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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1931
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- 1931-12-12
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- 12.12.1931
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288, 12. Dezember 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Deutschland steht in dieser Hinsicht nicht allein. In Prozenten der Etatsgesamtsumme beträgt das Defizit in Bulgarien I5H Deutschland 13H Ungarn 12N Deukschösterreich 11.6N Finnland ION Belgien 9?L Italien 8H Rumänien 6?L Frankreich ÜH England 2.6A Polen 2^ Schweden 2?L Holland I.ÜH Die Liste ist nicht vollständig, zeigt aber das Ausmaß der Schwierigkeiten. Auch die Bereinigten Staaten von Nordamerika haben ja mit einem Milliardendefizit zu kämpfen. Unzweifelhaft ist die Schrumpfung der Weltwirtschaft überall gleichmäßig die Wurzel der Not. Man sollte annehmen, daß infolgedessen das solidarische Interesse aller durch gleiches Leid Verbundenen auch zu gemeinsamer Bekämpfung des Übels zusammenführen sollte. Vorläufig scheint aber noch das genaue Gegenteil Wirk lichkeit zu sein. Und cs liegt eine grausame Tragik darin, daß gerade die Medizin, die man als einzig Heilung versprechend ansieht, die Krankheit nur verschlimmert. Rücksicht auf die Wäh rung ist es, die zur Beseitigung des Haushaltsdefizits um jeden Preis zwingt. Die Währung erscheint überall bedroht durch Passivität der Handelsbilanz. Drosselung der Einfuhr gilt als einzig in Frage kommender Ausweg. Das heißt aber Schrumpfung der Umsätze, zumal der Ausfuhrzwang, der trotz- dem überall bestehen bleibt, die Preise und damit die Umsatz werte immer tiefer drückt. Schrumpfung der Wirtschaft in diesem Sinne zieht notgedrungen Sinken der Steuer- und Zoll erträge, also der öffentlichen Einnahmen nach sich. Die Defi zite werden letzten Endes also gerade durch die Maßnahmen, die für ihre Beseitigung unerläßlich erscheinen, nur immer neu geboren und ständig vergrößert. Es ist der Wettlauf des Swin egel mit dem Hasen. Und selbst allgemeiner Freihandel wäre wahrscheinlich unter den gegenwärtigen Verhältnissen kein Aus weg. Auch die Gläubigerländer leiden unter der Passivität ihrer.Handelsbilanzen und glauben ihre Einfuhren nicht weiter steigen lassen zu dürfen. Sie lösen ihre Forderungen nur in totem Gold ein und sterilisieren es in ihren Banktresoren. Statt die Wirtschaft zu beleben, läßt diese Art Goldverwendung sic verbluten. Um sich nicht ihrer letzten, für die Binnenwirl- schuft unentbehrlichen Währungsreserven berauben zu lassen, greift ein Schuldncrland nach dem andern zu dem Auskunfts mittel der Devisenbewirtschaftung oder der Stillhalteabkommen. Das ist ja die äußere Erscheinungsform der Wirtschaftssesselung. Sie wirkt auf die Binnenwirtschasten in einer Form zurück, daß man allerdings beinahe den völligen Niedergang der freien Unternehmungswirtschaft des Kapitalismus gekommen glauben könnte. Der Staat übernimmt überall Führung und Regelung. Noch aber ist doch wohl der selbstvcrantwortlichc freie Unter nehmer unentbehrlich. Die der untcrnchmungsweiscn Wirt schaft wirklich überlegene Form wirtschaftlicher Betätigung ist noch nicht entdeckt. Sie wäre kollektiv überhaupt nur zu ge stalten auf Kosten aller Freiheit, die der moderne Mensch abend ländischer Kultur bisher als seine vornehmste Errungenschaft und sein höchstes Gut zu betrachten gewohnt ist. Auch unsre Not verordnung muß ja, wie wir sehen, letzten Endes, wenn auch unausgesprochen, an die Initiative dieser freien Unternehmer appellieren, wenn nicht alles zum Stillstand kommen soll. Me Schlange scheint sich also in den Schwanz beißen zu wollen. Die Menschheit findet sich in einem circulus vitivsus, in dem sie zu Grunde zu gehen droht. Wird nun der jetzt in Basel tagende Ausschuß den Schlüssel finden, um die Antinomie zu lösen, und wird die nachfolgende Regierungskonferenz gewillt und imstande sein, sich des Schlüs sels auch zu bedienen? Wir wollen uns nicht zu sehr darauf verlassen, daß dieser Schlüssel zur Wiederbelebung der Welt wirtschaft schon jetzt nur die Beseitigung aller Tribute und Kriegsschulden sein könnte. Um nicht mißverstanden zu werden: vom deutschen Standpunkt ist naturgemäß die Streichung un serer Tributlasten die Nächstliegende selbstverständliche Forde rung. Für die andern trifft das nicht ohne weiteres ebenso zu. Wir find also zunächst damit ganz auf uns allein gestellt. Nur eine sehr starke und sehr zielbewußte Regierung mit dem ganzen Volke oder einer überwältigenden Mehrheit hinter sich hat Aus sicht das Ziel zu erreichen. Dazu wären vermutlich auch noch sehr große Opfer erforderlich. Die jetzige Notverordnung wird nicht die letzte sein können. Vielleicht kann man aus ihr sogar herauslesen, daß sie selbst schon noch mit einem langwierigen Kampf rechnet. Frankreich und die andern tun das jedenfalls unbedingt. Am wenigsten durchsichtig ist die Stellung der Ber einigten Staaten von Nordamerika. Schon der Umstand, daß Hoovcr vielleicht nicht wiedergcwählt wird, macht seine Haltung unsicher. Die Alternative, vor die England die Welt gestellt hat, wurde hier schon nach der Formulierung von Keynes erwähnt. Der angekündigte Zollkrieg ist bereits im Gange. Den Eng ländern sind wohl auch die Nerven zuzutrauen, daß sie darin trotz aller Angriffe auf das Pfund durchhalten. Ihre Aus sichten sind nicht schlecht. Das von ihnen beherrschte Wirtschafts gebiet ist groß und in sich ausgeglichen genug, daß das Pfund eine gewisse Widerstandskraft immer behält. Von Inflation ist zunächst keine Rede. Alle Angriffe aus das Pfund gehen zugleich auf Kosten der ausländischen Besitzer von Pfundforderungen. Dabei ist Frankreich am meisten bedroht. Schon hat der Staat der Bank von Frankreich das Risiko abnehmen müssen. Hol ländische Pfundabgaben müssen jetzt von Frankreich mit ausge fangen werden, um die weitere Entwertung des französischen Pfundbesitzes aufzuhalten. Frankreichs Verluste gehen ohnehin schon in die Milliarden. Seine Psundforderungen frieren so zu gleich ein, während England seine Außenstände zu einem guten Teil auftaut und trotz Stillhalteabkommen und Devisenzwangs wirtschaft freiwillig um des Kursvorteils imllen zurückgezahlt erhält. Die deutschen Devisenabgaben find dafür ein sprechendes Beispiel. Ist Frankreichs Stellung schon dadurch gefährdet, so drohen ihm weitere Erschütterungen infolge steigender Wirl- schafts- und Budgetschwierigkeiten. Wer wird den längeren Atem haben? Vorläufig bietet Frankreich nur Abhilfe aus Zeit. Noch rechnet es überhaupt damit, durch Hinhalten die Dinge reisen zu lassen. Die Rücksicht aus die bevorstehenden franzö sischen Wahlen liegt in derselben Linie. Es ist aber fraglich, ob sich dadurch seine Stellung verbessert. In Paris möchte man dann unter allen Umständen die Möglichkeit offen halten, nach Überwindung der augenblicklichen, als vorübergehend betrachte ten Not auf die vollen Tributverpflichtungen Deutschlands zu- rückgrcifen zu können. Dafür wäre man an sich bereit, jetzt auf die englische Forderung einzugehen, das französische Gold für die Befruchtung der Weltwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Von England wird es abhängen, ab man dort darauf eingeht. Uns fällt dabei eine im wesentlichen nur Passive Rolle zu. Von der zwischen London und Paris fallenden Entscheidung aber hängt unsere Zukunft und unser Schicksal ab. Zu den speziellen Rückwirkungen der neuen Notverordnung aus den Buchhandel Stellung zu nehmen, muß hier unterbleiben. Es geschieht das in besonderer Form. Die Umsatzsteuer und die Preissenkung sind die beiden Punkte, auf die es dabei in erster Linie ankommt. Die Neuproduktion hat, nach den erstmaligen Ankündigungen im Börsenblatt zu urteilen, auch in den letztet, Monaten weiterhin wesentlich unter dem Ergebnis von l930 gelegen. Sie ist für die Zeit bis November einschließlich jetzt um fast 1211 A hinter dem Vorjahr zurück. Auch die Senkung der Durchschnittspreise hat sich fortgesetzt. Für das Jahr liegt der Durchschnittsladenpreis der Neuproduktion bisher um rund 7 A unter dem von 1930. Die große Zahl der Preisherabsetzungen, die das Barsortiment in der letzten Zeit erneut verzeichnet, be weist, daß auch für die ältere Produktion der Preisabbau an gehalten hat und weiter durchgeführt wird. Die Produktions- drosfelung des Verlags spiegelt sich auch in den Arbeitslosigkeits- 1083
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