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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.10.1942
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- 1942-10-17
- Erscheinungsdatum
- 17.10.1942
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der Ereignisse spiegelt. Ein Bericht kann verschiedene Auf gaben erfüllen: er kann die Ergebnisse großer geschlossener Kriegshandlungen zusammenfassen; er kann ein Bild des unmit telbar laufenden Geschehens geben; er kann Zustände aus dem Geschehen schildern. Er wirkt durch die Objektivität und volle Unmittelbarkeit. Schumann stellte für den Bericht die Richtlinie auf, „die Sache sprechen zu lassen“. Er hält denjenigen für den besten, der dem grandiosen Bild am ehesten angenähert ist. wel ches die Wochenschau vom Kriege bietet. Im Anschluß daran stellte Schumann die Frage, ob der Dich ter Berichter sein soll und kann. Die Fähigkeit zum Berichter ist gebunden an sofortiges Reagieren, ein blitzschnelles Erfassen und Fertigwerden. Für den Dichter ist Voraussetzung seiner Arbeit, daß seine ganze Persönlichkeit erfaßt wird. Er muß warten kön nen und die Dinge in sich wachsen lassen, bis sie sich zum Bild gestalten. Der Berichter antwortet auf das Wissenwollen der Volksgenossen, der Dichter will bewahren und die Menschen durch sein Werk verwandeln. Schumann forderte von diesen Gedanken aus, daß der Dich ter den Krieg nicht nur betrachtend, sondern handelnd als Soldat erleben müsse. Die führenden Werke der zeitgenössischen Dich tung seien Arbeiten von Frontsoldaten des Weltkrieges. Dies hin dere nicht, auch der anderen Aufgaben je nach der Begabung gelegentlich gerecht zu werden; in jedem Fall aber stelle Berich ten und Dichten zwei verschiedene Aufgaben dar. Er wendete sich gegen die schnell Fertigen, die die Frucht barkeit des Geschehens veroberflächlichen oder sentimentali- sieren. Er forderte Klarheit vor der Aufgabe und wandte sich scharf gegen verantwortungslose Mache. Der Dichter muß mit „heilig nüchternem“ Blick auf den Kampf blicken und sein Herz festigen, dann kommt in unbekannter Stunde einmal der innere Befehl, dem er folgen muß und aus dem das Dichtwerk entspringt. Dar stellung und Form müssen der Größe dieses Kampfes entsprechen und von heutigen Wertmaßstäben bestimmt sein. Schumann wandte sich anschließend den verschiedenen Gat tungen der Kriegsdichtung zu und stellt fest, daß die Gestaltung des Kampfes im epischen Bereich im wesentlichen einer späteren Zeit Vorbehalten ist, wenigstens insofern, als der Krieg nicht nur bloßer Anlaß zur Darstellung ist, sondern in seiner Tiefe das eigentliche zentrale Anliegen. Das Epos verlangt Abgeschlosse nes und Vergangenes, während die Novelle und Anekdote schon heute möglich ist. Für das Drama sieht der Dichter gleichfalls aus den Spannungen des Geschehens heraus unmittelbare Möglich keiten. jedoch wird eigentlich der Raum der Lyrik von der Hymne bis zum Volkslied derjenige sein, in dem am ersten Dich tung des Krieges entsteht und schon entstanden ist. Da die Dichtung nicht nur vom Volke herkommt, sondern wiederum zum Volke geht, wird sich der Dichter entscheiden müs sen, ob er ein Werk aus diesem Kriege schon jetzt erscheinen las sen oder für eine spätere Zeit vorsehen will mit Rüdesicht auf die Tatsache, daß im Kriege alles auf die Stärkung der seelischen Kräfte ankommt. Zum Schluß seiner Rede sprach Schumann von der neuen Gläubigkeit, die aus dem Bestehen dieses Krieges bei unseren Männern wächst und den Endsieg verbürgt. * Georg von der Dring wies als zweiter Redner des Tages zu Eingang seines Vortrages „Das Einfache in der Dichtung“ auf die Tatsache hin, daß seine Grundgedanken durch die Themen stellung an sich schon gegeben seien, da feststehe, was einfach ist, was Dichtung sei und daß bedeutende Dichtung immer ein fach gewesen sei. Jedoch habe sich die jüngere vergangene Dich tung vielfach nicht der Einfachheit befleißigt, sondern das Kom plizierte, das Nebelhafte als ihr Kennzeichen angesehen und das indirekt Gesagte für eigentlich bedeutend gehalten, gegenüber dem unmittelbar Dargebotenen. Er entwickelte diese Gedanken an einem an sich meisterlichen frühen Gedicht Rilkes, das bei aller Schlichtheit und Schönheit erst auf dem unmittelbaren Wege der Beschreibung eines Eindrucks des Dichters wirke. Stand dort das beeindruckte Ich voran, so wird heute das Ich zurücktreten und das Erlebnis sich unmittelbar vor den Leser stellen. Jenes Gedicht würde heute ein Volkslied geworden sein. Die Tatsache, daß unsere Dichtung herber und sachlicher ist, führte von der Vring auf das soldatische Erlebnis zurück, dem unsere Dichter die Zucht der sprachlichen Disziplin und die Nähe der wirklichen Welt vermittelt haben. Er erzählte aus seinem eigenen Erleben, wie eine frühe und sehr umständliche Arbeit den kritischen Sa^ seiries Deutschlehrers „Alles Schöne ist einfach“ ihn auf den an deren Weg gebracht habe. Die Jugend an sich neige zum Kompli zierten und lasse sich gern auch heute noch durch große Wort künstler aus der Vorweltkriegszeit führen. Wiederum habe ihr Einsatz in diesem Kriege sie den richtigen Weg geführt, ihre Verse schlicht und ihre Prosa herb werden lassen. Wer das Un mittelbare des Todes erlebt, wird nicht mittelbar wirken wollen. Diese Tatsache habe auch unsere Jugend wieder zu oft verschol lenen Gedachten geführt,. m.deas&ietetfc..Einfofhkert herrsche. Für “die Prosa stellte von der Vring fest, es sei zwar be kannt, daß Dichtung des Dichters Wort an den Leser sei, jedoch nicht im gleichen Ausmaß, daß im Entstehen der Dichtung die Würde ihres Schöpfers verlange, den Leser und Hörer ständig im Auge zu haben und zu fragen: Folgt er mir auch? Nur in die sem dauernden Blick auf die Wirkung des Werkes liege die Ge währ für eine wahrhaft einfache und damit dauernde Prosa. Der Dichter soll seinem Leser keinesfalls nach dem Munde reden, ihn jedoch in sich selbst aufnehmen und als Zeugen bei der Arbeit unsichtbar in seiner Nähe wissen. Eine solche Ausrichtung ist eigentliche Gewähr für breiteste Wirkung unserer Dichtung. Von der Vring ging im Anschluß daran auf die Frage der unterhaltenden Literatur ein und stellte fest, daß die Flut flacher und kitschiger Erzeugnisse von heute durch eine verantwortungs volle Prosa mit der Kraft der Einfachheit, der Unmittelbarkeit und des Du-auf-Du-Stehens mit dem Leser erseht werden könne und müsse und daß hier eine entscheidende Aufgabe unserer Zeit läge. Dabei gehe es ihm durchaus um die Kunst für das ganze Volk. Niemals ist dieses Volk zur Dichtung bereiter als heute. Mögen die deutschen Dichter ihm geben, was es erwarten darf. Von der Vring schloß seine Ausführungen mit einem Lied und einem Prosastück noch unbekannter junger Autoren, in denen er das Einfache als Grundlage der Wirkung wie des künst lerischen Ranges erkennt. * Feierstunde zu Ehren Adolf Bartels In der Feierstunde zu Ehren von Adolf Bartels aus Anlaß seines 80. Geburtstages nahmen der Leiter der Abteilung Schrift tum im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Ministerialdirigent Haegert und der Dichter Hermann Burte das Wort. Ministerialdirigent Haegert ging auf das Zeitalter der Wende ein, in dem das Wirken von Bartels von grundlegender Bedeutung war. Bartels ist als Kämpfer angetreten. Er hat den Aufschwung des Reiches nach der Gründung miterlebt und mit sicherem Instinkt die Krankheit erkannt, die verborgen im Glanz des äußeren Aufstieges den Volkskörper ergriffen hatte: Den Einbruch des Judentums in das deutsche Leben und die deutsche Kultur. Unerschrocken, rücksichtslos gegen sich hat er sofort den Kampf aufgenommen und aller Wut und Verächtlichmachung des entlarvten Gegners zum Trotz mit der Schärfe seiner geistigen Waffen und seines Einsames bis zum Sieg durchgestanden. Dieser jahrzehntelange Kampf von Adolf Bartels wird in der ganzen Tragweite seiner politischen Bedeutung erst später voll erkannt werden können. Haegert würdigte den Mut, die Seelenstärke und geistige Kraft des Mannes, der als Einzelner hier antrat; er nannte Bartels ein Vorbild geistigen Kämpfertums und würdigte seine großartige geistige Leistung als Wissenschaftler und Publi zist, die Schlagkraft seines Denkens und Handelns, den stahlhar ten Willen, die die neue deutsche Wissenschaft bestimmen wer den, als deren Bahnbrecher er gelten muß. Bartels sei als früher Gefolgsmann des Führers und Seher unserer Bewegung vom Füh rer bereits mit den höchsten Auszeichnungen geehrt. Zu seinem Ehrentag verkündigte Ministerialdirigent Haegert die Einrich- Nr. 235, Sonnabend, den 17. Oktober 1942 219
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