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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1942
- Strukturtyp
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- 1942-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1942
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Kriegsberichter Adolf Martin Nachschub für die Büclier-„Front“ Vorn Bücherivagen zur ortsfesten Frontbuchhandlung PK. — In der Rue Rivolo in Paris. Es herrscht Hochbetrieb in der Frontbuchhandlung. Soldaten aller Dienstgrade, Bli^- mädels, Schwestern, deutsche Zivilisten kommen und gehen mit ihren Bücherwünschen. Ein Unteroffizier und ein Gefreiter sind Helfer und Berater ihrer Kameraden. Zusammen mit den bei den Buchhändlerinnen können sie den ständigen Strom kaum bewältigen. Und doch, wer hier hereinkommt, kann an den hohen übersichtlich nach Fachgebieten angeordneten Wandrega len, an den breiten Büchertischen in Ruhe seine Bücherwahl selbst treffen. Hier wird er nicht zum Kauf gedrängt. Die Front buchhandlung ist ja in erster Linie für den Soldaten da und alles, was hier ausgelegt und angeschafft wird, geschieht im Hinblick auf den Landser und seine Bedürfnisse. Während ich noch einen Blick in die bequem und gemütlich eingerichtete Lesestube und die umfangreichen Büro- und Lagerräume des Hauses werfe, erfahre ich von dem diensttuenden Kameraden, daß hier in Paris die erste ortsfeste Frontbuchhandlung über haupt eingerichtet wurde und daß hier in Paris sich auch die große „Nachschubzentrale“ für sämtliche Frontbuchhandlungen und Frontbuchwagen des beseiten Frankreich befindet. Dieser Nachschubzentrale gilt nun mein Besuch. Ich spreche mit dem buchhändlerischen Leiter des Nachschublagers Frank reichs, der schon über ein Jahr in der praktischen Arbeit der Frontbuchhandlung steht und der selbst mit dem Bücherwagen draußen bei den Kameraden der kleinen Einheiten und einsa men Küstenbunker war. Die erste Verwirklichung des Gedan kens der Frontbuchhandlung ist der fahrbare Bücherwagen, wie er in diesem Kriege Ende 1939 am Westwall erstmalig mit gro ßem Erfolg eingesetzt wurde. Die ortsfesten Buchläden, die nach dem unvergleichlichen Siegeszug der deutschen Waffen überall in den besetzten Gebieten vom Oberkommando der Wehrmacht und betreut von der Deutschen Arbeitsfront eingerichtet wur den, sind wichtig für die Soldaten in den großen und kleinen Ortschaften und als kultureller Ausstrahlungspunkt für die Be völkerung. „Aber“, der Frontbuchhändler spricht es deutlich aus, „noch wichtiger ist uns die Betreuung der Kameraden draußen auf den einsamen Posten, wo fast jede Anregung und Abwechslung fehlt, wo ein wirklicher Hunger nach dem Buch, nach der Zeit schrift, nach der Zeitung festzustellen ist.“ Es laufen jetzt in Frankreich sechs Bücherwagen. Darüber hinaus ist Frankreich mit einem dichten Netz stationärer Frontbuchhandlungen über zogen. Sogar auf den Kanalinseln wurden Buchläden eingerich tet. Fast 60 ortsfeste Frontbuchhandlungen werden jetzt vom Nachschublager Paris aus versorgt. Es ist klar, daß dies einen gut organisierten Vertriebsapparat erfordert, um eine möglichst schnelle und gerechte schlüsselmäßige Verteilung zu gewähr leisten. Ich gehe durch die riesige Halle des ehemaligen Bankhauses und seine Gewölbe, die je^t der Lagerung der Büchervorräte dienen. Ich schaue mir diese Bücherstapel an. Der Eindruck überreichlicher Fülle ist leider nicht mehr vorhanden. Wie vie les, was der Landser gern liest, ist z. Zt. nicht lieferbar, aber es wird alles getan, um immer wieder neuen „Bücherstoff“ heranzuschaffen. Hier in Paris kommen auch in gewissen Zeit abständen die Frontbuchhändler zusammen, um ihre Erfahrun gen auszutauschen. Sie wissen am besten, was der Landser liest, was er verlangt. An sie werden immer wieder neu die Bücherwünsche herangetragen. Sie berichten immer wieder, wie aufgeschlossen der Landser bei seiner Bücherwahl ist, daß er meist das gute erbauliche Buch unserer heimatverwurzelten Dichtung aus Vergangenheit und Gegenwart bevorzugt. Jeden falls tut die Berliner Zentrale der Frontbuchhandlungen ihr möglichstes, um trotz der Kriegsschwierigkeiten auf dem Bü chermarkt die Frontbuchhändlungen in ganz Europa und be sonders auch unsere Pariser Auslieferung den Soldatenwün schen gemäß zu versorgen. ^ So erfüllt die Frontbuchhandlung heute ihre Aufgabe. Sie ist aus dem Leben des Landsers und der Truppe sowohl hier im Westen wie an allen Fronten des gegenwärtigen Krieges nicht mehr fortzudenken. Ich aber nehme den Eindrude mit: Hier im Westen steht die Bücher,,front“ trotz aller Schwierig keiten. Ihre Männer sind ebenso einsatzfreudig am Bücher wagen, im Frontbuchladen wie im „Nachschub“. Ihre Arbeit am deutschen Buch wirkt über den Tag hinaus und sie kennen nur ein Ziel, das gute Buch an die Kameraden heranzubringen. Zum hundertsten Todestage von Clemens Brentano (28. Juli 1942) Der am 8. September 1778 in Ehrenbreitstein geborene Clemens Brentano, Enkel der aus dem Goethekreise bekannten Maximiliane Laroche, war ein echter Vertreter der jüngeren Romantik. Nur wenige Jahre während seiner Schaffenszeit seßheft, war er stets ruhelos unter wegs; nie fand er Zeit, seine oft von großartigen Gedanken überströ menden Entwürfe durchzuarbeiten, ihnen den letzten Schliff zu geben und sie harmonisch zu gestalten. Manches ist unverdient der Vergessen heit anheim gefallen; einiges hat sich erhalten, so z. B. die „Geschichte vom braven Kasperl und vom schönen Annerl“, „Gockel, Hinkel, Gackeleia“. Für immer aber bleibt sein Name mit einer der schönsten Sammlungen von Volksliedern verbunden; mit seinem Freunde Achim von Arnim, dem Gatten seiner Schwester Bettina, gab er „Des Knaben Wunderhorn“ heraus (1806—1808). In der Zeit tiefsten völkischen und politischen Zerfalls zeigte er den Deutschen den unendlichen poetischen Reichtum, der im Volke steckte. Nach schwerer Krankheit starb er vor hundert Jahren am 28. Juli bei seinem Bruder Christian in Aschaffen burg. — Die vielfachen Beziehungen Goethes zu ihm und zur Familie Brentano wird ein Nachkomme jenes Clemens Brentano: Peter Anton von Brentano am 28. August in der Leipziger Goethe-Gesellschaft würdigen. Bei dieser Goethe-Geburtstags-Festsi^ung wird auch die Preisverteilung zum Goethe-Preisausschreiben der Leipziger Höheren Schulen vorgenommen werden. Susanne 'Ticmann wird Gedichte von Goethe und Brentano vortragen; die musikalische Umrahmung hat das Boche-Trio übernommen. Die Feier findet um 19 Uhr im Gewand haus statt. Spaniens Büchermarkt In Barcelona wurde kürzlich eine große Buchwoche veranstaltet, die mit ihren Ausstellungen und Vorträgen ein eindrucksvolles Bild über die Anstrengungen vermittelte, die das spanische Buchgewerbe seit der Beendigung des Bürgerkrieges gemacht hat. Wenn auch die Lieferungen von Papier, Farben und Einbandmaterial, die früher zum größten Teil aus dem Ausland bezogen wurden, noch immer nicht ganz zur Deckung des Bedarfs ausreichen, so ist doch unzweifelhaft in den lebten beiden Jahren im Buchgewerbe ein beachtlicher Aufschwung festzustellen, der von den amtlichen Stellen stark ge fördert wird. Die Materialverknappung ihrerseits war wiederum die Veranlassung dafür, daß bei den Neuerscheinungen der Nachbürger kriegszeit in Aufmachung und Einband gegenüber der Vorbürger kriegszeit eine starke Verbesserung festzustellen ist. Die auffallendste Erscheinung im Verlagswesen ist jedoch die große Anzahl von Gründungen neuer Verlagshäuser, die besonders auf Katalonien konzentriert sind. Auf diese Weise entfällt z. B. heute auf Katalonien bzw. Barcelona, das bereits früher im Verlagsgeschäft in Spanien die erste Stelle cinnahm, allein die Hälfte der spanischen Papierzuteilungen. Die Zahl der Verleger stieg hier von 78 im Jahre 1935 bis auf 152, d. h. auf Barcelona entfällt ungefähr die Hälfte sämtlicher spanischer Verlagsunternehmen. Neben Barcelona kommt der Landeshauptstadt im Vcrlagsgcschäft Spaniens die größte Bedeutung zu. Während in Barcelona in erster Linie wissenschaftliche und religiöse Werke verlegt werden, hat sich Madrid auf die schöngeistige Literatur spezialisiert. Beide Zentren hatten unter den Auswirkungen des Bürgerkrieges in starkem Maße Nr. 180/181, Sonnabend, den 15. August 1942 163
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