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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-11-02
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1938
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- Deutsch
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Zum Schluß ging Reichsleiter Bouhler auf die Ver antwortung des Verlegers und der schrifttumspoliti schen Dienststellen gegenüber der Leistung der schöp ferischen Persönlichkeit ein. Die Erfolge der nationalsozialistischen Schrifttumspolitik seien geeignet, jene Auslandshetze zu widerlegen, die nicht müde werde, das Märchen von der Knebelung der wissenschaftlich schöpferischen Persönlichkeit im nationalsozialistischen Deutsch land aufzutischen. -Wohl noch nie ist von einer Generation mit einer solchen inneren Leidenschaft um die Rückführung wissen schaftlicher Probleme aus ihre Urgründe gerungen worden wie von der Heranwachsenden jungen wissenschaftlichen Generation des Dritten Reiches. Und wenn wir die Buchproduktion auf die sem Gebiete seit dem Jahre 1933 anschen, so können wir sagen, daß sich uns hier ein Bild von einer Vielgestaltigkeit deutschen Denkens und Schaffens bietet, dem nur wenige Kulturvölker Ähnliches zur Seite stellen können. Allerdings wird die Frei heit, wie wir sie verstehen, stets mit höchstem Verant wortungsbewußtsein gepaart sein müssen. So i st der Schutz der schöpferischen Leistung ebenso die große Aufgabe der Gegenwart am deutschen Buch wie die Verpflichtung, das deutsche Schrifttum von allen Gedanken, die unserer Weltanschauung nicht wesensgemäß sind, freizuhalten.» Nach dem Beifall, den die Anwesenden Reichsleiter Bouhler für seine grundsätzlichen Ausführungen zollten, sang der Chor der Hitler-Jugend unter der Begleitung des Gebietsmusikzuges das aufrüttelndc Lied Herybert Menzels -Die Welt gehört den Führenden», das von Reinhold Heyden vertont wurde. Neiciisminitter vr. öoebbels zur Eröffnung der öroödeutlöien öuckwocke Vom ewigen IVert des Luches - lln jedes Laus eine Lelmbücherei - flitersverkorgung der SchrlbtkumslchaNenden Als Reichsminister vr. Goebbels zu seiner Eröffnungsrede vor das Rednerpult trat, begrüßte ihn, den Hüter gegenwärtigen Kulturschaffens, lang anhaltender Beifall. Der Minister führte aus: Meine Volksgenossen und Volksgenossinnen! Die Bücher sind unsere besten und vor allem unsere treuesten Freunde. Sie begleiten uns von frühester Kindheit an durch das ganze Leben, ohne uns jemals zu verlassen. In glücklichen und vor allem in schweren Stunden geben sie uns Trost, Aufmunte rung, Erbauung und Entspannung; ja, das eine oder das andere Buch ist manchmal für unser ganzes geistiges Dasein bestimmend und ausschlaggebend. Es ist nicht wahr, daß die Bücherfreunde die Außenseiter des Lebens seien, die für die praktische Alltags arbeit nicht in Frage kommen könnten. Wir müssen hier einen scharfen Unterschied machen zwischen dem Bücherwurm und dem Bücherfreund. Der Bücherwurm ist jener Mensch, der sein Leben ausschließlich durch das Buch bestimmen läßt, ohne die Wirklichkeit des Tages und die Härte des Daseins zu sehen. Er baut sich aus Büchern eine geistige Existenz auf, die keinerlei Ergänzung findet durch die Erfahrungen und Lehren des Lebens selbst. Der Bücherfreund dagegen ist jener Mensch, der im Buch die wertvollste geistige Ergänzung seines Lebens sieht, der aus dem Buch Kraft schöpft für Beruf und Pflicht, dem das Buch mehr ist als eine zeitweilige Ent spannung oder nur eine geistige Dekoration des Alltags, der im Buch den ewigen Menschen zu finden versucht und vom Menschen wieder den Weg zum Buch zurückfindet. Deshalb sind tätiges Leben und Freude am Buch keine Ge gensätze, sondern Dinge, die sich ergänzen und gegenseitig unendlich bereichern. Man muß hier wiederum einen scharfen Unterschied zwi schen Büchern und Büchern machen. Es gibt Bücher, die wir flüchtig durchblättern, ohne aus ihnen irgendeinen Gewinn für unser Leben oder für unsere geistige Existenz zu ziehen. Es gibt aber andere Bücher, die unsere Entwicklung und unser geistiges Dasein maßgeblich beeinflussen, ja bestimmen. Es sind das jene Bücher, die wir ein erstes Mal mit heißem Kopf und klopfendem Herzen lesen, die wir in wilder Hast durch fliegen, nach denen wir nach einiger Zeit wieder greifen, die wir in den verschiedenen Entwicklungsstadien unseres Lebens mit verschiedenen und immer wechselnden Einstellungen lesen, die wir jedes Jahr erneut zur Hand nehmen und zu denen wir dann jedesmal ein anderes Verhältnis gewinnen. Es handelt sich dabei selbstverständlich nur um Ausnahmeerscheinungen unter den Büchern. Manchmal sind sie uns in der Jugend zum erstenmal in die Hand geraten und begleiten uns dann bis in das reife und in das späte Mannesalter. Sie ragen als einsame Denkmäler unter der Massenproduktion der Literatur heraus. Das soll nichts gegen die Massenproduktion an sich sagen. Sie ist not wendig, umausihrdieHöchstleistungzu kristallisieren. Nur in einem auch zahlenmäßig umfangreichen Bestand der Pro duktion an Büchern kann die Nation sich in einzelnen Dokumen ten verewigen, ihr geistiges und seelisches Dasein klären und da mit einen wertvollen Beitrag liefern zum Stil einer Epoche und zur Haltung eines Jahrhunderts. Das ist auch auf allen anderen Gebieten so. Es muß viele Theater geben, um an wenigen Theatern die Spitzenleistungen der Theaterkunst an sich zu demonstrieren. Es muß viele poli tische Amtswalter geben, um aus dieser breiten Masse die wirk lich führenden Köpfe einer Nation herauszuziehen und richtig einzusetzen. Es muß viele Städte geben, um unter ihnen die großen Zentralen eines Volkes zu bestimmen und ihnen die ihrer Bedeutung angemessenen Aufgaben zuzuweisen. Das gute Buch jedenfalls wird zu allen Zeiten seinen ewigen Wert behalten. In ihm liegt die eigentliche Quelle der geistigen Kraft einer Nation. Das Buch ist nicht nur dazu bestimmt, die Menschen zu unterhalten; es soll die Menschen auch erziehen. Und da wirkt wohl meistens das geschriebene Wort viel dauerhafter und ein prägsamer als das gesprochene. Es kann manchmal ganz große geistige und weltanschauliche Epochen eines Volkes oder eines Erdteils einleiten. Es steht dann sozusagen als Fahne über dem Anbruch einer neuen Zeit. Es ist oft das Wort des Führers zitiert worden, daß Revolutionen nicht vom geschriebenen, sondern vom ge sprochenen Wort gemacht würden, daß an ihrer Spitze also nicht die Schriftsteller, sondern die Redner ständen. Das ist zweifellos richtig und wird wieder einmal aufs neue durch unsere eigene revolutionäre Entwicklung bewahrheitet. Andererseits aber dars auch nicht verkannt werden, daß die Grenzen zwischen Rede und Buch oft verschwimmen, daß es Reden gibt, die ebenso gut Schrei ben sein könnten, und daß eine Sammlung interessanter Reden am Ende das beste Buch ausmachen kann. Meistens sind ja vor allem in revolutionären Entwicklungen die großen Red ner auch die großen Schriftsteller einer Zeit. Es handelt sich dann bei ihnen um einmalige Erscheinungen einer geschichtlichen Verkündung des Evangeliums einer Epoche. Sie sprechen dann mit der Gewalt ihrer Zunge oder der Kraft ihrer Feder zu den Menschen, und die Menschen fühlen sich von ihnen angesprochen. Ton und Wort der Rede verklingen und ver hallen. Bleibend aber ist der Wert des Buches, dort verewigt sich ein Volk und eine Zeit für immer. So ist es beim Anbruch einer revolutionären Epoche: Da klingt an ihrem Anfang das Wort des Redners auf, der die Her zen entzündet und geheimnisvoll seine Spuren in die Gehirne gräbt. Er spricht mit der Magie der Stimme das aus, was alle dumpf ahnen und empfinden. Er ist der Dolmetscher all der Ge danken und Sehnsüchte, die eine Menschengeneration erfüllen.
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