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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-02-18
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1924
- Sprache
- Deutsch
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artikel, Mitteilungen über den Fortgang der Arbeiten, Teilansichtcn der Ausstellungsräume und Abbildungen besonders bemerkenswerter Stücke. Diese eingehende Berichterstattung änderte sich später nicht unbeträchtlich, wie wir noch sehen werden. Am Eröffnungstage wehte die dänische Flagge vor dem Ausstel- lmigsgebäude. Zahlreiche eingeladene Gäste strömten herbei. Ver treten mar wohl alles, was in Kopenhagen Einfluß und Namen hat: die amtliche Welt, ausländische Diplomaten, Gelehrte, Künstler und Schriftsteller. Professor Karl Larsen, der bekannte Verfasser von Werken ästhetischen Inhalts, Vorsitzender der »Gesellschaft vom Jahre 1916 zur Verbreitung wechselseitiger Kenntnisse über die dänische und deutsche Kultur«, zugleich Vorstand des Ausstellungskomitces, hielt die Eröffnungsansprache. Er berichtete über die geleisteten Vor arbeiten und dankte mit bewegten Worten den zahlreichen deutschen und dänischen Besitzern von Goethe-Reliquie» ifür die zeitweilige Überlassung ihrer Schätze. Deutscherseits sind es bekanntlich das Goethe-Museum und das Goethe-Schiller-Archiv in Weimar, das Goethe-Museum und das Freie deutsche Hochstift in Frankfurt am Main, die Universitätsbibliothek und das Buchmuscum in Leipzig, Professor I)r. Anton Kippenberg nnd I)r. msck. Stumme in Leipzig, die sich durch Leihgaben aus ihren Sammlungen an der Ausstellung beteiligt haben. Karl Larsen schloß mit den schönen Worten Goethes: » daß nicht die Rede sein könnte, die Nationen sollen überein denken, sondern sie sollen nur einander gewahr werden, sich be greifen und, wenn sie sich wechselseitig nicht lieben mögen, sich ein ander wenigstens dulden lernen«, überzeugter, warmer Betfall folgte dieser Rede. Dann wurde der erste Akt des alten Puppenspiels vom Or. Faust aufgeführt. Die glücklich charakterisierten Marionetten und die schlichten Dekorationen waren nach Entwürfen dänischer Künstler angescrligt. Die Sprecher stellten junge dänische Schauspieler. Nach Beendigung des Spiels begaben sich die Gäste zur Besichtigung in die Ausstellungsräume, und da war cs eine Freude, zu sehen, wie die Beschauer dem Banne des Dichters und seines gewaltigen Lcbens- werkes verfielen nnd ihrer Überraschung über die Fülle des Gebotenen Ausdruck gaben. Ter erwartete große Erfolg war errungen. Auf die Auswahl des Wichtigsten und auf die Abrundung kam bei dieser Ausstellung viel an, denn vom Silhouettenkabinett abgesehen mußte ein einziger, wen» auch großer Saal der deutschen Abteilung genügen. Man begreift, wie schwierig die Aufgabe war, denn alle vereint erforderten die deutschen Sammlungen einen Palast von riesi gem Ausmaß. Der Katalog jedoch zählte nur an die 400 Nummern aus deutschem Besitz. In klaren einfachen Linien wurde Goethes Persönlichkeit, sein Leben und sein Werk dem dänischen Beschauer gezeichnet. Bilder aus seinem Umkreis, Ansichten der Orte, wo er geweilt, Porträts und Briefe der vielen, die ihm nahcstanden, Erstausgaben der Werke, Niederschriften von eigener Hand, alles in wichtigsten, von Kenner hand gewählten und möglichst in chronologischer Folge geordneten Stücken. So entstand ein Bild der Welt, in der er schaffend lebte, liebte und litt. Frankfurt, Leipzig, Strahburg und die Dichtung der Frühzcit, wie wurden sie hier lebendig! Tann reich vertreten die Wertherzcit. Be ginnender Ruhm, der in Übersetzungen in fremden Sprachen sich kundtut. Ferner Weimar, Italien, Reisen überhaupt. Spannungs reichstes Erleben: Frau v. Stein. Arbeit, Denken und Dichten verzwei gen sich. Unendliches nimmt Goethe in sich auf. Und wie ein unge heures Wegzeichen der Torso: »Faust, eiu Fragment«. Gleich einer sanften, aber stärkerer Akzente doch auch nicht ent behrenden Melodie begleiteten den Beschauer durch diese Jahrzehnte Goethes Handzeichnungen in schönsten Beispielen, die so oft erstaunlich modern anmuten. Sinnender wird sodann der Blick des Weisen von Weimar. Der nähere Orient fesselt ihn und entfaltet in Nachdichtungen berückenden Zauber. Vom Weltruhm zeugt die ausgcbreitete Korrespondenz. Mit Schiller tritt in sein Leben der treueste Freund. Ihm hat die Welt die Wiederaufnahme der Arbeit am Faust zu danke». Endlich das Alter, Eroberung neuer Wissensgebiete und dann das Ende in Er habenheit und Schönheit. Über den Tod, wie zuvor schon über die Geburt des Heros war manches zusammcngctragen, und so rundete sich der ungeheure Kreis. Es würde zu weit sichren, wollte man all die köstliche» Stücke aus Weimar, Leipzig und Frankfurt im einzelnen benenne». Man steht andachtsvoll vor Briefen Goethes an La-vater, Herder, Schiller und Frau v. Stein, vor Blättern aus der Sammlung Kippenbcrg, die Ju gendarbeiten wicdergebe» und den Entwurf einer Faustszene, vor der Abschrift »Suleika« (»Volk und Knecht und Überwinder«), vor de» rasenden Schriftzllgen Beethovens und den gehaltenen Carlyles, vor dem berühmten »Bekehrungsbrief« der Gräfin Auguste v. Bernstorfs vom Jahre 1822. Doch des Auszählcns wäre kein Ende, wollte man auch nur das Eindrucksvollste erwähnen. Auf das glücklichste ergänzt wurde die deutsche Abteilung durch die dänische im zweiten Saal. Hier fand man die Werke Goethes in überraschend reicher Folge der ersten Drucke aus altem öffentlichen und privaten Besitz. Skulpturen (Thorwaldsens Entwürfe zu eine», Goethestandbild für Frankfurt), Bilder von Goethe und den Seinen (bemerkenswert der schöne Entwurf Tischbeins zur allegorischen Dar-' stellung von Goethe und der Lady Hamilton), ein Stammbuchblatt Oehlenschlägers vom Jahre 180V mit Goethes Eintragung, Übersetzun gen zahlreicher Werke ins Dänische und Isländische, dänische Goethe- ltteratur, Briefe, Dokumente (amüsant die verdammende Erklärung der theologischen Fakultät in Kopenhagen zum Weither), dänische Musik zu Gedichten Goethes, Theaterplakate seit 1809 und als sonderliches Unikum das gereimte Volksbuch von 1). Johann Fausten (Tübingen 1588) im Besitze der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen. Das Dilhouettcnkabinctt führte nach Alt-Weimar, gab eine» gute» Ausschnitt aus der dazumal so mondänen Salonunterhaltung der schwarzen Kunst und ließ den Blick frei auf die frcndigbuntc Abteilung für moderne, fast ausschließlich deutsche Goetheliteratur, Ausgaben, Bilder und Plaketten, die vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler durch seinen Ausschuß: »Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel« zusammengebracht waren. Auf langen Tischen lagen rund 450 Bücher ausgebreitet. An den Wänden hingen zahlreiche große Radierungen und Gravüren. Eine Vitrine barg die kostbaren Luxusdrucke, die zur Abrundung des Bildes von deutscher Buchkunst nicht fehlen durften. Bei der Aus wahl der übrigen ausgestellten Werke ist deren Preiswürdigkeit maßgebend gewesen, und so hat man mit Befriedigung feststellen dür fen, daß das deutsche Buch trotz gesunkener dänischer Valuta vom Publikum gern gekauft und bestellt wurde. Ein Plakat wies daraus hi», daß sämtliche Bücher durch das Kopenhagener Sortiment zu beziehen seien. Vor allem wurden die billigeren Werke erstanden, aber auch die Goethe-Ausgaben und einige illu strierte Werke. Weniger Interesse bestand ifür das wissenschaft liche Buch und für Mappenwerke. — In diesem Saal war auch ein feines, bisher unbekanntes Aquarell aus dem Besitz des Schreibers dieser Zeilen, Adam Oehlenschläger darstellend, zu sehen; 1834 vermut lich im Gontardschen Hanse in Frankfurt am Main entstanden. Fra gen von allgemeiner literarischer und kulturgeschichtlicher Bedeutung knüpfen sich an dieses kleine Porträt und bedürfen noch der Klärung. Auch die im Erscheinen begriffene erste dänische Ausgabe des Verlags »Danmark« der wichtigsten Werke Goethes war hier ausgestellt. Sie hat bekanntlich den Anlaß zur Veranstaltung der Ausstellung gegeben. Ferner war die in Kopenhagen unvermeidliche Tombola im gleichen Raume untergebracht und fand sehr regen Zuspruch, winkte doch dem ersten Gewinner freie Fahrt nach Weimar mit viertägigen, Aufenthalt im »Elefanten«. Unter den 2000 Gewinnen befanden sich nicht weniger als 300 des Verlags Danmark, der seine Goethe- Ausgabe als Preis ausgesetzt hatte. Aber auch etwa 80 Bücher, die von deutschen Verlegern dankenswerterweise gestiftet waren, bildeten begehrte Preise. Der Katalog der Ausstellung, der nahezu 900Nummern zeigt, trägt leider Spuren allzu großer Eile. Die Angaben sind nicht immer zu treffend, einzelne Lücken machen sich unangenehm bemerkbar und manches ist aufgeführt, was im letzten Augenblick zurückgezogen wurde. Unzulänglich sind die Nachträge zum Katalog. Ein weiterer Fehler in der Organisation der Ausstellung sei ebenfalls gleich erwähnt: es war der Mangel eines kenntnisreichen führende» Herr», der imstande gewesen wäre, die zahlreichen Besucher, die nach eingehender Beleh rung verlangten, zufriedenzustellen. — Der Besuch der Ausstellung, die vormittags um 10 Uhr geöffnet, abends nie vor 10 Uhr geschlossen wurde, war im allgemeinen durchaus zufriedenstellend. Am Vormittag kamen gewöhnlich die ernste» Interessenten, am Abend die Besucher der begleitenden Veranstaltungen, etwa 200 Personen und mehr. An Sonntagen zählte man 6—V00 Besucher; die Gesamtzahl während der Dauer von zwei Wochen betrug VOOO. Die bekannte Grenz bebakte im preußischen Landtag, die fast gleichzeitig mit der Eröffnung der Ausstellung stattfand, übte ungünstigen! Einfluß aus, und es war den Kennern der Verhältnisse klar, daß bestimmte Kreise der Haupt stadt vom Besuch der Ausstellung sich zurllckhielten. Die Presse aber öffnete seither ihre Spalten der Berichterstattung nicht mehr in dem gleiche» Umfange wie zuvor. Zum unbestritten großen Erfolg des schönen Unternehmens, der trotzdem erreicht ivnrde, trugen nicht wenig auch die begleitenden, fast 234'
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