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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1913
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- Deutsch
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6162 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 131, 10. Juni 1913. lichen Büchereien haben solche Dienste in ihrer Weise bisher auch schon geleistet und werden auch ferner dafür in Anspruch ge nommen werden müssen. Es galt ja überhaupt der Deutschen Bücherei nunmehr wesentlich neue, wichtige Ausgaben zu stellen, sie für neue Zwecke und Ziele zu planen, zu organisieren und zu verwalten. Aber befürchten Sie nicht, daß ich mich nun erkühnen werde, vor Ihnen ein vollständiges Bild des umfassenden Apparats auf zurollen, in dem sich alles bis ins einzelne eingestellt findet, was wir mit unserer bibliothekarischen und zugleich archivalischen Sammlung Vorhaben. Es würde eine sehr unzulängliche Auf fassung des großen Gedankens verraten, welcher diesem neuen viel- gestaltlgen Organismus zugrunde liegt, wenn ich versuchen wollte, Ihnen heute schon die weiten Wege bis zu ihren Endzielen zu zeigen, an denen eine ideale Erfüllung aller unserer Aufgaben, Wünsche und Hoffnungen thront. Das hieße doch nur sich am grünen Tisch in graue Theorien einspinnen. Neue praktische Be dürfnisse werden sich neben schon vorhandenen mit dem Wachstum und Gedeihen einer solchen Bücherei noch entwickeln, und bald werden sich dann auch weitere neue gewichtige Aufgaben zeigen, deren Lösung sie gewährleisten oder selbst übernehmen muß. Ihre Aufgaben liegen ja auf dem unendlich dehnbaren Gebiete des Geisteslebens, das sich weder heute, noch jemals ganz wird über schauen lassen. Gestatten Sie mir nur noch, einige der zurzeit schon vorliegen den und greifbaren Aufgaben der Deutschen Bücherei kurz zu skizzieren, die vor allem für die Verleger von Interesse sein werden. Tie literarische Produktion des gesamten deutschen Sprach gebiets ist nach Qualität und Quantität unter denen aller Kultur nationen der Erde aus allen Gebieten des Schrifttums unbe stritten eine der größten. Sie hat dementsprechend nicht nur für das deutsche, sondern das gesamte Leben und Schassen der Kul turwelt aller Länder eine hervorragende Bedeutung erlangt. Des halb ist es, wie ich schon andeutete, nur vom historischen Gesichts punkt zu verstehen und zu erklären, daß die Sammlung aller deut schen literarischen Erscheinungen an einer Zentralstelle im Deut schen Reiche bis zurzeit noch unterblieben war. Dieser Mangel einer Deutschen Bücherei ist nicht erst heutigen Tages erkannt worden. Er machte sich schon seit Mitte des vorigen Jahrhun derts in immer steigendem Maße namentlich auch dadurch fühlbar, daß eine große Anzahl Druckschriften aller Art, ja selbst ganze Literaturgattungcn und auch solche, die als wichtige Erscheinungen deutschen Geistes- und Kulturlebens anzusprechen gewesen wären, rettungs- und spurlos verloren gehen mutzten, weil es an einer Zentralstelle fehlte, sie rechtzeitig zu sammeln, nach wissenschaft lichen Grundsätzen zu ordnen und zur Verfügung zu Hallen. Die Deutsche Bücherei soll dem abhelfen. Bei ihrer Planung lag der Gedanke nahe, eine der größten alten Bibliotheken zu einer sol chen Zentrale auszugestalten, und wurde auch ernstlich erwogen. Seine Ausführung stieß aber auf unüberwindliche Schwierig keiten, auf die ich hier nicht erschöpfend eingehcn kann, ohne Ihre Aufmerksamkeit zu lange in Anspruch nehmen zu müssen. Eins sei nur darüber noch gesagt: Unsere bestehenden Bibliotheken sammeln nach Auswahl, wie es die verfügbaren Mittel, die ört lichen und speziellen, wissenschaftlichen oder öffentlichen Zwecke, denen sie zu dienen haben, und andere Gesichtspunkte mehr erfor dern. Sie müssen auch an der Auswahl festhalten, die insofern den Hauptzweck einer Zentralbibliothek nicht erfüllen kann, als sich Bedeutung und Wert vieler literarischen Erscheinungen vor ihrem Verlust von keiner — auch der sachkundigsten und umsichtigsten Bibliotheksleitung nicht — stets rechtzeitig erkennen läßt. Er halten doch selbst viele einzelne, an sich wertlos scheinende Druck erzeugnisse früher oder später erst und ost nur im Rahmen einer Sammlung unserer Literatur überhaupt ihren Wert und ihre Be deutung für ein bis ins einzelne deutlich erkennbares Spiegel bild unserer Kultur. Die Wahl bleibt also nur zwischen zwei Übeln: Untergang von zweifellos Wertvollem oder Aufbewahrung von vielleicht Wertlosem. Da konnte schließlich die Entscheidung nicht zweifelhaft sein. Eine von Grund aus neu zu errichtende Sammlung mit dem Prinzip absoluter, zum mindesten aber möglichst lückenloser Bollständigkeit, soweit sie vom Tage ihres Beginns erreichbar sein kann, mutzte gewagt werden, so große Mittel sie auch erfor dert und soviel Schwierigkeiten dabei zu überwinden sind. Die Aufgaben unserer bestehenden, streng wissenschaftlich ausge wählten, hauptsächlich auch nur zu wissenschaftlicher Arbeit be nutzten Bibliotheken lassen sich mit dem Prinzip unserer Samm lung nicht Vereinen. Die Deutsche Bücherei muß alle Druck erzeugnisse grundsätzlich zum Zwecke ihrer Aufbewahrung und zum Schutz vor ihrem spurlosen Untergang sammeln, seien sie auch noch so unbedeutend nach der wissenschaftlichen oder lite rarischen Einschätzung zur Zeit ihres Erscheinens. Die alte Weisheit gilt auch heute noch: »Alles Große und Gescheite exi stiert in der Minderheit«. Dennoch produziert wissenschaftlicher Fleiß andauernd eine sehr umfangreiche Literatur, aber man ist sich dabei bewußt, daß auch in den Bibliotheken der Gelehrten mehr Irrtum als Wahrheit aufgestapelt werden muß, um der überaus kostbaren Wahrheit willen, die ja in Massen gar nicht zu haben ist. Wer eine Majestät beherbergen will — und die Wahr heit ist eben eine Majestät —, der muß auch ihr Gefolge mit aufnehmen, ohne welches sie bei ihm nicht Wohnung nimmt. Es ist also keineswegs so bedenklich oder gar unnütz, einmal das gesamte Schrifttum eines Volks möglichst lückenlos zu sammeln, wie manche Leute glauben, solange es keine andere, einfachere und billigere Methode gibt, um den Verlust wertvoller Schätze zu verhüten, die in der großen Masse gedruckter Unzulänglich keit zwischen Irrtum und Fehle eingesprengt liegen, unerkannt und verborgen wie edles Gold im tauben Gestein, bis fleißige Hände in der Tiefe schürfen und sie zu tage fördern können. Die Deutsche Bücherei hat nicht in erster Linie oder aus schließlich gelehrten Studienzwecken zu dienen, sondern auch jedem praktischen Literaturbedürfnis des Handwerks und der Kunst, der Technik, des Handels und Verkehrs, der Haus- und Landwirtschaft, in Rechts-, Wirtschafts-, Religions-, Verfassungs-, politischen und vielen anderen Tagesfragen mehr. Welche Fülle von Literaturgebieten, welche Notwendigkeit, sie in übersichtlicher Ordnung und Vollständigkeit der neuesten Erscheinungen bei sammen zu finden, für viele! Das Katalogwesen wird sich hier zu einem ungewöhnlich vielfältigen zu gestalten haben. Na mentlich durch eine lange Reihe von Spezialkatalogen werden die Büchermassen dem handlichen und schnellen Gebrauch auch der Ungeübten und Unerfahrenen zu erschließen sein. Die Anord nung ihrer alphabetischen Reihe wird teilweise von ganz eigen artigen Gesichtspunkten zu erfolgen haben, so daß z. B. ein Kata log im Alphabet der Kunstgewerbeleute, die die Einbände schufen — wozu wir auch in Originaleinbänden zu sammeln im Auge habe» —, vielleicht nicht dauernd entbehrlich bleibt. Ein nach Verlagsfirmen alphabetisch geordneter Zettel katalog über die seit 1. Januar 1913 erschienenen Publikationen mutzte zur Kontrolle der Vollständigkeit der Eingänge in der Deutschen Bücherei der erste sein, der seit Januar im Entstehen schon begriffen ist. Er umfaßt heute schon ca. 15 000 Titel. Seiner Anordnung gemäß wird er also eine alphabetische Folge von Verlagskalalogen über die gesamte neueste Verlagsproduktion aller Firmen bilden, deren Verlagsartikel in die Deutsche Bü cherei eingestellt werden. In ihm entsteht quasi ein Supple ment in Form eines Zettelkatalogs zu dem bekannten Russellschen Verlcgerkatalog, der als Bandkatalog dauernd auch bei finan ziellem Erfolg wohl nicht fortzufetzen war. Als Zettelkatalog ist der Verlegerkatalog der Deutschen Bücherei der Gefahr, an der der »Russell« scheitern mußte, entrückt und wird ein unent behrlicher Apparat der Deutschen Bücherei bleiben, der viel leicht mit der Zeit auch praktischen Zwecken des Buchhandels weiter noch dienstbar gemacht werden kann, wenn er verviel fältigt werden würde. Vorerst sehen wir in solchen Dingen nur Wünsche und bescheidene Keime zu ihrer Erfüllung. Dagegen wird die Deutsche Bücherei ganz zweifellos für die deutsche Bibliographie eine wertvolle Zentralstelle werden, durch die ihre größtmögliche Vollständigkeit für die Dauer sicherge stellt werden kann. Das ist um so wertvoller, als bei aller Vor- irefflichkeit der seitherigen bibliographischen Leistungen die Voll ständigkeit eine zunehmend bedrohte war, insofern es für die sFortscsiuna aus Seite NIM.)
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