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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1942
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- 1942-08-01
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- 01.08.1942
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 168 169 (R. 38) Leipzig, Sonnabend den 1. August 1942 109. Jahrgang Dr. Axel v. Harnack, Bibliotheksrat an der Staatsbibliothek Berlin Gedanken über Das Verhältnis zwischen Buchhändler und Bibliothekar ist so eigenartig, daß es sich verlohnt, ihm einige kurze Betrach tungen zu widmen. Zwischen einem Wirtschaftszweig und einem Beamtenstand sind die mannigfaltigsten amtlichen Beziehungen möglich. Hier liegt nun insofern eine Besonderheit vor, als kein anderer großer akademischer Berufsstand in so enger und so organischer Verbindung mit einem bedeutendem Wirtschafts zweig steht wie der Bibliothekar zum Buchhandel. Er ist unbe dingt auf ihn angewiesen, ja man kann sagen, daß das Ge deihen der Bibliotheken funktionell von dem des Buchhandels abhängt. Ein sehr erheblicher Teil der Mittel, welche die öffent lichen Bibliotheken aufwenden, fließt dem Buchhandel zu, und davon wiederum wird ein hoher Prozentsa^ für neue Bücher verwandt. So ist der Bibliothekar — ganz abgesehen von seinem inneren Verhältnis zum Buch — ein interessierter, aber doch unbefangener Betrachter des Buchhandels. Er ist davon durch drungen, daß der Stand des Buchhändlers neben anderen Wirt schaftszweigen eine einzigartige Stellung innehat, und so nimmt er lebhaften Anteil an seinen Sorgen und Hoffnungen, an sei nen Erfolgen und Enttäuschungen. Der Bibliothekar gewinnt mit den ihm zu Gebote stehenden Hilfsmitteln und seinen Berufs erfahrungen besondere Einblicke in den Buchhandel — tiefere als jeder andere Berufsstand. Der Buchhändler wiederum sieht neben sich den Bibliothekar als unabhängigen Beamten gestellt, dem es obliegt, die Erzeugnisse seines Handelszweiges plan mäßig zu sammeln, unter Obhut zu halten, zu verzeichnen und für das Gemeinwohl zu verwalten. Die Bibliotheken besorgen die Archivgeschäfte eines ganzen Wirtschaftszweiges. Dabei stehen sie in ständigem amtlichen Verkehr mit den drei Haupt zweigen des Buchhandels: dem Verleger, dem Sortimenter und dem Antiquar. Auch die grundlegenden Hilfsmittel, denen sich Buchhänd ler und Bibliothekare bei ihrer täglichen Arbeit bedienen, sind weitgehend die gleichen. Es sind die Bibliographien, vor allem die fortlaufenden, regelmäßig erscheinenden Verzeichnisse der Neuerscheinungen. Keiner der beiden Partner kann solche Werke entbehren. Der Buchhändler hat dabei einige Angaben nötig, die für den Bibliothekar weniger wichtig sind, und dieser wiede rum legt auf gewisse Punkte Gewicht, die für den Buchhändler zurücktreten. Für den Buchhändler sind z. B. genaue Angaben des Verlegers, des Preises, der Ausstattung und Bezugsweise un entbehrlich, der Bibliothekar möchte besonders eingehend über den Verfasser, eventuelle Mitverfasser und deren vollständige Namen, bei Obersetjungen über den Titel des Originalwerkes unterrichtet sein. Man kann sagen: zu vier Fünfteln decken sich die Wünsche der Hauptbenutjer der großen Bibliographien, und ein befriedigender Ausgleich ist nach langen, heute vergessenen Mühen erreicht. Ist ohne solche Bibliographien, die viel entsagungsvolle Arbeit und große Mittel zu ihrer Herstellung erfordern, auch kein Buchhandel und keine bibliothekarische Arbeit denkbar, so ist doch die Art, wie sie benu^t werden, sehr verschieden. Der Bibliothekar und der wissenschaftliche Benutjer nehmen zu ihnen eine andere Stellung ein als der Buchhändler. Wenn es sich nicht um einfaches Aufsuchen eines bestimmten Titels, sondern um Zusammenstellen von Literatur über eine Einzelfrage handelt, so gelangt man bald an die Grenzen der Leistungsfähigkeit der großen Bibliographien. Eine einfach mechanische Benutjung bringt keine Förderung. Die Vollständigkeit hat als Nachteil die Fülle von Titeln minderer Bedeutung. Bibliographien Man darf vielleicht diese Bibliographien mit einem mäch tigen Strome vergleichen, der die geistige Produktion des Volkes darstellt. Es ist ein ungereinigter, noch unkanalisierter Strom. Um aus ihm mit Gewinn zu schöpfen, bedarf es der Erfahrung und der Sachkunde. Fehlen sie, so geraten einem Dinge in die Hände, die man nicht sucht, oder man schöpft vergeblich, als ob man ein Sieb in der Hand hielte. Darum ist namentlich der wissenschaftliche Anfänger von den großen Bibliographien oft enttäuscht. Die Fülle der Titel verwirrt ihn. Die Titel entbehren der bewertenden Bemerkung; man erkennt aus ihnen nicht, ob es sich um fördernde Arbeiten oder um Erscheinungen von vorübergehender Bedeutung han delt. Es hat sich deshalb als praktisch erwiesen, Anfängern einen anderen Weg nahezulegen, um zur Spezialliteratur vorzudrin gen. Er besteht im Studium eines der grundlegenden Haupt werke und im Nachschlagen der in ihm zitierten Monographien. So findet man am sichersten und bequemsten die Literatur, die der Verfasser noch der Beachtung für wert hält, selbst wenn er sie ablehnt oder bekämpft. Auch so hat es der Anfänger heute schwer, durch die Literaturmassen hindurchzukommen. Kandi daten bedienen sich dafür bisweilen sogar schon eigener Helfer! Vor zwei Menschenaltern gab es solche Schwierigkeiten noch nicht. Die Produktion war geringer, und die Drucklegung be deutete wesentlich mehr als heute. Es erschienen viele gute Arbeiten, ohne daß es nennenswerte bibliographische Hilfsmittel gab. In dieser Zeit wurde die Tradition durch die Nennung der förderlichen Arbeiten aufrechterhalten. Die schlechten fielen der Vergessenheit anheim. Die Wissenschaft sorgt streng für eine natürliche Selbst reinigung. Sie scheidet aus, was sie nicht mehr braucht. Benutjt man die allgemeinen Bibliographien unkritisch, so stört man zum eigenen Nachteil diesen normalen Vorgang. Die Bibliogra phien müssen ihrem Prinzip nach eine Menge Dinge mitschlep- pen, deren Gedächtnis nicht wach gehalten zu werden braucht. Allerdings durchkreuzen sich bei diesen Erwägungen zwei Gedankenreihen, ohne daß man zu einem glatten Aufgehen der Rechnung zu gelangen vermag. Einmal ist es nicht unrichtig, daß alles irgendwann früher Gedachte oder Niedergeschrie bene wieder wichtig werden oder nützlich sein kann. Bei einer gewaltigen Menge von Altem ist dies aber äußerst unwahr scheinlich, und es ist nicht nötig, besondere Vorsorge dafür zu treffen. Andererseits: Das dauernde Mitschleppen von schwerem Gepäck alter Überlieferungen belastet derartig, daß man die Arme nicht frei hat, um die Forderung des Tages, die vorlie gende Arbeit anzupacken und zu bewältigen. Die kritische Bibliographie ist daher viel stärker zu pfle gen. Sie ist freilich nicht leicht zu schaffen. Die Auswahl des Materials erfordert höchste Sachkenntnis und vom Bearbeiter ständiges Mitgehen mit der Forschung. Die wissenschaftliche Tradition wird durch sie fortgeführt, und ihre Pflege ist gerade Aufgabe des bibliothekarischen Berufsstandes und seine eigenste Domäne. Niemand tritt hier mit ihm in Wettbewerb, jeder be- nutjt seine Leistungen stillschweigend oder — was erfreulicher und angemessener aber auch seltener ist — mit Dank. Zu den kritischen Bibliographien kann man auch die systematischen Ka taloge der Bibliotheken zählen, soweit sie einen größeren Be stand erschließen und einen mit erheblichen Mitteln regelmäßig erworbenen Zuwachs verzeichnen. An Beispielen für besonders nützliche kritische Bibliogra phien ist kein Mangel. „Die Frauenfrage in Deutschland“ wurde Hr. 168/169, Sonnabend, den 1. August 1942 149
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