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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.06.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-06-10
- Erscheinungsdatum
- 10.06.1913
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil Welches Interesse haben die Verleger an Grün dung und Erhaltung einer nationalen Bücherei? Referat erstattet dem Internationalen Verleger-Kongreß in Budapest am 3. Juni t913 von Karl Siegismund- Berlin, Erstem Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Der Gedanke, das Schrifttum der Kulturvölker als Spiegel bild ihres Geisteslebens zu sammeln, die Bllcherschätze der öfsent- lichen Benutzung zugänglich zu machen und ihre Überlieferung an kommende Geschlechter zu sichern, ist schon in Bibliotheken des Altertums in bewundernswürdiger Größe zur Tat geworden. Die Verwirklichung dieses Gedankens hat sich vermöge seines un schätzbar hohen Wertes in immer wachsendem Bedürfnis seit Jahrtausenden durchgesetzt. Öffentliche Bibliotheken sind für Bildung und Fortschritt der Knlturnationen von weittragendem Einfluß geblieben vom Altertum bis auf unsere Tage. Mit einem Wort, das Bibliothekswesen hat eine ungemein alte und bekannte Geschichte, Daher könnte es gewagt erscheinen, heute bei einem inter nationalen Verlegcrkongretz aus Anlaß der Errichtung einer neuen Büchersammlung zu einem Referat das Wort zu ergreifen, das Ihre Aufmerksamkeit für das Interesse in Anspruch nehmen soll, welches besonders die Verleger an der Gründung und Erhaltung einer öffentlichen, nationalen Bücherei haben können, wie sie der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig jetzt zu errichten am Werke ist. Da interessiert Wohl in erster Linie die etwas nüchterne und sachlich kühle Frage, ob dieses neue, große und kostspielige Unter nehmen zu einem wirklich notwendigen Bedürfnis für weite Kreise geworden war. Wir haben sie wie eine Gewissensfrage er wogen und haben sie bejaht! Dagegen erhob sich — wir verschweigen das auch heute an dieser Stelle nicht — die warnende Stimme einer, ich möchte sagen, feindlichen Vorhut der Zweifler und Skeptiker, die jedem neuen Gedanken und Beginnen so leicht gefährlich werden kann. Die rückhaltlose Zustimmung schaffensfreudiger Freunde unserer großen Sache hat diese Gefahr überwunden. Aus maßgebenden Sachverständigenkreiscn waren seit Jahrzehnten schon für die Verwirklichung des Gedankens einer deutschen Zentralbibltothek in der Presse ermutigende, und unter ihnen nicht wenige geradezu herausfordernde Stimmen laut geworden. Nicht als ob sich nach und nach oder gar überraschend schnell ein Mangel an guten Büchereien innerhalb der deutschen Sprachgrenzen fühlbar ge macht hätte. Auch an großen und bedeutenden Bibliotheken fehlte es der Wissenschaflspflege und dem literarischen Schaffen bei uns nicht. Aber eine Deutsche Bücherei, in der die gesamte literarische Produktion Deutschlands und die Erscheinungen in deutscher Sprache aus dem Auslande lückenlos zu sammeln wären, ver mißten wir in Deutschland noch immer schmerzlich, Wohl war dieser Zustand in der eigenartigen geschichtlichen Entwicklung Deutschlands und in seiner politischen Vergangen heit begründet. Der Historiker Heinrich von Treitschke konnte seiner zeit mit Recht geltend machen: »Die Zerstreutheit unserer öffent lichen Bllcherschätze über viele kleine Bildungszentren bleibt ein unschätzbares Glück, sie entspricht unserer Kultur, trotz aller Unbe quemlichkeiten, die sie mit sich führt.« Und gewiß ist nicht zu bestreiten, daß die Pflege der Wissenschaft und die Entfaltung des deutschen Schrifttums unter dieser Zerstreutheit nicht Not zu leiden hatten. Die Bedeutung, die beide errungen und bisher in der Welt behauptet haben, ist der sicherste Beweis dafür. Wer möchte sich vermessen, jenes »unschätzbare Glück«, dessen Quelle ein Treitschke gerade in der Zerstreutheit unserer öffentlichen Bücherfchätze über viele größere und kleinere Kulturzentren er kannte, ohne ernste Bedenken zu beeinträchtigen oder gar zu zerstören? O nein! — wir werden uns der heiligen Pflicht be- Mußt bleiben, geschichtlich gewordene Kulturzustände unseres na tionalen Geisteslebens, soviel an uns liegt, Pflegen und erhalten zu helfen, solange sie sich segensreich erweisen können. Aber auch auf die Unbequemlichkeiten wies Treitschke treffend hin, die jene Zerstreutheit öffentlicher Bücherschätze mit sich führt. Sie allein müssen wir zu beseitigen wünschen. Auf der unbequemen Schattenseite einer erhaltenswerten Dezentralisation glauben wir nur durch eine großzügige Zentralisation neben ihr das erfor derliche Licht gewinnen, die lästig werdenden Unbequemlichkeiten ausgleichen zu können. Deshalb erblicken wir in einer zweckmäßigen Beseitigung dieser Unbequemlichkeiten eine der dringlich gewordenen Auf gaben für die möglichst lückenlose Sammlung unseres gesamten deutschen Schrifttums der Gegenwart und Zukunft in einer Deut schen Bücherei, die wir als Archiv des deutschen Buchhandels in Leipzig nun errichten. Wir haben dabei eine Beeinträchtigung der unserer heimischen Kultur zum Segen gewordenen Dezentrali sation unseres Bildung?- und Bibliothekswesens nicht zu be fürchten. Die mächtige Entwicklung des alle nationalen und geo graphischen Landesgrenzen überbrückenden Verkehrs hat der na tionalen Kultur aller Völker eine so gewaltig gesteigerte interna tionale Bedeutung verschafft, daß dieser heute in gesteigertem Maße immer mehr Rechnung getragen werden muß. Wir können nicht länger untätig zusehen, daß jedermann und namentlich auch der Ausländer, wenn er ein intensiveres Interesse daran hat, sich aus irgendeinem Gebiete einen Gesamtüberblick über die deutsche Lite ratur der Gegenwart zu verschaffen, noch genötigt bleibt, dieses Interesse auf dem wetten Umweg über zahlreiche größere oder kleinere Bildungszentren zu befriedigen. Wir wissen ja aus eigener Erfahrung, wie oft die großen Nationalbibliotheken z, B. in England und Frankreich auch von deutschen Gelehrten in Anspruch genominen zu werden pflogen. In gleicher Weise wird fremdländische Wissenschaft Veranlassung finden, die Deutsche Bücherei in Deutschland zu benutzen. In sol chen Fällen wird daher unsere Bücherei in Leipzig auch inter nationale Dienste leisten können. Wären das auch nur ganz be scheidene; durch ihr bloßes Dasein wird sie ihnen gerecht werden und somit eine auch über Deutschlands Grenzen hinaus empfun dene Lücke aussüllen, Ihre Daseinsberechtigung wird sie aber dadurch bei weitem noch nicht hinreichend bewiesen haben. Denn die stattliche Reihe unserer großen Universitätsbibliotheken, sowie unsere ganz her vorragenden Staatsbibliotheken in Berlin, München, Stuttgart, Darmstadt, Karlsruhe und anderen Orten und sonstigen öffent- »M
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