Am 23. Paul Ernst: Gv Roman. In Kraft und Glaube der Deutschen in den bitteren Jahren im und nach dem Krieg haben in diesem Buch ihr dichterisches Denkmal erhallen. Mil seiner großartig sachlichen Sprache, mil seiner wuch tigen, Bild an Bild fügenden Handlung, mil seiner alle Volksschichten umfassenden Menschcndeutung stellt dieses Werk, wie kaum eine andere Dichtung unseres Lölkes, Ereignisse und Menschen, Kräfte und Spannungen, Verzweiflung und Glauben jener Zeit dar. In einer größtmöglichen Residenzstadt während des Frühsommers 1914 setzt das Geschehen ein. Unheimlich schwell der Klassenkampf hinter der prunkvollen wilhelminischen Fassade. Jüdische Literaten zersetzen das gesunde Gefühl des deutschen Arbeiters. Hilflos und unwissend stehen die braven Bürger, steht der Fürst des Landes diesem Zerfall gegenüber. Die Begeisterungswelle vom August 1914 kann die Dvlkszerklüftung zwar zeitweise vergessen machen, aus allen Ständen ziehen die Kameraden ins Feld; aber bald zeigt der moralische und politische Verfall seine Wirkung. Schieber und Kriegsgewinnler unter- wüklcn die Widerstandskraft der Heimat. So groß auch Opfer, Tapferkeit und Zähigkeit der Sol daten draußen und vieler Daheimgebliebenen drinnen sind, der Zusammenbruch bereitet sich unaufhalt sam vor. In dieser Zeit, da „die Menschen wie Wölfe gegeneinanderstehen", tritt kein Führer auf, der dem ganzen Volk seinen Befehl aufzwingt. Die leitenden Männer versagen, eine Well bricht zusammen. Krankfurier Zeitung, i?. tt. 15»)): ,Das Auge, das ohne Unterbrechung Sie Seiten des Buches Senn üas Buch eines Dichters ist es, öas nötig für uns ist.» Paul Ernst hat uns üaS Buch gesche Ost schon wucöe öer Wunsch nach einer Einzelausgabe öü banö öer .Drei kleinen Romane^ erschienen war. Durch (r) Dorzuj 1552 Nr. 61 Montc erscheint: aus Minimem RM 3.60 Wenn diesem Buch dennoch nichts Bitteres anhafiet, wenn von ihm nicht Hoffnungslosigkeit, son dern Glaube und Stärke ausgehl, so rührt das von der Wahrhaftigkeit des Dichters her, mil der er in allem Zerfall zugleich die Keime neuen Wachstums sichtbar werden läßt. So stehen am Schluß des Buches inmitten aller Wirrnis zwei junge Menschen, die sich im Krieg, daheim und draußen ihre Lauterkeit bewahrt haben. Klassengegensätze der Vergangenheit würden sie getrennt haben, ja selbst Schuld und Unrecht von Vätern her steht zwischen ihnen - ihre Liebe aber ist stärker als alles Tren nende. Entschlossen werfen sie die Vergangenheit hinter sich, und mutig nehmen sie ein Leben voll Arbeit und Entbehrung aus sich in dem Bewußtsein, daß nur aus solcher Haltung die gesunde Ordnung eines neuen Volkes werden kann. 1923 in dunkler Zeit der deutschen Geschichte hat Paul Ernst diese wegweisende Dichtung geschaffen. Als sie im Jahre 19ZZ, in dem Sammclband »Drei kleine Romane" zum ersten Mal erschien, schrieb die Nativnal-Zeitung in Essen- »Man wünscht, daß dieser Roman Paul Lrnsts heule in Hunderl tausenden von Stücken unter allen Deutschen Verbreitung fände, damit alle Deutschen den Krieg so sehen lernen, wie Paul Ernst als ein Dichter und Wissender, als ein Deutscher und Weiser ihn sah.' Irf, bleibt an einem Satze hängen: »Vielleicht schreibt ein Dichter öas Buch, öas wir brauchen/ fas wir brauchen/ Romans ausgesprochen/ öer bisher nur in üem Hammel neue billige Einzelausgabe ist öieser Wunsch erfüllt. igebot koirs . März I 155»