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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1942
- Strukturtyp
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- 1942-10-20
- Erscheinungsdatum
- 20.10.1942
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- Deutsch
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Zwei Abende brachten Höhepunkte der Freizeit. Schwer ist zu entscheiden, welches Erlebnis größer war. Daphne von Strauß im Neuen Theater gab einen geschlossenen Eindruck durch die Einheit hoher Leistungen in Gesang, Musik und Bühnenbild. Das Konzert des Deutschen Philharmonischen Orchesters in Prag riß alle mit. Das klare Violinkonzert D-dur von Beethoven (Max Strub als Solist!) stand in starkem Gegensatz zu dem wühlenden und ringenden, dabei durchaus frohem Reger, von dem Varia tionen und Fuge über ein lustiges Thema von Hiller gebracht wurde. Unsere Aufgabe wird nun im Heimatort sein, das Erlernte und Erlebte nicht im eigenen Geschäft zu begraben oder nur hier nutzbar zu machen, sondern es fruchtbar werden lassen, sei es für die älteren Berufskameraden zur Hilfe im Alltag, sei es für die Weiterbildung der Jüngeren oder die Fortbildung der Lehrlinge. Das ist wohl der beste Dank, wenn wir so diesem neunten Fortbildungskursus einen Widerhall schaffen, der weit über die fünfundvierzig Teilnehmer hinausgeht. Henry Fricdag-Hamburg Hanns Johst SEI SCHÖPFUNG BEDANKT FÜR LORBEER UND RUHM Rede in dem Staatsakt aus Anlaß der Herbstveranstaltungen des Deutschen Schrifttums 1942 (Vergl. Nr. 235 [R 53J S.221) Als der Dreißigjährige Krieg sein Ende fand, mußte der Frieden den Protestantismus anerkennen. Als der Siebenjährige Krieg aufhörte, mußte die Welt zur Kenntnis nehmen, daß Preußen Großmacht geworden war, und wann immer dieser Krieg den Stillstand der Waffen erleben mag, die Welt wird der Tatsache des großgermanischen Reiches ins Auge schauen müssen! Mit dieser Tatsache von morgen zerbrechen Maßstäbe und Zeitmaße, die im literarhistorischen und ästhetischen Raum des 18. und 19. Jahrhunderts schönste und edelste Vollendung erbrachten. Wir werden uns dankbar und liebend immer zu diesen Unsterblichkeiten bekennen, aber wir werden als junge Akti visten ebenso tapfer die uns überantwortete Provinz des kultu rellen Sektors von jener zitatenseligen und epigonenfreudigen Philologie entrümpeln, der die Druckfehler jener bürgerlichen Vergangenheit wichtiger sind und innerlich näher stehen, als die Mühseligkeiten unserer ureigensten, geistesgegenwärti gen Forderungen und Aufgaben, als der frontale, harte, tra gische Wille zum Weltbild von morgen. Der Schlaf der Welt umdüsterte melancholisch die Träume von Schuld und Schicksal und die übersensiblen Individuali täten bestimmten Reiz und Reichtum der schriftstellerischen Gebilde jener Epochen. Der Schlaf der Welt ist am Erwachen unseres Reiches zer brochen und verblaßt, und wider das Filigran der Nervosität und des experimentellen literarischen Laboratoriums ist das Massiv, die Monumentalität des völkischen, deutschen und ger manischen Selbstbewußtseins getreten. Damit ist gesagt, was die Stunde geschlagen hat! Chronus und Anthaeus, diese antiken Metaphern treten zurück und unsere guten, alten Kirchturmuhren mit ihren Idyll und ihrer Intrige werden von den jungen Kräften nicht länger aufgezogen. Man wird sich dann der These des Führers erinnern, daß diesen Kampf keine bürgerlichen Staaten überleben. Das Leben, das diesen Krieg überdauert, hat alles Bürger liche und Kleinbürgerliche hinter sich gelassen. Es monologi siert weder auf Friedhöfen mit Totenschädeln, sentimental re- thorisch über Sein oder Nichtsein, noch schließt es seine dra maturgischen Erörterungen um ein Weltbild mit der Resigna tion, daß es die Welt nicht mehr verstehe. Es sieht weder Helena in jedem Weibe noch umwirbt es den Gretchentyp. Dieses sieghafte und siegreiche Leben weiß, daß leben sterben lernen heißt, und daß jedes Ich nicht geboren wurde, um sich auszuleben, sondern um sich einzuordnen in die großen, heili gen, neuen Gesetje der Gemeinschaftskräfte. Diese Gemeinschaftskräfte des Frontsozialismus sind es ja gerade, die diesen Krieg bestimmen und die Grenzen des Frie dens von morgen erbluten. Der Raum des großgermanischen Reiches, den es dann zu durchtönen gilt, den es zu schmücken gilt mit den Gleichnissen der blühenden Sprache und den Sinnbildern geistiger Anschau ung, muß aber vom Aktivismus des Nationalsozialismus durch- seelt werden. Das besagt, wir versagen uns der alleinseligmachenden Rührseligkeit, der Rückblicke auf vergangene Leistungen, und wir erliegen keineswegs der literarischen Sentimentalität der Großraumhorizontale. Im weiten Raum kommt sich der Mensch gern verloren vor. Die russische, vorrevolutionäre Literatur gibt dafür eklatante Beispiele. Uns wurde der neue Maßstab überantwortet. Früher bestimmte der Fuß den Charakter der Landschaft, des Landmannes, des Landedelmannes. Dann erbrachte das Reiten eine neue Perspektive: der Ritter, der Chevalier, der Kavalier bestimmte den Ton. Für uns rückt Zeit und Raum unter die herrlichen Folge rungen des Fliegens und Fluges. Nicht nur die Planungen der Technik und der Politik, des Verkehrs und der Wirtschaft leisten dieser Entwicklung Folge, sondern die Visionen, die Bildungen und Gestaltungen unserer Dichtkunst haben ihre Sprache und Vorgänge, ihre Handlungen und ihre Vergleiche aus dieser Höhe und aus dieser Bewe gungsfreiheit zu neuen Erlösungen zu führen. Diese Dinge scheinen nur oberflächlichem Betracht äußerlich. Sie sind inner lichster Natur, sie verwandeln nicht nur den Menschen, sie ver wandeln damit auch das gesamte Weltbild. Der deutsche Mensch tut sich bei der jähen Plö^lichkeit dieser Veränderung vielleicht besonders hart. Gestern noch unter dem Regime von Duodezfürsten, unter der Krummstabführung einer Kirchtumspolitik, unter dem Ein druck einer Heimatkunde, deren Maßstab die Grenzen seiner Kindheit im Schulatlas größer erscheinen ließen als ganz Europa oder halb Afrika, soll er seine bürgerliche Zwangsvorstellung von Geltung und Rang, von Enge und Dichte mit einem Male aufgeben und mit eigenen Ausmaßen messen, was ihm dieser Krieg kämpferisch und siegreich überantwortet. Daß der Deutsche das meistert, das ist der Sinn und der Anspruch an Euch alle meine Kameraden des deutschen Schrifttums! Nur radikalstes Verantwortlichkeitsgefühl und unbedingtes Bekennen zur verwandelten Welt, zum neuen Geset} und neuen Altären vermag uns die Stellung zu erhalten, die das Volk der Dichter und Denker seinen Geistigen immer gern zuerkannte. Dieser moderne Geist muß sich mit dem Geist des Front sozialismus draußen verbrüdern, und mit den Sätzen und Grundsä^en des Nationalsozialismus auf der gesamten inneren Front verschwistern! Im Zeichen dieser aktivistischen Gesinnung hilft dann unsere seherische, dichterische Kraft den Tod überwinden: Den Tod überrankt Heiliges Heldentum. Sei Schöpfung bedankt Für Lorbeer und Ruhm! Nr. 236/237, Dienstag, den 20. Oktober 1942 227
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