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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1928
- Strukturtyp
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- 1928-06-30
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1928
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- Deutsch
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X- 15«, 3«. Juni 1928, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f.b.Dtschn. Buchhandel. den Verkehr nach Italien, dem Zentrum des Orientverkehrs, Venedig, vermittelte. Die erste Post auf internationaler Grund lage aber richtete die aus Bergamo stammende Familie Taxis 1385 ein, die die Verbindung innerhalb des habsburgischen Landbesitzes herstellte. Das neue bei den taxischen Posten war die Anlegung von Relaisstationen zum Pferde- und Felleisen wechsel. Im Jahre 1504 verpflichtete sich Franz v. Taxis, eine Postverbindung zwischen den Niederlanden und den Höfen des deutschen Kaisers, des Königs von Frankreich und Spanien einzurichten und zu unterhalten. 1516 wurde der Vertrag mit dem deutschen Kaiser dahin erweitert, daß die Postkurse nach Rom und Neapel ausgedehnt und die Beförderungsfristen ab gekürzt wurden. Wir sehen also, wie Köln und Augsburg Ver kehrsknotenpunkte wurden und wie Nürnberg ebenfalls auf Grund seiner günstigen Lage als Treffpunkt mehrerer Postlinien Nachrichtenzentrale und geistiger Mittelpunkt sowohl der graphi schen Betriebe als auch des Buchhandels wurde. Dokumente und plastische Darstellung geben von allen diesen im besonderen Raume Zeugnis, der vom Reichspostministerium durch seinen Leiter Direktor Jakobs eingerichtet ist. Erst der Dreißigjährige Krieg brachte die ruhige Fortentwicklung ins Stocken. Seine eiserne Zeit wird durch entsprechende Dekoration charakterisiert und wenn auch der Han del mit Büchern damals einen erheblichen Rückschlag erhielt und der geordnete Verkehr vielfach unterbunden wurde, so gaben wiederum Schlachten und Kriegsnöte, die durch eroberte und verwüstete Städte und Dörfer sich manifestieren, Gelegen heit, dem Fliegenden Blatt, der »Neuen Zeitung- und der Streit schrift Absatz zu verschaffen. Diese Publikationsformen im Zeit geschmack zeigt die Ausstellung und führt das Aufkommen der Jntelligenzblätter, der »Moralischen Wochenschriften- und die Anfänge der »Fachpresse- vor, Abteilungen, die von Professor D' E st e r - München und Universitätslektor vo. Wählers verständnisvoll bearbeitet wurden. Das eigentliche »Deutsche Zeitschriftenwesen im 17. und 18. Jahrhundert bis zum Beginn der französischen Revolution- Laut sich aus den reichen Beständen der »Preußischen Staatsbibliothek- auf. Ihr Sachbearbeiter Bibliotheksrat vr. Kirchner hat hier sowohl im Ausbau wie bei der Ausstattung sein erprobtes Können aus dem Gebiete des Ausstcllungswesens und der Buchkunde wiederum gezeigt. Die geschickte geographische Gliederung des Stoffes er leichtert eine sonst schwierige Übersicht. Städtepanoramen, in lebhafter Farbengebung ausgesührt, bekrönen die einzelnen regionalen Abschnitte, die von sinnfällig angeordneten Statistiken unterbrochen werden. Sie geben uns Kunde von der Zeit schriftenproduktion zwischen 1682 und 1790, über die geogra phische Lage der Zeitschriften-Druckorte, über Autorenhonorare, Setzer- und Druckerlöhne. Die emsige Arbeit vieler Wochen, geschöpft aus den verborgensten Quellen, kommt leider nur den wenigen Fachleuten bei der Durchsicht solcher Zahlenkolonnen zum Bewußtsein. Fachmann und Laie aber werden den origi nellen, figürlichen Darstellungen Beifall zollen, mit denen die damals gebräuchlichen, uns barock erscheinenden, langatmigen Zeitschriftentitel symbolisiert sind. Leider weist der nächste Saal: »Die Publizistik im Zeitalterder deutschen K l as s i k e r», der des brennen den Interesses seiner Besucher sicher sein konnte, infolge der gleichzeitigen Ausstellung in Weimar große Lücken aus, sodaß man nach kurzem Überblick die nächsten Räume aufsucht, die Friedrich den Großen und sein Verhältnis zur Publizi stik und die Presse seiner Zeit zum Thema haben. Der auf geklärte Absolutismus gab der Betätigung des Schriftstellers und Journalisten im Lande des Preußenkönigs nur wenig Raum, der gleich dem schmalen war, der ihr im Lande Joseph II. zur Ver fügung stand, dennoch gab das gewaltige Ringen um die Vor herrschaft in Deutschland, das Friedrich dem Großen eine Welt von Feinden entgegenstellte, den Zeitungen Stoff genug, und keine noch so streng gehandhabte Zensur konnte dem Erscheinen von Aufklärungsschriften wehren, die in immer neuen Formen auftauchten. Die Totengespräche mit ihren vielfachen Nachahmungen, die uns vorgezeigt werden, geben Zeugnis davon. Nicht zuletzt war die materialistische Philosophie Frankreichs neben der Unzufriedenheit von Bauer und Bürger die Erregerin der großen französischen Revolution, deren Wellen auch über die Grenzen Deutschlands brandeten und die besonders am Rhein in dieser vielstaatlichen von manchen politischen Gegensätzen zerrissenen Landschaft ihren Einfluß ausübte. Die Stadtbibliothek Mainz und rheinische Privatsamm lungen zeigen das Rheinland im literarischen Spiegel der Zeit; die mit Freiheitsmützen kokettierte, ihre Freiheitsbäume pflanzte und auf kurze Zeit die Segnungen französischer Preßfreiheit sich zu eigen machte. Von dem Revolutionsjournalismus der Main zer Clubbisten ist manches Denkmal vorhanden. Die neuen Errungenschaften auf dem Gebiete des Publikationswesens währ ten aber hier nicht einmal so lange, bis ihnen der abtrünnige Sohn der Revolution, der Kaiser Napoleon nebst feinen Gene ralen, ein Ziel setzte. Wie kein anderer bisher machte er die Presse zu seinem Instrument, knebelte sie nicht nur, sondern bediente sich ihrer zur Veröffentlichung dessen, was seiner Staatskunst von Vorteil schien. Von dem Wüten des Korsen gegen literarische Wider sacher gibt noch heute ein Zeugnis das Grabmal des Nürnberger Buchhändlers Palm. Die Aufzeichnungen von Friedrich Perthes sind Denksteine einer Zeit, die Fichtes »Reden an die Deutsche Nation», Ernst Moritz Arndts »Soldatenkatechismus» und seine Flugschriften gegen Napoleon von Petersburg aus, Körners »Leyer und Schwert- und Görres »Rheinischen Merkur entstehen ließ. Die Menge der Napoleon-Karikaturen ist fast unübersehbar und sie vermitteln eigenartige Stimmungsbilder. Die Flugschrift: »Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Gränze- bringt zum Ausdruck, wie Arndt kurz nach der Schlacht bei Leipzig dachte, als unter den verbündeten Herrschern sich Stimmungen regten, die bestrebt waren, sobald wie möglich mit dem Korsen Frieden zu schließen, selbst aus Kosten des linken Rheinusers. Die Furcht vor dem Einfluß der französischen Ideenwelt wurde selbst nach der endgültigen Nieder lage Napoleons nicht gebannt, man beargwöhnte sogar in Deutsch land seine literarischen Widersacher, die nach dem Friedens schluß bestrebt waren, sich zum Sprecher der öffentlichen Meinung zu machen. Der woctgewaltige, außerhalb der Kabinette stehende Görres wurde bald derart gefürchtet, daß Anfang 1816 der -Rheinische Merkur» verboten wurde. Friedrich Schillers rück blickende Verse auf die Terrortaten der Jakobiner: »Wenn sich die Völker selbst befrein — so kann die Wohlfahrt nicht gedeihn- werden zum Leitmotiv der Maßnahmen der -Heiligen Alliance-. -Das Zeitalter der Restauration- beginnt mit den Freiheitsbestrebungen der jungen Generation, die in den Burschenschaften ihre akademischen Wortführer findet und auf dem Wartburgsest 1817 durch Verbrennung reaktionärer Schrif ten die Richtung ihrer Anschauungen demonstrierte und, nicht ge nug damit, durch Vertreter radikal-republikanischer, sogenannter -Schwarzer Verbindung- — Sand, Fallen u. a. m. — den poli tischen Mord an dem russischen Spion und seichten Lustspiel dichter Kotzöbue vollbringen läßt. Die Bewegung und ihre Mani festationen hatten einen reichen literarischen Niederschlag ge funden, der uns mitsamt dem Schrifttum aus napoleonischer Zeit von Professor D'Ester und vc. Wählers vorgesührt ist, die sowohl die Publikationen der gegenwartabgewandten Romantik mit ihren Damenalmanachen, Literaturzcitungen und sonstigen schöngeistigen und mystisch-religiösen Erzeugnissen als auch die von der Zensur hart mitgenommenen Schriften des »Jungen Deutschland- in den Kreis der Anschauung ziehen. Professor H. H. Houben schildert im besonderen Abteil, dessen Architektur das Innere eines Sarges wiedergibt, den -Kampf zwischen Presse und Zensur- von der Er findung der Buchdruckerkunst an. Er zeigt, wie im Mittelalter die Scheiterhaufen aufflammen, um den Schreiber und sein Werk von der Erde zu tilgen, wie die Kaiser in ihren Reichstags abschieden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts immer von neuem ihren Beamten einschärfen, auf die Druckerzeugnisse zu achten, wie die Sünder nach den Erlassen der Städte, Fürsten und Herren mit Galgen und Rad, mit Feuer und Schwert, mit Ker ker und Verlies gestraft werden. Wenig mehr als vierhundert 735
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