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                    Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1913
- Strukturtyp
 - Ausgabe
 - Band
 - 1913-06-07
 - Erscheinungsdatum
 - 07.06.1913
 - Sprache
 - Deutsch
 - Sammlungen
 - Saxonica
 - Zeitungen
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 - Digitalisat
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                              6110 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. /ir 129, 7. Juni 1913. So wäre für mich eigentlich damit die Frage der Verfilmung literarischer, schon in einer bestehenden Kunstform vorhandener Produkte von Vorneherein erledigt. Denn die Umarbeitung müßte mindestens eine so gründliche sein, daß sie dem Buche nichts mehr schaden könnte! Daß die bequemere und billigere Form, ein Werk zu genießen, nämlich die durch den Film, einen gewissen schädlichen Einfluß auf den gesamten Büchermarkt aus übt, wage ich nicht zu leugnen. Aber andererseits entsteht doch für das einzelne Werk durch die Reklame der Kinotheater ein gewisser Vorteil. Sicher ist, daß »tzuv vaäis?«, seitdem es ver filmt ist, überall auch als Buch wieder verlangt wird. Gibt der Film das, was er soll, ergänzt er das, was das Buch den Lesern nicht geben kann, und was sein Zweck sein soll, so ist die Gefahr nicht allzu groß. Denn die Zukunft des litera rischen Films liegt nicht in der Übertragung von schon vorhan denen literarischen Produkten, sondern in der noch zu schaffen den neuen Kunstform. Erst wenn die Autoren sich die Mühe geben, die Möglichkeiten und Bedingungen für diese Form reiflich zu studieren, erst dann erscheint mir die Mitarbeit von Schrift stellern an den Filmtheatern von gedeihlichem Einfluß. Die deutsche Filmindustrie hat in der letzten Zeit keine Mühe und kein Geld gescheut und ist mit Ernst und gutem Willen an die Verbesserung des Gebotenen gegangen. Nun müssen die Autoren das Ihre tun! C ar l C o n tc S c ap i n e l I i. Meine Meinung über das Verhältnis von Schriftsteller und Kinematograph geht dahin: Ich glaube nicht daran, daß cs selbst Schriftstellern von Ruf gelingen wird, das Kinotheater zu literarischer Höhe emporzuheben. Es wird dies an zwei Grün den scheitern. Einmal wird es immerdar ein vergebliches Be mühen bleiben, die auf Sensationslust ausgehenden Massen zu verfeinerten literarischen Genüssen emporzuheben. Andererseits bringt die Technik des Kinodramas es mit sich, daß immer nur mit groben Effekten, sozusagen nur mit. Ausrusungszeichen ge arbeitet werden kann. Die Darstellung "feiner psychischer Vor gänge, von Stimmungen usw. verbietet sich hier von selbst. Fer ner glaube ich auch nicht, daß dem Autor, der aus der Kinobühne dem großen Publikum vorgeführt wird, damit zu einem größeren Absatz seiner Werke verholfen werden dürfte. Die großen Massen, die ins Kino laufen, gehören nicht zu den Käufern literarischer Werke, namentlich nicht zu solchen in höheren Preislagen. Nach allem kann ich mir von dem Kino ebensowenig etwas für den guten Autor wie umgekehrt versprechen. De. Paul Grabein. Ich glaube nicht an eine Propaganda des Kinos zu gun- sten des Buches, aber auch an keine Beeinträchtigung des Buches durch das Kino. Die Kreise, die bessere Literatur pflegen, sind nicht die gleichen, die in den Kinos eine leichte Zerstreuung suchen. Die letzteren, so scheint mir, sind vielmehr die, die ehe dem die Zirkusse und die Varietes sowie in erster Reihe die Kneipen bevölkerten. Für diese Annahme spricht die Tatsache, daß, in Berlin wenigstens, eine sehr erhebliche Abnahme der kleinen Kneipen in den letzten Jahren beobachtet wurde, außer dem ein schlechter Geschäftsgang der Variötös und der Zirkusse. Dies alles in der Zeit, in der die Kinos aufblühten. Hier waltet ein Zusammenhang ob. Daß das Kino dem Schriftsteller außer dem eine neue Art von Berufsarbeit ermöglicht, ist hoch zu be grüßen. Hans Land. Ich glaube nicht, daß der Kinematograph das Buch bedroht. Gewiß wird diese neue Ausdrucksform auf das Drama und den Roman zurückwirken, und es bleibt abzuwarten, ob ihr notwen digerweise stürmischeres Lebenstempo die älteren Formen der Dar stellung günstig oder schädlich beeinflussen wird. Soviel ist sicher: unzählige stumpfe Intelligenzen werden durch den Kinemato- graphen geweckt, und das Buch kann davon nur profitieren. Arthur Holitscher. Die Vorführung von verfilmten Romanen in Kinemato- graphen kann meines Erachtens dem Absatz solcher Werke niemals förderlich sein. Im Gegenteil halte ich sie geradezu schädlich für den Verkauf belletristischer Bücher, und der Schriftsteller, der sie betreibt, läßt seine Kunst den gleichen Selbstmord begehen wie der Schauspieler, der seine Kraft in den Dienst der Lichtbilder maschine stellt. Es widerspricht der Durchschnittsnatur des Lesers vollständig, einen Roman, von dem er bereits alle packenden Mo mente und den Ausgang kennt, aus ästhetischein Bedürfnis nun noch einmal in der breiteren Wortform nachzulesen. Das kommt höchstens für literarische Feinschmecker in Frage. Diese werden aber Wohl überhaupt auf kinematographische Genüsse verzichten, und ihre Zahl ist viel zu klein, um das Geschäft mit Büchern rentabel zu machen. Daß daher durch das Bildertheater auch nur ein Mensch für die Literatur gewonnen wird und von hier aus den Weg zum Buche findet, erscheint mir gänzlich ausge schlossen. Um so fester bin ich davon überzeugt, daß das Kino durch die beständige Häufung von Effekten das große Publikum direkt zum Geschmack an Kolportageromanen erziehen muß. Wenn dem Theater hier eine verderbliche Konkurrenz erwuchs, so trug es daran zum Teile selbst die Schuld. Die meist arm selige Handlung der modernen Stücke, die Torheit, die Bühne so oft als möglich halb oder ganz zu verdunkeln, so daß nicht einmal Gesten und Mimik der Darsteller erkennbar blieben, und schließlich die Schauspielkunst, die einem mißverstandenen Realis mus zuliebe ihr Bestes, das schöne Sprechen, die hinreißende Gewalt der Rede ausgab und den Schwerpunkt selbst auf die Pantomime verlegte, das alles mutzte die Menge ins Kino Hinübertreiben, wo man ihre hierhin zielenden Bedürfnisse in konzentrierter Form und bequemer befriedigte. Die in den letzten Jahren immer mehr grassierende Bildersucht ist eine Todseindin der Literatur, und wer seine Romane verfilmt, der ebnet ihr nur die Wege, denn wie der falschberatene Mime gibt er seine wirksamste Waffe, die Kunst der Sprache, Preis. Die Popularität des Kinos auf diese Weise fördern helfen, heißt nach meiner Ansicht für den Autor, sich ins eigene Fleisch schneiden, und den Buchhandel aufs empfindlichste schädigen. Franz Wich mann. Die Verfilmung seines Werkes berührt den literarischen Ruf des Autors nicht, eröffnet ihm aber eine Einnahmequelle und verspricht einen mittelbaren Nutzen für den Absatz seiner Schrif ten. Damit verbindet sich auch der Vorteil, den Verleger und Sortimenter ziehen können. Johannes Wilda. Literatur, Poesie und dramatische Kunst noch ganz besonders, haben als Ausdrucksmittel das Wort. Der Kinematograph hat als Ausdrucksmittel in allem Wesentlichen das Bild; und nicht einmal das gute Bild, sondern die Photographie; und nicht die ruhige Photographie, sondern die bewegliche, hastig vorüberzit ternde Photographie. Und eben in dieser Photographie der äuße ren Bewegungen beruht sein Reiz. Das kann nun bei Dingen ohne Tiefe reizvoll wirken, besonders bei groben Anschauungs dingen, Paraden, Tänzen, Aufzügen aller Art; auch bei Lebens bewegungen aller Art. Aber das Herrlichste der Poesie und das Feinste der Kunst ist fort. Ich bin mit Entsetzen aus dem Fratzenspiel »Der Andere« weggslaufen, zumal, als während der Kaschemmen-Szene hinter dem Vorhang der Karfreitagszauber gespielt wurde. Man darf dieses Unterhaltungsmittel, wenn es besonnen geleitet wird, ruhig gelten lassen. Aber den Kino mit Literatur und Kunst in Beziehung zu setzen, und von einer gegen seitigen Veredlung oder Beeinflussung zu sprechen, ist meines Er achtens geschmacklos. Diese Spezialität kann reizvolle Anschau ung?- und Naturbilder geben, auch aus dramatischen oder epi schen Situationen, warum nicht! Aber das ersetzt niemals das Beste, was dem Menschen gegeben ist: das beseelte und durchgeistigte Wort. Friedrich Lienhard. Der Einfluß des Kinos auf Literatur und Buchhandel ist kein günstiger. In unserer leichtlebigen Zeit will man von ernster Lektüre nichts wissen; die Bildung der meisten Menschen ist eine ganz oberflächliche; sich geistig zu vertiefen, ist selbst denen, die sich zu den Gebildeten rechnen, unbequem, langweilig. Wenn sie die Wahl haben, ein gutes Buch, dessen Lektüre Wohl mehrere Tage in Anspruch nimmt, zu lesen, oder sich mit dem Inhalte des
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