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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1920
- Strukturtyp
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- 1920-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1920
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- Deutsch
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ES gibt Buchhändler, die in den außerhalb Leipzigs statt- findenden Buchmessen eine gewisse Verletzung der Bedeutung Leipzigs als Mittelpunkts aller mit dem Buche zusammenhängen den Kulturbestrebungen sehen, wie sie auch auf Grund anderer Erscheinungen der letzten anderthalb Jahre ein Abbröckeln der Leipziger Vormachtstellung glauben befurchten zu müssen. Trotz dem dürfte es sich bei diesen Befürchtungen mehr um Gefühls- stimmungen handeln, da wirkliche Merkmale, die zu diesem Glau ben berechtigten, mit klar erkennbarer Wirkung noch nicht zu ver zeichnen sind. Man wird also in den Buchmessen außerhalb Leip zigs selbst als eingefleischter Anhänger dieser Buchhändlerstadt schwerlich eine Rivalität erblicken können. Buchmessen, wie andere Warenmessen, sind immer eine Aus stellung der besten und neuesten Erzeugnisse. Und so waren und sind auch Leipzigs Buchmessen im Grunde Musterausstellungen, die als leicht erkennbaren Zweck der Verbreitung des Buches durch alle in Betracht kommenden Handelskreise dienen sollen. Der liefere Zweck, die kulturelle Bedeutung des Buches, seinen Einfluß auf das Geistesleben der Völker zu heben, ist schon in Leipzig er reicht worden eben durch die Zusammenkunft der buchproduzieren den und buchvertreibenden Handelskreise. Wenn Leipzigs Bugra bisher in der Wirksamkeit des deutschen Buches auf das inter nationale Geistesleben behindert war, so lag das ja an den bekannten bedauerlichen Folgen der kriegerischen Vorgänge. Gerade um diese leichter zu überwinden, um den Einfluß des deutschen Buches im Ausland zurückzugewinnen, nicht aus ir gendwelchem Nachlassen von Leipzigs Bedeutung, macht sich jetzt das Bestreben geltend, deutsche Buchausstellungen in Orten von bequemerer internationaler Erreichbarkeit oder im neutralen Ausland zu veranstalten. Und wenn das Außere, die technische Anordnung dieser Messen, auch von den reinen Musterausstel lungen der Bugra abweicht und Verbesserungen dringt, so ist ein wirklicher Erfolg dieser Ausstellungen in anderen Orten als Leip zig, ganz gleich wo, erst dann gegeben, wenn ein Zusammen strömen aller buchinteressierten Kreise so wie in Leipzig statt findet. Deutsche Buchmessen im Ausland sind unter den gegen wärtigen Verhältnissen eine Notwendigkeit. Aber ob Buchmes sen in anderen deutschen Städten, wenn mit ihnen eine Pflege des internationalen menschlichen Gemeinschaftsgedankens beabsichtigt ist, nicht eine Zersplitterung von Kraft und Arbeit bedeuten, darf nicht ohne weiteres verneint werden, wenn nicht Lage und Ver hältnisse eine. Garantie für den Erfolg bieten. Man übersehe nicht im Bestreben nach geistiger Wirksamkeit des deutschen Buches, bei aller moralischen und kulturellen Wertschätzung der Buchmessen, daß die Voraussetzungen für sie doch erst geschaffen werden durch die Tätigkeit buch-»handelnder Individuen«, durch Einkauf und Vertrieb der Bücher. Wollte man mit Buchausstel lungen eine direkte Wirkung auf die Leserwelt erreichen, so wäre eine Ausstellung «meinem Orte, trotz bester Einrichtung und größter Reichhaltigkeit, freilich sicherlich nicht der einzig rich tige Weg. Gleichwohl würde Leipzig vor allen anderen Orten den Vorzug verdienen müssen, denn es übt auf die am Buch interessierten Handelskreise, durch die vielerlei geschäftlichen Be ziehungen, die sie mit Leipzig verbinden, die größte Anziehungs kraft aus. Hier ist also die Vorbedingung auch für die tieferen kulturellen Zwecke von Buchmessen am ehesten gegeben. Ganz abgesehen davon, daß jeder Interessent am deutschen Buch im Ausland bei Wiederanknüpfung seiner Beziehungen nach dem Weltkrieg zuerst an Leipzig denken wird. Leipzig ist also, um mich reklamemäßig auszudrücken, der Blickfänger aller Buch- interessentcn. Um eine kulturelle Wirkung des deutschen Buches im Sinne völkerverbindender Gemeinschaftsgedanken zu erzielen, bedarf es aber noch ganz anderer Voraussetzungen. Und die schönsten und besuchtesten Buchmessen im In- und Auslande werden diesen Zweck nicht ganz erreichen, solange diese nicht erfüllt sind. Nicht allein wegen der Widerstände, die sich allem deutschen Denken, dessen Niederschlag doch unsere Bücher sind, entgegentürmen. Ich fürchte nicht die Einwände der uns noch immer feindlichen Aus landspresse gegen die drohende deutsche »geistige Invasion«, weil ich weiß, daß überall, wo Kulturmenschen wohnen, ein nur durch ^ den Besitz des deutschen Buches selbst zu stillender Hunger nach > deutscher wissenschaftlicher Literatur besteht, der selbst durch den hohen Valutaaufschtag nicht besonders vermindert wurde. Allein dieser Hunger der wissenschaftlichen Welt des uns bislang feind lichen (und in seinen maßgebenden geistigen Obersch.chten uns immer noch feindlichen) Auslandes nach dem deutschen Buch verdankt sein Dasein nicht etwa ideellen, sondern ganz realen Gründen. Die Sehnsucht nach einem Gemeinschaftsleben mit uns spielt dabei keine Rolle. Aber das ist selbstverständlich nur Gegenwart. Die Zukunft wird und muß sich anders ge stalten. Soll der internationale Bücheraustausch wahre völkei- versöhnende Denkungsart zur Gemeinschaftsarbeit der Völle» auslösen, so muß die geistige Tendenz der Bücher aller Nationen eine Einstellung in diesem Sinne erfahren. Fünf Jahre wütender Bekämpfung gegeneinander, mit allen militärischen, technischen und chemischen Erfindungen der Neuzeit, mit Feder und Geist unzähliger Autoren und anderer Geistesarbeiter schuf Berg» von Büchern in einer Tendenz, die allen völkerbersöhnenden Menschheitsgedanken Hohn spricht. Dies gilt nicht nur für uns, sondern für alle kriegführenden, ja sogar für verschieden« neutrale Staaten. Und auch die wissenschaftliche Literatur kann davon nicht ausgenommen werden. Denn alle Errungenschaften der letzten Jahre auf allen Gebieten wurden beeinflußt von der Aussicht auf Kriegsbrauchbarkeit. Diese geistige Verfassung und Einstellung unserer Dichter und Denker der Gegenwart — und wie schon gesagt: nicht nur unserer — fand natürlich in der Literatur ihren Niederschlag. Gewiß haben auch wir — wir andere Länder auch — völkergemeinschaftlich gerichtete erzählend« Literatur. Sie kann Vortrupp werden im beginnenden Ber- söhnungsprozeß, der erst bei den einzelnen Nationen, also von innen heraus beginnen muß, ehe er im Völkerleben in Wirksam keit tritt. Der Geist des Buches muß sich ändern, und dieser kann sich erst ändern, wenn sich der Geist der führenden Klassen der Gesellschaft aller Nationen ändert, oder wenigstens derer, die sich berufen fühlen, Bücher zu schreiben und damit für di« Erziehung der lesenden Menschheit tätig zu sein. Buchmessen der Gegenwart können also in erster Linie z"' nächst nur die sehr wichtige Aufgabe erfüllen: Sammlung und Anregung der buchvertreibenden Kreise und Erweckung des Interesses der Leserwelt. Für den Vertrieb im Ausland be rechnete Ausstellungen bedeuten aber tatsächlich unter den heut^ gen Verhältnissen eine deutsche »geistige Invasion« ins Auslandl Die bevorstehende Leipziger Herbstmesse wird, wie aus dem Anzeigenteil des Börsenblattes und dem von der »Bugra« her- ausgegebenen Ausstellerberzeichnis hervorgeht, aus den Kreise" des Buch-, Kunst- und Musikalienhandels wieder so reichlich be schickt, daß jedem Buchhändler, der sein Lager auf der Höh* und konkurrenzfähig erhalten will, ein Besuch nur empföhle" werden kann. Dichter- und Künstlerbriefe. Von KurtLoele. (Fortsetzung zu Nr. 187.) Der Freundeskreis um Paul Heyse. Das ausgehende Dichiergestirn Paul Hehse wurde als. ein zweiter Goethe begrüßt. Wie alle Vergleiche hinkt auch diesel wennschon er in vieler Beziehung seine Berechtigung hat. N!u Goethe teilt Hehse den nicht durch kleinliche Sorgen des Lebens beschwerten Aufstieg und die unmittelbare öffentliche Anerken nung seiner Schöpfungen. Wie der Große von Weimar glem)' er dem lichtspendenden Gestirn, das einen Kreis von Trabante" von seiner belebenden Glut abgibt. Abgesehen von der Univcl- salität und Abgeklärtheit Goethes, die bei weitem nicht i" > vollkommenem Maße in der Natur Heyses lag, er gibt sich bei diesem Vergleich einer der Fundamen- talunterschiede im Leben der beiden Dichter. Die Fl" von Strahlen, die von Goethe ausgeht, wird niM in so starkem Maße reflektiert wie bei Hehse "" seiner Umgebung. Die geheimrätliche Atmosphäre erzeugt da r" den rein menschlichen Beziehungen zur Umgebung einen vi«
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