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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1932
- Strukturtyp
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- 1932-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1932
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- Deutsch
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3, 5. Januar 1832. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchh»,ndcl. gestiegen, dagegen die Bücherpreise um ein Mehrfaches, besonders jetzt neuerdings durch den Kurssturz. Die vielen kleinen Fach blätter, Zentralblätter, Monatsschriften, Ergebnisse. . . oder wie sie alle heißen, dann die großen vielbändigen Subskriptionswerke beanspruchten den größten Teil der Mittel, sodaß für Neuerschei nungen kein Geld mehr übrig sei. Sie sehen eigentlich keinen ande ren Ausweg, als an Stelle der deutschen wissenschaftlichen Lite ratur mehr und mehr französische und englische Werke zu be ziehen, die vielleicht teilweise nicht ganz so gut ausgestattet seien, was nichts schaden würde, aber im Augenblick doch viel preis werter. Aus dieser Einstellung, die mir immer wieder in den ver schiedensten Abwandlungen vorgehalten wurde, auch von Pro fessoren, die jahrelang in Deutschland studierten, die noch jetzt im engsten Gedankenaustausch mit ihren deutschen Kollegen stehen, droht vor allem dem deutschen Buch große Gefahr. Mehrfach wurde mir vorgehalten, wie es möglich sei, daß von einer großen Verlagsfirma ihre Werke an gelegentliche Mitarbeiter, auch wenn sic nur ein einziges Mal eine Besprechung von wenigen Zeilen in einer Zeitschrift geliefert haben, als Autor oder, wenn dies nicht zutrifst, als Mitglied einer entsprechenden Gesellschaft (wer ist dies nicht?) zu Vorzugspreisen angeboten würden. Daraus müsse man doch den Schluß ziehen, daß diese Vorzugs preise die eigentlich der Kalkulation zugrunde liegenden Laden preise seien; denn sonst wäre das Verfahren gar nicht möglich. Noch eine Feststellung möchte ich wiedergeben, die öfters das Ergebnis von langen Auseinandersetzungen und Vergleichen an Hand von ausländischen Konkurrenzwerken war. Das deutsche wissenschaftliche Buch, besonders das Lehr- und Handbuch, scheint viel zu umfangreich zu sein. Handbücher, äußerst splendid ausge stattet, mit starken Teilbänden, sind das übliche, die Konkurrcnz- werke des Auslands dagegen sind knapper gefaßt, systematischer, beschränken sich auf das Wesentliche, sollen vor allen Dingen nicht immer wieder all die alten Ergebnisse in langen Auszügen zum xten Mal bringen, sondern nur das, was sich als wissen schaftliche Lehrmeiuung durchgesetzt hat. In, Verhältnis find sie daher preiswerter, wenn sie auch im Umfang und in Aus stattung an die deutschen Bücher oft nicht heranreichen. Das Ausland scheint in Ausstattungsdingen in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht zu haben. (Vergl. die Leitsätze für wissenschaftliche Zeitschriften, Börsenblatt Nr. 257.) In ihrer Denkweise sind die nordischen Staaten doch recht verschieden, daher auch kulturell und politisch recht anders- artig eingestellt. Norwegen sieht mehr nach England, mit dem es durch seine Lage und die engen Handelsbeziehungen in nächster Verbindung steht, Schweden als Ostseestaat gehört dem hanseati schen Kulturkreis an, hat also starke innerliche Beziehungen zu Deutschland. Finnland ist ein aufstrebendes Land. Die gebildete Oberschicht ist sehr deutschfreundlich. Sie weiß, daß sie den deut schen Truppen, die in selbstloser Weise ihr Leben für die Ver treibung der Bolschewisten eingesetzt hatten, viel zu verdanken hat. Die Lage in den baltischen Ländern ist bekannt. Hier ringt das Deutschtum, das sich hauptsächlich auf die Städte konzen triert, um seinen Bestand, überall wirtschaftlich unterdrückt, aber geistig in den Jahren der Unterdrückung (man denke nur an den zähen Kampf um die deutsche Domkirche in Riga) innerlich er starkt und seiner Kraft bewußt geworden (Gründung der deut schen Herderakademie in Riga, die Hochschulrechte hat). Hierzu noch ein Beispiel, wie das Ausland, vor allem Frankreich Kulturpropaganda treibt, überall in den Ostseeprovinzen ist der Franzose sehr rührig, um neue Einflußgebiete zu gewinnen; der französische Attachs soll von Zeit zu Zeit selbst die Buchhandlungen besuchen, sich nach den Wünschen erkundigen und bestmögliche Unter stützung und Vermittlung Zusagen. Die französischen Ver lagsfirmen sind äußerst entgegenkommend und großzügig, sie stellen Kommissionsgut in jeder Zahl zur Verfügung, räumen für Festsendungen Jahreskonto ein und gewäh ren außerdem noch Umsatzprämien. Die englischen Bedingungen scheinen nicht so günstig, aber die Bücher sind jetzt durch den Kurssturz billig. Alles Momente, die den deutschen Buchabsatz beeinträchtigen. 10 Den Einfluß des d e u t s ch e n F i l m s, besonders des Sprech films für die Verbreitung des deutschen Schrifttums und ver deutschen Sprache dürfen wir nicht zu gering einschätzen. Quali tativ gleichwertige nordische Filme gibt es nicht viele. Den deutschen Film sieht man überall, er ist ein gar nicht zu unter schätzender Faktor, um das Verständnis auch in den breiteren Massen des Volles für deutsches Wesen und deutsche Sprache zu vermitteln. Gerade aus diesem Grunde sollen Schüler, wie mir in Dänemark erzählt wurde, in die deutschen Filme geschickt werden. Es find dies Tatsachen, die den antideutschen und natio nalen Kreisen ein Dorn im Auge sind. In Lettland muß der Lette deutsche Filme sehen, wenn er etwas Gutes sehen will. Wie groß das Lesebedürsnis tatsächlich in den vier nordi schen Staaten ist, kann man als Außenstehender in so kurzer Zeit schwer selbst beurteilen. Nach der Grüße und der Vielseitig keit der Sortimentssirmcn muß man es unbedingt annehmen. Man fühlt doch im Norden auf-Schritt und Tritt einen gesun den Wohlstand, ein gesundes freies Volk, das nicht durch Krieg und Nachkrieg ausgehungert und seiner letzten Spargroschen be raubt ist. Der Nordländer ist häuslich, er legt Wert aus gutes, reichliches Essen (Schwedenplatte!), und hetzt nicht so wie wir und kann sich mehr Ruhe gönnen, und hat daher Zeit sür sich, zum Lesen. Die großen Firmen, besonders in Stockholm und Helsingfors (Helsingsors ist keine zurückgebliebene russische Pro viuzsladt, sondern eine große aufblühcnde Stadt mit starken Lebensimpulsen) sind keine Buchläden im üblichen deutschen Sinn, sondern wirkliche, riesige, internationale Buchmagazine, in denen man tatsächlich alles vorrätig findet, was man nur irgendwie suchen könnte. Es ist dies notwendig, da Besorgungen von fremder Literatur 3 bis 4 Wochen dauern. Neben dem ein heimischen Buch wird vor allen Dingen das deutsche Buch ge pflegt, daneben das englische und französische. Die Verhältnisse des Absatzes von Auslandliteratur sind in jedem Land verschie den. Das Lager ist übersichtlich aufgebaut, aus großen Tafeln aufliegend, nach Disziplinen geordnet, alles hell, weit und ge räumig, sodaß jedes Buch leicht greifbar ist. Ich wurde mehrfach an die Ausstellung des Barsortimenls von Koehler-Volckmar in Leipzig erinnert, nur ist hier alles noch größer und reichhaltiger. Beim Eintritt in den Laden kann man Hut und Mantel ablege», man bedient sich selber, kann stundenlang lesen, ohne ständig das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden. Die Konkurrenz unter den einzelnen Firmen ist längst nicht so groß, die Buchhandlungen häufen sich nicht so, es liegt nicht Buchhandlung an Buchhandlung. Aus diese Weise konnten sich nun größere Firmen entwickeln, die sich auch wieder mehr oder weniger spezialisieren und sich nicht aus die Stadt allein, sondern vor allem aus das weite ländliche Hinterland mit seinen Gütern ohne Buchhandlungen weit und breit stützen können. Was mir besonders als ein Zeichen von Wohlstand in Schweden auffiel, war die weite Verbreitung der Lederbünde. Nicht nur Bücher belletristischen Inhalts sind in Leder gebunden, sondern auch wissenschaftliche Werke findet man in schönen geschmackvollen, nicht überladenen Einbänden, die den höchsten Anforderungen genügen und dabei recht preiswert sind. Ich sah Sortimente, die ihre wissenschaftlichen Fortsetzungswerke in ihrem eigenen Fir- menlsdereinband aus der eigenen Buchbinderei vertreiben, der nicht teurer war als der Verlagseinband. Für das Sortiment soll es ein sehr gutes Werbemittel sein, denn eine wissenschaft liche Bücherei im gleichen soliden Einband erinnert immer an das Sortiment, von dem man seine Bücher bezogen hat. Man will dann auch spätere Käufe iui gleichen Einband besitzen. Antiquariate sieht man viel, die Preise sind niedrig. Auch in Papierhandlungen werden überall billige, meist broschierte Werke verkauft. Biele Zeitungsstände in den Großstädten beleben das Straßenbild sehr und sind bis spät in die Nacht hinein geöffnet. Zeitungen und Magazine spielen eine sehr große Rolle. Auch deutsche Zeitschriften sind überall mit vertreten. Die Ansichten, die man im Ausland über Deutschland hört, sind nicht immer erfreulich und oft sehr widersprechend. Die inter essanteste Debatte hatte ich auf einer nächtlichen, sehr stürmischen Fahrt durch die Schären mit drei Ausländern, darunter einem Belgier und einem Franzosen. Nur allzuoft hörte ich: »Also
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