Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1938-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1938
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19381026
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193810266
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19381026
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1938
- Monat1938-10
- Tag1938-10-26
- Monat1938-10
- Jahr1938
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Meinrad Inglin schon der Titel andeutet, beabsichtigt Meinrad Inglin in diesem großangelegten Roman -^^ein Zeit- und Kulturbild seines Volkes, und zwar während der Jahre 1912 bis 1918, zu geben. Träger derHandlung ist eine bürgerliche Familie, an deren Spitze derNationalratAmmann steht. Er ist der typische Vertreter des herrschenden liberalen Bürgertums, erfüllt von dem Fort- schrittsoptimismus der Vorkriegszeit. Die Problematik des gesamten geistigen und seelischen Zustandes der Gesellschaft von 1914 kommt zum Ausdruck in der sehr verschieden gerichteten Ent wicklung der drei Söhne. Severin, der älteste der Brüder, zeigt sich als der glühende Bewun derer Deutschlands und seiner militärischen Überlegenheit. Auch während der Knegsjahre behält er seine prodeutsche Haltung konsequent bei. 1918 wird er zum entschiedenen Vertreter eines natio nalen Wlderstandskurses gegen die revolutionär-marxistischen Elemente. In schroffem Gegensatz zu Severin steht Paul, ein intellektueller Typus, in dessen Entwicklung sich die Unsicherheit eines gesteigerten Individualismus offenbart. Kühl und ironisch steht er allen Erscheinungen der bürgerlichen Welt ablehnend gegenüber; er erkennt am tiefsten ihre Fragwürdigkeit. Im Militärdienst, dem er zunächst mit äußerstem Widerstreben Folge leistet, wird er zum erstenmal durch das ülxr die rein geistige Sphäre hinauögehcnde Erlebnis der Kameradschaft aufs tiefste berührt. Er erlebt dabei auch, wie die zermürbende Anspannung des jahrelangen Grenzwachtdien- stes, der ständigen Bereitschaft, die nie zu einer befreienden kriegerischen Tat kommt, auflösend wirkt, und wie die marxistischen Ideen an Boden gewinnen. Er selbst sucht Anschluß an sozial demokratische Kreise, von denen er eine Erneuerung und Reinigung der Gesellschaft erhofft. Als der Radikalismus zu Aktionen schreitet, erkennt er den Irrtum dieser Entwicklung und sucht den tieferen Anschluß ans Leben in der Hinwendung zur Mutter. Auch Fred, der jüngste der Brüder, strebt dumpf über die herrschenden Verhältnisse hinaus, ohne sie ganz zu erkennen. 1914 rückt er begeistert in den Grenzdienst ein. Er sympathisiert mit Deutschland, doch liegen ihm politische Ge dankengänge überhaupt fern. Die Grundlage seiner Haltung ist eine ganz unkomplizierte, ur sprüngliche Heimatliebe, die ihn auch im Laufe der Handlung immer mehr zum eigentlichen Erscheint am 10. November i> S Umfang IOZO Seiten. Preis in Ganzleinen Ri 6030 Nr. 250 Mittwo« l Schweizerspiegel Mittelpunkt des Romans werden läßt. In Fred Ammann will Inglin seinem Volke den Typus des Schweizer Bürgers vorstellen, den er als charakteristisch schweizerisch empfindet. Das Werk beschränkt sich nicht auf die Herausarbeitung dieser drei verschiedenen Haltungen, sondern enthält in sich auch einen Eheroman. Gertrud, die Tochter des Nationalrats Ammann, fühlt sich in ihrer Ehe mit Oberst Hartmann unverstanden. In ihr kommt die Ausweglosigkeit der seelischen Situation des Bürgertums am deutlichsten zum Ausdruck. Sie wird sich dessen bewußt in der Begegnung mit Albin Pfister, einem Freunde ihres Bruders Paul. Von der inneren Sicherheit und Überlegenheit dieses in bescheidenen Verhältnissen lebenden, zurückhal tenden Mannes innig berührt und angezogen, entschließt sie sich zur völligen Trennung von Hartmann und stellt sich tapfer in Gegensatz zum Elternhaus. Die Tiefe des hier berührten Problems zeigt sich darin, daß nicht eine banale Erfüllung im Liebesglück den Abschluß bildet, denn gerade unter dem Einfluß dieses Erlebnisses wendet sich der geliebte Mann noch entschie dener als zuvor vom Wirklichen ab und der religiösen Frage nach dem Sinn des Seins zu. Er wird ein Opfer der 1918 in der Armee wütenden Grippe. Sein Tod bekräftigt für Gertrud die Gewißheit, daß es sich in ihrer Liebe um die Verpflichtung zu einer tiefen, umfassenden Mensch lichkeit handelt, aus der heraus sie, ähnlich wie auf anderen Wegen Paul, wieder die Hinwen dung zur Mutter, der stillen Hüterin des Lebens, findet. Das historische Geschehen ist aufs engste mit dem Verlauf des Romans verflochten, der stellen weise in die Darstellung geschichtlicher Ereignisse übergeht. Das Werk ist damit zugleich eine Geschichte der Schweizer Neutralität im Weltkriege. Es zeigt in genauen Schilderungen die einzelnen Phasen der Grenzsicherung und die Ereignisse der politischen Geschichte: die Wahl des Obersten Wille zum Bundesgeneral im August 1914, die „Oberstenaffäre" von 1916, den Rück tritt des Bundesrats Hoffmann im Jahre 1917, den Oltener Generalstreik von 1918. Mit alle dem ist ein Querschnitt erreicht, der das Buch über seine zweifellose künstlerische Bedeutung hinaus zu einem einzigartigen Zeitdokument der Schweiz im Weltkriege macht. - Staackmann Verlag > Leipzig 50 - Prospekte mit Leseprobe stehen zur Verfügung 4 !6. Oktober 1938 6031
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder