Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1891
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- 1891-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1891
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uommen und haben damit Eingang im Buchhändler-Adreßbuch gesunden; 3. sind an vielen Orte» bisher auch solche Personen und Institute als Wiederverkäufer betrachtet und behandelt worden, welche nur gelegentlich als Bücher Verkäufer thätig sind. Es sind dies namentlich die Lehranstalten, insoweit sic Bezüge von Schul büchern in größerer Anzahl machen. Diese Wiederverkäufe! erhalten von vielen Verlagsbuchhand lungen genau denselben Rabatt wie jeder eigentliche Buchhändler; ferner erhalten sie von einer Anzahl sogenannter Buchbinder- Kommissionäre Zugeständnisse und Vergünstigungen, wie sie kein Provinzialsortimenter ihnen gewähren kann und die in Leipzig nur zu ermöglichen sind unter einer weitgehenden Ausnutzung der Organisation des Buchhandels, die dem Platze Leipzig behufs Vermittelung zwischen Verlags- und Sortiments-Buchhandel ganz besondere Vorteile cinräumt. Schädigungen und Mißständc. Bei dieser Sachlage wären nun die Schädigungen und Miß stände zu betrachten, die sich insolgc der Ausdehnung des Wicdcr- vcrkäufcr-GebietS entwickelten und die das Provinzial-Sortiment in immer tiefer gehender Weise treffe». 1. Die Wiederverkäufe!: sind weder Mitglieder des Börsen vereins, noch Mitglieder der Kreisvereine, sie kennen weder die Satzungen des Börsenvereins, noch die der Kreisvereiue, noch kehren sie sich an die Bestimmungen der Verlegcrerklärung; sie können deshalb von den gegen die Schleuderei vorgeschricbenen Maßregeln nur selten erreicht werden. 2. Die Wiederverkäuscr können bei dem uneingeschränkten Rabatt der Verleger und bei den ihnen gewährten günstigen Vorteilen ihrer Leipziger Kommissionäre Rabatt in verschiedener Form und jeder Höhe geben, weil der Bücherverkauf bei ihnen meistens nur ein Nebengeschäst ist und sie ihren eigentlichen Verdienst in ihrem Hauptgeschäfte finden. 3. Die Wiederverkäufe! finden zu ihrer Entwickelung und Ausdehnung eine mächtige Hilfe und Stütze bei den Barsorti mentern; durch die weite Verbreitung der Kataloge der Bar- Sortimenter, namentlich der mit den Barnettopreisen versehenen Kataloge, wird es den Wiederverkäusern sehr erleichtert, das Sortiment zu umgehen. Mit Hilfe dieser Kataloge genießen die Wiederverkäufe! die Vorteile, die lediglich dem wirklichen Buch händler zu gute kommen dürsten. Diese durch die Barsortimente hervorgerufene Beeinträchtigung des Sortiments ist eine der Schattenseiten des Barsortiments, das dem Buchhandel allerdings auch große Annehmlichkeiten bietet. Aber es ist nicht zu leugnen, daß diese Art von Groß-Geschäften die früheren unmittelbaren Beziehungen zwischen Verleger und Sortimenter aufheben, und cs verliert der Verleger die Kenntnis der Absatzgebiete seiner Artikel; bei Weiterentwickelnng aller dieser Groß-Geschäste kann cs leicht dahin kommen, daß der Verleger von ihnen abhängig wird. 4. Die Wiederverkäuscr entziehen und schmälern dem Pro vinzial-Sortiment den Absatz der sogenannten Brotartikel: Schul bücher, Wörterbücher, Klassiker, Atlanten, Gebet- und Gesang bücher. Mit der damit verknüpften weitgehenden Verminderung seines Umsatzes wird dem Sortimenter der Boden seiner Selb ständigkeit ins Wanken gebracht, und er verliert die Fähigkeit und den Mut, sich für die neuen Erscheinungen der Litteratur zu verwenden, weil diese Thätigkeit nicht so lohnende Erfolge ergiebt, wie sie der Verkauf der Brotartikel gewährt. Die frühere Schaffensfreude für die Verbreitung der neuen Artikel ist nahezu verschwunden, und wo sie sich noch regen möchte, wird sie von Restkausbuchhändlern mit Spott und Hohn übergossen; der Sortimenter, der sich noch dem Neuigkeitsvertrieb hingiebt, wird von ihnen als ein aus einem veralteten Standpunkt stehender Geschäftsmann, der seine Zeit verkenne, bezeichnet. 5. Sollte, nicht zum wenigsten durch die Schuld der Wieder verkäufer, der Neuigkcitsvertrieb mit der Zeit verschwinden, dann Ivürde auch die Verlagsthätigkeit eine bedeutende Einschränkung erfahren; denn mit der Verkümmerung des Provinzial-SortimentS verliert der Verleger eines der eifrigsten und nützlichsten Zwischen glieder unserer buchhändlerischen Einrichtungen. Die Entwicklung und die Blüte deS deutschen Verlagshandels ist verursacht und gefördert worden durch das Sortiment Die unermüdliche Thätigkeit des Sortiments ist in ihrer ties und weitgehenden Weise durch nichts anderes zu ersetzen. Mit der Vernichtung des Sortiments ist der Verleger gezwungen, den Weg der Re klame und des Inserats zum Vertriebe seiner Bücher zu betreten; es entwickeln sich dann Zustände ähnlich denen von England und Frankreich. Während diese Länder und andere des Aus landes uns um unsere buchhändlerischen Einrichtungen beneiden, lassen wir dieselben durch Wiederverkäufer, Kolporteure, moderne Antiquare und durch Restkausbuchhändler verkümmern und zu Grunde richten. K. Infolge der aufsaugenden Thätigkeit der Leipziger Buch binder-Kommissionäre und auch infolge der Geneigtheit mancher Verlagshandlnngen, direkte Lieferungen mit hohem Rabatt an die Wiederverkäuscr zu machen, benutzen diese, wie wir bereits fest stellten, zum großen Teile das Provinzial-Sortiment nicht mehr als Lieseranten und Vermittler ihrer Bestellungen. Abgesehen von der Beeinträchtigung, die damit das Provinzial-Sortiment erfährt, hat dadurch auch der Verleger Einbuße an dem Absätze seiner Neuigkeiten zu beklagen; denn bei dem engeren, leichteren und persönlichen Verkehr zwischen Sortimenter und Wiederver käufe!: war es eine leichte Ausgabe deS Sortimenters, seine Wieder verkäufe! aus die neuen Erscheinungen besonders aufmerksam zu machen und sie zu beauftragen, dieselben bestimmten Personen oder Anstalten vorzulegen. Dieser durch Vermittelung der Wiederverkäuscr bewirkte, sonst so lebhafte Novitäteuverkehr hat jetzt ganz anfgehört, und dadurch ist nicht nur der Absatz ver ringert worden, sondern es schwindet damit auch immer mehr die Wertschätzung der Bücher überhaupt. 7. Während in früheren Jahren der Wiederverkäuscr sich mit einem Rabatt von 10—121/2°/, begnügte, muß der Provinzial- Sortimenter ihm jetzt 15—2ü°/„ gewähren, wenn er Wert darauf legt, ihn seinem Geschäft zu erhalten In den meisten Fällen macht der Sortimenter dieses Zugeständnis nur, um einen guten alten Geschäftsfreund nicht zu verlieren oder um seinen Umsatz nicht zu vermindern Allerdings kann dies nur geschehen aus Kosten seiner früheren gesunden und gewinnbringenden Geschäfts führung, zumal ihm vielfach nur solche Wiederverkäuscr als Kunden bleiben, denen die Leipziger kurzen Kreditfristen unbequem sind, während die zahlungskräftigen Elemente sich nach Leipzig tuenden. Nach Auszählung aller dieser Schädigungen, die das Pro vinzial-Sortiment durch die zahlreiche Vermehrung der Wieder verkäufer und deren Abwendung vom Provinzial-Sortiment ge troffen hat, liegt die Frage nahe, ob in der That das Provinzial- Sortiment seine Mission erfüllt hat und ob nicht andere Ein richtungen an seine Stelle treten dürfen. Ehe man in kurzsichtiger Weise den Stab über das Pro vinzial-Sortiment bricht, wolle man einen Rückblick werfen aus den Stand unserer Litteratur, die doch zu einem großen Teil der schöpferischen Thätigkeit des Buchhandels zuzuschreiben ist. Es ist keine Ueberhebung, wenn wir in Deutschland uns rühmen können, eine Litteratur zu besitzen, die in ihrer Vielseitigkeit, ihrem wissenschaftlichen Werte und künstlerischen Ausführung Wohl kaum von der einer anderen Nation erreicht wird. Diese Blüte unserer Litteratur ist nicht etwa vorzugsweise der Thätigkeit und dem Einfluß des Berliner und Leipziger Buchhandels zu ver danken, sondern es hat ganz hervorragenden Anteil daran die Verlagsthätigkeit der deutschen Provinzial-, insbesondere der Universitätsstädte. Unterstützt wird diese Verlagsthätigkeit von
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