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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1938
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- 1938-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1938
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Dieser thematischen Aufforderung wurden sogleich die ersten beiden Redner in bester Form und Weise gerecht. Robert H o h l b a u m gab auf dem Hintergrund der großen deutschen Dichtungsgeschichte ein Bild von den Beweggründen, die den Dichter gerade unseres Volkes immer wieder zur Welt der Geschichte geführt haben. Er zeigte, wie der Mythos als die Urform des Erlebnisses der Art am Anfang dieser Bemühungen steht und von welcher Bedeutung seine Gestaltung für das gegen wärtige Leben des Volkes ist. Geschichtliche Dichtung ist im Schillerschen Sinn sentimentalische Dichtung und keinesfalls sentimentale. Die erzählerische Meisterung geschichtlicher Stoffe setzt nicht nur ein unmittelbares Erlebnis voraus, wie es Stoffe der Gegenwart bieten. Es fordert vielmehr ein geistiges Ein dringen in den Stoff aus der Vergangenheit und einen Vorstoß bis zu dessen innerster Substanz. In scharfer Kennzeichnung hob Hohlbaum wahre historische Dichtung ab von der bloßen Tages erzählung interessanter geschichtlicher Begebenheiten, die an ober flächliches Interesse, aber nicht an das seelische Leben einer Zeit appellieren und daher nur Eintagsarbeiten sein können. Er wandte sich dann dem besonderen Anlaß zu, der den Dichter der heimgekehrten Ostmark an die Geschichte als Gegenstand ver wiesen hat. Er wies darauf hin, daß geschichtliche Dichtung nicht mit den Maßstäben historischer Objektivität, sondern mit den jenigen der inneren Notwendigkeit gemessen werden muß. Von großen Dichtwerken der zeitgenössischen Literatur ausgehend, kennzeichnete er in überzeugender Weise das Anliegen dieser wahren und großen Dichtung der Zeit. Von ihrer Sicht aus wandte er sich dem weltgeschichtlichen Geschehen unserer Tage zu, dessen Größe dem Dichter von heute noch Schweigen gebiete, das aber seinen großen Sänger finden wird, wie die Griechen ihren Homer und die deutsche Welt des Mittelalters den unbekannten Sänger des Nibelungenliedes gefunden haben. Hohlbaums Aus führungen klangen aus in einem starken Bekenntnis zu den Auf gaben einer wahrhaft großen historischen Dichtung. Aus einer umfassenden und tief angelegten Sicht der Volks deutschen Frage fügte Heinrich Zillich anschließend groß ge formte und erlebnisstarke Ausführungen an. Er pries einleitend den schöpferischen Sinn des gestalteten Wortes, von dem aus das eigentlich sinnvolle Leben der Völker erst möglich wird. Er be wies diese Feststellung an der lebenzeugenden Kraft der Sprache großer Dichter. In weit gespanntem Bogen der Betrachtung stellte er das Schicksal der deutschen Volksgeschichte hinein in den Zwiespalt der Bejahung weltumspannender Planungen und der Wendung zur Genügsamkeit und zur Selbstbejahung. Er sprach von dem Glück, das wir angesichts dieser überreichen Ge schichte empfinden müssen, und kennzeichnete die Armut der Völ ker, denen keine Geschichte von ihren Dichtern überliefert werden konnte und die zu kleinem und unschöpferischem Ersatz zu greifen genötigt waren. Zillich gab an einzelnen Beispielen einen Auf riß der unendlichen Möglichkeiten, die der überreiche Stoff der deutschen geschichtlichen Welt dem deutschen Dichter als Aufgabe Die in Weimar zum Ersten Großdeutschen Dichtertreffen ver sammelten Dichter Großdeutschlands haben an den Reichs minister Dr. Goebbels folgendes Telegramm gesandt: „Im Namen der auf dem Großdeutschen Dichtertreffen versammelten Dichter aus allen Gauen des Reiches grüßen wir Sie als Schirmherrn des deutschen Schrift tums. Heil Hitler! Weinheber, Hohlbaum, Schumann." An den Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, Staatsrat Hanns Johst, wurde ein Telegramm folgenden Inhalts ge sandt: „Die in Weimar versammelten Dichter des Großdeut schen Reiches grüßen Sie in treuer Verbundenheit mit herzlichen Wünschen für baldige Genesung. Im Auf trag: Weinheber, Hohlbaum, Schumann." stellt. Besonders eindringlich waren seine Ausführungen aus dem Leben der jahrhundertealten zähen Volkstumsarbeit der Volks gruppen des Südostens. Durch die Fülle der Gedanken strahlte das Bekenntnis zum Volke als dem jetzt erst erkannten entschei denden Träger der gestalterischen Kraft des deutschen Mittel europa hindurch. Die einmalige Größe des Gegenstandes erfor dert eine gesteigerte Verantwortung desjenigen, der ihn zu ge stalten sich bemüht. Hier wandte sich der Dichter mit klarer und kompromißloser Abgrenzung gegen die schnellen Versuche der Oberfläche, sich der Stoffe letzter deutscher Lebensfragen leicht fertig zu bemächtigen und sie in billige und flache Tagesarbeit umzumünzen. Hinter der Gestaltung der großen und artverwur zelten Wesenheit des Volkes im geschichtlichen Stoff taucht für den wahren Dichter dann jene geheimnisvolle Macht der Vor sehung aus, die in der Geschichte unbegreifbar und doch so stark auf die Größe oder Kleinheit einer Zeit bezogen waltet. Zillich schloß mit einem Hinweis auf dieses Geheimnis, vor dem alle wahre Dichtung nicht zurückschreckt, sondern mit dem sie ringt und das sie dem Erleben der Zeit enthüllt. Beide Vorträge, die von einer ebenso eindringlichen gedank lichen Klarheit wie dichterischen inneren Lebendigkeit Zeugnis ablegten, wurden von den Dichtern und den zahlreich anwesen den Schristtumspolitikern mit außerordentlichem Beifall aus genommen. Am Nachmittag des gleichen Tages sprach Friedrich Bo de n r e u t h über das Thema »Die Dichtung und die gestalten den Kräfte der Gegenwart«. Er erinnerte an die ersten Tage des Oktober dieses Jahres, die gerade den Dichter vor die Entschei dung Schwert oder Leier gestellt haben. Er ging ein auf die großen Vorläufer sudetendeutschcr Dichtung, unter anderen Albert Stifter und Marie Ebner-Eschenbach, die über Deutsch land hinaus Geltung erlangt hätten. Die Literaten früherer Zeit hätten die Dichtung des Sudetenlandcs nicht anerkennen wollen, weil sie ihnen durch Haltung und innere Kraft gefährlich erschien, denn in ihr lebe ein Doppeltes, das Gesetz der Rasse und der Glaube an Blut und Boden, »denn, wer für den Boden kämpft, muß Blut opfern, weil der Boden durch andere Münze nicht käuflich, noch durch einen anderen Zins erhaltbar ist«. Das seien die Triebkräfte des Kampfes der Sudetendcutschen gewesen, dar aus sei auch die Gemeinschaft erwachsen, in der sich der andere als ein Teil des großen Ganzen fühle. Diese Kampfdichtung habe nie den Anspruch erhoben, vollendete und reine Kunst zu sein, und sie sei doch zur Dichtung der Wirklichkeit geworden. Das alles sei das Geschehen unserer Gegenwart. Bodenreuth beschloß seine Ausführungen mit einer Mahnung an jene Schriftsteller, die die Absicht haben, diese erhebende Gegenwart schnell umzu münzen. Er hielt ihnen entgegen, daß sie Achtung vor den trockenen Tränen in den Augen der Frauen und dem tränen losen Schluchzen der Kinder haben sollen. »Dichtung und Gegen wart, das heißt Frage und Antwort: Leier und Schwert? — Nein, Leier oder Schwert? — Schwert! Um die Leier zu ver dienen! Würdig des Werkes eines einzigen und seines deutschen Landes.« Feierstunde im Foyer des National-Thcaters Der Abend des 28. Oktober vereinigte die Dichter zu einer Feierstunde im Deutschen National-Theater, an der u. a. Haupt amtsleiter Wilhelm Baur teilnahm. Generalintendant Staats rat vr. Hans Severus Ziegler hieß als Hausherr die Gäste will kommen. Das Kaiser-Quartett von Haydn, vom Streich-Quartett der Staatskapelle unter Prof. Müller-Crailsheim dargeboten, bildete einen Auftakt, der überleitete zu den Gedichten Wilhelm Pleyers, aus denen nicht nur eine tiefe Verbundenheit mit dem Heimatboden, sondern auch der gewaltige Klang unserer großen Gegenwart spricht. Nach ihm las Sepp Keller aus seinem Werk »Zwischen Tag und Nacht-, das cinführt in die Zeit des Kampfes österreichischer Nationalsozialisten um ihre Freiheit. Ein Kamerad seiner Heimat, Josef Georg Oberkoflcr, las aus seinem Werk »Das Stierhorn«, Ina Seidel bot Gedichte und der Niederdeutsche Her mann Claudius fesselte den Kreis seiner Kameraden durch einige beschaulichere, von tiefer Liebe zum niederdeutschen Lande, be-
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