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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1942
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- 1942-08-22
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- 22.08.1942
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pel Höryüji bei Nara. Sie stammen aus dem Anfänge des 7. Jahrhunderts. Die chinesischen Zeichen wurden anfangs nur phonetisch, d. h. als Lautzeichen verwandt. Dies zeigt noch die älteste Sammlung japanischer Gedichte, das Manyöshü, die „10 000- Blätter-Sammlung“, die zwar erst am Ende des 8. Jhs. zusam mengestellt worden ist, deren früheste Gedichte aber bis ins 4. Jh. zurückgehen. Die im Manyöshü lautlich gebrauchten chinesischen Zeichen nannte man Manyogana. Als ideographische, d. h. als sinngebende Zeichen finden die chinesischen Schriftzeichen eine allgemeine Verwendung erst im 8. Jh., in der sogenannten Nara-Zeit, als namentlich in der Literatur und Kunst eine Verschmelzung der aus China eingeführten Kulturgüter mit der landeseigenen Kultur statt fand. Mit den chinesischen Zeichen übernahm man jetzt auch die Aussprache der chinesischen Worte, welche durch die Zeichen ausgedrückt wurden. Die chinesischen Zeichen und ihre Aus sprache wurden in Japan hauptsächlich durch Japaner gelehrt, welche sich oft jahrelang zu Studienzwecken in China aufge halten hatten. Da die Sprechwerkzeuge der Japaner manche chinesische Laute nicht wiedergeben konnten — man denke nur an das 1 — und ein häufiger Umgang mit Chinesen, bei dem man die richtige chinesische Aussprache immer gegenwärtig hätte haben können, in Japan nicht bestand, veränderte sich die ursprüngliche chinesische Aussprache der chinesischen Worte und Zeichen in Japan allmählich, indem sie sich der japani schen Sprechart anpaßte. Diese „japanisierte“ oder „chinesisch japanische“ Aussprache chinesischer • Worte nannte man On (= Laut). Je' nach der Zeit, in welcher, und der Gegend Chinas, aus welcher das On übernommen wurde — man kann es mit einem Lehnworte vergleichen — gibt es drei verschiedene Ausspra chen des On, nämlich das Go-on, das Kan-on und das Tö-on oder, wie man gewöhnlich sagt, Tö-in. Das älteste, das Go-on, kam zwischen dem 4. und 6. Jh. nach Japan. Sein Name stammt von dem chinesischen Teil reiche Go, das im 3. Jh. einen großen Teil der östlichen Pro vinzen Chinas umfaßte. Der Ursprung dieses Dialektes liegt wohl südlich von Shanghai. Vielleicht war ein On in be schränktem Umfange auch schon früher im Westen Japans be kannt, der schon lange vor dem Vorhandensein der Schrift in Japan mit dem Südosten Chinas in Verbindung stand. Die Aussprache des Kan-on wurde etwa im 7. und 8. Jh. in Japan bekannt. Sie stammt aus dem Norden Chinas, und zwar aus der Provinz Honan, wo seinerzeit (200 v. Z. bis 200 n. Z.) die in Japan bewunderte Han-Dynastie ihren Sit; hatte. Das japanische Wort kan für han wird auch im Sinne von „China“ gebraucht. Das Kan-on gilt als die feinere, ele gantere Aussprache. Von sehr viel geringerer Bedeutung als das Go-on und Kan-on ist das Tö-in, das nur für wenige Zeichen üblich ist. Der Name Tö (chinesisch = tang) bezeichnet die Tang-Dyna stie, die von 618—907 herrschte. Diese Aussprache, die in China vom 10. bis zum 17. Jh. üblich war, kam etwa im 14. Jh. nach Japan. Natürlich übersetzte man sehr bald die chinesischen Worte ins Japanische und las die chinesischen Zeichen also auch nach ihrer japanischen Bedeutung. Diese japanische Übersetzung des chinesischen Zeichens nannte man kun oder yomi (= Lesung). Der Japaner kann also jedes chinesische Begriffszeichen auf zweierlei Weise lesen, erstens japanisiert-chinesisch (siniko- japanisch) nach den verschiedenen Arten des On und zweitens rein japanisch als kun. Da manche chinesische Zeichen im Chinesischen zwar nur einen Laut, aber verschiedene Bedeutung haben können, für welche das Japanische besondere Worte hat, so ergeben sich im Japanischen manchmal mehrere Lesungen für ein chinesi sches Zeichen. Andererseits lassen sich japanische Worte, die zwar die gleiche Aussprache, aber verschiedene Bedeutung haben, schriftlich durch verschiedene, ihrer Bedeutung entspre chende chinesische Zeichen leicht unterscheiden. Wenn auch die Chinesen das On, d. h. die japanisierte Aussprache ihrer Worte, nicht verstehen, also beide Völker sich lautlich, d. h. sprachlich nicht verständigen können, so ist doch eine Verständigung zwischen ihnen auf dem Wege der Schriftzeichen möglich, die ja für beide denselben Begriff wiedergeben. So werden die chinesischen Klassiker von den Japanern in chinesischer Sprache gelesen, und zwar in beson deren, für den Gebrauch der Japaner bearbeiteten Ausgaben. Da der japanische Satzbau infolge der völligen Verschieden heit beider Sprachen und daher auch die japanische Wortstel lung ganz anders als im Chinesischen ist, so müssen einige Zeichen des chinesischen Textes umgestellt werden und ergän zende Endungen und Partikeln erhalten. Die Umstellung und Ergänzung wird durch Zahlen, Haken, chinesische und Kana- Zeichen angegeben. Die chinesischen Schriftzeichen sind also, wie Otto Erancke sagt, das Verständigungsmittel nicht nur zwischen den ver schiedenen Volksgruppen des weiten Chinesischen Reiches, de ren Dialekte vielleicht aus ganz verschiedenen Sprachfamilien zusammengeflossen sind, sondern sie ermöglichen eine Ver ständigung dieser Gruppen auch mit Japan, Korea und An- nam. Die chinesischen Schriftzeichen umfassen also die ganze ostasiatische Welt wie mit einem gemeinsamen geistigen Bande. Die Gesamtzahl der chinesischen Schriftzeichen schält man auf 60—80 000, von denen aber viele nicht mehr im Gebrauche sind. Das obengenannte Verzeichnis der chinesischen Schrift zeichen (Kökijiten) des Kaisers Kang-hsi enthält etwa 44 000. Die Japaner haben für ihren Bedarf die Zahl der chinesischen Zeichen sehr herabgesetzt. Sie haben übrigens selbst noch etwa 100 Zeichen gebildet, welche den Chinesen unbekannt sind. Das japanische, im Jahre 1930 in 140. Auflage herausgegebene große Schriftzeichenverzeichnis (Daijiten) bringt etwa 15 000 verschiedene Zeichen. Von diesen muß ein gebildeter Japaner etwa 5000 beherrschen, um mit Verständnis und Genuß Bücher und Zeitungen lesen zu können. Da auf das Erlernen der Zei chen in den Schulen viel Kraft und Zeit verwendet wird, so werden nach ministerieller Verfügung in den Volksschulen jetzt nur noch etwa 1400 Zeichen, in den höheren Schulen die doppelte Zahl gelehrt. Silbenschrift Die zweite japanische Schriftart, die Silbenschrift, ist im Gegensatz zu der vorwiegend zum Auge sprechenden ideogra phischen eine zum Ohre sprechende phonetische Schrift. Von der Silbenschrift gibt es zwei gebräuchliche, in der Form sehr von einander abweichende Arten, katakana und hiragana (hirakana), die beide, wie allgemein angenommen wird, aus Verkürzungen und Abwandlungen chinesischer Zeichen bestehen. Kata bedeutet einen Teil oder unvollständig; hira wird im Sinne von gewöhnlich oder glatt, eben, gedeutet. Von den ein fachen, klaren, winkelförmigen Katakanazeichen sind viele als die einzelnen Teile chinesischer Zeichen zu betrachten; die schwierigeren Hiraganazeichen werden als mehr oder weniger verkürzte Kursivformen chinesischer Zeichen angesehen. Die katakana besteht aus 48 bzw. durch Hinzufügung eines Kreises oder zweier Striche zu einigen Zeichen aus 73 Zeichen. Die ursprünglich aus sehr viel mehr Zeichen bestehende hiragana weist heute dieselbe Zeichenzahl wie die katakana auf. Trotz ihrer größeren Schwierigkeit wird die hiragana im gewöhn lichen Leben sehr viel mehr als die katakana gebraucht. Die hiragana wird auch onnade = Frauenhand genannt. Sie wurde früher von schriftstellerisch tätigen Frauen häufiger als die chinesischen Schriftzeichen gebraucht, weil man in alter Zeit den Mädchen hauptsächlich die hiragana lehrte, deren Feinheit und Linienführung man für einen Ausdruck zarter Weiblichkeit hielt. Die katakana ist die erste in der Schule ge lehrte Schriftart. Sie wird zur Umschrift von Fremdwörtern gebraucht und muß ihrer Klarheit wegen bei der Aufgabe von Telegrammen, oft auch zur Festlegung von Eigennamen in den Akten, angewendet werden. Beide Kana-Arten werden den chinesischen Schriftzeichen, die nur den Stamm eines Wor tes wiedergeben, zur Bezeichnung von Endungen und Parti- 166 Nr. 186/187, Sonnabend, den 22. August 1942
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