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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1925
- Strukturtyp
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- 1925-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1925
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- Deutsch
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und darzustcllen. Ich möchte nicht behaupten, daß .dieses Stück bühnen- fähig im eigentlichen Sinn« wäre. Es will es wohl auch nicht sein. Mer ich kann mir gut denken, daß die Ausführung in christlich-katholi schen Vereinskrcisen ihre Wirkung haben wird. Vielfach ist ja ein Mangel >an solchen für die .geistliche Liebhaberbühne geeigneten Stücken. Außerordentlich reizvoll und tief empfunden »nutet mich bas dritte Büchlein H i m mcls s chlüssel. Ein liebend mütterlich Märchen spiel (kl. 8", 48 S. Neuwerk-Verlag, Schlüchtern. Kart. Mk. 1.—) an. Es ist ebenfalls ein Theaterstück. Ob es als bühnensähig zu be zeichne» ist, läßt sich schwer entscheiden. Vielleicht ist es nur clin Lese drama, dann aber ein solches, das dem Leser viel zü bieten vermag. Ta ist der Knabe Fro. Zn ihm gesellt sich wie Mephisto zum Faust ein Doppelgänger, der »Grüblin«. Syiubolisiert wird hier die Doppel» nalur des Menschen, jenes Hin und Her, das durch das Gebot natür lichen Empfindens und die Einmischung nüchterner oder schlau über legender Verstandestätigkeit entsteht. Die natürliche Empfindung siegt. Dieser Gedanke einsaltet sich in einer anmutigen. Liebeshandlnng, von seinem Dust der Poesie erfüllt und doch auch stellenweise von erstaun licher Gedankentiefe. Sprachlich ift .dieses Merk wohl das bedeutendste der drei Schöpfungen Bruders. Wer weiß, vielleicht erleben, wir noch den Aufstieg dieses Dichters Ebenfalls ans dramatischem Gebiete betätigt sich Rudolf M i r b t, ein Mitarbeiter der Firma R. Piper L Co. in München, mit feinem in der (von ihm heran«gegebenen) Sammlung »Münchner Laienspiele« erschienene». Stück D >i e B ü r g e r v on Ca l a i s. Das Spiel eines Volkes skl. 8", W S., Ehn Kaiser Verlag, München, lart. Mk. —. 78). Der Verfasser läßt dfc Bürger von. Calais während, der Belagerung der Stadt durch die Engländer sprechen und benutzt einen - legendarischen Vorgang, dein deutschen. Zuhörer einen Spiegel vor- zuhaltcn. Ties Laienspiel, ist Gleichnis -und hauptsächlich für die vaterländische Jngendbühne bestimmt. Es P ein Tendenz stück, aber im guten Sinne. In dem Großoktavhest Das jüngste Gericht. Eine Groß- stadtvision. Vcrsdichtung von H c l m nt Schoepke, Schrift und Handzeichnüngcn von D enst aedt - V i e list (gr. 8", 16 S. Helmut Lchoepkc Verlag, Glogau. Kart. Mk. 2.50) stoßen wir aus eine dich terische und künstlerische Zusammenarbeit eines unserem Stande auge- hörigen Verfassers mit einem kongenialen Graphiker. Da sind Groß- stadtbildcr und GroßstadistMbole: Wie sie hasten. Wie sie schwirren, Ruhlas durch die Straßen irren, Niemals rasten. Niemals fasten, Wie sic in das Dröhnen Des Pflasters stöhnen! Gezerr und Geschiebe Immer höher türmt sich Der Berg der Sünde — In »unterste Schächte verbannt« ist ein Zwerg Und hieß einmal Gott Heut ist er ei» Spott! Bis dieser Gott erwacht, bis die Erde sich spaltet und Christus vom Kreuz genommen wird. Das sind allerdings Gedanken, die dem Dich ter bet der Betrachtung des Großstadtbildcs aufkoinmen können. Sind schon diese in wuchtige Verse gebrachten Gedanke» des Lesens und tie feren Nachdenkens wert, so ist das, was der Graphiker mit scheinbar einsachc» Mitteln dargestellt hat, fast »och mehr, sicher aber eine Er gänzung dieser Schrift, ohne die man sie sich nicht denken möchte. Man wird bei der Betrachtung von irgendeinem -ismns reden. Das Visio näre aber, das das Dichteraugc geschaut, ist mit einer künstlerischen Brutalität, andrerseits aber auch mit einer Feinheit der Empfindung dargcstellt, die das Auge des Beschauers kaum loslassen. Nur eine Vision. Eine vorübergehende Empsindung der Wirk lichkeit. Aber doch etwas. Eine kleine Liebhaberausgabe, an der keine Zctzcr, nur ein Dichter und ein Künstler gearbeitet haben. Ebenfalls zu dichterischer und künstlerischer Gemeinschaft zusam- mc»gesunden haben sich zwei kongenial« Geister in dem Büchlein b n klsmi <1 s«. Arabische Licbeszeilrn von E r nst Köhler - Hanßc n. 168 S., Dresden: Der Büchermann..) Der Verfasser ist der Inhaber des vorgenannten Verlags und Mitglied des Börsenvereins. Der Dichte« verfährt in der Art Bodenstedts, indem er eigene Empfindungen in Sprache und Form des Orients, spruchartig mit wenigen Zeilen wie- dcrgibt, aber mit dein Unterschiede, daß es sich hier nicht wie bei BodeNstedt nm Weisheitssprüche, sondern um Liebesgedanken und Liebessehns-ncht handelt und daß jedes dieser kleinen Gedichte von einem Originalholzschnitt von Georg Oeconomides begleitet ist, seltsam eindringlichen Bildern, die dem Buche die eigentliche Folie geben und es zu einer kleinen Liebhaberausgabe machen. ES sind 5V Exemplare auf Kupserdruckpapier abgezogen, in Wildleder gebunden und vom Dichter und Holzschneider eigenhändig signiert worden.. Die Ausstattung wird dem Liebhaber Freude machen. Ein im Buchhandel nicht gang Unbekannter tritt uns als Ver fasser des hübsch ausgestattetcn und von Lina Burger mit stimmungs vollem Bildschmuck versehenen Büchleins »Loisl und sein Va ter«. Erzählung aus einem Kriegswaisenheim. Von Gustav Nau m a n n. (Kl. 8°, 152 S. Veckenstedt a. Harz 1925, Verlag, des Laiiö-WaisenheiinS, steif broschiert Ladenpreis Mk. 2.80) entgegen. Gustav Naumann, ist der Bruder von. Georg Naumann in Firma Habbel L Naumann und ist in der Firma C. G. Naumann in Leip zig tätig gewesen, als sich dort »och der Verlag von Nietzsches Werken befand. Bekannter noch dürste er als Verfasser der bei Habbel K Naumann erschienenen Inge ndschri sie n »Otto der Ausreißer« und »Hnndejunge« sein. Tic vorliegende Schrift ist eine Rahmenerzäh lung. Ten Rahmen bildet das Leben und. Treiben in einem Lanb- Waisenheim, in dem Kricgerwaisen in Arbeit und Fröhlichkeit einen Ersatz für das verlorengegangcne Elternhaus finden sollen. Dort taucht eines Tages ein Mann auf, der eine ungemein spannende Ge schichte eigener Erlebnisse in der Kriegs- und Nachkriegszeit erzählt. Als Gefangener wird er von den Franzosen nach Korsika gebracht: es gelingt ihm, aus dem Lager zu entfliehen. Im Urwald der korsi schen Berge teilt er das Flüchilingslos der durch Ausübung der Blut rache Geächteten, bis es ihm nach allerlei Schicksalen und Abenteuern gelingt, als Pilger nach dem italienischen Festlande, nach Rom und endlich von da ans in die deutsche Heimat zn gelangen, wo er längst für tot gehalten wurde. Om KrieMWaisenheim erzählt er feine Schick sale. Diese Erzählung ist ungemein interessant und spannend, und erhält erhöhten Reiz durch die Verbindung mit dem gewählten Nah men. Im Waisenheim ^befindet sich nämlich sein Sohn, dessen Mutter in Abwesenheit des Vaters gestorben ist. Ter Vater, der auch unter dem Namen »Vater« sich einsührt, weiß dies, nicht aber der Sohn, bis endlich in diesem das Blut von selbst spricht. Diese Erzählung ist aber nicht allein spannend und äußerst stimmungsvoll., sie zeugt auch von der verständnisvollen und liebreichen Arbeit der Erzieher, die in dem Waisenheim in selbstloser Weise geleistet wird. Der Ertrag des Buches soll dieser Arbeit zugute kommen. Nun frage sich jeder Buchhändler, ob er in seinem Kundenkreise Leute hat, die sich für dieses Erziehnngswerk interessieren. Sie werden ihm die Empfehlung dieser Schrift danken und gern ans diese Weise ein Werk der Nächstenliebe unterstützen, wie es hier geschildert wird. Zum Schlüffe sei noch eines Buches »Schewwern un Wacke n«*), Mansfäller Jedichte von H. L. K r e i d n e r (8", 100 S. Hettstedt 1925, Druck und Verlag von Fritz Schnee. Ladenpreis ge heftet Mk. 1.—) gedacht. Sein Verfasser ist zwar nicht Berwfsgenofse von uns, wohl aber der Herausgeber der zweiten erneuerten und mit Beigaben versehenen Auslage, IN. MI. Fritz Schnee. Hier hat sich der Verleger Pietät- und liebevoll eines wertvollen volkskund lichen Buches angenommen, dessen Verfasser nicht mehr lebt. Nach dem die erste Auflage verkauft war, hat er die zweite möglich gemacht, sie mit einer ausführlichen Lebensbeschreibung des Verfassers ver sehen und durch einen Anhang mit Anmerkungen die Lektüre auch denen möglich gemacht, die dem Dialekt ganz oder doch zum Teil fremd gegenüberstehen. Wie bei allen Dialektdichtungen sind auch hier Humor und Frohsinn die treibenden Kräfte. Zum Teil sehr aus führlich sind die Anmerkungen, die über gewisse dem Leser nicht ohne weiteres rcrsiündlill)« Vorgänge, Ereignisse und Personen Aufschluß geben. Dem Buchhändler gebührt das Verdienst, dafür gesorgt zu haben, daß wertvolles Literatnrgut im Volksdialekt nicht der Ver gessenheit anheimgefallen ist. *) »Schewwern« — Stücke vom Kupferschiefer: »Wacken« — Ge- steinsblöckc ans Schachthalden.
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