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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1939-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1939
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1939
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<Lr war das oberlckilelllckie kerz!> Ende des vorigen Jahrhunderts erhielt Kallowitz eine Eisenbahndirektion. Der große Janja baute Häuser, damit die vielen deutschen Beamten eine Bleibe hatten. Aber wie er baute, das ist entscheidend. Nicht wie die gerißenen Geschäftemacher oder die beutegierigen Juden, sondern damit sein Kattorvitz ein deutsches Gesicht erhielt. Aus dieser Stadt wurde die große Metropole des Ostens, sie entwickelte sich zu einer der lebendigsten und ausgeschlossensten Städte des Reiches überhaupt. Für die Unternehmer, die das zustande gebracht haben, steht nun der große Janja als leuchtendes Beispiel. Neben ihm lebt sein treuester Heiser, der Stadtsekrctär a. D. Stocksisch. Er ist der Idealist, der leicht entzündbare Geist, der seine Psunde verschwendet und mit leeren Händen davvngeht. Seine Verdienste sind nicht ohne die Taten des großen Janja denkbar. Aber beide zusammen — das ist oberschlesischeg und deutsches Wesen. Zn den grollen kommen ms den weltdentlcken dndultrlebcprkcn geletlt lick nun !ür den Litten aus unterem Vertag das neue öuck von U»y, dm neben dem lmgst bekannten »Zink wird Sold» von lians Nowak liebt (fluit. iS ooo). Oie Ent wicklung im deutlcken Olten bereitet dielen beiden Werken aut lange Siebt den weg. Lrosck. etwa KN 4.L0, beinen etwa KU 6.— K0ktt°vclri^6. virc8i.ku 4883 ^ Ully verstau is, den 27. Nkai 1939 Hansastratze S4, Fernruf 4 002« Sehr geehrter Herr.' Lieber Freund? D)er oberen Hälfte dieser Anrede wiest Du mit verlegerischem Scharfsinn bereits entnomrnen haben. Paß ich „dienstlich" komme, das heißt also, mit einem Manuskript. Ja, die Arbeit, oon dee ich Dir vor einigen Nkonaten nur sagte, daß sie begonnen sei, ohne aber zu verraten, wovon sie handle, ist beendet, natürlich ein Roman, Du hast Dich damals über meine „Geheimnistuerei" beklagt, aber wirklich, meine Abneigung, über Arbeiten zu sprechen, die erst im Werden sind, ist keine Literatenkoketterie, und ganz besonders nicht in diesem Falle. Diesmal war es mir wie einem Verliebten zumute, der kaum verrät, daß er liebt, geschweige Senn, daß er den Namen der Ersehnten ausspräche; diesmal nämlich ging es um jene Stadt, die ich meine Heimatstadt nennen muß, obwohl ich geborener Breslauer bin, es ging um Kattowitz, wo ich 00m siebenten bi« zum achtzehnten Aahre lebte. Ae öfter in der erregten Öffentlichkeit dieser Name genannt wurde, nm so banger wurde meine Scheu, über das Wagnis zu sprechen, das ich unternommen hatte: dies geliebte Kattowitz, das man auf Briefen „Katowice" schreiben muß, weil die polnische Post sonst die Beförderung ablehnt, diese Stadt selber lebendig zu machen, und zwar das Kattowitz aus jener Zeit, als es in einem unglaub lichen, berauschenden Tempo zur deutschen, lebendigsten Stadt Oberschlesiens wurde, und als es jedem nicht Verstockten klar werden mußte: Aufstieg ist deutsch, Untergang ist polnisch- Zch habe Menschen dargestellt, die wirklich einmal gelebt haben und vielleicht svgar noch leben, freilich dann wohl in so ehrwürdigem Alter, daß sie schwerlich meinen „großen Zanja" noch lesen werden, um das Bildnis aus ihrer feurigsten JkkanneSzeit nachzuprüfen. Zn Aanja selber aber habe ich einen Nkenschen darzustellen versucht, der damals lebte, heute noch lebt und noch lange in Oberschlesten leben wird, einfach den Oberschlesier selbst, der, wie ich glaube eine besondere Art deS deutschen Nkenschen ist, des deutschen, nicht des polnischen Nkenschen. Nur auf künstliche und gewissenlose Weise wurden die Oberschlesier über ihre Polnischkeit „aufgeklärt", aber ehe diese Aufklärung begann, waren sie auf ganz unproblematische TOeise überzeugt, Deutsche zu sein. Ein auf dem Wege zur reinen Deutschheit nie beirrter Oberschlesier war mein Zanja, Och hoffe, rver ihn kennenlernt, der muß ihm gut sein, so wie wir ehemaligen Kattowitzer, verstreut im Reich und in der ganzen Welt, von Kattorvitz niemals loskommen. Es ist wie eine Verzauberung, und rvenn roir jemandem begegnen, den wir gar nicht kennen, der aber auch aus Kattorvitz ist, dann wird unser glattgewordenes Hochdeutsch wieder Oberschlestsch, pieruna, und wir werden nicht fertig mit unfern verliebten Fragen: „Wissen Sie noch? Damals?" Heul wird viel vom verlorenen Danzig gesprochen, viel zu wenig vom verlorenen, vom gänzlich ent rissenen, geraubten Oberschlesten. Kattowltz ist nicht so schön» nicht so alt, nicht so berühmt wie Danzig, aber so deutsch wie Danzig war es sicherlich. Sollte cs mir gelingen, vielen im Reiche klarzumachen, baß wir eine deutsche Stadt verloren haben, und daß unser Heimweh nach dem deutschen Kattorvitz erst mit uns selber sterben kann, dann will ich mit meinem Roman zufrieden sein. Nimm ihn also hin, lieber Freund und Verleger, und rütteln wir gemeinsam an der deutschen Leser schaft, auf daß sie nicht vergesse, was nicht vergessen werden darf. — Sobald ich Zelt habe, treffen wir uns wieder mal „undienstlich". Auf obcrschlestsche Art, mein Lieber; wir werden sehr spät nach Hause kommen. Auf Wiedersehen! Heil Hitler! Dein Arnold Ulltz . September 193S
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