^ 121. 26. Mai 1908. Fertige Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 5887 Der erste Einakter scheint mir eine ästhetische Verirrung. Eine jugendlich ungestüme Phantasie glaubt bekannte Vorbilder (Wilde, Maeterlinck) überflügeln zu können, indem sie sich von ihnen unterjochen läßt. Der Kunstrichter mnß über diese Arbeit den Stab brechen, vor den Strafrichter gehört auch sie meiner Überzeugung nach nicht; denn es ist unzweifelhaft, das; dem Autor jede schmutzige Spekulation auf Sinnenerregung fern gelegen hat und daß er sich nur von künstlerischen Absichten leiten und verleiten ließ. Die darin enthaltene Darstellung natürlicher und perverser Lust verletzt den Geschmack, aber nicht das Schamgefühl mündiger Menschen. Das Schamgefühl Unmündiger zu schützen ist jedoch sicherlich nicht die Aufgabe des Gesetzes. Sonst müßte ein beträchtlicher Teil der anerkannten Weltliteratur konfisziert werden, zahlreiche Stellen der Bibel mit inbegriffen." Ludwig Fulda. Ernst von Wildenbruch schreibt: „Das verlorene Lied" ist eine Dichtung voll krasser, krankhafter Sinnlichkeit. Diese Sinnlichkeit aber ist angelesen, nicht angeboren. Darum kann man von „unsittlicher Tendenz" nicht sprechen. Denn eine solche setzt die Absicht voraus, andere durch Schilderungen lüsterner Vorgänge zu verderben. Hier aber liegt, meiner Überzeugung nach, nur die knabenhafte Absicht vor, sich selbst an derartigen Phantasien zu berauschen. Das kann für den Verfasser, wenn er so fortfährt, natürlich verderblich werden, aber er ist nicht strafbar; es gibt geistige Onanie, wie körperliche. Diese ist auch verderblich, aber nicht gesetzlich strafbar. Die Seele des deutschen Volkes hat für Dichtungen solcher Art absolut kein Verständnis und wird dadurch nicht beeinflußt, noch gefährdet." Ernst von Wildenbruch. August Strindberg schreibt an den Autor: „Mensch! So sind Sie da gekommen? den ich erwartet und geahnt! Ich begrüße Sie und verehre Sie! Aber — sursum oorcka! Empor das Herz! Vergessen Sie nie, was Ihr Johannes sagt in „Freundschaft" Seite 122, und Sie sind der erste lebende Dichter! Und Drama, lauter Drama, bitte!" August Striudberg. Wir liefern die neue Ausgabe zum Preise von 3 Mark broschiert, 4 Mark gebunden ord., zur Probe: einzelne Exemplare oder 7/6 mit 40°/» Rabatt, 11/w „ „ 50°/, „ auch auf den Einband, nach Wahl broschiert und gebunden gemischt, auch gern in Kommission mit 30°/,. Verlag „Harmonie", Berlin. 766