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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.06.1926
- Strukturtyp
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- 1926-06-05
- Erscheinungsdatum
- 05.06.1926
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- Deutsch
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>4 128, 5, J-nni 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Im übrigen kann man vielleicht zweierlei Arten der Wir kung des Buches — wenigstens in den guten Arbeiten —beobach ten: ein Buch verursacht einen völligen Umschwung im Leben eines Menschen und erzeugt einen einmaligen starken Eindruck, oder ein Buch steht wie ein unvermindert leuchtender Stern über dem ganzen Leben. Für den ersten Fall einige Beispiele: Ein Mann verliert im Krieg seinen Arm und neust seinen bisherigen Beruf deshalb aufgeben. Als er niedergedrückt im Lazareft liegt, lernt er durch Zufall das Buch des einarmigen Pianisten Graf Zichy kennen. Dieses Buch gibt ihm die Gewißheit, in Zukunft nicht von fremder Hilfe abhängig zu sein; es war »das rechte Buch zur rechten Zeit«. — Ein katholischer Seminarist verliebt sich während feines Studiums, möchte seinen Berus aufgeben, kann aber nicht den letzten Entschluß fassen; die Lektüre des »An dreas Vöst« von Ludwig Thoma aber wirkt so aufrüttclnd auf ihn, daß er nach langen Kämpfen doch das Seminar verläßt. — Das Studium von Luthers Schriften veranlaßt einen katholischen Handwerker, zum Protestantismus übcrzutreten. — Einen Stu denten der Theologie macht Joh. Müllers »Bergpredigt« frei von, Dogmatismus und öffnet ihm den Sinn »für den tiefen Gehalt der bisherigen Geschichte des Christentums«, das Buch bedeutet eine Umwälzung für sein ganzes Leben. Auf der anderen Seite finden wir Bücher, die für ein ganzes Menschenleben »»Stern der schönsten Höhe« sind und bleiben. Ein Schreiber, der heute im Mannesalter steht, hat sich »seine »Verliebt heit» in die Odyssee »von der Knwbenlektüre der Klassischen Sagen von Gustav Schwab und dem »ersten Lesen des griechischen Textes in der Schule her bewahrt. Neben dem »Uilenspiögel« und »dem Olympischen Frühling- begleitet die Odyssee ihn durch den ganzen Krieg. »Kraft und Aufschwung »gab oft ein einziger Vers, wenn der Regen aufs Lager rann oder der Fuß im Schlamm versank, »nd die Welt »der Götter und Helden überglänzte siegreich das vor ihre», Licht unwirklich verblassende Chaos der »Gegenwart«. - Mer Gösta »Berling sagt eine »Frau: »Ich sah das »herrliche Land, weiß verschneit bis an den Horizont, von den Namen seiner Ort schaften allein ging Zauberkraft aus: Swartjö und Fors, »Munke- rud, Borg und Ekeby! Ich lebte mit diesen herrlichen Menschen, um deren »Gestalten große »Schicksale und gefährliche Abenteuer woben. Ich tanzte unter den schönen Frauen in -dem großen Saal von Ekeby, Hunderte von Kerzen spiegelte der blanke Fußboden wider!... Und mit »der lieblichen »Gräfin Elisabeth -ging ich über »das brechende Eis, die »Seele des Geliebten zu retten«. Diese beiden Beispiele mögen »ein Bild davon »geben, auf »welcher Höhe ein Teil »der Beiträge steht. Daß es an kuriosen Einsendungen nicht fehlt, ist »wohl selbst verständlich. Freiwilliger und unfreiwilliger Humor kommen oft zutage. Sehr hübsch »wird das gestellte Thema in einem FM beantwortet: das Buch, »das^den -größten Einfluß gehabt hätte, sei »das erste und dann immer das letzte- gewesen. »Das erste Bilderbuch, das ich als Kind zerrissen halbe, ließ mich nach anderen Bilderbüchern verlangen, zum Anschauen und zum Zerreißen«. Und jedes letzte -Buch, -das gelesen wurde, -weckte stets neue Fragen, die wieder -durch ein -Buch »beantwortet werden mußten. — Einer Frau wird innerhalb weniger Wochen das »Eheproblcm im Spiegel unserer Zeit«, Hrsg, von Frei-H. >v. Paumgarten, von ver schiedenen Seiten geschenkt oder leihweise angeboten. Zuerst weist sie das Buch mehrmals zurück, bis es ihr wiederum ein Arzt an bietet: »Ich ergäbe mich in mein Schicksal, seufzte ich leise. Und ich ergab mich wirklich, heiratete den Arzt und habe es bis heute nicht »bereut«. — Das »Kochbuch als Lebensbuch wird häufig ge rannt, meistens »von Männern! — Eine Einsenderin nennt Bis marcks Briefe an seine Braut und Gattin ihren »treuen Freund« und fügt lakonisch hinzu: »Mit Johanna von Bismarck teile ich zunächst nur den Vornamen. Mein Bismarck läßt noch auf sich warten«. — Diese Zeilen bedeuten nur einen kurzen überblick über »das umfangreiche Material. »Sie sollen dem Buchhandel in der heu tigen unvergleichlich »schwierigen Zeit etwas die Hoffnung be leben, daß das Buch seine Vorrangstellung im -geistigen Leben» weder durch Rundfun! noch Kino verloren hat. Sie sollen den in I »der letzten Zeit immer wiederholten Ruf: »Werbt neue Leserkreise!« noch verstärken und hier und »da neues »Material für die Psycholo gie »des Lesepnblikums »geben. Dann ist »das Preisausschreiben der Münchener 'Buchwoche auch »für den Buchhandel »selbst keine vergebliche Tat gewesen. Latein-Amerika als Buchmarkt. Nicht nur der deutsche Buchhandel hat über mangelnden Absatz im Auslande und Uber die Schwierigkeiten zu klagen, draußen Fuß zu fassen. iDas zeigt der nachstehende Artikel sehr deutlich, den mir der italienischen Zeitschrift »Olorn-cko ckslls Ickbreria« entnehmen, und der sich mit de» Verhältnissen besaßt, mit denen der italienische Buchhandel in Süd- und Mittelamerika zu rechnen hat. Die Ausführungen enthalten aber so viel Be achtenswertes auch für uns Deutsche, baß wir glaubcn, sie den Lesern des Börsenblattes nicht vorenthalten zu dllrsen. — Versasser des Aussatzes, der ursprünglich in der Zeitschrift »LuMsten« er schien, ist Manlio Mlscrv echt, osscnbar ein sehr guter Kenner der einschlägigen Verhältnisse. Die Sperrungen rühren von uns her. Auslandabteilung des Börsenvereins. . . . Südamerika ist als »Absatzgebiet für »Bücher sehr auf nahmefähig. Eigene literarische Produktion ist nicht vorhanden, was angeboten wird, wird auch ausgenommen. So erklärt sich auch -das Vordringen Frankreichs, welches — das Fernbleiben Italiens ausnutzcnd — erst mit Zeitschriften und Modeblättern, »dann mit dem Roman sich eingebürgert hat und einen bemerkens werten Einfluß »aus die »amevi-k-auisch« »Mentalität ausübt. Das w i sf e-ns ch a s t l i che Buch ist allerdings ausschließlich italie nisch, aber für die »Mehrzahl »der Leser kommt es nicht in Betracht, »seine »Bedeutung als Handelsfaiktor -wie auch »in nationaler Hin sicht ist deshalb -beschränkt. Man behauptet, in »Amerika gäbe es als Leser nur Arbeiter, die aber mögen das Buch nicht, oder Reiche, die das französische Buch verlangen; diese wiederum brauchen es aber nicht erst zu suchen, sondern es stellt sich von selbst ein, und darum »wird es zum großen Teil bevorzugt. Mit Hilfe gut durch dachter, ausdauernder Werbearbeit und ausreichend belieferten Marktes würde jedoch zweifellos in kurzer Zeit dem italienischen Buche sein Platz gesichert »sein. Gänzlich im -Stich gelassen und ohne Verbindung mit der Literatur der Muttersprache find die »italienischen Arbeiter, niemand bringt ihnen »das -italienische Buch, und nicht nur das, mancher Gutgowillte »hat es nur auf dem Wege über Frankreich oder England erhalten -können. Immerhin, wenn der Roman auch nicht die -beliebteste Lektüre »des Arbeiters ist, »so müßten doch die -guten italienischen Zeitschriften mit ihrem wechselvollen Inhalt und den Illustrationen auch hier als »roco ckella pstria« wirken. Außer Brasilien und Urgcntinixn, »die in bezug auf Bücher »schon genügend versorgt find, sind noch zwölf gänzlich unbearbeitete Staaten vorhanden, die jetzt, da Deutschland im Zusammenhang mit »seiner Niederlage auch hier sein Primat »ver loren hat, eingehender Beachtung wert sind. Mehr als die fran zösische ist jedoch hier die spanifche Konkurrenz zu fürchten, da »diese durch Übersetzung unserer bekanntesten Autoren den Ver kauf des »italienischen Buches »sehr erschwert. Das ist eine große Gefahr für unsere Buchausfnhr, sie müßte abgostellt werden -da durch, daß -gesetzlicher Schutz sowohl für unsere literarischen Werke -wie auch »für Zeitungsartikel, Novellen »ufw. erlangt würde. Heute »drucken Zeitungen und örtliche Zeitschriften »diese Arbeiten voll ständig ab, indem sie sich unentgeltlich der besten »unserer Schrift steller bedienen. »Sie »berufen sich eben darauf, daß sie dem -Berner Abkommen nicht beigetreten »find. In Südamerika bestehen zwar zwei Buchhandlungen der Llionima I.itvonio Iialiava, aber beide entsprechen nicht den An forderungen »des Tages, södaß bei seiner Kreuzfahrt das Schiss »Italia« im »Saal »des Buches« Besucher sah, die über unsere ausgestellte Buchproduktion höchst erstaunt waren. Der geschäft liche »Erfolg -der an Bord »so gut vertretenen Verleger war ja auch -beneidenswert.
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