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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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12674 Börsenblatt s. d. Ltschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 244. 18. Oktober 1912. XV. 35, 1<urkür8t6N8tra886 148. 1-6X.-8". 56 8. u. 82 laleln ^rabmiZen ete. eie. 30,8X23,5 om. 56 8. m. 4 lakeln. 1214 126 8. 2761 Xrn. — Ver8tei§erunA: I^ontaZ, cken 28. Oktober 1912 unck kolZencle la^e. inL!tre8 mo6erii68. 1.6X.-8". 124 8. u. XXIV lakeln mit ^Xb- Lerlin XV. 8, Xronen8tra886 Xr. 58. 6r.-6°. 82 8. m. ^Xb- Personalnachrichten. Gestorben: wie aus Paris gemeldet wird, am 15. Oktober Alphonse Lemerre, der Verleger der bekanntesten französischen Dichter des vorigen Jahrhunderts, im Alter von 74 Jahren. Der »Franks. Ztg.« wird ans Paris über den Verstorbenen geschrieben: Als Herausgeber der Werke junger unbekannter Dichter hat es Lemerre verstanden, ein Vermögen zu erwerben. Außer seiner stattlichen Pariser Behausung hinterläßt er ein Landhaus in dem Örtchen Ville d'Avray, dessen Maire er war, und seine anfangs so kleine Buchhandlung im Passage Choiseul hat sich nach und nach so ausgedehnt, daß die Geschäftsräume jetzt in fünf nebeneinander- liegenden Häusern untergcbracht sind. Lemerre war ein Sohn der Normandie. Er war in Canisy geboren, erhielt seine Erziehung in Saint-Lo und arbeitete sich in Paris von unten herauf. Wie bei so vielen Normannen paarte sich in ihm kühne Unternehmungslust mit kluger Vorsicht, aber auch mit einiger Habsucht und Streitsucht. Keckheit zeigte er schon durch die Wahl seiner Verlagsvignette: Auf allen seinen Bänden sieht man unter der Überschrift: »k'ao et 8p6ra« einen wackeren Landmann, der die Schaufel in die Erde stößt. Der junge Bauer ist vollkommen nackt. Und diesen nackten Mann mußten sich alle seine Verlagsautoren, selbst Dichterinnen von solidesten Grundsätzen auf ihren Werken gefallen lassen. Als es sich freilich darum handelte, aus deu zahlreichen Dichtungen, die bei Lemerre erschienen waren, Anthologien für die Schuljugend herzustellen, ließ sich Lemerre herbei, seinem Landmann ein Hemd anzuziehen, das bis auf die Knie reichte. Jedenfalls wird der Name dieses ebenso kühnen wie vorsichtigen Geschäftsmannes immer mit der Geschichte der parnassischen Dichtung verbunden bleiben, nnd zwar mit Recht, denn es war durchaus kein Zufall, daß sich die jungen Dichter, die sich im Jahre 1866 für den ersten Sammel band des K?arQU886 Oonteinporaiii« zusammcngefunden hatten, an Lemerre wandten. Er war schon vorher der Freund und der Herausgeber der meisten von ihnen gewesen, und wenn sich die Gruppe nicht bei Banville oder bei Leconte de Lisle zusammenfand, so geschah dies in der kleinen Hinterstube der Buchhandlung Lemerre. Der Verleger konnte freilich sein Geschäft lange Zeit nur dadurch halten, daß er nicht bloß auf das zahlende Publikum, son dern auch auf die zahlungsfähigen Autoren rechnete, deren Eitel keit zum Vorteil der unbemittelten Kameraden bluten mußte. Es gilt sogar für ausgemacht, daß Lemerre nur mit einem einzigen der zahlreichen Verseschmiede des »I>arrw886« wirklich gute Geschäfte gemacht hat, uämlich mit Frauyois Coppee, dessen Gedichte freilich erst populär wurden, als er von der strengen Marmorkälte der wahren Parnassiens abgekommen war. In anderen Fällen zog Lemerre davon Nutzen, daß sich seine Dichter in vielgelesene Prosa schriftsteller verwandelten, aber sobald hier das Geschäft blühte, stellten sich Reibereien ein, und so kam es, daß Anatole France, der, selbst ein Buchhändlerssohn, in der Firma Lemerre mehrere Jahre Angestellter war, schon früh von Lemerre abfiel und zu Calman- Levy überging. Viel länger vertrug sich Paul Bourget mit Lemerre. Erst als sich der Verleger weigerte, Bourget in seine Nechnungs- bücher blicken zu lassen, kam es zum Prozeß und zur Auswanderung Bourgets ins Haus Plon. Bis aus Ende ungetrübt blieb nur das Verhältnis Lemerres zu dem vielgelesenen Marcel Prevost. Nicht dem jetzt Verstorbenen, sondern seinem Sohne, der seit mehreren Jahren das Geschäft leitet, ist der lächerliche Prozeß mit Anatole France zuzuschreiben, der daraus entstaub, daß der Verleger eigen sinnig darauf beharrte, eine vor dreißig Jahren im Aufträge des Vaters Lemerre von seinem Angestellten France zusammengestop pelte Geschichte Frankreichs sehr x>08t Le8inin hcrausgcben zu wollen. Ein billiger Vergleich machte glücklicherweise dem ärgerlichen Handel ein Ende. Sprechsaal. »Zur tätigsten Verwendung.« Wie alljährlich vor Beginn des neuen Jahrgangs haben wir dem Sortiment unberechnete Probehefte zur tätigen Verwendung angeboten. Diese Verwendung ist lohnend; wir dürfen ruhig be haupten, daß es sich bezahlt macht, wenn man Hefte der »Wiener Mode« zur Ansicht vorlegt und versendet. Ein allererstes Sorti ment verlangte und erhielt im September einige Hundert Probe hefte. Gelegentlich eines Besuchs Mitte Oktober mußte der Leiter unserer Zeitungsabteilung erfahren, daß sämtliche Hefte noch unver arbeitet dort liegen. sMan habe bisher keine Zeit gehabt, wolle aber jetzt etwas unternehmen. Jeder Fachmann weiß, daß eine Propaganda für Modeblätter jetzt, wo die Abonnementszeit vorüber ist, so gut wie wertlos ist.) Diese Probehefte repräsentieren für uns an Herstellungskosten, bloß für Druck und Papier, wenigstens 140—150 Kronen. Wir erleiden also nicht bloß einen materiellen Nachteil von beträchtlicher Höhe, sondern den weit größeren der unterbliebenen Agitation für den neuen Jahrgang. Zwischen Verlag und Sortiment besteht ein Verhältnis, dessen Grundlage gegenseitiges Vertrauen ist. Ter Sortimenter muß sich auf den Verleger verlassen können, aber ebenso der Verleger auf den Sortimenter. Der eine kann nicht ohne den anderen bestehen. Wohin soll es führen, wenn der Verleger durch die Nachlässigkeit des Sortimenters um die wichtigste, ja oft einzige Möglichkeit, seinen Absatz auszudehnen, gebracht wird? Vorgänge dieser Art — der Fall ist zwar besonders kraß, aber leider keineswegs vereinzelt — erschüttern das Vertrauen; sie führen allmählich dahin, daß da und dort Verleger trachten, sich von der Mitwirkung des Sortiments unabhängig zu machen. Kann man es ihnen übelnehmen, wenn das Sortiment seine Aufgabe, die Vermittlung zwischen den Produzenten und den Konsumenten zu be sorgen, nicht erfüllt, ja wenn es dem Verleger sogar direkten Geld verlust verursacht? Ist es da nicht, wenn schon nicht erwünscht, so doch begreiflich, daß mancher Verleger nur die Opfer sieht, die ihn das Sortiment kostet, und es vorzieht, nach neuzeitlichen Grundsätzen die Wege zu gehen, die ihn, wie er annimmt, sicherer zum Ziele führen? Wir haben diese Absicht nicht, weil wir trotz dieser und ähnlicher peinlicher Erfahrungen die Mitwirkung des Sortiments in 25jährigem Verkehr schätzen gelernt haben, aber gerade deshalb bringen wir den Vorfall zur Kenntnis der Kollegen vom Sortiment. Mancher Anlaß zur Klage, manche Beschwerde über schlechten Ge schäftsgang würde gegenstandslos werden, wenn sich das Sortiment ein wenig mehr vom modernen Geschäftsgeist durchdringen ließe, und wenn es — auch das sei offen ausgesprochen — vom Verlag nicht nur immer Leistungeu forderte, sondern ihm auch mit den Gegenleistungen eifriger an die Hand gehen wollte. Wien, 16. Oktober 1912. Gesellschaft für graphische Industrie.
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