellen und preußisch-konservativen Blätter liegen aus. Die Geschichte der einzelnen Publikationen, die Porträts ihrer bekanntesten Redakteure und Mitarbeiter finden ihren Platz. Die belle tristischen Zeitschriften, unter ihnen das große »Magazin der Literatur des Auslandes», Gubitz' »Gesellschafter», der »Mo denspiegel- mit seinen feinen Stahlstichen, die wissenschaftlichen, kommerziellen, religiösen und sachtechnischen Zeitschriften; sie alle geben ein vollständiges Bild vom Wesen der hauptstädtischen Presse am Anfänge der neuen Periode des Publikationswesens. Die Person des Altreichskanzlers, des Fürsten Bismarck, wurde schon erwähnt. Seine eifrige Mitarbeit an der »Kreuz zeitung« ist bekannt. Das »Zeitungsmuseum in Aachen» hat noch weiter über das Thema »Bismarck und die Presse» in einer reich besetzten Schau durch vr. Huyskens berichtet. Ein schön getriebenes Bronzerelief des großen Mannes grüßt hier von der Mittelwand, umgeben von den Olporträts bedeutender Zeitgenossen. Journale aus aller Welt sagen von der Bedeutung des Reichsgründers. Noch manches Dokument als Erinnerung an ihn ist in den Ausstel lungsabteilungen des Reiches und des Preußischen Staates zu sehen, die sich in den oberen Etagen des Museumsbaues befinden. Es ist überhaupt ein ungeheurer Komplex kulturgeschicht lichen Materials, das außerhalb der an und für sich weiträumigen »Kulturhistorischen Ausstellung der Press a« noch zusammengetragen ist. So hat das Reichsarchiv in Potsdam u. a. eine sehr gelungene Zusammenstellung poli tischer Plakate von 1848 bis auf unsere Tage geliefert, die Studentenschaft hat sich mit der Abteilung »Aka demiker und Presse» beteiligt, die Kirchen haben be sondere Abteilungen geschaffen. Die Sonderschau »Zwanzig Jahrhunderte katholisches Schrifttum» mit ihren Bibelhandschriften, -blockbüchern und -drucken, den Mönchsregeln, liturgischen Büchern, der Predigt- und Er bauungsliteratur, den Klosterbibliotheken, dem päpstlichen Schrifttum, der Übersicht über das Wesen der Kirchenmusik, dem vielen Schönen, was aus dem Buchinhalt, dem Schmuck und Einband des Buches spricht, in der alten Benediktiner- Abtei hart neben dem Museumsbau ist ganz gewiß ein großes Kapitel für sich. Ferner ist insonderheit zu beachten, was die evangelische Kirche als »Die Kirche des Wortes« in ihrem hallenumkränzten Kathedralenbau über ihre Publi kationen zu sagen hat. Auch die »Iüdifche Sonderschau», die die Entwicklung der jüdischen Presse bringt, ist in diese Reihe zu stellen. Die beiden zuletzt genannten Ausstellungen liegen an der Straße der Tagespresse auf der dem Museumsbau entgegengesetzten Seite des Geländes. Selbstverständlich berich ten auch die Zeitungen über ihre Geschichte, und sehr viel Histo risches schließt auch das Staatenhaus ein. In der Tat, viele tausend fleißige Hände haben mit dem Aufbau ein würdiges Werk vollbracht, das auch an räumlichem Umfang alles bisher Dagewesene überschreitet. Es ist trotz aller Bemühungen der Leitung sür den Besucher nicht leicht, einen schnellen Überblick über die Ausstellung zu gewinnen. Um so nötiger ist es für den, der wahrhaften Nutzen aus dem Besuche ziehen will, schon vor der Reise nach Köln den »Amtlichen Katalog»") mit seinen vielen Plänen, Rissen und Erläute rungen zu studieren. Das Werk bietet nicht nur eine trockene Aufzählung der einzelnen Gebiete, sondern enthält außerdem eine Reihe lesenswerter Artikel aus der Feder der leitenden Personen. U. a. berichtet der verdienstvolle Generaldirektor der *1 »Pressa. Internationale Presse-Ausstellung Köln 1928. Amtlicher Katalog». <4V9 u. XII u. 252 S.) sBerlin u. Köln: Rudolf Masse.) Vertrieb: Rudols Schick L Co., Leipzig 1928. 8" Mk. 3.-.
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