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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.07.1938
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- 1938-07-30
- Erscheinungsdatum
- 30.07.1938
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„Der Antiquariats-Lehrling" In der Reihe der vom Börsenverein als Ausbildungs- und Unterrichtsmittel herausgegebenen Schriften, von denen Uhlig's Sorti ments-Lehrling und Uhlig-Thielo's Verlags-Lehrling bereits in meh reren Auflagen vorliegen, ist zu Kantate von Bernhard Wendt eine ähnliche Veröffentlichung für den Antiquariats-Lehrling heraus gekommen*). Diese Schrift, die der Verfasser eine »Einweisung« in die buchhändlerische Arbeit des Antiquariats nennt, und die aus der langjährigen Praxis des Verfassers und aus den in seiner Tätig keit in der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt gewonnenen Erfah rungen entstanden ist, füllt tatsächlich eine Lücke aus, die nicht nur vom Nachwuchs schmerzlich empfunden wurde. Die Arbeit must, um es vorweg zu nehmen, als sehr geglückt bezeichnet werden, da Wendt es auf Grund seiner pädagogischen Fähigkeiten gut versteht, die Grundbegriffe und die Haupttätigkeiten des Antiquariats einfach und klar darzustellen. Es ist selbstverständlich, das; nach der Lektüre dieses Buches, selbst wenn ein ausgezeichnetes Gedächtnis dafür sorgen sollte, dast nichts vergessen wird, der Leser noch kein Antiquar ist. der den Anforderungen, die in der Tagesarbeit des Antiquariats an ihn heran treten, vollkommen genügen könnte. Dazu ist das Antiquariat viel zu sehr eine Art Erfahrungswissenschaft, wo nur eine mehrjährige Praxis zur Ausbildung der nötigen Fähigkeiten und zum Erwerb der nötigen Kenntnisse dienen kann. Aber die Schrift von Wendt legt die Grundbegriffe der Tätigkeiten im Antiquariat anschaulich und einleuchtend dar. Sie bietet dem Lehrling und Leser die Umrisse der Antiquariats-Arbeiten, und es bleibt die Aufgabe des Lesers und des Heranwachsenden Gehilfen, diese Umrisse auszufüllen, damit aus dem Leser ein Antiquar werde, der den nicht geringen An sprüchen, die dieser Zweig des Buchhandels an seine Angehörigen stellt, genügen kann. Zunächst gibt der Verfasser die Grundbegriffe und einen kurzen Abrist der Geschichte des Antiquariats. Vielleicht wäre die leider noch immer übliche Trennung in bibliophiles und wissenschaftliches Anti quariat nicht gar so deutlich vorzunehmen, denn das wirkliche Selten heits-Antiquariat berührt sich vielfach mit dem wissenschaftlichen Antiquariat, wie andererseits gerade in Deutschland'der sogenannte »wissenschaftliche Antiquar« sich oft auch mit den alten Werken seiner Wissenschaften, also auch mit Seltenheiten, beschäftigt, die ohne bibliophiles Verständnis nicht behandelt werden können. Andererseits wäre die Notwendigkeit von buchhändler-ischcn Grundkenntnissen aus dem Sortiment noch etwas betonter hervorzuheben. In dem Ab schnitt über die Geschichte des Antiquariats deutet Wendt sehr schön die Wechselbeziehungen der Entwicklung der Wissenschaften und des Bibliothekswesens zu der Entwicklung des Buchhandels und des Antiquariats an. Besondere Beachtung verdient auch der Hinweis auf den grosten Anteil des deutschen Antiquariats (das immer wert- und mengenmästig ein sehr wesentlicher Träger des deutschen Buchexports war) an dem Ausbau des Bibliothekswesens in den Vereinigten Staaten, wo 1600 nur 02 öffentliche Büchereien mit zusammen 116 000 Bänden und hundert Jahre später ungefähr 10000 Büchereien mit mehr als 54 Millionen Bänden bestanden, eine Zahl, die heute, nach mehr als dreistig Jahren einer außerordentlichen Bucheinsuhr, uoch er heblich höher sein dürfte. Nach Darlegung der für den Antiquariats-Buchhandel gültigen Rechtsgrundlagen wird die Verkaufsordnung, soweit sie für das Antiquariat in Betracht kommt, durchgesprochen und eine kurze Be schreibung von Betriebseinrichtungen angefügt. Die folgenden Erörte rungen über den Einkauf werden durch ein klares Schaubild aus dem Kliemannschen Werk: »Die Werbung für das Buch« sehr schön veranschaulicht. Für eine spätere Auflage wäre es vielleicht ange bracht, auf die Praxis des Such- und Besorgungs-Geschäfts, das in vielen Antiquariaten die Haupttätigkeit bildet, etwas näher einzu gehen. Es folgt dann ein ausführliches Kapitel über die Bearbeitung (Kollation und Aufnahme) der Bücher. Sehr richtig wird auf die Schwierigkeit der Bearbeitung von Zeitschriften-Aufnahmen und -Kollationen hingewiesen: mit Recht nennt Wendt die Zeitschriften das Schmerzenskind des Antiquariats. Sie sind cs bei der Voll ständigkeits-Prüfung um so mehr, als hier die meisten Bibliographien versagen und vielfach jede Vcrgleichsmöglichkeit fehlt. Beim Zeit- schriften-Antiquariat ist meist die Erfahrung und das aus Grund solcher Erfahrung festqelegte schriftliche Material des einzelnen Anti quars die einzige Möglichkeit der Feststellung von Defekten. Nicht ganz einverstanden wird mancher Antiquar damit sein, daß bei der *) Bernhard Wendt: Der Antiquariats-Lehrling. Eine Einweisung in die buchhändlerische Arbeit. Mit 14 Abbildungen und einer Korrektur-Tabelle. Leipzig 1038, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. 184 Seiten. 8° Steif broschiert NM 4.—. Aufnahme-Technik Wendt die Instruktionen für die alphabetischen Kataloge für die preußischen Bibliotheken als Grundlage bezeichnet. Vielleicht war doch die sorgfältige Bearbeitung der Aufnahmen, die Katalog-Technik, wie sie im Hinrichs und Kayser ausgebildet wurde, als Hauptgrundlage für jene Instruktionen auch die wichtigste Grund lage für die Katalogarbeit des Antiquariats. Sehr ausführlich gibt dann Wendt an einzelnen Beispielen praktische Anweisungen für die Katalog-Arbeit, die auch erfahrene Antiquariats-Angestellte mit Nutzen und Anregung lesen werden. Dasselbe gilt von der Aufnahme von Inkunabeln, Atlanten und Einbänden; hierbei wäre jedoch zu empfehlen, auch bei längeren Aufnahmen und Anmerkungen jegliche Abkürzungen zu vermeiden, die besonders für Ausländer un verständlich sind. Anschließend gibt Wendt eine gute Auswahl der Werke und Bibliographien für die Fachbücherei des Antiquariats, die mit Recht als der wichtigste, wenn auch sehr teure Bestandteil eines Antiquariats bezeichnet wird. Erfreulich ist der Hinweis auf den für die Literatur des 19. Jahrhunderts immer noch unentbehrlichen Gesamt-Katalog von Russell, dessen besonderer Wert nicht zuletzt auch in den kurzen Anmerkungen über die Geschichte der einzelnen Verlage liegt. Hervor zuheben wäre noch die Wichtigkeit der zahlreichen, teilweise sehr schönen Gesamt-Kataloge und Jubiläums-Schriften der grosten Verlagshäuser, die einen sehr wesentlichen Teil der Handbibliothek des Antiquars bilden. Vermißt haben wir die Anführung des zwar veralteten, aber immer noch sehr brauchbaren Werkes von Petzoldt, ki'dlioFrapkia dibliv^rapdiea, wie andererseits auf Seite 75 bei der Erwähnung des Winshipschen Census der amerikanischen Inkunabel-Bestände von 1919 ein Hinweis daraus angebracht wäre, daß dieses Buch durch die in den darauf folgenden Jahren erfolgten außerordentlichen Ankäufe von Inkunabeln durch amerikanische Bibliotheken als vollkommen überholt gelten must. Soweit wir unterrichtet sind, ist die sehr not wendige Neu-Bearbeitung des Buches in Vorbereitung. Das nächste Kapitel behandelt die Preisbildung, eine der am geheimnisvollsten erscheinenden Tätigkeiten des Antiquars. Die Fest stellung Mendts: »Die Kalkulation von der Seite des Exemplars her bestimmt in der Regel den endgültigen Verkaufspreis« scheint uns zu sehr das bibliophile Buch anzugehen, während doch das wissen schaftlich gültige und brauchbare Werk einen Marktwert besitzt, bei dem das einzelne Exemplar nur einen geringen Einfluß hat. Im übrigen gilt gerade im Antiquariat die Regel, dast der gerechte oder richtige Preis der ist, der dem Antiquar bezahlt wird. Hierbei ist die Beeinflussung des Preises vom Betriebe aus von geringer Bedeutung; wesentlich gilt, wie das auch das sehr schöne Cchaubild, das Wendt auf Seite 92 bringt, zeigt, der Einfluß vom Werk her, der sich aus verschiedenen Bedingungen zusammensetzt, die sich von der wissen schaftlichen Bedeutung über die Verbreitung, den Charakter des Werkes, bis schließlich zur Herkunft des Exemplars erstrecken. Bei den Darlegungen über den Antiquariats-Katalog wäre noch auf die Notwendigkeit hinzuweisen, jeden Katalog so interessant zu gestalten, dast er zu einer anregenden Lektüre wird, sei es durch die Zusammen stellung der aufgenommenen Bücher oder durch ihre Beschreibung. Der Katalog soll schließlich, was Wendt ja auch an anderer Stelle mehrfach betont hat, nicht nur für den Verkauf der verzeichnetcn Bücher werben, die meist alle nur einmal verkauft werden können, sondern er soll über das Einzel-Geschäft hinaus zu einem nach Mög lichkeit häufig benutzbaren Nachschlagemittel werden. In seiner früher erschienenen hübschen Schrift über den Versteigerungs- und Anti quariats-Katalog im Wandel dreier Jahrhunderte hat Wendt hierfür schöne Beispiele gebracht. Nach näherer Beschreibung des Schriftverkehrs, der Versand technik und der Inventur- und Lagerbewertung, die Wendt mit Recht in dem Handbuch für Lehrlinge nur kurz behandelt, folgt eine Dar stellung der Verkehrs-Einrichtungen, des Bestellwesens usw. Der dritte Abschnitt des Buches gibt Grundkenntnisse für die Arbeit, einen kurzen Abriß über Fragen der Buchgcschichte. der Druckgeschichte, der Buchkünstler. Sehr begrüßenswert und für den Lehrling und jungen Gehilfen sicher von größtem Nutzen find die angeschlossenen Ver zeichnisse von Fach-Ausdrücken und Fremdwörtern der Wissenschaft (auch wenn nicht alle angeführten Verdeutschungen anwendbar sind, sondern vielmehr nur als Wort- oder Begriffserklärungen anzusehen sind), von dlntiquariatssirmen, latinisierten -Ortsnamen und vor allem von häufiger vorkommenden Ausdrücken und Abkürzungen in Katalogen und Bibliographien, die diese »Einweisung« zu einem Handbuch werden lassen, das eigentlich auf den Arbeitstisch eines jeden Antiquars gehört. Wir haben versucht, in einem notgedrungen knappen Überblick den grosten Reichtum des Inhalts dieses Buches anzudeuten. Wenn wir einige Wünsche angedeutet haben, so soll darin keineswegs eine 600
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