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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.12.1931
- Strukturtyp
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- 1931-12-12
- Erscheinungsdatum
- 12.12.1931
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- Deutsch
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X» 288, 12. Dezember 1881. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Gesellige Vereinigung Leipziger Buchhändler. — In der 253. Monatsversammlung der Geselligen Vereinigung Leipziger Buchhänd ler, die am Dienstag, dem 8. Dezember 1931, im Gesellschaftshaus Harmonie stattsand und zu der auch eine grosse Anzahl besonders geladener Gäste erschienen mar, hielt der Erste Vorsteher des Börsen-- vereins der Deutschen Buchhändler, Herr vr. Friedrich Olden- b o u r g, München, einen Vortrag über die d e u t s ch e B i l d u n g s- frage. Einleitend führte er aus, daß das Thema sein besonderes Steckenpferd sei: es sei auch anzunehmen, daß es interessieren müßte, einmal zu hören, wie ein Buchhändler über diese Frage denke. Sie sei ja eine der Hauptfragen, von der das wirtschaftliche Gedeihen des Buchhandels sehr weitgehend abhänge. Nach dieser Begründung der Themamahl ging der Redner kurz auf die Geschichte des Begriffes Bildung in Deutschland ein. An Schillersche und Fichtesche Formu lierungen anknüpfend, konnte er Nachweisen, daß der Bildungsdegrifs noch verhältnismäßig jung ist und sich erst im Zeitalter der Klassik und Romantik geformt habe. Von entscheidendem Einfluß seien außer dem die Gedankengänge Rousseaus und Pestalozzis gewesen. Nicht uninteressant war dabei — wie im Vorübergehen bemerkt sei — von dem Redner zu hören, daß sein Urgroßvater einst zu den Mitarbeitern Pestalozzis gehört habe. Im 19. Jahrhundert sei das Bildungsproblem dann besonders dadurch gekennzeichnet gewesen, daß sich alles daraus konzentrierte, das die Persönlichkeitsentwicklung Hemmende zu beseitigen und zu bekämpfen. Persönlichkeitsentfaltung sei das Bildungsideal in diesem Sinne gewesen, wobei Goethes Ein flüsse besonders richtunggebend waren, ohne jedoch nach Ansicht des Redners voll befriedigen zu können. Die Entwicklung zur Demokra tie, die, mit aus denselben Wurzeln erwachsend, von der Freiheit und Gleichheit der Individuen ausgehe, sei zur Betonung eines positiven Bildungsiöeals weder besonders geeignet noch fähig. Auch die Ge- werbesreiheit hätte sich vom Wirtschaftlichen her im selben Sinne ausgewirkt. Das individuelle Spezialistentum der literarischen Pro duktion im allgemeinen und aus pädagogischem Gebiete im besonderen habe schließlich zu einem völligen Zerfließen der Linien geführt. Neben dem Bildungsbegriff spielte dabei der Erziehungsbegriff eine wachsende Nolle, ohne daß aber immer im Auge behalten wurde, auf welches Ziel letzten Endes Bildung und Erziehung eingestellt bleiben sollten. Und doch sei die Frage, wozu erzogen und gebildet werden solle, ganz ohne Zweifel die Hauptsache. Die Vielheit der Bildungs- gllter habe zu einer Uberbllrdung schließlich geführt, in der weder harmonisches Gleichgewicht noch harmonische Einheit irgendwie er kennbar geblieben seien. Und wenn man die Entwicklung auf dein Gebiete der Kunst und der schönen Literatur betrachte, so fände man dort das genaue Spiegelbild der hier gezeichneten Entwicklung. Trotz dem könne man zugeben, daß auch dieses Ergebnis doch wohl nicht als rein negativ bezeichnet M werden brauchte. Vielleicht sei es als in der Sache selbst begründet unmöglich, ein einheitliches Bildungsidcal herauszustellen. Den Religionen gelänge das ja auch nur dadurch, daß sie sich aller Diesseits-Formulierungen enthielten und nur aufs Jenseits verwiesen. Im Gebiete der Politik lasse sich übrigens deutlich bereits eine Abkehr vom reinen Individualismus fcststellen, was auf verwandte Gedankengänge und Zusammen hänge verweise. Auch hier aber kleide doch die Frage bestehen, wohin die Entwicklung gehen solle. Die Jugend vor allem verlange auf diese Frage eine klare Antwort. Jeder Versuch einer Zielsetzung, die nicht von der Gefahr bedroht sein solle, daß die Linien im Vor marsch auf das Ziel hin in Unordnung gerieten, führe nur immer wieder darauf, daß solche Zielsetzung nur im Ewigen gesucht und verankert werden könne. Besinnung auf den Idealismus, wie ihn etwa Humboldt auf dein Gebiete der Bildungsfrage vertreten habe, erschien daher dem Redner als der einzig mögliche Ausweg. Vom engeren Standpunkt des Buchhandels aus betrachtet lasse sich dabei betonen, daß es gerade auch solcher Idealismus gewesen sei, der in der sogenannten Kronerschen Reform die Grundlagen des heutigen Buchhandels geschaffen und gestaltet habe. Dies Erbe sei heute mehr denn je zu verteidigen notwendig. In diesem Nahmen fände auch der Buchhandel seine 'besondere Ausgabe. Der Redner zitierte das Perthessche Wort, daß der Buchhändler nur der Bälgetreter sei für diejenigen, die wirklich an der Orgel säßen. Es sei das somit eine bescheidene Aufgabe, deren Wert jedoch durch treue Pflichterfüllung gehoben und geadelt werde. Zu solcher Pflichterfüllung sei heute um so mehr zu mahnen, als augenblicklich an der Orgel des deutschen Geistes nicht gerade Spieler in der Art von Johann Sebastian Bach säßen. Es sei aber doch zu wünschen und zu hoffen, daß auch wieder einmal ein Johann Sebastian Bach auf der Orgelbank Platz nehmen würde. Und dann würde auch das Bälgetreten höchste Lust und schönste Aufgabe sein. Reicher Beifall dankte dem Redner für seine geistvollen, an regenden Ausführungen, an die sich eine lebhafte Debatte anschloß, woran die Herren Professoren Litt, derzeitiger Ueetor ma^nikieus der Universität Leipzig, Krüger und Menz sowie Herr Anton Hierse- mann sich beteiligten. In seinem Schlußwort konnte der Redner wie der Vorsitzende der Geselligen Vereinigung, Herr Georg Merse burger, mit Recht darauf Hinweisen, daß es ein Ruhmesblatt dar stelle, daß gerade am Vorabend der so tief einschneidenden und nur die düstersten Perspektiven eröffnenden neuesten Notverordnung hier ein Kreis Leipziger Buchhändler mit seinen Gästen imstande gewesen sei, sich aller brutalen Wirklichkeit zum Trotz im freien Reich des Geistes zu bewegen. Literarisch-musikalische Feierstunde in Dresden. — Am Toten sonntag, dem 22. November 1931, hatte die Ortsgruppe Dres - d e n des Allge m einen Deutschen Buchhandlungs- ge Hilfen-Verbandes (Fachgruppe Buchhandel im D.H.V.) zu einer literarisch-musikalischen Feierstunde eingeladen und dafür eine Anzahl Dresdner Autoren als Vortragende gewonnen'. Der Erfolg dieser Veranstaltung war über alles Erwarten, sodaß der fast 690 Personen fassende Vortragssaal geschlossen werden und eine große Anzahl von Interessenten wieder nach Hause gehen mußte. Die Veranstaltung verdient, auch in anderen Orten durchgeführt zu wer den. Durch diese Zusammenwirkung von Schriftsteller und Buch handel ist gerade noch zur rechten Zeit vor Weihnachten etwas ge zeigt worden, wie man praktische Werbung für das Buch leisten kann. Die Veranstaltung war eine Feierstunde in des Wortes edelster Be deutung, waren doch die namhaftesten Dresdner Autoren gewonnen worden: Gräfin Salburg, Prof. Ottomar Enking, Kurt Arnold Find eisen, Rudolf Heubner, Hans Husfzky, Hans-Christoph Kaergel, Karl Söhle, Will Vesper und Heinrich Zerkauten. Den einleitenden Vor trag hielt der Leiter der literarischen Arbeitsgemeinschaft der Orts gruppe Dresden des A.D.B.V., Herr Studienassessor vr. Eckarüt über das Thema »Vom deutschen Schrifttum«. Buchhandelsangestelltenverband, Ortsgruppe »Eule«, Leipzig. — Sonnabend, den 12. Dezbr., abends 7.45 Uhr, findet im Europa kasino 6. Stock (Augustusplatz 7) der bereits im »Buchhandelsange stellten« angekündigte Experimental-Vortrag über »Praktische Pa p i er künd e« statt. Der Vortragende, Herr Zieger (Meister schulei, wird den Buchhandelsangestellten an Hand reichhaltigen Ma terials und durch eine interessante Ausstellung eine Einführung in die Papierkunde geben. — Gäste willkommen. Numismatische Literatur des XVI. bis XVIII. Jahrhunderts. — Freunde des schönen alten Buches in Leipzig seien aus die Buch ausstellung hingewiesen, die die Universitäts-Münzsammlung in der Vorhalle der Universitätsbibliothek anläßlich der Tagung der Internationalen Gesellschaft für Schrift- und Buchkunde veran staltet. Der sichere Geschmack und feine Takt vr. Hilligers, des ver dienten Leiters der Münzsammlung, verstand es, die Vorführung für jeden Bücherfreund dadurch anziehend zu gestalten, daß er an Stelle moderner Handbücher, die dem Fachmann bekannt und dem Laien kaum reizvoll sind, die schönsten alten numismatischen Drucke hervorholte, die von der Spätrenaissance bis zu den Anfängen des klassischen Zeitalters reichen und die in der Handbibliothek der Münzsammlung besonders gut vertreten, aber selbst der Fachwelt kaum bekannt sind. Dabei machen die gezeigten Titelblätter, Wid mungen, Porträts, Allegorien, Vignetten und anderen Darstellungen nichtnumismatischen Charakters die Ausstellung für Bibliophilen jeder Art interessant, nicht nur für Münzsammler. Bei Werken über die Antike ist entsprechend dem Charakter des behandelten Zeitraums Vollständigkeit angestrobt; die Literatur über spätere Prägungen, die erst im 18. Jahrhundert beginnt, tritt dagegen zurück und erscheint fast nur in Handbüchern über das gesamte Münzwesen. Ergänzend werden mehrere schöne Werke des 19. Jahrhunderts über antike Münzen und eine französische Prachtausgabe von Medaillen Na poleons I. gezeigt. Die Ausstellung bringt einen charakteristischen Ausschnitt aus der Produktion von zweieinhalb Jahrhunderten, die in der Geschichte der Buchausstattung guten Ruf haben. Man kann den Geschmack dieser Zeiten in den Veränderungen der Satzanordnung, der Verzierungen und des Stils der Kupfer von den Nachwirkungen Raffaels an über die wechselnden Modeströmungen bis zum begin nenden Klassizismus genau verfolgen. Bemerkenswert ist das lange Nachwirken veralteter Stilformen infolge der Verwendung älterer Typen und Druckstöcke. Den Wandlungen des Geschmacks entspricht der Wechsel der Druckorte. Während anfangs Italien und daneben die Niederlande tonangebend sind, wird das 18. Jahrhundert von Paris beherrscht, nach dessen Geschmack sich auch die italienischen und die nach langer Pause wieder austauchenden deutschen' Pressen richten. — Wir dürfen der Universitätsbibliothek dankbar sein, daß sie immer wieder solche Ausstellungen veranstaltet. Bedauerlich bleibt nur, daß die hier beschriebene schon in wenigen Tagen wieder geschlossen werden soll. vr. M a x H o f m a n n. 1067
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