Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.10.1925

253, 28. Oktober 1925. Fertige Bücher. vörsacklatt f. d. Dtschn. vuqh<m»«l. 1gtz77 Lin Urteil von vielen: Dsutsolrs ^.ll^erLsine vom 27. 9. 1925 Ich lese R. L. Stevenson! Ein kleines Buck von 330 Seiten — also eine Vaaatelle für berufsmäßige Leser, und doch kostet mich die Lektüre unsagbar viel Zeit! Jeden Tag mindestens einige Stunden, ich möchte sogar be- haupten: halbe Tage, wenn es nicht ein wenig übertrieben scheinen könnte. Der Amerikaner Robert Louis Stevenson hat dies Buch geschrieben, es heißt „Aus Nord und Süd, aben teuerliche Geschichten" und ist erschienen bei Gustav Kiepenheuer in Potsdam. Jawohl, es kostet mich allen Ernstes höllisch viel kostbare Zeit, die mir — so wie ich die Welt kenne — kein Mensch bezahlen wird. Ich beging am ersten Tage meiner Bekanntschaft mit Steven son den verhängnisvollen Fehler, den handlichen Band nichtsahnend in die Tasche zu stecken, um ihn während kurzer Fahrt in einer Straßenbahn zu lesen. Mit der Geschichte von „Dr. Jelyll und Mr. Hyde" begann ich, und als ich zum ersten Male aufschaute, saß ich bereits in Lichtenberg, ob wohl ich nur zum Potsdamer Platz gewollt hatte! Verlust: zwei Stunden; Gewinn: eine herrliche Geschichte! Am nächsten Tage landete ick, hingerissen und verliest in den „Schatz von Francharo", weit hinter Spanoau auf grüner Flur. Verlust: annähernd drei Stunden; Gewinn: eine köstliche Novelle! Und so fahre ich Unglücklicher als ein Opfer Stevensonscher Novellistik durch Abenteuer und die wilde, bunte Welt und werde Tag für Tag irgend, wo an der Peripherie Groß-Berlins, an unwirt lichen Gestaden von einem grinsenden Schaffner ausgesetzt wie der Findling Kaspar Hauser! Und muß obendrein noch achtgeben, daß mir auf der Rückfahrt nicht akkurat dasselbe Malheur be gegnet. Alles wegen Stevenson! Bier Neugierige haben mir schon freie Rück fahrt geboten, wenn ich ihnen das Buch borge, einer versuchte es mir zu entwenden. Aber den Todgeweihten möckt ick sehen, der mir meinen Stevenson entreißt! — Kann man mehr sagen zum Lobe eines Novellisten? t-lroovsn. 332 8srbsL. I» Oan-Ieinen gelruLtleL 5.— orä. Lin 10 Exemplare out 40 Rabatt sH 18 Lxeorxlars mit 4A^ Aaßstt. (8ia ^ostpolcet.)