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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1942
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- 1942-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1942
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Im Jahre 1867 trat in Japan mit der Abschaffung des Schogunates und der Wiederherstellung der Macht des Kaisers die große Umwälzung ein, die, wie auf allen Gebieten, so auch auf dem Gebiete des Druckwesens große Veränderungen zur Folge hatte. Japan, das durch die Schogune aus der Familie Tokugawa zweiundeinhalb Jahrhunderte von der Welt abge schlossen war, nahm die Verbindungen mit ihr in großem Um fange wieder auf. Die Errungenschaften der abendländischen Zivilisation wurden nach Japan gebracht und dort in einer dem japanischen Wesen angepaßten Form verarbeitet und ver wertet. So kam mit den abendländischen Drudeverfahren auch der Druck mit beweglichen Typen ins Land und wurde dort gleichsam als eine abendländische Erfindung von neuem auf genommen, obgleich, wie Rumpf berichtet, Motogi Shözö in Nagasaki schon um die Mitte des 18. Jhs. in einer eigenen Typengießerei Lettern hergestellt hatte, um Bücher in abend ländischer Art drucken zu können. Der Typendruck verdrängte bald den Blockdruck und gewann unter Benutjung aller be kannten Verbesserungen seine wichtige Stellung. Die Geschichte des modernen japanischen Druckgewerbes mit allen seinen vielfältigen maschinellen Einrichtungen für den Textdruck und die Herstellung von Illustrationen umfaßt also nur die kurze Spanne von etwa sieben Jahrzehnten. Nach dem Japan in den neunziger Jahren des vergangenen Jahr hunderts mit dem Lichtdrucke und dem Dreifarbendrucke be kannt geworden war, kam im Jahre 1914 die erste Offset druckmaschine aus den Vereinigten Staaten in das Inselreich und eröffnete der Herstellung vielfarbiger Illustrationen neue Wege. Der Besuch der Dai Nippon insatsu kabushi kaisha (Groß-Japanische Druckerei-Aktien-Gesellschaft) in Tokyo gab mir einen Einblick in den Bau und die Tätigkeit einer großen japanischen Druckerei. Die äußere Form der den eigentlichen Druck besorgenden Teile unterscheidet sich nicht von derjeni gen einer abendländischen Druckerei. Man sieht die verschiede nen Arten der Druckerpressen, von der Tiegeldruckpresse bis zur Rotationsmaschine, man sieht die Einrichtungen zur Her stellung der verschiedenen Arten der Druckformen. Unter ihnen ist heute besonders wichtig der Offsetdruck, der bei der Herstellung von illustrierten Kalendern, Katalogen, Plakaten und vor allem der in Japan so beliebten Magazine eine große Rolle spielt. Der wesentliche Unterschied einer japanischen Druckerei gegenüber einer abendländischen liegt auf dem Gebiete des Handsatjes. Wie oben gesagt, muß ein gebildeter Japaner etwa 5000 Schriftzeichen kennen, um sein Lesebedürfnis befriedigen zu können. Die Druckerei muß aber außer diesen etwa 5000 gebräuchlichen noch einige Tausend seltener vorkommende Schriftzeichen besten, um auch manche nicht alltägliche Fragen behandelnde Texte drucken zu können. Jedes dieser 5000 ver schiedenen Schriftzeichen muß nun erstens in vielen einzelnen Exemplaren, deren Zahl sich nach der erfahrungsmäßigen Häufigkeit des Vorkommens des Schriftzeichens richtet, und zweitens in verschiedenen (durchschnittlich 11) Größen vorhan den sein. Die seltener vorkommenden Schriftzeichen brauchen nicht in so vielen einzelnen Exemplaren und nicht in so vielen verschiedenen Größen vorhanden zu sein. Für die Bezeichnung der Typengröße, d. h. der Schrifthöhe, gilt, wie in unseren Druckereien, ein System, dessen Einheit der typographische Punkt = 0,013887 Zoll *) ist. Die durchschnittliche Schrifthöhe der japanischen Typen für den Werkdruck beträgt 9 Punkte = 0,923 Zoll. Das aus chinesischen Begriffs-, japanischen Sil- ben-Schriftzeichen und den lateinischen Buchstaben bestehende Satjmaterial der Dai Nippon insatsu ist in über 1500 großen Kästen mit vielen hohen schmalen Fächern untergebracht, die in großen Sälen in Gestellen senkrecht aufgestellt sind. Der untere Rand der Kästen steht in Knie-, der obere Rand in mehr als Kopfhöhe des Setjgehilfen. Bedenkt man, daß die chinesischen Schriftzeichen nicht nach einem Alphabet, sondern, wie eingangs geschildert, nach *) 1 Zoll = 25,4 mm. Der deutsche typographische Punkt = 0,376 mm. den verschiedenen Klassenzeichen und diese wieder nach der Zahl der sie zusammense^enden Striche geordnet sind, so kann man sich eine Vorstellung von der geistigen und körperlichen Leistung der japanischen Se^gehilfen oder -gehilfinnen machen, die mit dem Manuskript und einem Winkelhaken in der Hand die oft weit voneinander entfernt stehenden Typen heraus suchen und dem eigentlichen Se^er zur Prüfung und Herstel lung des pressefertigen Sa^es hinlegen. Diese Vorarbeiten des Satjes, das gewissermaßen grobe Heraussuchen der Typen, ist ein in abendländischen Druckereien mit ihren einfachen Schrift verhältnissen nicht vorhandener Arbeitsgang. Nach dem Drucke spielen sich diese Arbeitsvorgänge in umgekehrter Reihenfolge, nämlich als Korrektur und Ablegen der Typen, in ebenso viel umständlicherer Art als in abendländischen Druckereien ab. Wenn auch im allgemeinen der Handsatj das Feld be herrscht, so sind auch für japanische Texte eingerichtete Typen- setj- und -gießmaschinen in beschränktem Maße in Gebrauch. Um ihre Erzeugnisse verkaufsfertig zu machen, haben die großen Druckereien Buchbindereien ihrem Betriebe einge gliedert. Buchhandel Während man in alter Zeit direkt von einer Kloster druckerei den Abdruck eines meistens erbaulichen Textes von einem dort vorhandenen Holzblocke beziehen konnte — zwi schen dem Zeitpunkte der Herstellung des Blockes und dem des Abdruckes kann demnach eine große Spanne Zeit liegen —, wurde sehr bald der Verlag und Buchhandel der Mittler zwi schen Druckerei und Leser. In der oben genannten Tokugawa- Zeit, also vom Anfänge des 17. Jhs., ist die Zahl der Ver leger, die oft auch im Besitje eigener Druckereien waren, stän dig im Zunehmen begriffen. Bei kleineren Schriften, die nur für einen engeren Kreis bestimmt waren, trat auch der Selbst verlag oft in Erscheinung. Die größte Bedeutung als Verlagsorte hatten zunächst der alte Kulturmittelpunkt Kyoto und die wichtige Handelsstadt Osaka. Später, von der Mitte des 18. Jhs. ab, wurden sie auf diesem Gebiete von Tokyo überflügelt. Die Zahl der Druckerzeugnisse in Japan ist sehr groß. Es steht darin dem Abendlande nicht nach. Im Jahre 1936 betrug die Zahl der Zeitschriften im engeren Sinne etwa 2500; dazu kamen noch etwa 1000 amtliche periodische Veröffentlichungen. Unter den Zeitschriften stehen diejenigen, welche sich mit Schöner Literatur und religiösen Fragen befassen, an erster Stelle. Sehr beliebt sind die reich und bunt illustrierten Maga zine, von denen die neun größten sich zu einem Konzern zu sammengeschlossen haben. Mehr als ein Sechstel der monatlich erscheinenden Hefte, nämlich 100 000, sind für Kinder be stimmt. Das Jahr 1937 weist 1214 Tageszeitungen auf, wobei zu bemerken ist, daß der Japaner sich nicht sonderlich für par teipolitische Tageszeitungen interessiert. Im Jahre 1937 erschie nen 30 733 Bücher, von denen ein Drittel auf die Sozialen und Angewandten Wissenschaften entfiel. Der japanische Buchhandel, der seit der Öffnung des Lan des nach der Wiederherstellung der Kaisermacht auch mit dem europäischen und amerikanischen in lebhaftem Verkehr stand, ist straft organisiert. Die Vermittlung zwischen Verlag und Sortiment liegt in den Händen von etwa einem halben Duzend Grossisten, von denen gegen 7000 Sortimentsbuchhandlungen beliefert werden. Nicht Absehbares wird innerhalb von drei Monaten zurückgenommen. Wird es nach Ablauf dieser Frist behalten, muß es sofort bezahlt werden. Mit großer Strenge wird auf die Innehaltung des Ladenpreises gesehen. Die be deutendste Buchhandlung für die Einfuhr ausländischer Lite ratur ist Maruzen. l Sehr angenehm gestaltet sich der Besuch einer japanischen Buchhandlung, da man sich nicht nur die auf den Ladentischen ausliegenden, sondern auch die in sachlicher Anordnung in Ge stellen an den Wänden stehenden Bücher ungestört betrachten kann, ohne sich zum Kaufe entschließen zu müssen. 182 Nr. 196/197, Donnerstag, den 3. September 1942
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