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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1939
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1939-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1939
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- Deutsch
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Vörsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 66 <R. 33)Leipzig, Sonnabend den 18, März 1939 1VK. Jahrgang Die Möglichkeit und Bedeutung einer gleichmäßigeren Verteilung der Bucherzeugung über den Lauf des Jahres, vom Sortiment aus betrachtet Wir veröffentlichen diesen Aussatz als weiteren Beitrag zu einer Krage, die im Börsenblatt wie derholt berührt worden ist. Das Seminar für Buch- handelsbetriebslchrc an der Handels-Hochschule Leipzig behandelte das Thema vor kurzem in einem internen Ausspracheabend, D, Schristl, Der Gedanke einer gleichmäßigeren Verteilung der Buch produktion über das ganze Jahr ist ein Kind unserer Zeit, wenig stens ist er früher nie so nachhaltig und oft in der Fachpresse und darüber hinaus in der allgemeinen Publizistik erörtert wor den wie in der Gegenwart, Wir können darin ein Zeichen sehen, daß in dem Verhältnis zwischen Bucherzeugung und -verbrauch Störungen aufgetreten sind, als deren Ursache u, a, die Span nung zwischen der zeitlichen Zusammenballung der zum Verkauf gebrachten Neuerscheinungen und der unterschiedlichen Auf nahmefähigkeit der Käuferkreise angesehen werden mutz. In erster Linie scheint es sich also um eine Marktfrage zu handeln, die am augenfälligsten dort in Erscheinung tritt, wo beide Marktparteien — Erzeuger und Abnehmer Zusammentreffen: im Sortiment, Hier wird sie auch am stärksten empfunden, jedenfalls viel ein dringlicher als bei den Praktikern der Buchbesprechung, die über den bestehenden Zustand oft Klage führen. Was ist vom Sortiment aus zum Thema zu sagen? Grund sätzlich das eine, daß an den bestehenden Verhältnissen wenig zu ändern ist, sondern vieles als naturgegeben hingenommen wer den mutz. Niemand steht im Buchhandel mehr im Widerspiel der Kräfte als der Sortimenter, der im Geistigen zwar einen Ein fluß auf den Verleger und Bücherkäufer nehmen kann und auch nimmt, im Wirtschaftlichen aber den Tatsachen unterstellt ist, die aus kapitalistischen und sozialen Gründen herrühren. Dies soll be gründet werden. Es gibt im Laufe eines Arbeitsjahres im Sortiment einen Zeitabschnitt, in dem die Absatzkurve steil ansteigt und den höch sten Stand erreicht: die Dezemberwochen vor Weihnachten, Am Umfang dieser Absatzziffern entscheidet sich für viele Betriebe, vor allem kleineren Maßsiabcs, das Schicksal der Lebenshaltung im nächsten Jahr, zumindest aber die Möglichkeit, durch Kapital reserven leistungsfähiger zu werden. Die beherrschende Stellung des Weihnachtsfestes hat aber nicht nur für den Umsatz des Sor timents diese Bedeutung, sondern auch für die vorbereitenden Maßnahmen einen, man kann sagen, gesetzmäßigen Einfluß, Be reits die Herbstmonate beanspruchen das freie Betriebskapital in stärkstem Maße durch einen ausgedehnten Festbezug für das Bllcherlager und eine umfassende und kostspielige Werbung, Die sem Wirtschaftsimpuls paßt sich der Verleger mit seiner Herbst produktion an, einerseits, um die vom Sortiment ausgeworfenen Kapitalien auszunutzen, andererseits, um durch ein rechtzeitiges Einschalten in den Werbeplan des Buchverbreiters den erhofften Gewinn zu erzielen. Für viele Verleger ist es eine Prestigefrage, mit Neuerscheinungen im Werbematerial des Sortiments ver treten zu sein. Das Publikum in seiner Fragestellung »Was gibts neues zum Fest?« lehnt ja leider noch immer häufig Bücher als Neuheit unerbittlich ab, die nicht unmittelbar vor dem Fest er schienen sind; eine Tatsache, die nicht nur die Verleger, sondern auch vielfach die Schriftsteller veranlaßt, ihr Schaffen entspre chend einzurichten. Warum diese starke Konzentration der Kräfte auf Weihnach ten zu? Die Antwort ist ebenso einfach wie eindeutig. Zu keiner anderen Zeit des Jahres löst der Gedanke des Schenkens eine so starke Bereitwilligkeit zum Büchererwerb aus, und nie ist die finanzielle Voraussetzung dazu günstiger als in den Vorweih nachtswochen, Nicht nur, daß jeder schenkt, es finden auch weite Volksteile zum Buch, die während des übrigen Jahres als Käufer völlig aussallen, und zwar nicht immer aus Teilnahmslosigkeit, sondern aus mangelnder Kaufkraft, Die große wirtschaftliche Be deutung des Weihnachtsfestes besteht nicht zuletzt darin, daß sie weiten Kreisen unseres Volkes eine zusätzliche und im Jahreslauf meist einmalige Einkommenserhöhung verschafft, Denken wir etwa an die in sozial denkenden Betrieben übliche Gratifikation an die Mitarbeiter, die Auszahlung der Sparguthaben in den Kleinhandelsgeschäften, die Aussicht auf die zur Jahreswende fälligen Zinsen von Spareinlagen und vieles andere. Gerade diese kleinen Summen minderbemittelter Volksteile spielen aufs Ganze gesehen auch für den Sortimenter eine wichtige Rolle, Ein lehr reiches Beispiel geben in den Großstädten die Buchabteilungen der Kaufhäuser, die in dieser Zeit Buchinteressenten befriedigen, die man leider vergeblich in dem regulären Sortiment sucht. Die unerschütterliche Vormachtstellung des Weihnachtsfestes und der nur aus psychologischen Gesetzen erklärbare Hang des Publikums, das Allerneueste zu kaufen bzw, zu verschenken, wird nach den Erfahrungen des Sortimenters eine Überproduktion der Verleger zur Herbstzeit nie ausschalten, höchstens bei hervor ragenden Literaturwerken abschwächen. Und doch trifft diese Si tuation nur für eine, wenn auch zahlenmäßig bedeutende Gruppe zu: das schöngeistige Schrifttum, d, h, für jene Fülle von Bü chern, die in Form des Romans, der Novelle bzw, Erzählung, der Lebensbeschreibung und der für Laien bestimmten Dar stellungen fast aller Wissensgebiete um die Gunst des Publikums werben. Eine andere Lage ergibt sich für das wissenschaftliche Buch und seine Vcrteilungsstelle: das wissenschaftliche Sortiment, So wie das wissenschaftliche Schrifttum nach Anlage und Ziel setzung von anderen Voraussetzungen als das übliche Geschenk buch bestimmt wird, so hat es auch für die Arbeit des Sortimen ters eine unterschiedliche Bedeutung, Sein Erscheinen ist nicht von den großen Festen des Jahres abhängig, seine Absatzmög lichkeit wenig spekulativ. Eine gleichmäßige Verteilung der Pro duktion über das ganze Jahr wäre also theoretisch möglich, noch besser aber für das Bedürfnis des Großstadtsortiments bzw, der Universitätsbuchhandlung würde eine planmäßigere Len kung der Erscheinungstermine auf jene Zeitabschnitte des Jahres sein, in denen nur das schöngeistige Schrifttum regelrecht eine Rolle spielt. Und doch sprechen auch hier eine Reihe von Unwäg barkeiten aber auch Gesetzmäßigkeiten mit. Dafür nur wenige Beispiele, Wie häufig liefert der Verfasser das Manuskript seines Werkes später als geplant an den Verleger ab, sodaß der Erschei nungstermin des Buches hinausgeschoben werden muß, mit der Ausgabe eines Konkurrenzwerkes vielleicht zusammentrifft und demgemäß für den Sortimenter Schwierigkeiten in der Absatz organisation entstehen. Von der Seite des Verbrauchers her be einflussen ferner den Vertrieb der wissenschaftlichen Literatur im Sortiment: die Etats der wissenschaftlichen Bibliotheken und In stitute, die häufig so vorsichtig verwaltet werden, daß am Ende des Etatjahres ein größerer Nachbezug erfolgen kann oder aber — und das ist leider nicht selten — die so gering sind, daß der Erwerb wichtiger Literatur auf Rechnung des neuen Etats vor getragen werden muß und entsprechend der Bücherbezug im neuen Abschnitt geringer wird. Von einschneidender Bedeutung sind außerdem die Ferienzeiten an den akademischen Lehrstätten, die sich nicht nur für das Jnlandsgeschäft, sondern auch für den SSI Nr. 66 Sonnabend, den 18. März 193S
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