Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.05.1943
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- 1943-05-15
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Friedrich Christoph Perthes zum Gedächtnis Von Martin Riegel Als am 18. Mai im Jahre 1843 über dem thüringischen Lan de die feierliche Stunde der langen Schatten in die Abenddäm merung ausklingen wollte, legte sich zu Gotha der Buchhändler Friedrich Christoph Perthes im 71. Lebensjahre „zu seinen Vä tern nieder“. Damit verstarb ein deutscher Mann, dessen große geistigen Anlagen durch den Dienst am Buche befruchtet und entwickelt wurden, bis sein Leben im Banne dieser geistigen Sphäre lag und sein Werk die „Bedingung des Daseyns einer deutschen Literatur“ in einmaliger Klarheit offenbarte. Wohl selten lassen sich aus dem Lebenslauf eines Mannes seine Grundeigenschaften so klar und eindeutig erkennen, wie es bei Perthes der Fall ist, und beim Lesen seiner verschiedenen Biographien, seiner Briefe und sonstigen Niederschriften emp findet man fast zwangsläufig, daß dieser Mann vom Schicksal zum Buchhändler bestimmt wur de, um seine von Natur aus ge gebenen Fähigkeiten zum Segen dieses Standes und der deutschen Literatur zu entfalten. Zu seinen Grundelementen gehörten: Bei lebhaftem Naturell und großer Phantasie Aufrichtigkeit, verbun den mit glücklicher Bescheiden heit, Wißbegierde trotz mangel hafter oder gerade wegen unge nügender Schulbildung, Natur verbundenheit im Zusammen hänge mit einer fast grenzenlosen Heimat- und Vaterlandsliebe. Getragen wurden diese Charakter eigenschaften von einem angebo renen sittlichen Empfinden, das besonders in starken religiösen Gefühlen seinen Ausdruck fand. Wird ein Mann mit solchen wertvollen Anlagen in eine Zeit besonderer Art, wie es die dama lige war, hineingeboren und fin det er durch eigenes Wollen und mit Hilfe einer gütigen Fügung den richtigen Platz zum Wirken, so erwächst ein großes Charakter Nadi einem Bild des Hamburger Malers Gröger 1824 bild, das der Nachwelt und auch gerade uns heute noch viel zu sagen hat. Für Perthes waren diese Voraussetzungen gegeben. Er wurde geboren, als das friderizianische Zeitalter, das eine einmalige politische und kulturelle Wandlung, besonders auch in literari scher Hinsicht, in der deutsch-preußischen Geschichte hervor gerufen hatte, zu Ende ging. Sein Geburtsort war Rudolstadt in Thüringen, sein Geburtstag der 21. April 1772. Seine Entwick lung zum Manne erlebte er in der Spannung, die die französische Revolution auch über Deutschland brachte. Sein erstes selbstän diges Wirken, seine vaterländischen Entscheidungen und Be währungen fielen in die Jahre von „Deutschlands tiefer Ernied rigung“, als Napoleon durch seine Eroberungspolitik Frank reich eine Vorherrschaft in Europa verschaffen wollte, die ihm seiner Lage und Geschichte nach nicht zustand. Der Höhepunkt seines vaterländischen Einsames war der Kampf gegen den korsi schen Ursupator. Die nachfolgenden Jahre mit ihren vielen poli tischen Irrungen und Wirrungen werden auch ihm große Ent täuschungen gebracht und ihn um so stärker auf seinen Beruf verwiesen haben als der Stätte seiner ureigenen Wirkungsmög lichkeiten zum Besten nicht nur seines Standes, sondern auch zum Wohle des geistigen Lebens in unserem Vaterlande. Sein buch- händlerisches Wirken begann 1787 und endete erst mit seinem Tode, also in jenen Jahren, als sich neue politische Umwäl zungen anbahnten, die zu einer Wiedererrichtung des Reiches führten. Seine Jugend war schwer. In seinem siebenten Lebensjahre starb ihm der Vater, der Steuersekretär Christoph Friedrich Per thes und verließ eine so gut wie mittellose Witwe. Die Erziehung I des Jungen übernahm sein Onkel mütterlicherseits Friedrich Heubel. Dieser und einige Hauslehrer erteilten ihm den ersten Unterricht. Als er darauf in seinem zwölften Lebensjahre auf das Gymnasium in Rudolstadt kam, versagte er völlig. Die fremden Sprachen lagen ihm nicht, und dem Rechnen und der Mathe matik konnte er erst recht keine | Freude abgewinnen. Großes In teresse zeigte er für Geschichte, aber das genügte nicht für den weiteren Schulbesuch. Seine leb hafte Phantasie nährte jedoch in I ihm den unersättlichen Trieb zum Lesen, der noch dazu von einem fürstlichen Bibliothekar unterstützt wurde. So wurde er Autodidakt, und als solcher fand er im Buch- | handel einen vorzüglichen Nähr boden. Seine Liebe zur Natur weckte I in ihm sein Onkel Johann David Heubel auf Schloß Schwarzburg, bei dem er monatelang lebte und mit dem er das thüringische D an >d durchstreifte. — Buchhändler wur de er, weil sein Onkel Johann Ge org Justus Perthes in Gotha Buch händler war. Aber er kam nicht I zu ihm in die Lehre, sondern er, I wurde, als er 14 Jahre alt war, I von dem Buchdrucker Sirach zur | Messe nach Leipzig mitgenommen, um eine Lehrstelle für ihn zu fin den. Als er dort dem Buchhändler I Ruprecht aus Göttingen vorgestellt wurde, verlangte dieser von ihm, f daß er das Zeitwort „amo“ kon jugiere, was er nicht konnte, und Ruprecht nahm ihn deswegen nicht. Auch der Buchhändler Sie- gert aus Liegnitz wollte ihn nicht haben, da er für den Buch handel angeblich „zu blöde“ war. Dann kam er an den Leipziger I Adam Friedrich Böhme, der ihn wegen körperlicher Schwäche erst noch ein Jahr nach Hause schickte. Aber nach dieser Zeit f trat er dann endgültig seine Lehre an, die ihm wiederum schwere Jahre brachte nicht nur in beruflicher, sondern auch in körperlicher Beziehung. Perthes mußte schwer körperlich arbei ten, hungern und frieren. Einmal lag er mit erfrorenen Füßen neun Wochen lang zu Bett. Jedoch er war nun in dem Beruf, in welchem er ein unend liches Betätigungsfeld finden sollte und in dem er mit ganzer I Seele aufgehen konnte, denn er erkannte, wie kaum einer vor I ihm, bald das Wesen des Buchhandels. Er wurde von nun an I nicht nur nie müde, seine Aufgaben zu erfüllen, sondern er er hob auch bald mahnend und erziehend seine Stimme, um seinem Stande die richtige Form und die erforderliche Achtung zu er- I kämpfen, nicht etwa allein des Berufes wegen und um leben zu I können, sondern auch ganz bewußt im Dienste am geistigen Le- I ben des deutschen Volkes. Von seinem Wirken sollte für seinen I Stand und für dip gesamte literarische Welt ein breiter Strom I des Segens ausigehen. Seine Arbeit fand ihre Krönung in der I Börsenbl. f. d. Dt. Buchh. Nr. 91, Sonnabend, den 15. Mai 1943.
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