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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1920
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- 1920-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1920
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.>6 189. 24. August 1920. Redaktioneller Teil. VSrs«l»l-tt s. d. Dtschn. «uchhand». Weiteren Abstand, und die Einsamkeit des alles überragenden Geistes gleicht dem Firngipfel, von dem zuzeiten ein recht kühler Lustzug herablveht. Ganz anders Paul Heyse I Sein Gestirn leuchtet gewiß in Hellem Glanze und wirft seine Strahlen in vielfältiger Weise auf die Umgebung. Aber diese Bestrahlung ist in ihrer Art doch eine ganz andere. Die Einzelpersonen lassen sich nicht in das System einer Trabantenschaft einordnen. Denn sobald sie von den Strahlen des Heyseschen Geistes getroffen werden, leuchten sie zwar ebenfalls hell auf. geben aber an diese Sonne wieder derartig viel von ihrer eigenen Leuchtkraft ab. daß man den Eindruck hat, als ob eine Anzahl Sonnen um einander kreise. Was nicht oder nur in geringem Maße in der Natur Goethes lag, war Heyses Reichtum: warmherzige mensch liche Freundschaft zu erweisen und zu empfangen. Nirgends tritt das Gewinnende von Heyses Persönlichkeit so lebhaft zutage wie in den Briefen, die er mit seinen liierarischen Freunden ge wechselt hat. Das bezeugen die in letzter Zeit erschienenen drei Briefwechsel mit Jakob Burckhardt*) (1849-1890), mit Gottfried Keller") (1859-1889) und Theodor Storni'") (1854-1888). Der Kreis, der diese Dreiheit brieflichen Gedankenaus- tausches umspannt, ist nur ein wenn auch sehr wesentlicher Aus schnitt aus der Sphäre lebendiger und fruchtbringender Be ziehungen, die Hehse mit den großen Geistern seiner Zeit ver banden. Seine Kenntnis genügt aber vollauf, um das Bezwin gende von Heyses Persönlichkeit erkennen zu lassen und zu zeigen, .. wie der göttliche Funke, das Gemeinsame aller dieser Höhen menschen, auf einander überspringt und bei aller Verschiedenheit der Charaktere und Umgebung jene heilige Glut entfacht, an der sich die Menschheit wärmen kann. Heyse war alles gegeben, um die vermittelnde Rolle zu spielen. Obgleich von Haus aus Norddeutscher, mutet sein Temperament durch feine geistige Einbürgerung in München und Italien doch bereits südlich an. So stand er den beiden schweizerischen Junggesellen Burckhardt und Keller vielleicht näher als dem schwerblütigen Marschen dichter Storm. Die Kunst, ein vollkommener Freund zu sein, schlug aber auch hier sehr bald die Brücke zu einem ganz be sonders herzlichen Verhältnis von Mensch zu Mensch und spann ihre Fäden auch insofern weiter, als die Freunde dieses voll kommenen Freundes sich auch untereinander nähertraten. Der Ur heber des brieflichen Gedankenaustauschs ist stets Heyse. Es be reitet ein besonderes Vergnügen, zu sehen, wie er das schwer zu behandelnde schweizerische Junggesellenpaar in seinen Bann zu ziehen weiß. Burckhardt war ihm schon vor Beginn des Brief wechsels aus dem Verkehr im Hause Franz Kuglers in Berlin befreundet. Die Abfassung seiner Doktordissertation gab dem Bonner Musensohn die Veranlassung, den damaligen Basler Professor um Rat anzugehen. Die väterliche Art, mit der dieser geistsprühende Mensch auf die Absichten Heyses eingeht, wandelt sich sehr bald in Auseinandersetzungen zweier auf gleich hoher geistiger Stufe stehender Menschen. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt der Ältere den glänzenden Aufstieg und das in seinem Umfange oft unheimliche Schaffen des Jüngeren, während dieser den von Widerwillen gegen das Druckenlassen erfüllten Mentor vergeblich zu bekehren sucht. In mancher Beziehung mag der Pessimismus Burckhardts gegenüber dem Publikum und der Kritik seiner Zeit nur allzu berechtigt gewesen sein. Hat er doch z. B. auch die Unhaltbarkeit von Heyses »Organ-, dem Lite- raturblatt zum Deutschen Kunstblatt, dem Freunde mit prophe- *) Der Briefwechsel von Jakob Burckhardt und Paul Heyse. Herausgegebcn von Erich Petzet. Mit zwei Bild nissen. 8". VIII u. 206 S. München 1916, I. F. Lehmanns Verlag. Ladenpreis geh. 8.—, geb. ^ 10.—. ") Paul Heyse und Gottfried Keller im Brief wechsel. Von Max Kalbeck. 8°. VIII u. 432 S. Berlin, Gebr. Pactcl. Vergriffen. » "*) Der Briefwechsel zwischen Paul Heyse und Theodor Storm. Herausgegebcn und erläutert von Georg I. Plotkc. 1. Band 1884—1881. Mit vier Bildnissen in Kupfcrdruck. Kl. 8". XII u. 224 S. 2. Band 1881-1888. Mit vier Abbildungen in Nupferdrnck. Kl. 8°. XI u. 241 S. München 1916 u. 1918, I. F. Lehmanns Verlag. Ladenpreis geh. ^ 22.—, geb. ^ 28.—. rischer Sicherheit vorausgesagt, und ist doch in der allgemeinen Verfassung des Publikums und der Kritik, wie sie von Burck hardt vielleicht mit absichtlicher Schärfe geschildert wird, in zwischen nur wenig Besserung eingeireten. Er hat in dieser Be ziehung allerlei mit seinem Landsmann Gottfried Keller gemein, aus dessen Werkstatt die fertigen Erzeugnisse ebenfalls nur sehr schwer und langsam herauskamen. Nach Franz Kuglers Tode nimmt sich Burckhardt — zwar sichtlich ungern, aber doch dem Drängen des Freundes folgend — der unvollendeten Schriften des großen Kunstgelehrten an. Hier eröffnet sich auch ein kleine» Ausblick auf das Kuglersche Haus und sein Verhältnis zum Verleger. »Gevatter- Ebner, der Verleger Franz Kuglers, in Stuttgart, war ein Freund der Heyseschen Familie und hatte bei der Taufe von Heyses ältester Tochter Pate gestanden. Burck hardt ließ seine Bücher von dem Baseler Schweighäuser (»Mein guter braver Verleger-) verlegen und schreibt nach dessen Tod« (1864): . . . »und nun kommen meine »per» omms, davon noch Bergeslasten vorhanden sind, in eine Masse, d. h. sie werden viel leicht von irgendeinem Abhssus in Leipzig verschlungen, eine Weile zu herabgesetztem, ja sehr herabgesetztem Preis ausge boten und dann vermakuliert, worauf ich mit stoischer Ruhe und einer wahren geheimen Freude herniederschaue-. Bemer kenswert ist der Umstand, daß die äußeren Freundschaftsbe zeigungen in dem gegenseitigen Austausch der Werke bestanden, an den sich meist sehr interessante Beurteilungen anschließen. Mit Burckhardt verknüpfte Heyse vor allen Dingen die gemein schaftliche Vorliebe für Italien, das »Fresken- und Kastanien land-, wie Burckhardt es nennt. Burckhardts schüchterne dichte rische Versuche, die Heyse mit den Gedichten Mörikes, »den unsere lieben Landsleute im Dunkeln sitzen lassen-, vergleicht, werden von der amtlichen und rezeptiven Tätigkrit des Kunst gelehrten überwuchert. Ein Schlaglicht auf diese Arbeit wirft die Bemerkung: »Gestern habe ich z. B. 700 kleine Zettel nur mit Zitaten aus Vasari, die ich in ein Buch zusammengeschrieben hatte, auseinander geschnitten und sortiert zum neuen Auf kleben nach Sachen. Aus anderen Autoren habe ich noch etwa 1000 Quartseiten Excerpte über die Kunst, rund 2000 über die Kul tur. Wieviel von all diesem werde ich wohl wirklich verarbeiten?« Das geistige Band mit Heyse wird enger geknüpft durch die von Burckhardt freilich nur widerwillig übernommene Bearbei tung und Fortsetzung des Kuglerschen geistigen Nachlasses. Im Verlauf dieser Arbeit tritt auch die Firma Dunckcr L Humblot auf. Ein Geschäftsbrief dieses Verlagshauses ist in den Brief wechsel ausgenommen worden. Im übrigen ist der Briefwechsel nicht nur charakteristisch für'die literarischen und Theater-Zustände der Zeit, sondern eröffnet auch den Einblick in den weiteren Personenkreis, der beide Briefschreiber umschließt. Zu den be reits genannten Namen treten noch Arnold Böcklin, Baechtold, die Kunstgelehrten Lübke und Woltmann und andere, vornehm lich aber Gottfried Keller, von dessen Briefwechsel mit Heyse noch die Rede sein wird. Wie verschieden die Ansichten über Briefe und deren Überlassung an die Nachwelt sein können, lehrt eine Gegenüberstellung von Stifter und Burckhardt. Stifter sagt, seine Briefe seien seine Werke, Burckhardt erinnert Hey^e wiederholt daran, seine an Franz Kugler gerichteten Briefe unter allen Umständen zu vernichten. Es kann auch gar nicht angenommen werden, daß er sein Einverständnis zur Veröffent lichung seiner Briefe an Heyse erteilt haben würde, so dankbar wir dem Geschick sein müssen, das sie uns überliefert hat. Aus- jährliche Anmerkungen am Schlüsse sorgen für die notwendigen Erklärungen. Die Freundschaft und damit der Briefwechsel Hehses mit Gottfried Keller ist durch Jakob Burckhardt vermittelt worden. 1857 schreibt Meister Gottfried an Frau Duncker über den 27jäh- rigen Heyse und dessen Besuch: »Paul Hehse war gestern einen Tag hier und ist ein allerliebstes Kerlchen. Wir waren sehr gemütlich-. 1859 setzt der Briefwechsel mit der Widmung eines Novellenbandes an Keller ein. Unterbrochen wird er öfters durch längere Pausen, einmal eine solche von fünf Jahren. Beide Dichter hatten in diesem Falle kein gutes Gewissen und teilten die Schuld an dieser Schweigezeit. An buchhändlerischen Be ziehungen ist aus dem Buche nicht allzuviel herauszulesen. In-
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