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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-19
- Erscheinungsdatum
- 19.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Werkes bildet und sich dabei deutlich als ein Erzeugnis unserer Zeit darstellt« (Rupprecht-Presse). Ist dies aber auch tatsächlich immer der Fall? Es scheint nicht so, oder ist es etwa Zufall, wenn jene stärkste Triebkraft im Menschen, wenn der Sinn für das Erotische, wenn der Wille zur Sinnlichkeit in vielen Luxus bänden besonders deutlich zutage tritt? Man darf verneinen. So sehr in unserer Zeit ein Stärken der Erotik, des Urphänomens zur Fortpflanzung nach solch mörderischem Kriege am Platze sein mag, in genannten Fällen spekuliert man vielfach bewußt auf die Sinnlichkeit der Leser — und man verrechnet sich auch nicht, denn der erotische Einschlag hat sich noch immer als adsatzfördernd erwiesen. Man darf diese Art Luxusdrucke nicht grundsätzlich ablehnen, besonders dann nicht, wenn die verabreichte Kost nur fein gewürzt ist und an geistreichen Pikanterien in Wort und Bild etwas zu bieten weiß. Aber man muß feine Erotik mit sittlichen Motiven im Hintergrund von Pornographie zu scheiden wissen. Wenn die Gurlittprcsse 18 Bände erotischer Privatdrucke in zwei Folgen herausgibt, so erscheint mir dies (lediglich im Hinblick auf die Zahl, über die Qualität vermag ich kein Urteil abzugeben) etwas reichlich viel. Mit dieser Sammlung konkurriert die Dionysos- Bücherei, die in zwei Reihen mit 24 erotischen Luxusbänden auf wartet. Diese Luxusbände scheinen aber jene zu sein, die man auch liest, die meisten anderen wird man oftmals nur im Hinblick auf ihre äußeren Reize genießen. Freilich, es gehören erhebliche Geldmittel dazu, um sich in den Besitz solcher »Delikatessen« zu setzen, so werden die oben erwähnten Folgen nur komplett, d. h. zusammen in 9 Bänden zu je 160 — 1440 ^ abgegeben, und die in 15 Exemplaren geschaffene Vorzugsausgabe (1 Band 650 ^i) kostet gar 5850 Daß solche kostspielige Pikanterien zumeist bereits vor Erscheinen vergriffen sind, sei nur beiläufig erwähnt. Vor allem spekuliert man auf den Samm ler-Ehrgeiz, und dagegen ist gewiß nichts einzuwenden. Außer der gewöhnlichen Ausgabe erscheinen Luxusbände meist noch in einer besonders wertvollen Vorzugsausgabe, die vielfach äußerlichem Protzentum Rechnung tragen soll, bei näherem Be trachten jedoch nicht selten enttäuscht. Es sind dies jene Fälle, von denen ein Verlag nicht mit Unrecht sagt: »Unsere Zeit ist nebenbei die Blütezeit der Schufte, nicht weniger auch der be triebsamen Fabrikanten jener Liebhaberausgaben, die auf die Kauflust und Geschmacksunsicherheit von Leuten spekulieren, die der Krieg über Nacht reich gemacht hat« (Einhorn-Verlag, Dachau). Das mag richtig sein, daß aber »auf die Kauflust« spekuliert wird, das ist doch beinahe selbstverständlich. Es wird nur dann zu beanstanden sein, wenn bestimmte Mittel dazu dienen mußten, den Preis des Luxusbuches maßlos in die Höhe zu schrauben; dann ist der Luxusband freilich nichts weiter als ein Spekulationsobjekt. Die »neubibliophile Bewegung« hat, selbst wenn solche Mo tive, bei der Herausgabe bestimmter Werke maßgebend waren, einen nicht hoch genug anzuschlagenden Sinn für denkbar höchste Leistungen auf dem Gebiete der Buchkultur geweckt. Im Hinblick auf die Ausstattung und technisch-künstlerische Behandlung kann man geradezu von Triumphen der Handwerkskunst sprechen. Es kann darum nicht weiter wundernehmen, wenn das Sinnen und Trachten zahlreicher wahrhafter Bücherfreunde auf den Erwerb solcher Luxusausgaben gerichtet ist. Daß stets nur wenige Exem plare in der Vorzugsausgabe gedruckt und vor allem gebunden werden, liegt mit darin begründet, daß edelste Handarbeit nur durch wenige Stücke gewährleistet werden kann. Das Gefühl, daß nur wenige Exemplare, sagen wir 5 oder 10 von dem in Frage kommenden Werke vorhanden sind, bildet für den echten und (man darf nicht vergessen, dies hinzuzufügcn) kaufkräftigen Bü cherfreund einen starken Anreiz, ja oft die Triebkraft zum Kauf. Man sucht sich also, sobald man von der Ausgabe eines Luxus bandes Kenntnis erhalt, ein Exemplar so schnell wie möglich zu sichern. So kommt es, daß nicht wenige solcher kostbaren Werke noch vor ihrer Ausgabe durch Vorausbestellung verkauft sind, ja daß ein Verlag schreiben konnte: »Sämtliche Drucke der L-Prcsse vor Erscheinen vergriffen«. Um die in Frage kommen den Käufer zu kurzentschlossenem Kauf zu veranlassen, wird auf den Prospekten, die oftmals schon von den Sammlern mit Recht begehrte kleine Kunstwerke sind, bemerkt, daßSubskrip. tions - Schetne ausgegeben und daß die Bestellungen in der Reihenfolge ihres Eingangs ausgeführt werden, daß ferner die Liste geschlossen wird, sobald die er forderliche Anzahl von Teilnehmern erreicht ist. Um die kleine Zahl der Vorzugsausgabe zu besonderen Seltenheiten zu stem peln, wird (nach Morrisschem Muster) ein Neudruck überhaupt nicht veranstaltet, ja nicht selten werden sogar die Platten ver nichtet (»Inhaber der Exemplare Nr. 1—6 erhalten Teile der Originalplatte-). Ich kann nicht umhin, dies vandalisch zu nennen, um so mehr, als dieses Beispiel bei Exlibris-Inhabern bereiis Schule gemacht hat. Man mutz schon selbst Original graphiker sein, um zu wissen, wie schmerzlich es ist, wenn die Platte, der man in liebevollster Kleinarbeit allerlei Reize und Feinheiten anvertraute, ohne zwingenden Grund, nur einer lächerlichen Manie wegen, zerstört wird. Es würde vollauf ge nügen, wenn man als besondere Beigabe den beneidenswerten Besitzern der ersten Vorzugsexemplare die Zustandsdrucke der Platten oder eine Originalskizze mitliefertc. Zuweilen werden Prospekte überhaupt nicht ausgegeben, und der Verleger kündet die Ausgabe des Werkes lediglich durch i Anzeigen an. Den Seltenheitswert steigert man gern noch da- i durch, daß man eine signierte Vorzugsausgabe her- ^ ausbringt: »Nr. 1—30, signierte Vorzugsausgabe. Jedes Exem plar vom Verfasser, die Radierungen vom Bildkünstler sig niert, Exemplar Nr. 1—100 handschriftlich nume« friert«, oder es heißt: »Auf Wunsch wird der Name des Be stellers während der Dauer der Subskriptionszeit aufgedruckt«. Bezüglich der Ausstattung der Luxusdrucke werden einige Ausführungen nicht unerwünscht sein. Das ver wendete Papier muß sich durch Schönheit und Eigenart, Grif figkeit, Färbung und Haltbarkeit auszeichnen; das ist wohl auch eine Voraussetzung, die als selbstverständlich zu bezeichnen ist. Man verwendet also entweder reines Hadernpapier, das völlig , holzfrei sein muß, oder Büttenpapier und spricht dann wohl von (»Büttendrucken«, die auf »altem Schöpfpapier« ausgeführt ! wurden. Schlagworte in dieser Hinsicht sind: Büttenpapier von Van Gelder Zoonen, Zanders-Bütten, Johann Wilhelm-Bütten, Alexander-Bütten, Massimilianico-Bülten, Papier nach Japan art, Kaiserlich-Japan. Man spricht von »reinem« Hadernpapier, »starkem« holländischen Bütten, »blütenweltzem« Friedensstoff, oder verkündet, daß »allerbestes Velin-Bütten, für unfern Ver lag eigens angefertigt, mit dem Wasserzeichen der Presse ver sehen« zur Verwendung gelangte. »Auf dem schweren Old Stratford-Papier leuchten Holzschnitte und Lettern in voller Schönheit« schreibt ein anderer Verlag. Da der Druck dieser seltenen Bücher vielfach auf der Hand presse erfolgt, so wäre es beinahe widersinnig, wenn alte, abge- quelschte oder gewöhnliche Typen zur Verwendung gelangten. Die Schrift wird darum vielfach mit größter Sorgfalt aus gewählt, jede »Presse« hat zumeist ihre eigene Schrift oder ver wendet eine Type, die der Leiter der Presse schuf. Wenn man ! ähnlich wie Morris verfahren wollte, dann müßte freilich für jeden wahrhaften Luxusdruck eine eigene Schrift geschnitten wer den, tue sich dem Charakter des Inhalts und der Ausstattung !auf das genaueste anpaßte. Dann würden allerdings die Kosten !für die einzelnen Luxusbände ins Ungemessene wachsen. Die i Schaffung besonderer Schriften ist aber gar nicht nötig, denn wir ^ besitzen eine sehr große Zahl herrlicher alter und neuer Künstler schriften, die jedem Luxusdruck zur Ehre gereichen; ich erinnere nur an die Kleukens-Fraktur, Tiemann-Fraktur, Ehmcke-Fraktur, , Behrens-Antiqua, Maximilian-Type u. a., auf die ich in einem ! besonderen Artikel näher eingehen werde. Es ist vielfach keine bleichte Aufgabe, für die kraftvollen Holzschnitte, die lockeren Ori- pinalradierungen oder die duftigen Lithographien die geeignetste Letter auszuwählen. Scharf und klar möchte sich die nicht zu kleine Schrift in tiefschwarzem, rotem oder grauem Druck von dem Papier abheben. Druckspiegel, reichlich große Papierränder ! und Buchproportionen müssen zudem in wohlabgewogenem, har monischem Verhältnis stehen. Um gleichmäßige Wortzwischen- räume zu erhalten, schließt man mit Buchstaben aus, das heißft S83
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