Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1938
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- 1938-10-20
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aber ist anzunehmen, daß die nach oder zu Zeiten Gaurs an ver schiedenen Orten auftauchenden Drucker und Verleger von Zei tungen und, vereinzelter, auch religiösen Büchern, zugleich deren Vertrieb übernahmen — so beispielsweise Ritter in Philadelphia, der nicht nur religiöse Schriften hcrausgab und vertrieb, sondern auch medizinische und technische Bücher und sogar Klassiker ver lauste. Die Rittcrsche Firma bestand schon vor 1830, Teile des Verlages übernahmen 1848 Schäfer und Korodi. Mit Johann Georg Wcssclhöft, der sich 1833 in Philadelphia niederließ, beginnt dann die Geschichte des eigentlichen Sortimentsbuch handels, der nun, trotz vieler Rückschläge einen schnellen und kräftigen Aufschwung nahm. Wesselhöft stammte aus einem bei Bremen gelegenen Dorfe, lernte bei Frommann und Wesselhöft in Jena Druckerei und Buchhandel und begegnete hier den Professoren Oken, Gries, Luden, Fries und anderen, arbeitete ein paar Jahre in der Andreaeschen Buchhandlung in Frankfurt a. M., war daraus Ge schäftsführer und Faktor bei Hähncl in Magdeburg und versuchte dann, sich in Hannover selbständig zu machen, was jedoch miß lang. Damals wurden die Reiseberichte Gottfried Dudens in Deutschland förmlich verschlungen, und unter den Tausenden, die diesen Sirenenklängen in das Gelobte Land jenseits des Großen Wassers folgten, befand sich auch Wesselhöst. 1833 ließ er sich, wie schon gesagt, in Philadelphia nieder und gründete seine Buchhandlung, die schnell einen erstaunlichen Aufschwung nahm. Er kaufte die Rittersche Druckerei und vertrieb u. a. so bedeutende Werke wie die Rottöcksche Weltgeschichte, Ludens Deutsche Ge schichte, die Werke Goethes, Körners, Herders, Lessings. Seine Erfolge veranlaßten ihn, eine Reihe Zweigniederlassungen in New Dort, Cincinnati, Baltimore, New Orleans u. a. o. zu grün den, die fast alle Wurzel schlugen und so den verhältnismäßig weit verzweigten deutschen Buchhandel jener Zeit begründeten. Leider mußte er sich infolge der damaligen Finanzkrise des Staates 1844 von seinem Geschäft zurückziehcn; er ging nach St. Louis und führte dort das ein Jahr vorher gegründete Ge schäft seines Bruders — »Franksen und Wessslhöft» —, das bis 1853 bestand. Wesselhöft wirkte also wie ein Säemann: er trug das deutsche Buch weit ins Land hinein, er weckte den Bedarf — und seinen Spuren, in Verbindung freilich mit der ununterbrochenen Zu wanderung und der wachsenden Wohlhabenheit weiter Kreise des Deutschtums, folgten zahlreiche untcrnehmungsfrcudige Kollegen. Gehen wir sie oberflächlich durch, so werden wir sehen, wie sich die Zahl dieser Handlungen verdichtet, wie aber zugleich auch die Bedeutung Philadelphias als Zentrum deutsch-amerikanischen Geisteslebens hoffnungslos und tragisch sank, während New Dork emporstieg. Damals muß jedenfalls der Markt für das deutsche Buch in Pcnnsylvanien noch sehr gut gewesen sein, denn neben der ausgezeichnet und kraftvoll geleiteten Wesselhöftschen Firma konnte sich das Unternehmen der aus Ulm stammenden Freunde L. I. Kiderlen und Konrad Friedrich Stollmeyer meh rere Jahre lang gut behaupten. Kiderlen, der einer der Mit gründer der Deutschen Auswanderungsgesellschaft war, schrieb eine Geographie und eine Geschichte der Vereinigten Staaten und ging dann ins Zcitungsfach über, während Stollmeyer Be sitzer eines Asphaltlagers und einer Kokosnußpflanzung aus Trinidad wurde, immerhin aber die Rottecksche Weltgeschichte ins Englische übersetzte. Die Laufbahn der Freunde ist bezeich nend für die wechselvollen Berufswege jener Zeit. In Philadelphia etablierte sich weiterhin 1840 Friedrich Wilhelm Thomas, dessen Verlag lange bestanden hat und durch große Erfolge sich auszeichnen konnte. Bei ihm erschien 1869 eine hervorragend ausgestattete Jubiläumsausgabe von Humboldts »Kosmos-, deren Absatz größer gewesen sein soll, als derjenige der Cottaschen Originalausgabe in Deutschland! übrigens wurde Cotta zu seinen billigen, hübschen Klassikcrausgabcn, die dann in das entfernteste Walddörfchen drangen, unmittelbar durch die Erfolge Thomas' angeregt. — 1848 ließ sich E. Schäfer dort nieder, dessen Unternehmen sich durch die spätere Teilhaberschaft Korodis gut entwickelte. Jedenfalls waren diese Männer ge- schäftsklügcr als der unglückliche S. Wagner in Lancaster (Penn.), der eine Deutsche Bibliothek aufzuziehcu und zu vertreiben suchte und mit einer Lieferungsausgabe von — Goethes Italienischen Briefen begann. Er machte vollständigen Bankerott. In schneller Folge wurden weitere Firmen eröffnet. 1837 gab W. Weber in St. Louis bekannt, daß er den Vertrieb deut scher Bücher übernommen habe. Er widmete sich besonders den Werken von Schiller und Uhland, verkaufte Okens Naturge schichte, Brockhaus' Konversationslexikon, eine Sammlung deut scher Klassiker u. a. m. Als 1838 Arthur Olshauscn das Geschäft erwarb, wurde cs noch weiter ausgebaut: jetzt fand man Schlcicr- machers vertraute Briefe ebenso bei ihm wie Eschenburgs klas sische Literatur, Wirths Fragmente zur Kulturgeschichte, Blanks Handbuch der Erdkunde, deutsche Übersetzungen von Viktor Hugo, Börenger, Lamartine usw. Ziemlich gleichzeitig mit Weber gründete Theodor Engel mann seine Buchhandlung, die sich dem Vertrieb deutscher Klas siker widmete, den Neuerscheinungen des deutschen Büchermarktes große Aufmerksamkeit schenkte und außerdem ein bemerkens wertes Lager an Kupferstichen und Lithographien unterhielt. Einige Jahre später, 1843, gesellte sich zu diesen beiden St. Loui- ser Firmen noch die Buchhandlung Franksen und Wesselhöft. Im Verlag von Weber erschien übrigens das erste deutsche in St. Louis gedruckte Buch, eine Auswahl der Gesetze von Illinois, dreißig Bogen stark. In Pittsburg war der deutsche Buchhandel durch den Zei tungsverleger Backofen seit 1838 vertreten; in New Orleans führte Johannes Hahn die Geschäfte der Wesselhöftschen Zweig niederlassung seit 1841, in Charleston war es Karl Pankin seit 1842; in Baltimore betätigte sich H. L. Rietz. Hier hatte übrigens ein gewisser Weber die älteste Lithographische Anstalt Birginiens ins Leben gerufen, die große Bedeutung gewann. Nach 1850, als der Zustrom besonders gebildeter Deutscher infolge des Revo lutionsjahres 1848 so gewaltig stieg, entstanden sprunghaft wei tere Buchhandlungen: in Philadelphia, wo Ignatz Köhler als Verleger wirkte, Pittsburg, Baltimore, Cincinnati, St. Louis, Louisville, Buffalo, Cleveland, Detroit, Chicago, Milwaukee u. a. o. Am stärksten jedoch schob sich nun New Dork in den Vordergrund. Hier arbeitete bereits seit 1832 Heinrich Ludwig, der 1804 im Columbia County ( N. D.) geboren war. Der damaligen Ge schäftslage entsprechend, hatte er mit Verlag und Vertrieb reli giöser und Schulbücher begonnen, die er seit 1840 auch direkt ans Deutschland bezog. Später wich er der zu stark werdenden Konkurrenz. Neben ihm betätigte sich Wilhelm Radde als Leiter einer Filiale Wesselhöfts seit etwa 1838. Von ihm stammt ein — wie G. Körner behauptet — humoristisch gehaltener Bericht über die damalige geistige Lage, den Kapp für ernst nimmt und ver öffentlicht, Körner jedoch nicht. Radde nämlich, der sich um den Vertrieb in Amerika nachgedruckter Auswahlbände von Goethe, Jean Paul, Novalis, Hölty, Hauff u. a. bemühte, behauptete, er habe keinen Anklang gefunden; man unterscheide zwischen »echten» und »unechten» Klassikern, rechne zu den echten aber nur Bücher wie den »Schinderhannes», den »Bayerischen Hiesel«, die Genoveva und andere Bolksschriften, die er zum Teil in beträcht lichen Mengen habe verkaufen müssen. Körner wendet ein, daß man allerdings auch solche Bücher gelesen habe, was übrigens keine Schande sei, daß aber andrerseits nachweislich auch aller beste deutsche Literatur von anderen Unternehmungen gut ver kauft worden wäre. — Sechs Jahre nach Rnddes Niederlassung begann Julius Helmich und damit die besondere Buchhandels- Geschichte New Doris. (Schluß folgt.) Werbemlitmar für die Woche des Deutschen Buches IM Beachten Lie bitte die Anzeige des Berlages des Börsen vereins ans der 1. Umschlagfcite der gestrigen Ausgabe. 818 Nr. 245 Donnerstag, den 20. Oktober 1938
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