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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1931
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- 1931-12-12
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1931
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X: 288, 12. Dezember 1931. Redakttoneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschu vAchhaudel. Die nötigen Folgerungen zu ziehen, überlassen wir den Lesern.« Trotzdem ist nun doch gerade unter dem Druck der Kreise, denen die »Konsumgenosscirschaftliche Rundschau« am nächsten steht, eine Preissenkung uni 10 Prozent befohlen worden. Wo cs aus Preis senkung ani ehesten ankommen sollte, wenn sie schon nicht soll entbehrt werden können, das hat während der Vorbereitung der jetzigen Notverordnung die Hauptgemeinschast des Deutschen Einzelhandels in einer Denkschrift dargclegt. Nachstehend sei der uns zur Verfügung gestellte Auszug iviedergegebcn: Wo stecken die starre» Preise? Eine Denkschrift der Hauptgemeinschast. Von der Reichslegierung wird der Entwicklung von Koste» und Preisen überragende Bedeutung beigemessen. Zweifellos finden sich aber im Referat des Reichskanzlers über die Ergebnisse der Beratun gen des Wirtschastsbcirats Urteile über die Preisentwicklung ans ver schiedenen Gebieten der Erzeugung und Verteilung, die tendenziös ausgenutzt werden können. Deshalb hat die Hauptgemeinschast des Einzelhandels in einem Schreiben an den Reichskanzler und andere Reichs- und Staatsbehörden das Preis- oder Kosten problem an Hand außerordentlich nmsangreichen „nd wichtige» Ma terials vom Standpunkt des Einzelhandels noch einmal geschildert. Ausgehend von dem Lebenshaltungskostenindex im allgemeinen wird sestgestellt, daß in ihm die Bekleidungskosten seit Juli 1929 um LL^, die Ausgaben für Ernährung um 20,71? gesunken sind. Demgegenüber sind die Ausgaben slir »sonstigen Bedarf und Verkehr« nur um 1,9^, für Heizung und Beleuchtung n,n 9,61? gesunken. Der Wohnungsindex ist seit jener Zeit nicht gesunken, sondern ständig gestiegen und liegt jetzt um 1,1A über dem Ausgangspunkt. ES wird sestgestellt, Satz die Wohnungskosten zur Zeit eine außerordent liche Belastung der Kaufkraft weiter Bevölkerungskreisc darstelle», die die indcxmäsiig anSgcwicsencn Wohnungskostcn noch erheblich übersteigen, wenn man bedenkt, daß etwa »/, aller zur Verfügung stehenden Wohnungen ans die teueren Neiibanwohnnngen entfallen, die bei der Ermittlung des Wohnnngsindex nicht berücksichtigt werden. Es wird daher eine schleunige Mi.elsenkung unter gleich zeitiger Senkung von Baukosten, Htzpothekenzinsen und Hauszins steuer gefordert. »Bei gerechter Würdigung der aus den obigen Zahle» deutlich erkennbare» Tatsache« — so heißt es in dem Schreibe» — »muß jeder Versuch, durch Senkung der Lebenshaltungskosten die Kans- kraft zu steigern, gegen diejenigen Ansgabengruppcn gerichtet sein-, die, wie die obigen Zahle» lehre», dem bisherigen Preisrückgang des freien Marktes nicht gefolgt sind.« Das aber betrifft die Miet koste», die össentlichcn Tarife slir Strom und Gas und di- Vcr- kchrskosten. Auf Grund der starken Senkung besonders der Ernährungs- und Bekleidungskosten sind, wie an Hand von Ziffern sestgestellt wird, die Lebenshaltungskosten in Deutschland stärker zu rück g e g a » g e n als in allen andcren L 8 ndcrn — mit Ausnahme von Polen. Eingehend werden die Zusammenhänge der heutigen Eruäh- ru n gsko sten mit der Agrarpolitik in dem Schreiben be trachtet. Es wird sestgestellt, daß die Weltmarktpreise für Weizen seit 1929 um 89A gesunken sind, während die Weizenpreise IN Deutschland infolge der Zollerhöhung nur um 12 bis 181? zurück- gingcn. Die gesamte Bevölkerung muß die Laste» dieser Zollpolitik in Gestalt von Preisen tragen, die mehr als das 21s fache der Welt marktpreise betragen. Der Preissturz des Roggens auf dem Welt märkte betrug ca. 591?; dank der Zollpolitik konnten aber die Ju- landpreise für Roggen sogar 8 bis 8^ a »ziehen. Die Zölle sür Futtermittel habe» die Preise für diese zum Nachteil besonders der Viehzucht treibenden Landwirtschaft Hochgehalte» »nd damit die Verbilligung der tierischen Produkte (Fleisch, Butter, Eierj gehemmt. Zur Illustrierung der preissteigernden Wirkung der Lebensmittel- zölle im Einzelhandel werde» in der Denkschrift Vergleiche Uber die Preisbewegung zwischen Produkten angcstcllt, die durch Zoll be einflußt sind. Dabei ergibt sich, daß die Preise von zollbeeinftnßten Ware» gegenüber dem Juni 1929 um 18,81? zurückgegangcn sind, während Ware», die keinem Zollcinsluß unterliegen, im Vergleich zu 1929 um 221? und gegenüber 1980 „IN 171» gesunken sind. Aus diesen Ziffern geht hervor, daß die jetzige Zollhöhe eine Preis senkung bei den von ihnen beeinflußten Waren in erheblichem Um fang hemmt. Im Vergleich zu den geschilderten Möglichkeiten der Senkung der Lebenshaltungskosten ist die Bedeutung einer Lockerung des Preisschutzes für Markenartikel außerordentlich gering, 1062 da nach Erhöhungen des Reichsvevbandcs Deutscher Hausfrauen vereine von den Ausgaben für Ernährung und Körperpflege insge samt nur 5,8?? auf preisgebundene Markenartikel entfallen. Dieser Prozentsatz entspricht einem monatlichen Betrag von 2.89 NM bei Angestellte» mit einem Monatsgehalt von RM 259.— bis RM 199.—. Es handelt sich also bei Markenartikeln um eine Ware, die die Lebens haltungskosten in ihrer Gesamtheit kaum beeinflußt, aber auf der anderen Seite für die Sicherstellung der Kalkulation des Einzelhandels von erheblicher Bedeutung ist, da sich die Markenartikel in wenigen Branche» zusammcndrängen und deren Rentabilität teilweise maßgeblich bestimmen. Jeder Käufer kann zu dem die gleiche Ware auch in loser Form haben, wen» ihm der Markenartikel zu teuer ist. Wesentlich wichtiger für die Preisbildung und auch für die Be lebung des Arbcitsmarktes sind die vielfach überhöhten Preise von Rohstoffen und Halbwaren kartellierter Industrie». Die Preise sür künstliche Düngemittel sind seit 1929 nur um 12.91? zu rückgegangen »nd stellen demnach einen nnverhältuismäßig hohe» Nnkostenfaktor der Landwirtschaft dar. DieEisen - un d K ohle ri tz r e i s e haben die allgemeine Preissenkung keineswegs mitgemacht. So lagen die Preise für Kettförderkohle und Gasstückkohle nur mit 8,8A unter dem Durchschnitt für 1929. Braunkohlenbrikettz waren im September 1931 sogar »och um 2,21? teurer als im Durchschnitt des Jahres 1929. Der Preis sür Stabeise» ist gegenüber 1929 nur ui» 91? gesunken. Ähnlich liegen die Verhältnisse auf dem Bau- markt. Der Index slir Baueisen lag im September 1931 nur um 19,81? unter dem Jahresdurchschnitt 1929. Eine Senkung der ge bundenen Preise für diese Stoffe im Rahmen der kartellmäßigen Bindungen wird als dringend erforderlich »eben der Senkung der Preise für Geschäftsräume wie sür Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Verkehr und sonstigen Bedarf bezeichnet, wenn eine slihlbare Hebung der Kaufkraft durch Preissenkung herbeigesührt werde» soll. Unverkennbar haben diese Ausführungen aus die Gestaltung der Notverordnung mit eingewirlt. Wie erinnerlich, ist aus die ablvcichende Preisentwicklung der behördlichen Einflüssen unter liegenden Güter und Leistungen im Rahmen des Lebenshal- tungsindex hier schon vor Jahr und Tag immer wieder hinge wiesen gewesen. Es ist erfreulich, daß dieser Forderung endlich Rechnung getragen werden soll. Wie sich die Preissenkung im ganzen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Der Buchhandel kann, wie die in letzter Zeit veröffentlichten Zahlen immer wie der bewiesen, dartun, daß er seinerseits die gewünschte Anpassung seiner Preise an die Kaufkraft zu einein guten Teil bereits längst vollzogen hat. Hcrvorgehoben sei auch noch, daß die Notverord nung erstmalig Vorschriften bringt, die eine Lockerung der Tarif wirtschaft erhoffen lassen. Wenn auch die Kollektivregelung grundsätzlich ausrechterhalten bleibt, so ist doch vorgesehen, daß landschaftliche Unterschiede, ja sogar individuelle Berücksichtigung der Sonderlage einzelner Unternehmungen möglich sein sollen. Wenn davon in richtiger Weise Gebrauch gemacht wird, kann das am ehesten freie Bahn für eine Besserung der Lage schassen. Am gewaltsamsten und hinsichtlich des Erfolgs fragwürdigsten er scheint der Eingriff in die Zinsgestaltung. Nach dem Ergebnis der Beratungen des Wirtschaftsbeirals schien dieser Gedanke schon preisgegeben. Ohne Wiederherstellung des Kapitalmarktes werden sich die Dinge schwerlich ändern lassen. Gerade hier aber wird eine grundsätzliche Umstellung der Politik und der ganzen Mentalität in weiteste» und maßgeblichen Kreisen erst die Voraussetzung dafür zu schassen haben. Dafür wird man viel leicht auch schon in den Reihen selbst der sozialistischen Gewerkschaf ten reif. Die gerade von ihnen geförderte Vernichtung des Kapital marktes macht es ja jetzt auch den Gewerkschaften unmöglich, ihre Vermögensrücklagen ohne Verlust zu realisieren. Bei den letzten Verhandlungen über die Sozialversicherung hat das Herr Aufhäuser vor allem deutlich genug zu verstehen gegeben. Noch glaubte er den Staat zwingen zu können rettend einzuspringen. Aber das ist zu spät. Eben die Rettung kann ja nur durch end gültige Abkehr von der bisherigen Kapitalseindschafl erreicht werden. Ganz rein und ohne Vorbehalte ist allerdings die Wendung noch nicht erfolgt. Das gehört mit zu den Unklarheiten der augenblicklichen Lage. Im Hintergründe der Notverordnung steht naturgemäß in erster Linie die Sorge um das Gleichgewicht des Staatshaus halts. Das Desizitproblem aber ist bereits ein internationales.
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