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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1908
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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121. 26. Mai 1908 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 5873 weitesten Sinne ist die Erwerbung eines Rechtsanspruches auf eine Leistung, z B. auf den Besuch von Theatern, auf Benutzung von Verkehrsmitteln, auf Bezug von Beilagen, Zeitschriften re. Ein Zeitschriften-Abonnent ist also derjenige Bezieher, der aus eigener Entschließung und aus eigenen Mitteln und in irgend einer Form einen Rechtsanspruch auf Lieferung der Zeitschrift erwirbt. Das letztere Merkmal des Begriffs ist von besonderer Tragweite, wenn die Zahl der Abonnenten zu Zwecken der Jnseratgewinnung angegeben wird; denn der Inserent hat ein Interesse an der Anzahl solcher Bezieher, die dem betreffenden Blatte soviel Bedeutung beimessen, daß sie sich durch Zahlung, Vereinsmitgliedschaft oder Vertrag mit einer Behörde zu gunsten Dritter den Rechtsanspruch auf den regelmäßigen Bezug erworben haben. Somit dürfen Gratisbeziehcr, die das Blatt unauf gefordert, wenn auch regelmäßig erhalten, nicht als »Abonnenten» bezeichnet und mitgerechnet werden. Geschieht dies, so liegt ein auf Täuschung berechnetes Verfahren vor. Bvchhändlerische Vorträge in Paris. — Der schon seit Jahren erörterte Plan der Gründung einer buchhändlerischen Fachschule in Paris scheint endlich seiner Vollendung entgegen zugehen. Von der Verwirklichung selbst sind wir zwar auch heute noch weit entfernt, denn außer dem Interesse und dem guten Willen, sowohl in Prinzipals- wie Gchilfenkreisen ist bis zur Stunde noch nichts vorhanden, weder ein geeignetes Lokal, noch ein Lehrplan, noch die Lehrkräfte, noch endlich die Schüler. Diese letzteren würden sich aber jedenfalls in genügender Anzahl finden und die Gründung und den Fortbestand der Schule als ge sichert erscheinen lassen, wenn nur mit der Gründung selbst ein- mal ernstliche Anstalten gemacht würden; sind es doch in erster Linie gerade die Gehilfen selbst, die schon seit Jahren nach Ge legenheit zu einer besseren beruflichen Ausbildung drängen. Das Interesse dafür ist also unzweifelhaft vorhanden. Da es aber in diesem Jahre zur Einrichtung und Eröffnung der Schule zu spät wäre, so findet augenblicklich unter der Ägide des »Osrols äs la I-idrairie» und in den schönen Räumen des französischen Buch händlerhauses ein Zyklus von buchhändlerischen Fachoorträgen statt, um das Interesse für die zu gründende Schule zu erhalten und es dort, wo es noch nicht vorhanden sein sollte, zu wecken (vergl. Börsenblatt Nr. 95). Es finden im ganzen fünf Vorträge statt, für die der Vorstand des »Osrols» interessante Themata in Aussicht genommen hat. Die Reihe eröffnete Herr Paul Delalain, früher Präsident des »Osrols», mit einer Geschichte der Buchdruckerkunst. Ihm folgte am 2b. April Herr Pruniäres, Geschäftsführer des »Oerels», der über die Ge schichte des Buchhandels sprach. Zu beiden Veranstaltungen hatte sich eine recht zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden, die sich übrigens durchaus nicht nur aus Gehilfen, sondern auch aus Prinzipalen zusammensetzte. Am 9. Mai hielt Herr Baranger, »über die Notwendigkeit einer beruflichen Ausbildung- einen Vortrag und am 4. Juni wird Herr Eugen Rey, Inhaber eines bekannten Pariser Sortiments, über ein sehr aktuelles Thema, über die billigen Volksausgaben sprechen: »Eine Um wälzung im Buchhandel-, den letzten Vortrag endlich hält am 13. Juni Herr Floury über »Kundschaft und Absatzgebiete». Ein näheres Eingehen auf den Inhalt der beiden schon ge haltenen Vorträge erübrigt sich wohl, um so mehr, als beide nicht viel Neues boten und außerdem als Beilage der »LiblioArapbis äs la, Francs- im Druck erscheinen sollen. Nur aus dem Vortrage über die Geschichte des Buchhandels, der ursprünglich von dem den Lesern des Börsenblattes bekannten Bibliophilen Albert Ctm gehalten werden sollte, der aber durch Krankheit verhindert war und sich durch Herrn Prunidres vertreten lassen mußte, möchte ich einige Punkte ansühren. Leider stellte sich der Redner durch aus auf den Standpunkt des Bibliophilen, so daß seine Aus führungen eigentlich mehr eine Geschichte des Buches, als des Buchhandels waren. Auch verwandte der Vortragende mehr als di« Hälfte der verfügbaren Zeit auf die Geschichte des Buches und Buchhandels im Altertum, sprach über die Einrichtung von Bibliotheken im alten Ägypten, in Athen und Rom, über die Geschichte des Buchhandels im neunzehnten Jahrhundert und namentlich über buchhändlerische Ftrmengeschichte war leider wenig zu hören. Als interessant sei hervorgehoben, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7K. Jahrgang. daß selbst im alten Rom die Rabattfrage nichts Unbekanntes gewesen ist; Redner führte Stellen aus alten Schriftstellern an, aus denen hervorgeht, daß die altrömischen Buchhändler unter Umständen mit sich handeln und die Preise drücken ließen. Die Bücher, die bekanntlich die Form von um einen Stab gewickelten Papyrusrollen gehabt haben und zu ihrer Herstellung den Sklaven diktiert wurden, hätten nicht selten Auflagen von 200 und sogar 300 Exemplaren erreicht. Die Reklame für Bücher, die ebenfalls schon im alten Rom bekannt war, sei durch Rezitationen und Vorträge aus einzelnen Werken bewerkstelligt worden; auch eine Art von Depot hätte der römische Verleger gekannt, in der Art, daß der Buchhändler, der das eine oder andere Werk, das er nicht absetzen konnte, zurückgeben oder Umtauschen durfte, — ein Usus, der unseren heutigen Kommissionssendungen sehr nahe kommt. Überhaupt sei gerade im alten Rom der Buchhandel ein einträgliches, lukratives Gewerbe gewesen. Die Verleger seien durch die verhältnismäßig hohen Auflagen, die sie absetzen konnten, reiche und angesehene Leute geworden. Sehr interessant ist auch, daß eben durch diese hohen Auflagen die Bücherpreise im alten Rom den unsrigen von heute fast gleichgekommen seien; der Redner nannte Preise verschiedener Werke, die in heutigem Gelbe unge fähr den Betrag von 6 Frcs. ausmachen und in gar keinem Ver hältnis stehen zu den Preisen, die in Athen und Alexandrien be zahlt wurden. Mit dem Untergang des römischen Reiches seien auch für den Buchhandel schwere Zeiten angebrochen, und niemals seien die Wissenschaften, der Handel und Tausch mit Büchern mehr vernachlässigt worden als im Mittelalter. Auch von größeren Bibliotheken, die etwa der in Alexandrien gleichgekommen wären, sei aus dieser Zeit kaum eine zu nennen. Doch sind alle diese Punkte so bekannt, daß sich eine eingehende Berichterstattung darüber wohl erübrigt. Dann kam die Erfindung der Buchdruckerkunst, und mit ihr das goldene Zeitalter für den Buchhandel, gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Damals konnte jeder schreiben und drucken was er wollte, ohne eine Zensur oder Verbote irgend welcher Art be fürchten zu müssen; und weil das Gewerbe damals noch ganz neu war, so hatte der Buchhändler auch unter keinen Steuern, Pflicht exemplaren und sonstigen Abgaben zu leiden und konnte seinen Verdienst ungeschmälert behalten. Leider dauerte dieser glückliche Zustand nicht lange: der erste, der dem blühenden Gewerbe einen Hemmschuh anlegte, den es bis heute noch nicht ganz verloren hat, sei Franz l., König von Frankreich, gewesen; er führte die Zensur ein und verschiedene Abgaben, mit denen die Verleger seiner Zeit belastet wurden. Da fast die einzigen Bücherkäufer aus den Anfängen der Renaissancezeit in Gelehrten- und Studenten kreisen zu finden waren, so mußten auf Verordnung von Franz 1. alle Drucker und Verleger ihren Wohnsitz, resp. ihre Geschäfte in der Umgegend der Sorbonne haben, — wohl auch deshalb, um über alles, was durch die Pressen ging, eine leichtere Kontrolle ausüben zu können, — und daraus glaubt Herr Prunisres ableiten zu können, daß aus diesem Grunde sich auch heute noch die großen Pariser Verlagshäuser fast ausnahmslos auf dem linken Ufer der Seine, im sogenannten -Huartisr lativ« befinden. Nach dem Tode von Franz I., zur Zeit d.r Religions kriege, wurde es noch schlimmer; das früher so geachtete und blühende Gewerbe wurde zu einem lebensgefährlichen Beruf, und der Redner nannte mehrere Fälle, in denen Verleger und Sortimenter wegen Herstellung und Verkaufs von ketzerischen Büchern mit dem Tode bestraft worden sind. Mit dem Fortschritt der Zivilisation seien diese drakonischen Maßregeln natürlich bedeutend gemildert worden, ohne jedoch, daß das Gewerbe sich zu seiner früheren Blüte erheben konnte. Napoleon I., der für seine Kriege Gelo brauchte, hätte versucht, auch die Bücher zu besteuern und vom Verleger eine Abgabe von je 1 Centime pro Bogen zu erheben. Lange kann jedoch diese Steuer nicht bestanden haben, und viel Geld kann der Fiskus damit auch nicht verdient haben, da ja gerade im napoleonischen Zeitalter die Zensur strenger war als je und häufig vom Kaiser selbst ausgeübt wurde. Die vorgeschrittene Zeit erlaubte dem Redner leider nicht, auch aus der Geschichte des französischen Buchhandels im neun zehnten Jahrhundert etwas Näheres mitzutetlen, aber es war ihm gelungen, das scheinbar so trockene Thema interessant und spannend zu gestalten. Es ist viel Aussicht dasür vorhanden, daß die fol- 763
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