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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1934
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- 1934-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1934
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- Deutsch
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X: 82, 10. April 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. immer wieder griff ich nach Scherrs zerlesenem Büchelchen, um daraus stets von neuem Begeisterung für Schillers Kämpfen und Werden zu schöpfen oder zu dem Meister zu flüchten, der uns durch Wort und Beispiel gelehrt hat, die Angst des Irdischen durch un besiegbaren Idealismus zu überwinden*. Von weiteren geschicht lichen Werken nennt Kolben he per Spamers Weltgeschichte, empfiehlt Conrad Bismarcks Familienbriefe in Auswahl — bei Cotta erschien seinerzeit ein geeignetes Bändchen —, nimmt Münch hausen in seine Liste auf die Goethebiographie von Bielschowsky und die Schillerbiographie von Palleske. Unter den erdkundlichen Büchern werden naturgemäß die Neise- beschreibungen bevorzugt. Für sie sprechen sich u. a. aus: Michael Georg Conrad, Paul Ernst, Agnes Miegel — Reise- und Erinne rungsbücher sind ihre alte Liebe —, Josef Ponten. Ernst und Ponten verlangen übereinstimmend »nicht für die Jugend zurechtgestutzte Bücher«, also Originalberichte. Größer ist die den Dichtern bekannte Auswahl an Büchern naturkundlichen Inhalts. Der weitaus meisi.ienannte Name ist Brehm. Ina Seidel erzählt: »Sehr früh gib mir auch mein Vater Brehms Tierleben in die Hand, ein Werk, das durch seinen Reichtum an anekdotischen Zügen ebenso unterhaltend wie belehrend ist«. Auch Kolbenheyer gehört zu seinen Lesern, und Ertl »beglückte ein achtjähriges Mädchen durch zwei farbig illustrierte Bändchen, die eine kürzlich in irgendeinem Jugendschristenverlag erschienene Aus wahl von Brehms Tierleben enthalten«. Die neuere Tiergeschichte hat manche Liebhaber. Zechs Kinder lasen mit 14 Jahren die Tiergeschichten von Kipling, mährend die H. A. Krügers sich den Amerikanern Ewald und Thompson zu wandten. Ludwig Finckh empfiehlt für dieses Alter die Tier geschichten von Thompson und Martin Brüh, Börries von Münch hausen für das Alter von 8—12 Jahren Thompsons Bingo, für die 11—14jährigen Aus Wald und Heide von Hermann Löns. Mit diesen Feststellungen ist ungefähr alles wichtige, für die Jugend wertvolle Schrifttum angegeben, das sich besonderer Wert schätzung durch die Dichter zu erfreuen hat. Nachlese. Im Laufe der Darstellung wurde schon wiederholt mitgeteilt, daß die Dichter nicht nur Einzelangaben machten, sondern sich auch mit manchen Fragen von grundsätzlicher Bedeutung auseinander setzten. Eine planmäßige Zusammenfassung solcher Erkenntnisse ist ratsam. Wichtig erscheint mir da zunächst Wilhelm Schäfers energische Warnung vor dem gefährlichen Zuviel an Büchern und Bildungsstoff. Er ist, wie er sagt, »der ketzerischen Meinung, daß wir Deutschen das durch angebliche Bildung am meisten zerstörte Volk sind«, und hat sich daher gehütet, seine Kinder »mit Bildung zu bombardieren«. Es steht nicht im Widerspruch zu dieser wahrlich berechtigten Mahnung, wenn Bernd Jsemann den Rat gibt, die Jugend zu einer planmäßigen Gestaltung ihres Lesens und Forschend anzu leiten. Er hält es für außerordentlich wichtig, auf dem Gebiet der Lektiire »das erwachende Interesse für irgendeinen Gegenstand, sei er technisch oder historisch oder wissenschaftlich, mit dem Besten zu nähren und mit den vollständigen Hilfsmitteln zu versehen, die nur zugänglich sind«. Es kommt Jsemann darauf an, die durch das Erlebnis geweckte Empfänglichkeit pädagogisch auszuwerten, den jugendlichen Erlebnishunger in echtes Bildungsstreben überzuführen. Daß bei jeglicher Leitung der Lektüre auch die Eigenart der Kinder zu beachten ist, wird mehrfach betont: »Es ist doch wohl klar«, sagt Jsemann, »daß ein etwa naturwissenschaftlich stark ver anlagtes Kind mit dem tiefen Drang nach Beobachtung eine andere Sphäre der Phantasie zu pflegen zwingt als etwa ein typisch musi kalisches, einseitig geprägtes Kind«. Man erkennt auch wohl, daß jeder einzelne seine besonderen Wahlverwandtschaften findet, und daß der Geschmack bzw. die Empfänglichkeit nach Familien und Generationen verschieden geartet sind, daß die Kinder unserer Zeit die Märchen mit gleich großer Freude anhören als wir in unseren Tagen, daß aber nach dieser Entwicklungsstufe der scharfe Wirklich keitssinn unserer Zeit sich auch in der Wahl der Lektüre äußert. Sehr treffende Bemerkungen werden zur Frage des Erzählens und Vorlesens gemacht. Jsemann legt besonderes Gewicht auf die Wahl der Vorleselektüre, der er »aus bestimmten Gründen eine be sondere geistige Höhe, stets ein wenig über der geistigen Spiegel höhe des Zöglings« zumißt. Kernstock weist hin auf eine Erinnerung Johannes Scherrs, dem die erste Begegnung mit Schiller durch seine fromme Mutter, eine einfache Dörflerin, vermittelt wurde, die dem von schwerer Krankheit genesenen Knaben die Romanze vom Grafen von Habsburg vorlas und damit einen unauslöschlichen Eindruck in seiner Seele zuriickließ. Peter Dörfler stellt die Forde rung, daß das Buch wieder zum Reden kommen soll. Er, der Waisen vater, der eine große Zahl von Kindern zu betreuen hat, sucht nach 318 Geschichten, die die Kraft haben, »eine Gemeinschaft zu wecken und zu durchtränken«. Die Bücher, die er in dieser Hinsicht durchgeprobt hat, verdienen es schon, auch an dieser Stelle genannt zu werden: für die Kinder von 3—6 Jahren Wilhelm Matthießens Märchenbuch »Das alte Haus«, für die untere Stufe der Volksschule »Das hölzerne Bengele« von Collodi-Grumann, für die Oberstufe »Roseggers Wald bauernbubengeschichten« und ein kleines Büchlein, eine Sammlung kurzer Mären, die sich so einprägen, daß sie später von Kinderwärte rinnen und Müttern immer wieder erzählt werden können, be titelt »Beim Kienspanlicht« von Joseph Weigert, und schließlich »ein überragendes Jugendbuch, das alle seine guten Eigenschaften groß zügig vereint: Durch die Wüste von H. Sienkiewicz«. Dörfler gehört zu den wenigen, bei denen der gemeinschafts bildende Wert der Lektüre betont wird. Daß aber das Hineinwachsen des jungen Menschen in den Besitz des Vätererbes zugleich seine Eingliederung in die Volksgemeinschaft herbeiführt, dieser krönende Gedanke wird seltsamerweise nur von Hermann Bahr in seiner ganzen Tragweite erfaßt, von ihm aber auch in leuchtender Klarheit geprägt: »Ein Volk lebt nur so lange, als es die Kraft hat, den Sinn der Urväter immer wieder in der Tat der Enkel zu bewähren, aus seiner Vergangenheit immer wieder neue Zukunft zu schöpfen. In jener geheimnisvollen Zeit gar, wo die Knabenstimme sich er mannt, ist es von entscheidender Wichtigkeit, daß den aus Kindes traum Erwachenden tatenfroh der Chor der Geister begrüßt, in deren Hut sich aus schweifenden Stämmen die klare Gestalt eines schicksals reifen Volkes erhob«. Wilhelm Stieda f: Der Büchermarkt an den Hochschulen Erfurt, Wittenberg und Halle in der Vergangenheit. Köln, Verlag vr. Otto Schmidt 1934. VII, 224 S. NM 7.50. Wenn auch die Geschichte des deutschen Buchhandels bis zu den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts vorliegt, so fehlen doch bisher — bis auf wenige Ausnahmen — Arbeiten, die das Entstehen und Wachsen des Buchhandels in den einzelnen Städten schildern. Solchen Arbeiten stellen sich aber auch sehr große Schwierigkeiten ent gegen, denn um ein zusammenhängendes Bild zu gewinnen, benötigt man vor allem die Kenntnis von der Art und Höhe der Produktion und von den urkundlichen Belegen über die einzelnen Buchhändler. Stieda versucht nun zusammenhängend die Geschichte des Buchhandels der drei mitteldeutschen Universi.ätsstädte Erfurt, Wittenberg und Halle zu geben, also dreier Städte, die kulturell und landschaftlich in engem Zusammenhänge stehen. Die Grundlage für Stiedas Arbeit bildet fast allein Schwetschkes Ocx1«x ^uwckiinari'us (Halle 1850—1877), der die Produktion der einzelnen Verleger ab 1564 auf Grund der er haltenen Meßkataloge zusammenstellt. Archivalische Quellen werden nicht benutzt, ebenso wird erst im 19. Jahrhundert etwas ausführlicher auf die Verlagsrichtungen eingegangen. Nach dem Codex ergibt sich für die Zeit von 1564—1846 folgen des Bild für die Verlagstätigkeit in diesen drei Städten: Erfurt Wittenberg Halle 1584—1588 312 678 35 1880-1848 715 2865 348 1848-1688 338 947 475 1700—1749 583 923 3187 1750—1799 758 1024 3928 1800—1848 2135 204 5230 1584—1848 4758 8141 13181 Selbstverständlich können die Zahlen des Codex nur andeutungs weise für die Feststellung der wirklichen Produktion herangezogen werden. Als Beispiel möge der bedeutendste Wittenberger Verleger Samuel Seelfisch dienen. In seinem eigenen gedruckt vorliegenden Verlagskalaloge führt er für die Jahre 1552—1599 die stattliche An zahl von 314 Werken auf, während in den Meßkatalogen in dieser Zeit nur 5 Verlagswerke verzeichnet sind! Während Erfurt eine leidlich gleichmäßige Produktion zeigt, die erst ab 1800 stark anschwillt, wechselt diese bei Wittenberg erheblich. Sie ist erstaunlich groß in der ersten Hälfte des 17. Jahr hunderts und sinkt von etwa 1800 bis zur Bedeutungslosigkeit herab. Halle ist bedeutungslos im 16. Jahrhundert und hat auch im 17. Jahrhundert geringe Verlagstätigkeit. Erst seit Gründung der Uni versität (1694) überflügelt Halle die Städte Erfurt und Wittenberg. Was über die Zeit vor 1564 gesagt wird, ist leider recht unbefrie digend, da neuere Literatur so gut wie überhaupt nicht benutzt wird. In wenigen Worten kann an dieser Stelle auch keine Ergänzung ge geben werden. Als eine Art Verzeichnis der Buchhändler, die in den drei Uni versitätsstädten ab 1564 auftreten, hat das Buch Stiedas für die For schung einen gewissen Wert. Or. Martin v. Hase.
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