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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X« 285, 7. Dezember 1917. die Stuttgarter Kollegen der Provinz gegenüber weit tm Vorteil sind, denn Herr Cramer sagt ganz richtig, dass die fortgesetzt sich steigernden Spesen aller Art de» Provlnzsortimcntcr nachgerade fast erdrücken, während sie für Stnttgart ganz in Wegfall kommen. Wenn nun weiter angesührt wird, dass auch grosse Firmen des Provinzsortiments gegen den Tencrungsznschlag gestimmt haben, so kann es sich da nur um die Tübinger Kollegen handeln; Tübingen aber nimmt als Uni versitätsstadt eine Ausnahmestellung ein und gehört deshalb nicht zu den Proviuzstäbten in unserem Sinne. Sämtliche Provinzkollegen haben sich dahin ausgesprochen, den Tenerungszuschlag unter allen Umständen einzufiihren, wenn alle Sortimenter, also auch die Stutt garter, mümachcn. Nur dass letzteres nicht der Fall war, hat die ganze Sache znm Scheitern gebracht. Dass aber die Zustände im jetzigen Stadium immer verwickelter werden, beweist fast jede neue Börsen blatt-Nummer. Ter eine Verleger schlägt nur auf den Nettopreis auf und erlaubt dem Sortimenter einen entsprechenden Zuschlag zu machen, ein anderer begnügt sich, den Zuschlag auf den Nettopreis bekannt zu geben, was dann mit dem Verkaufspreis wird, scheint ihm egal zu sein. Die ganze Lage ist so verworren, dass sich kein Mensch mehr anSkcnnt. Ich mochte nun doch die Frage anfwerfcn: wie verhalten sich in diesen eben angczogencn Fällen, die täglich Vorkommen, diejenigen Sortimenter, die gegen den allgemeinen Tcucrungszuschlag sind? Ans keinen Fall kann hier von einem glcichmässigcn Ladenpreis ge sprochen werden, denn die Aufschläge werden ganz verschieden aus- fallcn. Ich habe gehört, die Stuttgarter Gegner des Teucrnngszu- schlagcS hätten angeführt, sie erhöbe» ans die Zeitschriften solch hohe Bestellgelder und berechneten für direkt zu bestellende Bücher solche Bcsorgnngsgebühren, dass sic auch ohne den Tenerungszuschlag auf ihre Kosten kämen. Genau betrachtet ist das ein Tenerungszuschlag, zu dem man sich nur nicht offen bekennt; ob cs richtig ist, einem dritten Kun de» das mehr zu berechnen, was man am ersten und zweiten Kunden zu wenig verdient, mag sich jeder selbst beantworten. Mir wird im mer klarer, dass der in Leipzig gefasste Beschluss, einen Tcucrungszu schlag zu empfehlen, der einzig richtige Weg war, der jedenfalls das Prinzip des sestcn Ladenpreises gewahrt hätte, auch wenn der Zu schlag eine Reihe von Jahren hätte in Kraft bleiben oder durch die Not der Zeit noch weiter hätte erhöht werden müssen. Dass cs gerade der Stuttgarter Verlag ist, der die Sache zu hintertrcibcn sucht, be- daure ich aufs höchste. Allerdings haben nur die Württemberger Sor timenter darunter zu leiden, denn der gegen die Gilde geführte Schlag ist ans uns Württemberger abgcprallt, wir haben diese Suppe auszu- lösfcln und sind die allein Geschädigten. Ich bcdanrc aber ebenso sehr, sehen und hören zu müssen, dass Kollegen, die s. Z. in Leipzig an dem Zustandekommen dcS einstimmig gefassten Beschlusses, einen Tenerungszuschlag zn empfehlen, mitgcwirkt haben, nunmehr ihre Ausgabe darin sehen, diesen Beschluss in ihrem Kreisvcrcin zn be kämpfen und dessen Durchführung durch die Androhung direkter Lie ferung an das Publikum unmöglich zu machen. Kirchheim n. Teck, 1. Dezbr. 1917. Richard Haag. Urlaub und Ostermefse 1918. Zunächst meine Leidensgeschichte. Im Januar d. I. rückte ich zum zweiten Male ins Feld. Wie 1914 so musste ich auch diesmal meiner Fran und jüngere» weiblichen Kräften das Geschäft zurück lassen. Sic konnten das Geschäft osfcn halte» und wcitcrführcn, d. h. den Verkauf, Bestellungen, Werbearbeit nsw. erledigen, während ich vom Felde aus die Ncuigkeitsbestellungen machte. Nur die Oster- i» c ss a r b c i t e u konnte ich meiner Frau nicht zumute», zunächst wegen Unkenntnis dieser Arbeiten, dann auch wegen Zeitmangels und Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand. Ich teilte dies dem Kreisverein und dem BLrscnvercin mit, woraus meine Firma mit in die Liste derjenigen Buchhandlungen ausgenommen wurde, deren Inhaber im Felde stehen und die vorläufig nicht a b - rechnen können. Die Liste wurde Ende März d. I. hcrausge- gebcn und direkt versandt und hatte den Zweck, für die anfgczähltcn Firmen Schutz und Rücksichtnahme von den Verlegern zu erhalten. Gleichzeitig schilderte ich meine Verhältnisse in einem Inserat im Börsenblatt. Trotz alledem gingen Mahnungen über Mahnungen ein, weshalb ich mein Inserat im Juli d. I. wiederholte mit der Bitte an die Verleger, sich mit meiner Abrechnung bis zu meinem Urla u b im Herb st gedulden zu wollen. In gleichem Sinne schrieb ich vom Felde aus ca. 199 Bettelbriefe an die Verleger. Es war nun einmal so, ich mnssic meine Pflicht als Vatcrlandsvertci- diger in Galizien erfüllen und konnte cs nicht den Verlegern gegen über tun. Nun kam der schöne Urlaub im Oktober! Die Freude, Frau und Kind wicderznsehen, war gross, doch konnte und I Verantwortlicher Nedakteur: E m t l o m a S. — Verlag: Der^ B v r s^e v i 1248 durfte sie nicht vorherrschen, da eben in erster Linie die Verleger be rücksichtigt werden mussten. Schon am 2. Urlaubstage setzte ich mich, an den wohlgeordneten Stotz mit Abrcchnungszetteln, Mahnbriefen, Aufforderungen des Herrn Iustizrats HiIlebrandI usw. Was fand ich da alles: Einige wenige Verleger ver sprachen, bis zu meinem Urlaub warten zu wollen, viele schrie ben g r o b, e i n i g e w e » i g e hatten den ganzen Transport 1918 als Disponenden für 1917 vorgetragcn, viele erklär ten, nichtehcr wieder zu liefern, als bis 1918 abgerechnet wäre; wenige haben scheinbar ihre Geduld stillschweigend be kundet, viele hatten schon ihre Forderungen beim Vcrlegerverein ein geklagt. Von vornherein war mir beim Studieren dieser Schrisistücke klar, dass es mir trotz H i „ t a n st c l l u n g jeglicher Familienrücksichten im Urlaub und auch dann, wenn ich Tag und Nacht gearbeitet hätte, nicht möglich gewesen wäre, alle 499 Verlegerkonten zu regeln. So suchte ich denn die Hanptdränger heraus, es waren ca. 199 Firmen, und merkwür digerweise die grössten Verlags Häuser. Kaum war ich mit der Abrechnung dieser Firmen fertig, da war auch schon der letzte Urlaubstag da, und ab ging's wieder »ach Galiziens öder Ein samkeit. Viele für die Fortführung des Geschäfts sehr wichtige Ar beiten hatten liegen bleiben müssen. Jetzt sitze ich wieder in meinem Unterstand und denke über Buchhändler-Kollegialität im Kriege nach, die scheinbar auch tm Kriege dte SuchHnach einem glatten K o n t e n a b s ch l „ss nicht besiege» kann. Kolle gialität existiert, aber vereinzelt. Wie mir, so geht es sicher vielen anderen Kollegen auch. Es kann doch nicht so schwer sein für die Verleger, in dieser bitter schweren Zeit Rücksicht zn nehmen wenigstens auf solche wenigen Fälle. Ich kann nicht annchmen, dass die so dring lichen Mahnungen der Verleger von der Angst getrieben werden, viel leicht des ihnen zustehcnden Saldos verlustig zu gehen. Nein, das ist nicht der Grund. Ter Hauptgrund ist der, und der ist in jedem Briefe zu lesen: »damit wir nun endlich Ihr Konto glatt ali sch liehen können«. (Vorgang: Ter alte Herr Buchhalter blät tert an einem friedlichen Nachmittag die Konten durch, da findet er meine Firma. »Wieder so einer, Fräulein, schreiben Sic bitte.« Ter Chef oder Prokurist unterschreibt. Keiner weih, dass ich in der er wähnten Liste stehe, daß ich zweimal inserierte, dass ich vom Schützen graben aus um Geduld bis zum Herbst bettelte, nein, ich soll eben das Konto glatt machen. L i e b e r V c r I e g e r » nd lieberHinden- b u r g, w i e s o I l i ch d a s machen!?! Wie kleinlich und wie genau in dieser großen Zeit, wo jeder — auch viele unserer Sortimenter - die einschneidendsten Krage» zurückstellen muss, weil er eben in Feld grau steckt! Wie sicht es denn z. B. mit den K n n d e n - K o n t e n des Sortiments aus? Da bezahlt der nicht, der andere ist ge fallen, der Tritte ist noch im Felde, der Vierte ist in Eesangcnschaft. Was will man machen? Man muss eben warten, und will man das nicht, dann kann man doch nicht mahnen und schreiben, weil man eben auch im Felde ist. Wie lange soll denn der Krieg noch dauern, um zu lernen, da Rücksicht z trüben, wo sie angebracht ist? Oben sagte ich, dass ich in meinen Urlaubstagcn mit ca. 199 Ver legern abgerechnet habe, die anderen sollen nun mit der Abrechnung 1917 zusammen Ostern 1918 drankoinmcn, also 2 Jahre auf einmal, und diese 199 grössten Firmen und Dränger auch wieder. Da steigt eine grosse Angst in mir auf, wie soll das gemacht werden, wenn noch kein Friede ist und wenn ich zu dieser Zeit nicht wieder einen Urlaub er halte? Die grossen Schwierigkeiten werden sich bei mir und anderen nicht nur in der A r b e i t s h ä u f u n g, sondern auch in der Verschiebung des Finanzbildcs zeige». Schon jetzt müsste von dem Börscnverein oder dem Deutschen Vcrlegerverein ein Gesuch an die Kricgsministerien gerichtet werden, diejenigen selbstän digen Buchhändler, die sich in meiner Lage befinden, mindestens für den ganzen Monat März 1918 zu beurlauben, ob selb- oder gar nisondienstfähig. Da nicht allzuvielc Kollegen dabei in Frage kommen werden und die Landesverteidigung auch ohne diese für 4 Wochen wei- icrgchcn wird, ist anzunchmen, dass ei» solches Gesuch genehmigt wer den wird. Ist diese Genehmigung erfolgt, dann müsste der Börsen- vcrcln oder der Deutsche Verlegervcrein dieAdressc » der in Frage kommenden Firmen einfordcrn, deren Verhältnisse prüfen und dann nnier Berufung ans die kriegsministcriellc Verfügung die Beur laubung der betreffenden Sortimenter ans dem Wege über das Gene ralkommando bei den einzelnen Truppenteilen erwirken. Möchten die rechten Wege gesunden werden und möchte» alle, die dazu berufen sind, mithelfen, dass die schwierigen Zustände zur Osier- messc 1918 beseitigt werden können! Im Felde, den 22. November 1917. Franz Arenhold. verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhäildlerbauö. Nedatilon und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 sBiichhiindkcrhauSl.
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