Börsenblatt für den deutschen Buchhandel

Nr. 33. Z3ö Mark jährlich/Äcich'dem Ausland erfolgt Lieferung >Nc,um15Pf..'/«6.13.50M.. 6.50M.. sürNicht- ; über Lmpzig oder dur^ Kreuzband, an Nichtmit^lieder in N Mitglieder 40 Pf.. 32 M.. S0^M.. l00^N. — Dcilagen werden ^ UMMM^MrKnv^rÄMLrAM!ch^'MwHNM^:)^'AWiy. Leipzig, Freitag den 12. Februar 1915. 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Das Weihnachtsgeschäft im Kriegsjahre 1914 Ergebnis unserer Rundfrage (vgl. Bbl. 1814, Nr. MV). XIV. Provinz Schlesien. (XIII siehe Nr. 32.> Man kann es nur natürlich finden, daß in einer Gegend, die nicht allein an der feindlichen Grenze gelegen, sondern auch zeit weise das Ziel der feindlichen Heere, d. h. unmittelbar durch einen Einfall bedroht ist, alles andere hinter der Sorge für Le ben und Eigentum zurücktritt. So standen die Dinge in Schle sien, ehe es der Strategie des Befreiers Hindenburg und seiner tapferen Armee gelang, die Gefahr — hoffentlich für immer — abzuwenden. Über die Stimmung in Breslau erhalten wir aus folgendem Bericht ein anschauliches Bild: »Das Geschäft lies; sich bis zum 16. Dezember zum Verzweifeln schlecht an; die Bar kasse betrug nur ganz selten mehr als ein Drittel der gleichen buch sein — bei dem augenscheinlichen Mangel an guten Ver kaufsobjekten dieser Art eine sehr schwer erfüllbare Aufgabe. Von Jugendschriften blieb — abgesehen von einigen See- und Jndia- nergcschichten — beinahe alles liegen, was so sorgfältig vor dem 1. August eingekauft war (einige große Verleger hatten in dan kenswerter Weise die Reise-Aufträge reduziert, was ihnen eben sowenig vergessen werden soll wie den andern das entgegen gesetzte Verfahren), aber was die verheißungsvolle Zahl ,1914' trug, verschwand wie nichts — selbst für die Backfische spielte die militärisch-historisch angehauchte Literatur die erste Rolle. War hier schon guter Rat oft recht teuer, so versagte — leider mutz dies mit Nachdruck hervorgehoben werden — die deutsche Litera tur — Autoren wie Verleger — gänzlich gegenüber den von den Erwachsenen an die diesjährige Weihnachtsliteratur geknüpften Erwartungen. Ja, 1560 Titel Kriegsliteratur will Hinrichs feit dem 1. August gezählt haben, darunter gewiß viel Dankenswer tes an Broschüren, Reden, Kriegslyrik und religiöser Literatur, Kasse des Vorjahres. Dabei mühselige Arbeit: bis zu 236 Reclam-!°b°r vergebens haben wir Ausschau gehalten nach einem einzi- Nummern, die ins Feld gesandt wurden, haben wir a„>!,en eindringlichen Buch eines ernsthaften Antors, der - wie so einem Tage gezählt, und beinahe alle mutzten dem jeweiligen - ^ deutschen Volke eine Darstellung gab der Empfänger entsprechend empfohlen und ausgesucht werden. Es H"^^^?^langen Entwicklung, die zu diesem Zusammenstoß füh- war Kriegsarbeit, die gern und freudig getan wurde für unsere! wußte, der ihm Aufschluß gab über die Großmächte und Braven da draußen, und mancher Gruß flog dabei an liebe Ge-!/"^' denen wir heute um unsere Existenz zu ringen haben, schäftsfreunde nach West und Ost; aber bei einer geschäftlichen!?? Ausländer, den fürsten Trubetzkoi, allenfalls den Norweger Charakteristik des Weihnachtsberkehrs darf doch auch nicht ber-///^' mutzte man sich wenden; einzig das vor einem Jahre er- schwiegen werden, daß gerade an die bücherfreudigste Kund-H.??^^ Rußland-Buch von Hoetzsch vermochte der deutschen schaft zwischen 18 und 35 Jahren, der sonst die teuersten Literatur einen ehrenvollen Platz^ auf dem diesjährigen Weih geschenkt wurden, Heuer fast ausnahmslos nur 20 «s-Hefte und uachtstisch zu >ichern. Dem deutschen Verlagshandel und dem humoristische Blätter ginge». deutschen Lesepublikum tun ernsthafte Männer not, die wie einst So stand cs etwa bis zum Abend des 16. Dezember. Da traf in den Mittagsstunden des folgenden Tages die Meldung Hindenburgs von der siegreichen Entscheidung von Lodz ein, Hans Reimer den rechten Mann für das rechte Buch zu gewin nen wissen. Über die Industrie der illustrierten Kriegschroniken wäre jedes Wort verloren; hoffentlich ist ihr Papier zerfallen, auch den ängstlichsten Gemütern hier im Orte die letzte Russen-kin Historiker auf diese Seite der Kulturgeschichte des furcht entreißend, für weiter Blickende die Gewißheit des end-/^?^ i914 aufmerksam wird. Eine glückliche Hand bewies gültigen — wenn auch noch fernen — Sieges im Weltkriege mit/?^?? Ruprecht diesmal auf dem Gebiet der Romanliteratur, sich bringend. Gewiß wirkte die Nähe des Weihnachtsfestes mit,Spreu war Gott sei Dank surchterfüllt fortgeblieben, so blie- aber unzweifelhaft bildete die Herzenserleichterung dieser Ju-/" Paar der besten Namen, die das Geschäft leicht und er- belnachricht einen Hauptfaktor für den Weihnachtstrubel, hxx! tragreich zu gestalten wußten. Den Vogel schoß natürlich Bloems vom 17. Dezember ab einsetzte und dem Verkehr fast völlig das trlsaß-Rvman ab. wein Absatz blieb bei mir nicht hinter dem sonst gewohnte Weihnachtsgepräge verlieh. Freilich die besten Gehilfen fehlten, sie lagen leider alle nicht mehr in den Schützen gräben, sondern in Lazaretten oder begannen wieder mit Gar nisondienst, dafür mußte das gesamte Bureau-Personal, sogar meine Frau, mit herangezogen werden, um nur einigermaßen dem Ansturm des Publikums gerecht zu werden. Wenn es trotz dem nicht gelang, auch nur an einem Tage die gleiche Kasse wie des vorigen Romans zurück; er war also relativ größer. Auch zeigte sich an einer allerdings besonders guten literaturgeschicht lichen Erscheinung, daß nicht unerhebliche Teile des Publikums gerade im Buche Ablenkung von den Kriegsgedanken suchten.« Über die Ergebnisse in anderen Breslauer Handlungen er fahren wir, daß in einem Falle die Barlosung um 20 7», die Ab gabe ans Kundenkonto aber um 75"/» niedriger gegenüber dem im Vorjahre zu erreichen, so lag die Erklärung in den viel klei- Vorjahre war und daß in einem anderen Falle der Dezember- neren Objekten, die diesmal gekauft wurden, sowie in dem fühl-^ Umsatz »um ein gut Teil« zurückblieb, obgleich das Ladengeschäft baren Ausbleiben des entfernten Landadels; immerhin gelang «etwas besser war. Aus Schweidnitz wird berichtet: »Der es, bas Resultat so weit zu verbessern, daß der Barverkauf mit «Gesamtumsatz in der Zeit vom 1.—24. Dezember blieb um 187» rund einem Drittel, nicht, wie ursprünglich zu befürchten, m/gegen das Vorjahr zurück, und zwar zweifellos unter der Ein rund zwei Drittel Verlust abschloß. ^ Wirkung der Zeitverhältnisse, da in früheren Jahren bei glei- Ganz im Gegensatz zu früheren Jahren betrat das Publi- chem Reklame-Aufwand eine regelmäßige Steigerung des Uni kum diesmal fast ausnahmslos ohne bestimmte Wünsche den La den: jeder wünschte nur .etwas Zeitgemäßes', selbst für den Knirps von vier Jahren mußte es durchaus ein Soldatenbilder- satzes um 5—8°/» stattfand«, aus Gl ei Witz: »Bücher gingen fast gar nicht, Kriegsjugendschriften und Kriegsromane leidlich. Einnahmen daher geringer«, aus Neiße: »Durch die patrio- 181