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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-04-05
- Erscheinungsdatum
- 05.04.1934
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- Deutsch
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78, S. April 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. gleich die Schokolade herausziehen möchte. Was die Zeitschrift oder Zeitung an Raum dem Buch und einer wirklich volksverbun denen literarischen Kultur zur Verfügung stellt, kommt, wenn nicht sofort, so doch auf die Dauer ganz bestimmt wieder herein. Noch niemals ist das Buch der Konkurrent der Zeitung oder Zeitschrift gewesen — ja, heute ist das Gegenteil der Fall. Es ist doch kein Zufall, daß die Literatur-Bei lagen, die im Lauf des letzten Jahrzehnts im Gegensatz zu früher bei den großen Zeitungen entstanden sind, trotz der schweren Krise, die die Presse durchzumachen hat, nicht wieder eingegangen sind. Die Zeitungen haben ganz einfach gemerkt, daß ihre Leser das nicht mehr entbehren wollen. Mit dem zur Verfügung gestellten Raum ist es aber nicht getan; es muß auch Qualität dahinter stehen, vor allen Dingen aber eine einheitliche, zielbestimmte, klare Weltanschauung. Diese Weltanschauung kann in der weltgeschicht lichen Epoche, die wir durchleben, bei deutschen Blättern nur die des Nationalsozialismus sein, aber gerade die Führer haben wieder holt ausgesprochen, daß das neuzubauendc Haus keine engen Zimmer haben soll; es gehört also mit zu den Aufgaben der Presse, dafür zu sorgen, daß wir kein »Volk ohne geistigen Raum« werden. Wenn nun Herr von Grolman sagt, daß der Verleger Kritik als notwendiges Übel betrachte, in erster Linie also gute, d. h. in diesem Fall lobende Kritiken sehen wolle, so kann dies höchstens für den Berlagsbuchhändler gelten, der eben den Begriff der Verant wortung gegenüber Volk und Buch nicht kennt, aber auch er wird nun wirklich wohl in den meisten Fällen nicht so ahnungslos sein, wie Herr von Grolman meint. Der Verleger kennt bei Kritiken nur e i n Unterscheidungsmerkmal: er kennt nur wesentliche und un wesentliche. Ein dummes Lob kann dem Absatz eines Buches viel mehr schaden als ein abfälliges Urteil von Rang und geistiger Weite. Über den Anlaß hinaus kann außerdem der Verleger durch ein ablehnendes Urteil, das geistig und menschlich hochsteht, auch noch befruchtet und zu neuen Verlagsgedanken angeregt werden, die einen Autor oder mehrere in Brot setzen. Eine Lobhudelei, der man doch nur die Bezichungslosigkcit des Berichterstatters zum Stoff anmerkt, nützt dem Buch ebcnsotoenig wie dem Autor und seinem Verleger, denn die Leserschast pflegt wesentlich hellhöriger zu sein als die Fachleute. Aber auch ganz abgesehen von dem Nutzen, den eine Zei tung oder Zeitschrift über kurz oder lang bei einer derartig folge richtig und zäh durchgcsührtcn Kulturpolitik selber haben wird, ge hört eben die planmäßige Pflege des Buches als unabdingbarer Bestandteil in das Kulturprogramm des National sozialismus und des neuen Reiches hinein; die führenden Männer wollen einen neuen deutschen Menschen erziehen, und es ist für uns alle beglückend zu wissen, wie groß und bedeutend in ihren Augen bei dieser Erziehung die Rolle des Buches ist. Wir alle haben die Pflicht, daran mitzuarbeiten, auch die Zeitungen und Zeitschriften. In schlagender Form hat diese Forderung be reits Wilfrid Bade in seiner Berliner Rede an die Feuille- tonisten ausgedvückt: »Wir wollen in der «deutschen Presse wieder das ganze Deutschland hören, Tatsachenberichte des Blutes und des Herzens, und wir wollen mit ihnen den deutschen Menschen erziehen und ihm nicht nur die Politik und den Staat, sondern auch die Kultur und das Volk uns wieder gewinnen. Wir wollen mehr, als daß sich 80 Millionen Arme erheben vor den Symbolen des Deutschen Reiches, wir wollen, daß sich erhebt das deutsche Herz.« Am Schluß dieser Ausführungen aber mag eines der unver gänglichen Worte Adolf Hitlers aus seiner großen Nürnberger Rede stehen: »Der Mensch, der zur Befriedigung und Ausfüllung seines Lebens nichts benötigt als Essen und Trinken, hat nie Verständnis besessen für «den, der lieber am täglichen Brote kargt, um den Durst seiner Seele und den Hunger seines Geistes zu stillen. Es ist dabei auch falsch zu denken, daß der Mensch jemals fähig sein wird, zu begreifen und zu fassen, was selbst zu fassen die Vorsehung nicht in seine Art gelegt hat. So wie aber zur Aufrechterhaltung jeder menschlichen Gesellschaft gewisse Prinzipien vertreten werden müssen ohne Rücksicht darauf, ob alle Einzelnen sich damit einverstanden erklären, so muß auch das kulturelle Bild eines Volkes geformt werden nach seinen besten Bestandteilen und dank ihrer Art einzig dazu geborenen Trägern der Kultur.« Deutsche Dichter als Führer der Jugend zum guten Buche. Von Joseph Antz. Die besten Kinderbücher find die, aus denen die Jugend Unterhaltung und das Alter Weisheit schöpft. BörrieL von Münchhausen. Die Ausgabe. Im Jahre 1825 sandte die Schriftleitung der Pädagogischen Zeit schrift »Die Scholle, auf Anregung von vr. Joses Prestel eine Um frage a» deutsche Dichter, um deren Meinung über das Jugendbuch zu ermitteln. Sie hatte folgenden Wortlaut: 1. Welches Buch hat Ihnen in früher Jugend besonderen Ein druck gemacht? 2. Welche Bücher würden Sie heute Ihren Kindern am liebsten schenken und warum? Sollten Sie sich zu einer grundsätzlichen Erwägung über die Jugendschriftenfrage gedrängt fühlen oder Hinweise aus Ihr eigenes Werk ansügen, so wäre uns dieses ganz besonders will kommen. Siebenunddreißig Antworten liefen ein, kurze Bemerkungen und aus führliche Darlegungen, sachliche Angaben und grundsätzliche Erörte rungen von großem Werte. Kein Teilgebiet des umfassenden Fragen kreises, bas nicht ernsthaft in Betracht gezogen, zu dem nicht klare Feststellungen, kluge, nachdenkliche Erwägungen, praktische Anregun gen beigesteuert worden wären. Das Maiheft der -Scholle« vom Jahre 1825, in dem die Antworten mitgeteilt wurden, ist längst ver griffen, und sein Inhalt ist nur in besonders interessierten Kreisen bekannt geworden. Er ist aber so wertvoll und durchaus zeitgemäß, daß es sich verlohnt, ihn systematisch durchzuarbeiten und in dieser Norm gerade heute einer breiteren Lfsentlichkeit zugänglich zu machen. Die Grundfrage. In der Grundfrage, ob man der Jugend ein für sie in pädago gischer Einstellung geschaffenes Schrifttum als Lektüre geben soll, wie es zuerst von den Pädagogen der Aufklärung im achtzehnten Jahrhundert gefordert und hergestellt wurde, oder ob man ihr die ihr zugänglichen, die -kindertümlichen« Werke der nationalen Volks und Kunstliteratur nach dem Maße ihrer Fassungskraft und Auf nahmelust barbieten solle, in dieser entscheidenden Frage sind die Dichter fast ausschließlich -Romantiker«. Das heißt: aus der frohen Erinnerung an die Bereicherung und Beglückung, die ihnen in ihren Kinderfahren durch das Eintauchen in die Welt der Märchen und Sagen, der Legenden und Volksbücher und aus dem allmählichen Hineinwachsen in die Werke der großen deutschen Dichtung zuteil wurde, erklären sie sich durchweg gegen die moralisierende Kinder literatur, gegen tendenziöse Auchdichtung und für die echtbllrtigen Werke unseres nationalen Schrifttums, für die Vermittlung des nationale» Erbschatzcs an bas Heranwachsende Geschlecht. Paul Ernst*) hält jede Art von -Jugendbuch« für verderblich. Er hat seinen Kindern kein einziges Jugendbuch gegeben, hat sie Klassiker lesen lassen und Reisebeschreibungen, aber nicht für die Jugend zurcchtgestutzte. Ina Seidel hat in ihren Kinderfahren die Bändchen von Nieritz geschmökert, aber sie möchte sie nicht empfehlen; den» »trotz sentimental-moralisierender Behandlung verbinden unter irdische Kanäle ihre grellen Stoffgebiete mit der Hintertreppenlitc- ratur«. Mit Heftigkeit wendet sich Josef Ponten gegen be sondere »Knabenbiicher« und »Mädchenbllcher«, diese Erzeugnisse einer -pestigen Kitschindustrie»: er stimmt darin überein mit Bernd Jsemann, der trotz des oft großen Unterschiedes zwischen Knaben und Mädchen einer -Jugendnormallektllre« das Wort redet, mit Börries von Münchhausen, nach dessen Meinung »gute Jugendbücher sehr selten bloß für Jungen oder bloß für Mädchen geeignet sind«. Nur wenige Dichter nennen in ihren Erinnerungen die Werke der spezifischen Jugendliteratur ohne Vorbehalte oder gar mit Dankbarkeit. Diese Ausnahmen bedeuten jedoch keine Beein trächtigung des Gesamtbildes. Nachdrücklich hebt Münchhausen her vor, daß »sentimentale Erinnerungen keine pädagogischen Griinde- sind. Vor Verfrühungen wirb zuweilen gewarnt; aber im ganzen bricht immer wieder der Gedanke durch, baß ängstliches Befürchten und Gängeln abzulehnen sei, baß man der Jugend schon etwas Zu trauen dürfe. Münchhausen ruft den besorgten Eltern zu: »Übrigens sind Deine Kinder immer einige Jahre älter, als Du denkst!« Sophie Hoechstetter ist der Meinung geblieben, »daß ein Buch eines bedeutenden Autors niemals einem Kinde schaden kann, wenn es nicht völlig im Erotischen oder Chaotischen beruht«. Auch ») Vgl. Börsenblatt Nr. 57 vom 8. März 19S4. 299
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