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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1939
- Strukturtyp
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- 1939-02-04
- Erscheinungsdatum
- 04.02.1939
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- Deutsch
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am wohlstcn in der Gemeinschaft ihres Vereins und gehen un gern einzeln in die ungewohnte und fremde Lust der Buchhand lung, selbst wenn der Wunsch zu kaufen schon halb zum Entschluß gereist ist. Das Schwergewicht des Verkaufs liegt also nicht hinter dem Ladentisch, sondern auf dem Übungsplatz, an Vereinsabcndcn und in der Turnhalle und muß seinen Weg nehmen über die meistens rasch zu ermittelnden Vereinsleiter oder Bücherwarte. Bemühungen in dieser Richtung hin liegen bei den meisten Sorti mentern noch fast ganz im argen, während einzelne Ausnahmen die Richtigkeit dieser Methode durch ihre steigende llmsatzlurve bestätigen. Bei einer solchen Handhabung, die je nach Charakter des Vereins oder des angebotenen Buches geschickt die bestgeeignete Form suchen muß, wird es in den meisten Fällen nicht bei Ein zelbestellungen bleiben, sodaß der Verleger ermutigt wird, seine Auflagen und den Rabattsatz zu erhöhen. Damit bessert sich dann Zug um Zug das gegenseitige Verhältnis von Sportbuchverlag und Sortimenter, die sich heute zum Teil noch als feindliche Brüder gegenüberstehen, und der einstweilen noch etwas heikle Punkt der Verleger-Direktwerbung verliert seine Bedeutung. Wenn der Verlag mit sorgsam vorbereiteten und meistens mit ansehnlichen Kosten durchgeführten Werbcplänen beim Sor timent verschwindend geringen Widerhall findet, wenn Anzeige, Werbebrief und die verlockendsten Prospekt- und Rabattangebote des Berlages beim Sortiment nicht oder kaum beachtet werden, muß er mit dem Recht der Notwehr zur Direktwerbung bei den Vereinen und Organisationen greifen, wobei selbstverständlich die Vorschriften der Verkaufsordnung streng eingehalten werden Tip für einen Die Redewendung, daß eine Neuerscheinung eine schmerzlich empfundene Lücke auf dem Büchermarkt darstellt, ist so oft ange wendet worden, daß man es keinem Buchhändler verdenken kann, wenn er ein großes Fragezeichen dahinter macht. Hier soll nun nicht nur von einer einzelnen Neuerscheinung, sondern einem Buchtyp gesprochen werden, der bisher fehlt und vielleicht oder wahrscheinlich großen Anklang fände und eine Erweiterung des Buchumfatzes bedeuten könnte. Wir verübeln es niemandem, wenn er diese Zeilen mit dem größten Mißtrauen liest, hoffen aber doch, manchen Buchhändler und insonderheit manchen Verleger zu überzeugen. Zu Weihnachten wollte ich gern einer älteren Dame ein schöngeistiges Buch schenken. Diese Dame liest außerordentlich gern, hat aber trotzdem das Lesen aufgeben müssen, weil die normale Schriftgröße, wie man sie heute in allen Büchern findet, für sie zu klein geworden ist. Trotz der Brille, die sie seit eini gen Jahren trägt, fangen die Buchstaben sehr bald an, vor den Augen zu tanzen, sodaß sie nicht weiterlesen kann. Ich zeigte ihr, als sie mir einmal ihr Leid klagte, die pompös ausgestattete Festschrift eines bedeutenden Industrieunternehmens, die in einer außerordentlich großen Schrift gedruckt war. Diese Fest schrift konnte sie lesen und mit einem Seufzer sagte sie: «Ach, wenn es doch richtige Bücher in dieser Schrift gäbe. Dann hätten wir alten Leute doch auch etwas zu lesen!« »Was?-, dachte ich, »sollte es derartige Bücher bei unserem so ausgedehnten und vielseitigen Buchschaffen nicht geben?« Ilnd ich ging in eines der größten Sortimente der Großstadt. Wirklich, ich brachte die Sortimenter in Verlegenheit. Wohl gibt es einige Kinderbücher in größerem Schriftgrad; aber ein Buch für Erwachsene, etwa einen Roman, einen Tatsachenbericht, eine Erzählung konnte man mir nicht zeigen. Ich machte den gleichen Versuch in anderen Sortimenten, der Erfolg war überall gleich Null. Ich konnte der älteren Dame das ihr zugedachte Buch nicht schenken, weil dieser Buchtyp vollständig fehlt. Oder kann mich jemand eines besseren belehren? Ich frage mich nun, ob es nicht ein aussichtsreiches Unter fangen wäre, diesen neuen Buchtyp zu schaffen. Der findige müssen. Ost führt der Verlag bei einzelnen, unbedingt notwendigen Neuerscheinungen in geringe? Auflage einen Kampf um jedes ein zelne Stück. Nie wird er, und das verlangt ein Sortimenter, der nach bestem Können das seine getan hat, zu Recht, den ortsansäs sigen Buchhandel durch Direkt-Lieferungen übergehen dür fen. Ein Verlag, dem an einer Vertiefung der Beziehungen liegt, nützt im Interesse weiterer freundschaftlicher Entwicklungen gern jede Möglichkeit, durch Verteilung von Aufträgen, die bei ihm direkt einliefen, einen rührigen Kollegen zu unterstützen und zu ermutigen. Als in jenen Tagen der unvergeßlichen Olympischen Spiele 1936 und des Breslauer Turn- und Sportfestes 1938 die Be geisterung und Anteilnahme auch den letzten Volksgenossen packte, wurde auch das Sportbuch für kurze Zeit aus der Schattenseite ins Licht der großen und Großstadtbuchhandlungen gezogen. Einige Firmen erkannten das Zeichen und haben gelernt, daß Sportbücher gute Freunde des Sortimenters sind und besonders in ruhigeren sommerlichen Zeiten manche Lücke im Tagesumsatz füllen können. Es gilt, daß diese Erkenntnis weitere Freunde gewinnt und schließlich zum Wohl des deutschen Sports und des deutschen Buchhandels Allgemeingut wird. Da bei ist es nicht erforderlich, sich durch großartige Umorganisation zu »spezialisieren-. Mit stärkerer Aufmerksamkeit gegenüber den Sportbuch-Neuerscheinungen, mit erhöhter Einsatzbereitschaft und individueller persönlicher Förderung ist schon viel getan. Das Sortiment möge seine Aufgabe erkennen und nicht hinter jenen vielen Organisationen zurückstehen, die mit ihren besten Kräften eine der erfreulichsten Gesundheitserscheinungen Vorantreiben! Finanziell kann er nur gewinnen! neuen Buchtyp Verleger könnte ihm einen treffenden Namen geben, der bald zu einem allgemein bekannten Begriff werden würde, etwa Großschriftbuch oder Augcnfreund. (Besonders kleine Schrift ist beispielsweise als Augenmord bekannt.) Der Feierabend des Lebens bringt meist mehr Muße und somit Besinnlichkeit; aber dann streiken vielfach die Augen, eben weil das Lesen der normalen Schriftgröße in unseren Büchern zu sehr anstrengt. Die Einführung des Großschrift- buches würde also die Aussicht bedeuten, einen Kreis von Lesern neu zu erschließen. Käme das Großschriftbuch aber wirklich nur für alte Leute in Frage? Es gibt auch genug weniger alte Leute, deren Augen durch die kleine Schrift zu sehr angestrengt werden. Man denke auch daran, wieviele ungezählte Tausende Tag für Tag mit Eisenbahn, Straßenbahn oder Autobus zur Arbeit fahren und während dieser Zeit nicht nur Zeitungen, sondern auch Bücher lesen. Es ist aber wahrhaftig kein Ver gnügen, beim Rütteln und Schütteln des Wagens ein Buch in kleiner Schrift zu lesen. Sicherlich würden deshalb auch viele Berufstätige das Großschriftbuch begrüßen. Freilich stehen der Schaffung eines solchen Buchtyps auch gewisse Bedenken entgegen, die keineswegs verschwiegen werden sollen.. Je größer die Schrift, desto umfangreicher wird natürlich das Buch, und mit dem Umfang steigt auch das Gewicht. Gerade für ältere Personen wäre cs aber eine große Belastung, beson ders schwere Bücher lange in den Händen halten zu müssen. Indessen weiß die Drucktechnik hier Rat. Es gibt bekanntlich außerordentlich dünne, trotzdem aber zähe und wenig durch scheinende Papiere, wie sie besonders zu Bibeln, Liederbüchern und allen umfangreichen Werken verwendet werden. Diese Papiere führen die Bezeichnung Dünndruck- oder auch Bibel druckpapier. Mit diesen Papieren läßt sich bekanntlich aus dem Neuen Testament ein kleines Taschenbüchlein machen. Ebenso ließe sich mit ihnen ein Werk in Großschrift aus die äußeren Ausdehnungen bringen, wie sie eine normale Ausgabe dieses Werkes in der heute üblichen Schriftgröße hätte. Die Frage des Gewichtes wäre somit zur Zufriedenheit gelöst. Allerdings muß das Format etwas größer sein als das normale Format erzäh- 101
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