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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1943
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1943-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1943
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- Deutsch
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waltungsbehörde, der hohen Geistlichkeit, kurz, vor aller Öffentlichkeit erstattete Premierminister Graf Bel- derbusch selbst den abschließenden Bexicht der Unter suchungskommission über die Ursachen des Brandes. Es ergab sich danach die tiefbedauerliche Tatsache, daß alle Forschungen während nunmehr einem ganzen Mo nat erfolglos geblieben waren, daß trotzdem aber die Hoffnung bestünde an eine Zufallsauf klärung, wie sie ja in der Chronik alter Prozeßgänge nicht selten vorkäme. Wie gesagt, eine solche Zufallsaufklärung sei nunmehr nicht nur die Hoffnung, sondern der größte Wunsch des Kanzlers. Nach einer kleinen Pause eigener Ergriffenheit fuhr Seine Exzellenz also wörtlich fort: „Mit einiger Hartnäckigkeit hat sich bis heute ein Ge rücht erhalten, wonach man in der Unglücksnacht kurz vor Ausbruch des Feuers ein unheimliches Laufen über den Gang des Schlosses wahrgenommen haben will. f Dicse zunächst hochwichtige Angabe diente uns natür lich zum Anlaß ausgedehnter Untersuchungen und zu einer Reihe von Vernehmungen. Festgestcllt wurde mit Sicherheit, daß in der fraglichen Nacht keiner der Hof beamten in den obern Räumen des Schlosses sich auf- gehahen hat. Lediglich die Wache am Pulverturm war besetzt mit den Kammerknaben Aloys Weydenbruck zu Loe und Klemens von Schall. Diese beiden einzigen Kronzeugen aber, die durch Gottes gnädige Vorsehung und wie durch ein Wunder sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, vermochten über ihre Wahr nehmungen keinerlei zweckdienliche Auskünfte zu geben. Durch den furchtbaren Knall der Explosion im Pulver- 109 Beispiel 4a, auf •/« verkleinert, Originalseitengröße 12,3 X18,7 cm Scbrf/f: Borgis Qaramond mit 1 Punkt Durdbsdiuß BEISPIEL 4 stellt a) einem Unterhaltungsroman b) einen zweispaltigen Versuch gegenüber. Der Versuch ist gewiß nicht neu, verdient aber heute ganz besondere Beachtung. Nachstehend geben wir einen interessanten Vergleich: Der Roman hat einen Umfang von 19*/* Bogen, zweispaltig nur noch 7 Bogen. Bei 5000 Auflage ermäßigt sich der Drude um 32 •/• das Papier um 38*1, die Buchbinderkosten um 82 •/• die Gewichtserpamis um 50*/. Beim Einband ist berüdcsichtigt, daß dfer bisherige Halbleinenband eine Broschur, mit zwei Drahtklammern seitlich geblockt, in einen leichten Kartonumschlag eingehangen, werden kann. Entsprechend sind auch die Versand- und Verpackungskosten niedriger. Beachtlich sind auch die eingesparten Arbeitsstunden. allerdings wild das Schiff bis auf den letzten Platz besetzt sein. Die Tischgespräche kommen nicht recht in Gang, und die vorzügliche Musik klingt wie der Auftakt eines Balles, zu dem die Tänzer ausgeblieben sind. Malwe sieht Menschen, die ihrem eigenen Körper noch nicht auf die große Fahrt gefolgt zu sein scheinen; ihre Augen schauen mehr nach innen als nach außen. Es sind weit mehr Männer als Frauen an Bord, fast lauter sehr markante Männer, denen Schicksale ihre Scherben in die Gesichter geschlagen haben. Kehrüng und Christians wissen manchen von ihnen mit ein paar Worten zu um reißen; ein erstaunliches Ausnahmegeschick sitzt neben dem anderen. Afrika gibt sich nicht mit Kleinigkeiten ab, sagt Kehrling, halbe Kerle fah ren nicht zum zweiten Male dahin, weil sie schon beim erstenmal vor die Hunde gegangen sind. Kehrling hat für die Reisedauer einen Tisch für vier Personen im Speisesaal reserviert; in South ampton soll noch eine junge Amerikanerin hinzu kommen, eine Miß Marguerit Treelough, wie der Obersteward ankündigt. Kehrling fährt auf: „Wie bitte? Wie ist der Name?" „Marguerit Treelough, Herr von Kehrling." „Soso." Kehrling greift zu einem Glas und leert es. Malwe denkt mit ihm an sein leuchtendes Mäd chen und die Puffotter, während der ahnungslose Christians lachend sagt: „Na, hoffentlich ist das nicht solche Hallelujaziege der Mission, die sich hier bei uns mit Quäker-Oats, Grapefruits und Sodawasser zu mästen gedenkt.“ Dieser Doktor Christians hat das kühne Profil eines Gamsjägers von Defregger. Seine Schultern sind Muskelkugeln, so daß man an eine geklumpte Wattierung seines tadellosen Smokings glaubt. Er verfügt über unheimliche Körperkräfte und hat bereits ein vergnügtes Exempel davon gegeben. Der Zigarettenverkäufer gab ihm Geld heraus, darunter ein Fünfmarkstück. „Leider unecht“, lächelte Christians und strich die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger über die Tischplatte; es war eigentlich nur ein Wischen, aber die natürlich echte Münze war krumm gebegen wie ein Wachs plättchen und dann mit einem kurzen Druck der Handwurzel wieder gerichtet. Eine zuverlässige Angelegenheit, denkt Malwe mit Bewunderung und einem gelinden Grauen; mit dem Menschen kann man sich ruhig in eine Löwengrube wagen. Kehrling sagt in freundschaftlichem Spott: Das Gefährliche an Doktor Christians ist, daß sein er lauchter Schädelinhalt ebenso athletisch gewach sen ist; wo andere Leute sanfte Gehirnwindungen haben, hat er eiserne Muskelgeflechte.“ Dabei blickt er Malwe mit einem etwas verkniffen be denklichen Lächeln an, und Malwe glaubt ihn zu verstehen und sagt sich: Allerdings, wenn zufällig keine Löwen in der Grube sind, wer wird ihm dann der Löwe sein? Es lag so etwas wie Warnung in Kehrlings Blick. Am nächsten Abend schwenkt das Schiff bei Hoek van Holland in die regulierte Maas, den Nieuwen Waterweg, ein. Bei Mondschein geht es durch die stille holländische Gemäldelandschaft mit reich lichen, gedunkelten Siennafarben auf den mond grauen Deichen, den Auen, geduckten Bauern häusern und Windmühlen. Kehrling und Christians weichen keinen Schritt von Mal wes Seite. Im Lek- haven von Rotterdam macht das Schiff am Kai fest, um Ladung zu nehmen. Über Nacht liegt der gleiche Weltdunst aller Häfen der Welt in Malwes Kammer über ihrem Bett. Am Morgen hat Chri stians einige Firmen zu besuchen; währenddessen zeigt Kehrling Malwe Rotterdam und fahrt mit ihr nach der niederländischen Königsresidenz, dem schönen Haag. Sie essen dort in angeregtester Stimmung und sind nachmittags wieder an Bord, wo Christians schon in sichtbarer Ungeduld war tet. Etwas spürt Malwe bei ihm den Chef dürch. Abends sucht Malwe gleich nach dem Essen ihre Kabine auf; es ist wirklich ein herrlicher, aus geglichener und erfüllter Tag gewesen. Kehrling ist ein vorzüglicher Reisemarschall, geistreich und vielwissend, manchmal etwas zynisch, aber doch niemals so, daß es verletzt. Malwe ist wohltuend müde, in treibender Schläfrigkeit nimmt sie alles hin, was die freundliche Stewardeß ihr empfiehlt. Der verhaltene Luxus ihrer Kammer nimmt Malwe freundlich auf. Sie legt sich schlafen. Es ist ein bequemes, frei stehendes Bett, fast so breit wie das zu Hause. Die Kabinenfenster sind verhängt, nur eines, das von außen keinen Einblick gewährt, ist frei und offen. In seinem quadratischen Rahmen steht ein Stück des gestirnten Himmels fast still; manchmal aber wechselt das Bild in gemächlichem Schwanken. Das bringt der Steuermann zuwege; es geht in die vielgewundene Schelde hinein, nach Antwerpen. Die Schiffsmaschinen mahlen ihren bequemen Takt halber Fahrt. Schön ist dieser mild ge dämpfte Rhythmus von Eisen und Stahl. Schön, schön ist das Leben . . . Das erste Bordkonzert, bei dem eip sehr gutes Streichorchester spielt, löst in den meisten Hörem 31 Beispiel 4b, auf */» verkleinert, Originalseitengröße 18,5 X 24 cm Schrift. Borgis Qaramond mit i Punkt Durchschuß
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