Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19061126
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190611260
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19061126
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-11
- Tag1906-11-26
- Monat1906-11
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I2I44 Nichtamtlicher Teil. 274, 26. November 1906. annehmen oder sie ablehnen würden, wenn der Autor nicht nachgebe. Das Interesse der Times sei billiger Einkauf und schneller Umsatz, und das Interesse an der Literatur sei auf die Frage beschränkt, wie der Ein- und Verkauf vou Büchern als ein nützliches Hilfsmittel ausgestaltet werden könne, um die Wirkung ihrer Inserate und die Popularität irgend einer Seife oder eines Wassers zu erhöhen. Die Macht, die die wenigen Firmen, deren Methoden und Ziele mit der Literatur gar nichts zu schaffen haben, dann in Händen hätten, würde weit mehr einem Monopol gleichen, als es jetzt bei den Vereinigungen der Verleger, der Buchhändler oder der Autoren der Fall sei; das Publikum dürfe ferner nicht vergessen, daß mit dem Wachsen des Monopols auch die Preise in die Höhe gingen. Die Begeisterung für billige Preise überlebe nicht den Kampf um den Markt; sowie dieser gesichert sei, trete das Ideal des Monopolinhabers in Kraft — billiger Einkauf und teurer Verkauf. — Das Publikum kaufe die billigen Bücher bei dem Mmos Look Olnb jetzt viel leicht für einen zu teuren Preis. Die gleichen Anschauungen vertreten in besondern Auf sätzen Mr. Rudyard Kipling, Mr. Maurice Hewlett, Mr. Wells, Miß Marie Corelli und andre mehr; ihnen entgegen stellen sich Mr. Bernard Shaw und Mrs. Humphry Ward. Mr. Bernard Shaw meint, die Verleger, die sonst nichts weiter auf der Welt zu tun hätten, als die Bücher ihrer Autoren zu verkaufen, denen sie für ihr Monopol einen Gewinnanteil schuldeten, hätten jetzt große Aufträge von einer neuen und bedeutenden Firma erhalten, die sich Vimes Look Olnb nenne, — sie schienen sich aber noch damit zu brüsten, daß sie auf die Ausführung dieser Bestellungen freiwillig verzichten. Die Folge davon sei, daß er und alle die andern Autoren, die ihre Werke demselben Verlagshause anvertraut hätten, jetzt von einem der größten Bücherabnehmer des Handels boykottiert seien. Er wisse nicht, ob seine Kollegen sich hierdurch geschädigt fühlten oder nicht, er könne nur für sich selbst sprechen und sei so über zeugt, daß er geschädigt sei, daß er, falls er nicht wisse, daß sein nächstes Werk unparteilich ohne die geringste Einschrän kung und Zögerung an alle Händler verkauft werde, die den regulären Handelspreis dafür bezahlen wollen, entweder selbst einen neuen und einsichtigeren Verleger wählen werde — wie es Ruskin bei gleicher Herausforderung getan habe, oder mit einem Warenhause in Unterhandlung treten oder den Iims5 Look Olnb selbst ersuchen werde, die Herausgabe zu über nehmen. Zur Ermutigung der unternehmenden Leiter des Moass Look Olub möchte er hinzufügen, daß er ganz be friedigt sei, sobald sie den vollen Handelspreis für sein Buch bezahlt hätten; sie könnten es, wenn es ihnen beliebte, nach fünf Minuten zum halben, zum viertel Preise ver kaufen, oder es gar ganz gratis abgeben, wenn sie damit sonst irgend etwas bezweckten, was ihnen diese Ausgabe wert erscheinen ließe; je mehr die Times ihm für seine Bücher zahle und je billiger sie diese an das Publikum abgebe, um so mehr sei er befriedigt. Mr. Shaw betrachtet den lläwos Look Olnb als eine »sehr geschickte und wohlausgerüstete Organi sation«, in deren Macht es liege, für die Werke hilfloser Autoren ungeahnte Nachfrage zu wecken. Es wäre denkbar, daß der Look Olnb in absehbarer Zeit zu einem Autor zu sagen in der Lage wäre: »ob von deinem nächsten Buch 2000 oder 20 000 Exemplare abgesetzt werden, hängt nicht von dir, sondern von uns ab. Die 2000 Exemplare bedeuten deinen Leserkreis, die andern 18 000 aber unsre Organisation; den Gewinn aus diesen gedenken wir für uns zu behalten. Du stehst dich dabei pekuniär nicht schlechter als vordem, wirst aber viel mehr bekannt«. Für den Autor, meint er, würde das kein schlechtes Geschäft sein, da er bei dem nächsten Ab schluß dann viel bekannter fein würde und seinen Gewinn anteil erhöhen könnte. Ob er ihn bekommt, hängt aber wohl von der Existenz andrer Unternehmungen ab, die mit der Times kon kurrieren können, gleiche Macht und denselben Einfluß haben. Mr. Bernard Shaw führt dann weiter aus, daß der Look Olab schließlich die kleinern und kleinsten Verleger ganz totmachen werde. Um dem entgegenzuarbeiten, werde man wohl »ausposaunen«, daß die große Masse der Autoren, die man unhöflich wohl auch literarische Tagelöhner nenne, dann ganz der Gnade der Times übergeben seien, die ihnen ihre Preise diktieren könne. Er betrachte die Abschaffung der kleinen Verleger mehr als einen Segen für diese Klasse von Autoren, da diese jetzt von den kleinen Verlegern herzlos ausgezogen würden; die Times sei reicher und mächtiger und könne es sich leisten, großmütig und freigebig zu sein; wenn beides nicht der Fall sein sollte, dann könne sie immer noch — wie jetzt auch — durch eine große öffentliche Agitation dazu gezwungen werden, sich der öffentlichen Meinung zu fügen. Mr Shaw wünschte, er könnte so viel von allen Verlegern sagen, obwohl er es leidlich glücklich mit den seinen getroffen habe. Mrs. Humphry Ward teilt ganz Mrs. Shaws An schauungen und hatte, um ihrerseits etwas zur Lösung des Konflikts beizutragen, eine private Zusammenkunft von Autoren zusammenberufen. Lord Goschen präsidierte dieser Sitzung. Man kam vor Beginn überein, über das Ergebnis der Beratung nichts in der Öffentlichkeit verlauten zu lassen, bevor es der Verlegervereinigung und der Times zur Kenntnis gebracht sei. Beide Parteien glauben von ihren Maßnahmen aber nicht abgehen zu können; somit ist ein Ende dieses so weite Kreise berührenden Zwistes noch nicht abzusehen. Bruno Conrad. Kleine Mitteilungen. Vom Reichstag. — Der Deutsche Reichstag beschäftigte sich am 22., 23. und 24. November in 2. Lesung mit dem Gesetz entwurf betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie. Wir werden in gewohnter Weise den stenographischen Bericht hier folgen lassen. Red. Vom Reichsgericht (Nachdruck verboten). — Wegen Nach drucks ist am 26. März vom Landgericht Dresden der Buch händler Maximilian Wendel zu einer Geldstrafe von 100 verurteilt worden. Er betreibt in Dresden den Verlag und Ver trieb von kleinen Büchern, auch von hygienischen Schriften. Außerdem verkauft er Nährsalzpräparate. Vor Jahren hat Max Nagler in Lörrach ebenfalls zum Vertrieb von Nährsalzen ein kleines Werk »Der Rettungsanker- verfaßt, das er unter einem Pseudonym herausgegeben hat. Der Angeklagte kannte diese Broschüre, da Nagler sie ihm zugesandt hatte. Der Angeklagte hat einen Offizier a. D. veranlaßt, eine Reklamebroschüre daraus für seine eigenen Nährsalze zusammenzustellen. Dabei wurde die Naglersche Schrift benutzt, und der Angeklagte fügte daraus selbst noch mehrere Seiten dem Text seiner Broschüre hinzu. Unter dem Titel -Gesundes Blut und starke Nerven von Prof....» ließ der Angeklagte seine Broschüre drucken. Im Sommer 1905 erhielt Nagler von dem Nachdruck Kennt nis. Der Angeklagte kam seinem Verlangen um Unterdrückung der Broschüre nicht nach. Nagler hat, so heißt es im Urteile, sein Werk nicht abgeschrieben, sondern die Gedanken besonders Julius Hensels verarbeitet. Der Angeklagte hat den »Rettungsanker» aber nicht frei benutzt, sondern lange Stücke daraus sklavisch abgcschrieben. In seiner Revision behauptete der Angeklagte, der »Rettungs anker« habe nicht als Werk der Literatur zu gelten, sondern sei nur eine Reklameschrift; er sei auch kein Erzeugnis individueller geistiger Tätigkeit. Er, der Angeklagte, habe in seiner Schrift den
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder