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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1914
- Strukturtyp
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- 1914-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1914
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- Deutsch
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Nr. 145. - kür '^ S. I7^n"stotr iSM. St^^ng^juch'e wcrdcn mit 10 pro ^ UdMindÄMrstMÄÄMöMM^enBWWiDK^u^LpsL^ Leipzig, Freitag den 26. Juni 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Der Vater des Gedankens einer Deutschen Nationalbibliothek, »Bald nach der Gründung des Deutschen Reiches tauchte der Gedanke einer deutschen Nationalbibliothek auf und ist seitdem niemals ganz von der Tagesordnung verschwunden, wenn er auch zeitweise aufgegeben schien. Der Gedanke lag ja auch zu nahe, und niemand kann als Vater desselben gepriesen werden.« Mit diesen Worten leitet Adolf Harnack den II. Ab schnitt (S. 23) seiner Broschüre ein: »Die Benutzung der König lichen Bibliothek und die deutsche Nationalbibliothek«. Berlin 1912, Verlag von Julius Springer. So bestimmt hier auch das Auftauchen und der Ursprung des Gedankens einer deutschen Reichs- oder Nationalbibliothek beurteilt worden ist, und so sehr wir Harnacks Autorität in Bibliotheksfragen hochzuschätzen haben, seine Äußerung in dieser Frage kann gerade deshalb unsererseits nicht unwidersprochen bleiben. Der Gedanke einer deutschen Reichsbibliothek ist schon 23 Jahre vor der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches ausgesprochen, und zugleich der erste Ver such seiner Verwirklichung zur Tat gemacht worden. Der Vater des Gedankens und zugleich der Mann der Tat war ein deutscher Buchhändler: Oberkommcrzrat Heinrich Wilhelm Hahn, geb. 1795, gest. am 19. April 1873 in Hannover, seit 1818 Teilhaber und von 1831—1873 alleiniger Inhaber der heute noch als Verlag und Sortiment in voller Blüte und hohem Ansehen stehenden Hahns chen Buchhandlung in Hannover und Leipzig. Die erste deutsche Reichsbibliothek entstand im Revolutions- jahr 1848. Darüber berichtet das Protokoll über die Verhandlungen in der 69. Sitzung der »deutschen Verfassung gebenden Reichsvcr- sammlung« zu Frankfurt a. M., die unter dem Vorsitz von Heinrich von Gagern am 31. August 1848 stattfand, wört lich wie folgt: »Der Abgeordnete Feßler erstattet im Name» des Prioritäts und Petitionsausschusses Bericht über das Anerbieten der Hahn'schen Buchhandlung in Hannover und Leipzig, aus ihrem Verlag die Werke historischen, politischen, statistischen, kriegswissenschaftlichen und juristischen Inhalts, sowie alle diejenigen Werke, welche in anderer Beziehung irgend wünschenswert erscheinen oder nützlich werden könnten, namentlich auch die dtonuiuouts Oermuuius Historien von Pertz der Nationalversammlung nach zutressender beliebiger Aus wahl zur Begründung einer Handbibliothek zu verehren. Der Antrag des Ausschusses geht dahin: daß der Katalog der Hahn'schen Buchhandlung jedem einzelnen Ausschuß, der von der Nationalversammlung niedergesetzt ist, zur Durchsicht mitgctcilt werde: daß dann jeder einzelne Ausschuß diejenigen Werke, die er zunächst i» seinem Interesse als wünschenswert erkennt, bezeichnen möge, und wenn so von den Ausschüssen, namentlich vom Vcrfassungs- ausschuß, vom internationalen, volkswirtschaftlichen Ausschuß und vom Wahlausschuß die Auswahl getroffen ist, die einzelnen Verzeich nisse an den Prioritäts- und Petitionsausschutz zuriickgchen, dieser die etwaigen allgemein wissenschaftlichen Werke, die nicht in den Bereich irgend eines besonderen Ausschusses gehören, auswähle und so das Gesamtverzeichnis dem Bureau übergebe, damit solches von demselben an Herrn Hahn zum Behuf der Einsendung der betr. Werke abgeschickt werde. Zugleich stellt der Ausschuß den Antrag: Dem Herrn Hahn für diese seine patriotische Gabe zur ersten Begründung einer Retchsbtbliothek den Dank der Versammlung auszusprechcn. Die Versammlung genehmigt diesen Antrag in beiden Punkten einstimmig und nimmt auf gleiche Weise die im Laufe der Sitzung von de», Abgeordneten Veit (Berlin) für die Verlagsbuchhandlung Veit L Co. in Berlin und dem Abgeordneten Schwctschke (von Halle) für die S ch iv c t s ch k e' f ch e Buchhandlung in Halle verlautbarten, dem der Hahn'schen Buchhandlung durchaus gleich lautenden Anerbieten mit einstimmigem Danke an.« Heinrich Wilhelm Hahn war ein ungewöhnlich großdenken der Stifter. Von seinem zu beliebiger Auswahl dargebotenen großen und wertvollen Verlag nahm er das bedeutendste und kostspieligste Werk init einem Subskriptionspreis von mehr als 1800 bei seiner Stiftung nicht etwa aus. Im Gegenteil legte er die Wahl des einen, auf Veranlassung des Freiherrn vom Stein 1826 gegründeten, großen deutschen Nationalwerkes: Aonumeota 6eimaniao Instorios, inde ab anno Obiisti 500, nsguo ad annum 1500 der Neichsversammlung »namentlich« nahe! Sprach er bei seiner Schenkung vorerst auch nur die bescheidene Absicht aus, dem Parlament damit eine »Handbibliothek« schaffen zu helfen, die Tat war mehr und wurde vom Parlament selbst in voller Bedeutung sofort erkannt und gewürdigt. Wie mag er sich der Wertschätzung seiner Gabe gefreut haben, die darin lag, daß sie ihm von der Nationalversammlung als patriotische Gabe zur ersten Begründung einer deutschen Reichsbiblio thek verdankt wurde, deren Gedanke in jener sorgenschweren Zeit sicher nur durch eine seiner ebenbürtige Tat begeisterte und werk tätige Aufnahme in weiteren Kreisen finden konnte! Denn wir müssen uns der Ungunst jener Zeit dabei gebührend erinnern, von der in einer Biographie Eduard Hallbergers berichtet wird, daß er mit seinen 10 000 Gulden Vermögen als Verleger sehr Haushalten mutzte, »dennKreditwarimRevolutions- jahr 1848nichtzuhaben«. Gedenkt man aber der politi schen und wirtschaftlichen Nöte unseres lieben deutschen Vater- lands in dem verhängnisvollen Jahre 1848, so kann die Kühnheit und Größe des Gedankens einer Reichsbibliothek und die patrio tische Tat Heinrich Wilhelm Hahns an idealer Kraft und Be deutung nur noch wesentlich gewinnen. Und der in so trüber Zeit um so Heller aufleuchtende, von energisch eingreifender Tatkraft beflügelte Funke zündete denn auch damals schon im deutschen Buchhandel mit gleich hinreißender Wirkung wie heute. Jene Parlamentsprotokolle bezeugen weiter noch, daß sich nicht nur zwei so angesehene Verleger wie Veit-Berlin und Schwetschke- Halle dem Vorgehen Heinrich Wilhelm Hahns mit gleicher Opser- bereitschaft für die Gründung der Reichsbibliothek anschlossen, sondern auch, daß bald noch mehr Buchhändler diesen guten Bei spielen folgten. Über die 73. Sitzung der Reichsversammlung vom 7. September 1848 wird berichtet: »Die I. G. Cotta'sche Buchhandlung zu Stuttgart und Tübingen teilt der Nationalversammlung ein Exemplar ihres Ver- lagskataloges mit dem Antrag mit: ihr dasselbe mit Bezeichnung derjenigen Werke wieder zurückgehen zu lassen, welche für eine von der Versammlung zu bildende Bücher sammlung nicht geeignet erscheinen, und anzugeben, auf welchem Wege die Zusendung eines Exemplars der übrigen Werke erfolgen solle«. 1033
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