In der zweiten Hälfte Februar erscheint: Die ungleichen Schwestern ZÜo Seiten. Geheftet —, Leinen H.9o Diese streng geformte Dichtung herber und verhaltener Schönheit erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der in den seelischen Bereich zweier Schwestern gerät und durch die Verstrickung in den unruhigen Reiz der einen erst reis für die Liebe zur anderen werden kann. Voll „bebender Lebenserwartung" und freudiger Kraft, hold dem Ausruhr der Gefühle — so ist Berka, die blonde Schwester, an die sich Andreas Franke binden möchte; bewährt in stiller Treue und Beharrlichkeit Sophia, die dunkle Schwester, zu der, ihre verschwiegene Liebe erkennend, Andreas sich nach Bertas jähem Tode hinsindet. Go geht er zwischen den beiden ungleichen Geschöpfen, dem unstet schweifenden und dem still hastenden, schwankend lange in der Irre, von seinem Trotz, seiner Ungeduld und falschem Stolze verführt, bis er im Gehorsam gegen sein Schicksal aus dem „Irrgarten des Herzens" Mrückkindet zu den wahren Gesetzen des Lebens, die jeden heißen, „zwischen Gut und Böse tapfer voranzuschreiten". Doch wer vergißt in all der schicksalhaften Verstrickung die GestaltKonrad Mosers, des Vaters der beiden Schwestern, der aus Leichtsinn und Sehnsucht wunderlich gemischt, sein Leben töricht vergeudet, ein wahrer Phantast voller luftiger und trügerischer Wünsche, vor der Welt wohl verworfen, doch mit der reisen, geduldigen Güte eines allem Lebendigen ausgetanen Dichterherzcns geschildert? Hinter dem Geschehen erblüht der Länder der Ktsdt Dresden mit ihren Türmen, Palästen Utid Brücken über dem silbrigen Elbstrom. Doch lebendig wird dies alles durch Martin Raschkes reise, ausgewogene Kunst der Sprache, deren Kraft, Ton und Fülle uns in Bann hält. —— ? ^ D 1 1.181 l L I ? L I O Nr. 86 Mittwoch, den 1v. Februar 1686 857