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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1939
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- 1939-06-06
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- 06.06.1939
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Der Aufbau des Satzbildes*) Von Leinrich F. S. Bachmair Ist die Wahl der Schrift getroffen, so muß das Satzbild fcstgelegt werden. Dieses ergibt sich einerseits aus seinem inne ren Gefüge und zum anderen aus der äußeren Form, dem Satzspiegel. Unter »innerem Satzgefüge- ist hier zu verstehen: der Ab stand der Wörter (Ausschluß) und der Zeilen von einander (Durchschuß), die Auszeichnung einzelner Wörter, die Verwen dung von Ziffern und Zeichen im Fluß der Zeilen und endlich ein etwaiges schmückendes Beiwerk — also alles, was zum Auf bau des Satzbildes dient. Jeder Herstelleranfänger weiß heute, daß für ein ordentlich gestaltetes Buch »nur Drittelsatz in Frage kommt-. Aber der Hörer solcher überzeugungsbewußt vorgetragener Worte fühlt oft deutlich, daß damit nur selten ein Wissen um letzte fachliche Erkenntnisse sich äußert. Vielmehr ist es oft nur ein Anklam mern an ein in der Erinnerung haften gebliebenes Schlagwort ohne rechten Inhalt. Darum muß hier etwas ausgeholt werden: Das Grundmaß für alle Typographie ist der von Firmin Didot, dem berühmten französischen Schriftgießer, festgelegte »typographische Punkt- von 0,376 mm Größe, (l m --- 2660 Punkte.) Aus ihm bauen sich die verschiedenen Schriftgrade auf. Ein gleichseitiges Rechteck, dessen Seite von der Schrifthöhe (Punktzahl) eines Grades, dem »Kegel-, bestimmt ist, nennt man ein »Geviert-, also: Nonpa reille-Geviert, Cicero-Geviert usw. Ein Geviert schlechthin ist immer dasjenige des zur Verwendung gelangenden Schrift grades. Bis vor einigen Jahrzehnten war es die von den »erfah renen Fachleuten« hartnäckig verteidigte Regel, die Zeile mit Halbgevierten auszuschließen, unbekümmert darum, ob nun so ein gassenreicher Satz ordentlich aussah oder nicht. Erst als die Künstler sich mit der Typographie befaßten und die fortschritt lichen Drucker bei ihnen in die Schule gingen, setzte sich die For derung nach bester ausgeschlossenen Zeilen durch. Heute gilt das Ausschließen mit Drittelgeviert — »Drittelsatz- — als unerläß liche Voraussetzung für ein schönes Satzbild. Halbgeviertsatz ist lediglich für Nonpareille und kleinere Grade zulässig; bei größe ren Graden wird mit Biertelgevierten ausgeschlossen. Es gibt aber auch manche »Brotschristen- (Borgis bis Cicero), für die ein engeres Ausschließen als mit Drittelgevierten zu empfehlen ist. Die unschönen »Gassen», die sich über manche Buchseite hin ziehen und dadurch entstehen, daß über mehrere Zeilen hin die Wortzwischenräume untereinander zu liegen kommen, sind immer eine Folge schlechten Ausschließens. Mustergültig ausgeschlossen sind z. B. die Bücher der Bre mer Presse. Wem die kostbaren Pressendrucke nicht zugänglich sind, der mag wenigstens irgendeinen der auf der Schnellpresse hergestellten »Werkdrucke- sich vornehmen und ihn gründlich studieren. Ich weiß kein besseres Anschauungsmaterial für einen angehenden Hersteller, dem es ernst mit seiner Arbeit ist. Frei lich darf nicht verschwiegen werden, daß die Privatpressen, vor an die Bremer Presse, sowohl meistens von einzelnen Buch staben breite und schmale Formen zur Verfügung haben als auch aus das gute Ausschließen erheblich mehr Zeit und Arbeit zu verwenden Pflegen, als dies einer Druckerei möglich ist. Der Verleger wäre erstaunt über den Bogenpreis, der ihm dann be rechnet würde. Können dagegen die erhöhten Herstellungskosten ohne Schwierigkeit durch einen entsprechenden Verkaufspreis des *> Vorabdruck aus »Das schöne Buch. Ein Katechismus für Her steller«. Bereits im vorigen Jahr (Nr. 173) hatten wir Gelegenheit, aus diesem von dem Verleger Heinrich F. S. Bachmair vorbereiteten Buch einen Abschnitt »Einband-Fragen« abzudrucken. Der hier ver öffentlichte Abschnitt ist dem Kapitel »Schriftwahl und Satzanord nung« entnommen, das sich auch mit der Wahl der Schrift, dem Satz spiegel, dem mehrspaltigen Satz, dem Satz von Gedichten und der Satz gestaltung von Dramen besaht. Buches ausgeglichen werden, so darf der vermehrte Aufwand für eine besonders sorgfältige Satzherstellung nicht gescheut werden. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, bei denen weit aus geschlossene Zeilen eine ausgezeichnete Wirkung ergeben. Aber das sind und bleiben eben seltene Ausnahmen, deren Nach ahmung gefährlich ist. Wenn die innere Notwendigkeit für ein Abweichen von der Regel fehlt, entsteht immer etwas Unaus geglichenes, also Mißglücktes. Der Einzug der Anfangszeilen von Abschnitten ist eine umstrittene Angelegenheit. Wer sich nicht entschließen kann, dem stumpfen Zeilenbeginn auf jeden Fall den Vorzug zu geben, der möge wenigstens die Einzüge so bemessen, daß sie das Satzbild nicht zerreißen. Das erträgliche Maß ist das Geviert. Ein Mehr, wie z. B. das sogenannte »Luftgeviert- (errechnet aus Schriftkegel und doppeltem Zeilendurchschuß), ist vom Übel und daher unbedingt abzulehnen, mag auch mancher Setzer es noch so überzeugend verteidigen. Den Einzug etwa bis zur Mitte der Zeile auszudehnen, ist eine Spielerei, die bei kleinen, etwas apart ausgestatteten Bänd chen sich ganz nett machen kann. Aber das ist nur dann zu emp fehlen, wenn bereits durch leichte Schrift und großen Durchschuß das Grau des Satzspiegels gut aufgelockert ist. Auf jeden Fall ist cs abzulehnen, die Anfangszeile eines Ab satzes wechselnd nach der voraufgehenden Ausgangszeile auszu schließen, sodaß gewissermaßen eine volle Leerzeile entsteht. Die ses »originelle- Verfahren bringt Unruhe in das Satzbild, und wenn einmal ein Ausgang volle Zeilenbreite aufweist oder eine Anfangszeile an den Kopf einer Kolumne zu stehen kommt, dann wird guter Rat teuer und die Verzweiflung verführt den Hersteller zu den seltsamsten Bocksprllngen. An Stelle der Einzüge Blindzeilen zwischen die Absätze ein zuschalten, die Ausgangszeile nach der Mitte auszuschließen oder gar die Anfangszeile nach links in den Steg hinausragen zu lassen — das sind gleichfalls abwegige Künsteleien, die nicht von wirklichem Können, sondern nur von einer ideenarmen Origina litätssucht zeugen. Absätze können Wohl hin und wieder — wie einst in den Anfängen des Buchdrucks und in den alten Handschriften — durch Alinea-Zeichen kenntlich gemacht werden, sei es, daß man sie an die Zeilenanfänge, sei es, daß man bei fortlaufendem Satz sie mitten in die Zeilen stellt. Doch müssen diese Zeichen, wie auch immer sie gestaltet sein mögen, in ihrem Schnitt unbedingt der Strichstärke der Schrift und damit dem Graugrad des Satz spiegels entsprechen. Es geht nicht an, eine in lichter Mediäval gesetzte Seite mit schwarzen Sternen vollzupflastern, daß es aus sieht, als hätte jemand seinen Federhalter darüber ausgespritzt. Es genügt vollauf, wenn diese Zeichen erst beim Lesen wahr nehmbar werden; der Betrachter muß ein gleichmäßiges Satzbild vor sich haben! Sinnlos ist der Einzug, wenn die Überschriften nach links ausgeschlossen werden. Diese Stellung der Titel bedeutet eine Betonung des linken Kolumnenrandes, die durch einen Einzug wieder aufgehoben würde. Diesen linken Kolumnenrand nennt man »Linie«, was Wohl daher kommt, daß die mittelalterlichen Buchschreiber in ihr Perganientblatt außer den Schreibzeilen noch eine senkrechte Linie mit blindem Griffel einritzten oder auch mit farbiger Tinte zogen, um einen Anhalt für den gleich mäßigen Zeilenbeginn zu haben. Eine Erinnerung daran sind die dem berühmten Gebetbuch Kaiser Maximilians (1513) einge druckten blaßrosa Linien; und zu Beginn unseres Jahrhunderts sieht man manches englische und auch deutsche Buch, in dem der Satzspiegel von vier farbigen Linien, die oft auch über die Stege bis zum Blattrand geführt find, eng umschlossen wird. Von jener »Linie- leitet sich auch das in der Druckersprache noch gebräuch- 46» Nr. 128 DienStag, den 6. Juni 1939
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