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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-07-27
- Erscheinungsdatum
- 27.07.1910
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- Deutsch
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8634 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 171. 27. Juli 1910. »Haben Sie doch die Güte, zwei Exemplare »Praetendent« durch Brockhaus an Avenarius nach Paris zu richten für Heine u. Richard Wagner, und eins durch die Herbig'sche Buchhand lung an vr. Kuranda nach Brüssel, Redakteur der »Grenz boten«, die alle darauf warten, um von Frankreich aus über das Buch zu sprechen, was bei diesem Stoffe von guter Wirkung sein wird. Dergleichen Freiexemplare tragen Zinsen. »Wie viel muß man wohl bei Ihnen zahlen für den Bogen engen Drucks eines Schauspiels — SO Zeilen auf die Seite, SS Buchstaben auf die Zeile, die Namen der Sprechenden mit in die Zeile gerückt? Es ist dabei nichts zu verdienen, u. ein Geschäft wie das Ihrige kann dergleichen wol nur thun, wenn eben nicht volle Beschäftigung vorhanden ist. »Eine Auflage von 100 — es soll gedrucktes Manuskript sein — leidliches Papier bäte ich in die Berechnung mit aufzunehmen, u. mir gelegentlich in zwei Zeilen Bescheid zu sagen. »Ergebenst vr. H. Laube.« Das Stück, das Laube zu dieser Zeit als Manuskript drucken lassen wollte, wie er dies mit allen seinen Dramen tat, ist »Rokoko«; auch die »Bernsteinhexe« und »Struensee« ist in der Teubnerschen Offizin zuerst gedruckt worden. Auch Laubes nächstes Prosawerk erschien im Teubnerschen Verlag, der dreibändige Roman »Gräfin Chateaubriant« (1843), der einen hübschen buchhändlerischen Erfolg hatte und 1846 in zweiter Auflage herauskam, geschmückt mit einem Porträt Laubes; er erösfnete ein von A. Diezmann herausgegebenes Sammel werk »Die belletristische Welt«, die Teubner verlegte. Auch dieses Manuskript bot Laube zuerst Brockhaus an; er übersandte es ihm am 20. September 1842, doch konnte Friedrich Brock haus, durch eine Reise seines Bruders Heinrich mit Geschäften überladen, nicht sogleich zur Lektüre kommen und sandte am am 28. September das Manuskript des ersten Teils zurück mit der Bitte, ihm später die drei fertigen Teile im ganzen zu schicken. Auch mit seinem ersten Verleger Joseph Max in Breslau verhandelte Laube darüber, und ich kann einen ebenfalls in meinem Besitz befindlichen Brief Laubes an Max vom 27. Ok tober 1842 mitteilen, aus dem der Gang der Verhandlung er sichtlich ist: »Ich habe vorausgesetzt, verehrter Freund, daß Sie mein Schweigen für Antwort genommen haben, u. der massenhaft begonnene Druck der Chateaubriand, welcher mich zu täglichen Revisionen u. zu unverweilter Abfassung des Endes nöthigte, hat mich abgehalten, Ihnen früher zu schreiben. Ich sagte nämlich Brockhaus von unsrer Unterhandlung u. woran sie zu scheitern drohe, u. während der seinen in Paris verkehrenden Bruder Heinrich fragen wollte, ob er geneigt zu dem Geschäfte sei, kommt zufällig Herr Teubner, der den »Prätendent« von mir gedruckt, zu mir, fragend, ob ich was Neues hätte. Er acceptirte die Forderungen, Tags daraus begann hier und in Dresden der Druck, u. in 14 Tagen kann das Buch in der Welt sein. Ich begreife übrigens ganz wohl, daß man in Besitz einer großen Druckerei ein leichteres Geschäft hat, als wenn man in fremder Officin drucken lassen muß, u. ich kann Ihrem Calcül im Wesentlichen nicht Unrecht geben. Wären wir nur nicht so überschüttet mit Fabrikarbeit, die doch Platz u. Geld wegnimmt, u. hätten wir nur erst mehr selbständige Käufer! Im Betreff des ersten Punktes will ich schonungslos urtheilen in der eleganten Zeitung, die ich von Neujahr an übernehme, u. die sich in eine Modezeitung unerhörter Eleganz mit sehr ernst haftem Text umpuppt. Dergleichen Mittel sind unerläßlich, da die Politik alle Belletristik erwürgt, wenn diese nicht Neben- Lockmittel hat, u. es scheint mir durchaus nicht nöthig, daß vor Modebildern oberflächlicher ausländischer Text stehen müsse. Wissen Sie mir vielleicht ein anziehendes Erzählungstalent zu zuweisen? Es wird Ihnen ja Viel angeboten, u. für kürzere gute Erzählungen gebricht es uns besorglich an Talenten. Wollen Sie einmal im Voraus auf einen Ihrer Verlagsartikel durch Abdruck einer Episode aufmerksam gemacht wissen, so finden Sie mich stets bereit, ich weiß ja, daß Sie nichts Mittelmäßiges verlegen. »Lassen Sie sich bestens empfohlen sein Ihren ergebensten Laube.« Nach einer Mitteilung des Teubnerschen Verlags schrieb Laube am S. September (muß zweifellos heißen Oktober; Laube schrieb diesen Monat: »9br.«> 1842 aus Mittweida einen im Original nicht mehr vorliegenden Brief des Inhalts: er habe zwar bereits über seinen soeben vollendeten neuen Roman, die »Gräfin Chateau briant«, mit einem andern Verleger verhandelt, der auch mit seinen Bedingungen einverstanden sei, er sei aber noch nicht end gültig an ihn gebunden. Da er nun für diesen Roman eine be sonders elegante und saubere Ausstattung wünsche, und da er wisse, daß dies bei Teubner an der Tagesordnung sei, so wünschte er sehr, den Roman gerade im Teubnerschen Verlag veröffentlicht zu sehen. Laube war übrigens ein ziemlich teurer Autor; er forderte und erhielt für den keineswegs umfangreichen Roman bei einer Auslage von nur 7S0 Exemplaren 100 Louisdors, das sind etwa 1SOO Honorar, was für damalige Zeit sehr viel war. Nach einer Tradition des Teubnerschen Verlags soll Laube auch die Bearbeitung einer noch heute beliebten Jugendschrist »Sigis mund Rüstig« ausgesührt haben, und ein anderer Brief an Teubner bestätigt in der Tat, daß er von dem damaligen Inhaber dieses Verlags in solchen Dingen um Rat gefragt wurde. Außer den vorher genannten Firmen sind aus den vierziger Jahren nur noch zwei Verleger Laubes zu nennen. Zunächst G. A. Reyher in Mitau, der Laubes Novelle »Die Bandomire« nicht nur verlegte, sondern überhaupt die Anregung zu ihr gab, indem er dem Autor das ganze historische Material zu dieser in Kurland um 1700 spielenden Erzählung fix und fertig vor gearbeitet ins Haus sandte. Diese Entstehungsgeschichte der Novelle hat sogar später zu dem Zweifel geführt, ob Laube über- Haupt der Autor sei, doch hat sich dieser in einem Briefe vom 24. Juni 1877 einwandfrei darüber geäußert. Laube hat aus dem ihm dargebotenen Stoff seine beste Erzählung gemacht, von einer Anschaulichkeit und packenden Kraft, wie er sie nur zwanzig Jahre später in den besten Kapiteln seines »Deutschen Krieges« wieder gezeigt hat. Die künstlerische Reife und Abrundung dieser Novelle machen es um so überraschender, wenn Laube am 18. Januar 1842 an den Fürsten Pückler schrieb, daß er diese Arbeit ohne sonderliches Interesse, nur des Geldverdienstes wegen vollendet habe und selbst darüber erstaunt war, daß sie von allen Seiten so günstig ausgenommen wurde. Von dieser Novelle »Die Bandomire« erschien 18S2 in Wien ein wohl kaum berechtigter Nachdruck bei Jaspers Wwe. L Hügel. Laubes bedeutendstes Werk aus den vierziger Jahren. »Das erste deutsche Parlament«, seine meisterhafte Schilderung der Frankfurter Nationalversammlung, deren Mitglied er selbst war, erschien 1849 in der Weidmannschen Buchhandlung (damals in Leipzig); auch über die Entstehung dieses Werkes ist an Verlagsbriefen leider nichts erhalten. Mit Laubes Übersiedelung nach Wien als Direktor des dortigen Burgtheaters wurde seine eigene Produktion auf ein Minimum beschränkt, und seine Beziehungen zum Buchhandel konzentrierten sich fast ausschließlich auf den Verleger seiner Dramen, I. I. Weber. Die Sammlung der »dramatischen Werke« von Laube wurde bis 1875 auf dreizehn Bände gebracht, von denen mehrere wie die »Karlsschüler« und »Graf Essex« zahlreiche Auslagen erlebten. 1880 brachte derselbe Verlag auch eine Volksausgabe davon in zwölf Bänden, in der aber die um fangreichen Einleitungen, die Laube fast zu jedem seiner Stücke zu schreiben pflegte, nicht mit enthalten sind. Weber war auch der Verleger von Laubes epochemachenden dramaturgischen Schriften, dem »Burgtheater« (1868), dem »Norddeutschen Theater« (1872) und dem »Wiener Stadttheater« (187S). Erst in den sechziger Jahren gewann Laube die Muße, sich wieder der Romanschriftstellerei zuzuwenden, und 1863 begann im Verlage von H. Haessel in Leipzig sein historischer Roman »Der deutsche Krieg« zu erscheinen, der bis 1866 in neun Bänden abgeschlossen wurde, ein trefflicher, von Band zu Band fort- reißender Volksroman im besten Sinne des Wortes, der lange nicht die Popularität gefunden hat, die er besonders im Zeitalter des »Kampfes gegen die Schundliteratur« verdiente. Mit dem Inhaber des Haesselschen Verlags war Laube auch persönlich befreundet; leider ist der zwischen beiden gewechselte umfang reiche Briefwechsel ebenfalls verschollen. Bei Haessel erschien auch noch Laubes liebenswürdige Erzählung »Der Schatten Wil helm« (1883) und ein nachgelassener Roman »Rüben« (1885).
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